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Die junge Protagonistin Hell wird während ihres Urlaubs nahe Stockholm plötzlich von unerklärlichen Fieberschüben heimgesucht. Eine mysteriöse Frau eröffnet ihr, dass die Fieberschübe Teil einer uralten Kraft aus dem Innersten Hells sind. Hell begibt sich auf einen beschwerlichen Pfad, mehr über diese Kraft und auch sich selbst zu erfahren.

Nach ihrem Schulabschluss machen sich Hell und ihre Freund*innen gemeinsam auf zu einem Wandertripp nach Stockholm. Doch statt Erholung findet sich Hell inmitten uralter Sagen wieder. Bei Besuch eines alten Wikinger-Grabs wird Hell plötzlich von unerklärlichen Fieberschüben geplagt. Ein Besuch im Krankenhaus bringt keine Erkenntnisse über die Ursache, nur die mysteriöse Astryd will wissen, woher die Anfälle kommen. Hell glaubt der Geschichte der mysteriösen Frau und wird immer tiefer in deren geheimnisvolle Welt voller Sagen aus der Zeit der Wikinger*innen, Mythen und uralte Mächte gesogen.

Triggerwarnungen

  • Körperliche und psychische Gewalt gegen Personen
  • Sexueller Missbrauch und Vergewaltigung
  • Dissoziative Amnesie und selbstverletzendes Verhalten

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Story

Die Leser*innen begleiten die junge Hell auf ihrer Reise nach Schweden. Diese ist zwar gemeinsam mit Freund*innen unterwegs, doch drehen sich die beschriebenen Ereignisse, derer sich Hell bereits auf dem Weg nach Schweden zurückerinnert, einzig um Hell selbst. Denn sie beginnt die Reise bereits mit einem Paket voller Sorgen. Kurz vor der Abreise hatte Hell einen größeren Streit mit ihrer Familie. Die Hintergründe des Streits werden im Verlaufe der Geschichte nach und nach verraten.

In Schweden angekommen, beginnt die Gruppe ihre ersten Ausflüge in der Nähe Stockholms. Die Autorin beschreibt das Land und die Landschaft derart interessant, dass Leser*innen direkt Lust bekommen, selbst einen Abstecher nach Skandinavien zu machen, und sei es nur in einem spannenden Rollenspiel. Während einer Wanderung überfällt Hell plötzlich ein unerklärlicher Wutanfall mit starkem Fieber. Sie kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Freund*innen organisieren ihren Transport in ein Krankenhaus. Doch ihr Fieberanfall bleibt unerklärlich, körperliche Ursachen können nicht gefunden werden. Als Hell bei Besuch eines alten Hügelgrabs erneut Fieber überfällt, weiß sie sich kaum zu helfen. Da tritt Astryd, eine mysteriöse Frau, an Hell heran und erzählt ihr eine unglaubliche Geschichte über das Schicksal der Welt und Hells eigenes Schicksal, die eng verknüpft sein sollen. Hell flüchtet vor der Frau, als auch den unerklärlichen Eindrücken, kann sich dem ihr offenbarten Weg jedoch nicht entziehen.

Was folgt, ist die Reise der jungen Frau in die Tiefen der schwedischen Wälder. Sie wird in einer Gemeinschaft geheimnisvoller Frauen* immer tiefer eingesogen in überlieferte Geschichten aus der Zeit der Wikinger*innen und ihre eigenen Gefühle und erwachten Mächte. Anders als in Judith und Christian Vogts Roman Schildmaid über starke nordische Held*innen spielt diese Geschichte jedoch trotz all ihrer Andeutungen und Sagen in der Gegenwart. Auch eine kleine queere Liebesgeschichte findet ihren Platz, ohne dabei zu viel Raum einzunehmen.

Die Spannung der Geschichte baut sich durch die stückchenweise Erzählung Hells Vergangenheit als auch ihre in der Gegenwart erzählte Reise auf. Die Leser*innen begleiten Hell, ohne mehr oder weniger als diese zu wissen, und erfahren hautnah, wie Hell unerklärliche Mächte kennen lernt. Auch überlieferte Geschichten aus der Zeit der Wikinger*innen spielen in den Ereignissen eine große Rolle. Die beschriebene Gemeinschaft an Frauen* lebt in einem Dorf, dessen Lebensweise stark dem einfachen Leben einer vergangenen Zivilisation ähnelt. Sie tragen handgefertigte Kleidung, Leben von der Natur und halten Rituale ab, die stark an Sommersonnenwenden erinnern. Auch das selbstgekochte Essen erinnert an jenes aus der Zeit der Wikinger*innen. Die Autorin Lina Frisch glänzt insbesondere im Bereich der Charakterisierungen. Jede einzelne der handelnden Personen wirkt lebensecht. Die Dialoge sind kurzweilig und interessant.

