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LARP ist unser liebstes Hobby. Viele LARPer definieren sich darüber. Doch wie kann es dazu kommen, dass das schönste Hobby der Welt plötzlich keinen Spaß mehr macht? Schlimmer, zu einer Belastung wird? Sozialstress, der Weg zum LARP-Out.

Der Begriff LARP-Out ist eine Anlehnung an das mittlerweile als eigenständig akzeptierte Krankheitsbild Burn-Out. In diesem Artikel möchte ich Tipps und Techniken zum Erkennen und Vermeiden von Burn-Out auf das LARP-Out, wenn das eigene Hobby zur Belastung wird, übertragen.

WAS ist LARP-Out?

LARP-Out habe ich das Phänomen benannt, das ich an mir selbst beobachtete. Ich wachte eines Tages während einer Veranstaltung in meinem Zelt auf und war raus. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Diese Erkenntnis war erschreckend, da ich mich doch selber als LARPer definiere. Es fühlte sich an, als ob mein Erwachsenen-Ich auf mich herabblickte und zu mir sagte: „Was machst du hier? Bist du nicht ein wenig zu alt für Räuber und Gendarm? Solltest du nicht besser echte Menschen kennenlernen als Charaktere?“ Während ich haderte, hörte ich von draußen, wie ein Ritual abgehalten wurde, und es war mir peinlich. Das mache ich? Das mache ich wirklich? Immersion war nicht mehr vorhanden. Ich war raus. LARP-Out.

Wie kommt es zu einem LARP-Out?

Beruflich beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Burn-Out. Mit ein wenig Abstand habe ich Parallelen zwischen meinem LARP-Out und Burn-Out finden können. In diesem Abschnitt beschreibe ich mögliche Stufen zum LARP-Out in Anlehnung an das Zwölf-Phasen-Modell nach Freudenberger und North.

Drang nach Anerkennung und übertriebener Ehrgeiz

LARP erfüllt uns mit einer großen Begeisterung, jedoch besteht die Gefahr der Überforderung. Durchbastelte Nächte vor einer Veranstaltung – noch eben das Kleid zu Ende nähen, noch eben die Schriftrolle schreiben usw. –, viele von uns werden das kennen. Wenn wir dann das Produkt unserer Schlaflosigkeit präsentieren, dann wollen wir auch gelobt werden, verdammt!

Übertriebene Leistungsbereitschaft

Vor der Veranstaltung:

Um den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht. Vielleicht möchte man nicht nur den eigenen Ansprüchen, sondern auch den Ansprüchen der Community Genüge tun. Gewandungen werden zu einem Status-Wettrüsten. Wer nicht mithalten kann, wird trotzdem ernst genommen? Im Larper-Ning werden schlechte Gewandungen vernichtend kritisiert. Möchte ich, dass das meiner Gewandung geschieht? Möchte ich nicht! Also wird mehr Geld investiert oder eine weitere Nachtschicht.

Während der Veranstaltung:

Auch kann es geschehen, dass der Charakter irgendwann zu einem „Häuptling“, einem Anführer wird. Trage ich dann nicht auch Verantwortung für meine Untergebenen? Muss ich nicht dafür sorgen, dass diese auch Spaß haben? Immerhin erlauben sie mir, ihr Häuptling zu sein. Um ehrlich zu sein brauchen die Mitspieler meine Hilfe: Zwanzig Plotstränge? Jemand muss doch die Übersicht behalten! Die Spieler verlassen sich darauf, dass ich das hinbekomme! Wenn nicht ich, wer dann?

Nach der Veranstaltung:

Nach dem LARP ist vor dem LARP. Selbstverständlich muss ich erst einmal den Daheimgebliebenen von der Veranstaltung erzählen und allen für ihr tolles Spiel danken. Ich möchte ja nicht undankbar sein. Auch hilft es mir, über den „Bleed“ nach einer Veranstaltung hinwegzukommen. Natürlich müssen die Leute auch wissen, welche großartigen Szenen ich spielen durfte, und ich muss natürlich die zarten Bande neuer Kontakte pflegen. Drei Anfragen, ob ich nicht auf jenes oder dieses Event kommen möchte – ich habe doch bestimmt irgendwo noch ein freies Wochenende, oder? Dann gilt es, die Fotos zu sondieren. Ich habe es mal wieder nicht auf ein Foto geschafft? Das muss an meiner Gewandung liegen. Nachtschicht!

Ausblenden der eigenen Bedürfnisse

LARP ist der Urlaub vom eigenen Ich. Mein Ich braucht