Die Auflösung dessen, was Hell erlebt und erfährt, bringt einen echten „Wow-Effekt“ für Lesende. Gleichzeitig hält das Buch noch einige offene Enden für eine etwaige Fortsetzung bereit.

Schreibstil

Der Schreibstil der Autorin wartet mit einer ungewohnten Frische auf. So zieht der Text Lesende trotz anfangs noch recht normaler Situationen wie beispielsweise der Anreise der Protagonistin auf ihrem Weg nach Schweden sofort in seinen Bann. Der Schreibstil wirkt dabei weder auffallend modern noch erzählend, sondern tritt vollständig in den Hintergrund und ist während des Leseerlebnisses kaum wahrnehmbar. Der sprichwörtliche „Film vor Augen“ beschreibt genau, was die Autorin mittels ihrer Worte vermittelt, lässt dabei jedoch genügend Freiraum für die eigene Fantasie der Lesenden.

Die vermittelte Spannung findet ihren Höhepunkt gegen Ende der Geschichte.

Auch die Charakterisierungen der Protagonist*innen können sich sehen lassen. Die Geschichte lebt von den unterschiedlichen Charakteren und ihrer Entwicklung im Verlaufe der Handlungen. Die Autorin weiß hier mit tiefgründigen Menschen aufzuwarten, die nachvollziehbare Motivationen mitbringen. Auch Diversität findet sich unter den beschriebenen Menschen wieder, ohne dabei zu plakativ zu wirken.

Die Autorin

Lina Frisch ist eine deutsche Schriftstellerin. Bereits 2020 veröffentlichte sie erfolgreich die beiden Bücher Rising Skye und Falling Skye im Coppenrath Verlag.

Sie studiert Psychologie an der Universität Osnabrück und engagiert sich als Feministin. Themen des Feminismus und LGBT*IQ finden sich in ihren Onlinepräsenzen sowie in ihren Büchern wieder. Aktuelle Informationen über ihre Bücher und Termine findet man auf ihrer Autorinnen-Homepage unter Lina-Frisch.de sowie ihrem Instagramprofil @linafrisch_autorin.

Erscheinungsbild

Das Cover des Romans wirkt auf den ersten Blick relativ unauffällig. In Block- und Großbuchstaben hebt sich der Titel vor dem Hintergrund eines Waldes mit leichtem Funkenflug durch ein Feuer außerhalb des Sichtbereiches ab. Über dem Namen der Autorin befindet sich ein sogenanntes „Trollkreuz“. Dieses Symbol stammt aus dem skandinavischen Volksglauben und entspricht einem Anhänger, der eine wichtige Rolle im Buch spielt. Insgesamt sprechen die Aufmachung ebenso wie der englische Titel eher Young-Adult-Lesende an. Dass es sich um einen Urban-Fantasy-Roman handelt, ist am Cover selbst nicht erkennbar.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Knaur TB
  • Autorin: Lina Frisch
  • Erscheinungsdatum: 1. März 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 464 Seiten
  • ISBN: 978-3426528907
  • Preis: 15,99 EUR (Print) + 12,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle Fachhandel,  Amazon, idealo

 

Fazit

Die Autorin Lina Frisch erzählt die Geschichte der jungen Hell, die auf einem zur Erholung gedachten Ausflug mit ihren Freund*innen in Schweden mit allerlei Problemen zu kämpfen hat. Sie hat nicht nur eigene familiäre Probleme zu verarbeiten, sondern wird mit plötzlichen Fieberschüben magischen Ursprungs gequält. Auf dem Weg nach dem Grund dieser Fieberschübe lernt Hell nicht nur deren Auslöser, sondern auch sich selbst kennen. Die Geschichte ist dabei derart interessant geschrieben, dass sich die Spannung von der ersten Seite an bis zum Höhepunkt hält. Die Charakterisierungen Hells und ihrer Begleiter*innen sind lebensnah ausgearbeitet. Eine kleine queere Liebesgeschichte am Rande fügt sich gut in die Handlung ein. Wer sich von dem unscheinbaren Cover nicht abschrecken lässt, findet in diesem Roman eine spannende Urban-Fantasy-Geschichte mit feministischen und queeren Anteilen.

  • Spannung
  • Gute Charakterisierungen
 

  • Unauffälliges Cover

 

 

Artikelbilder: © Knaur, depositphotos | © pxhidalgo, depositphotos | © Bourbon-88
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Nina Horbelt
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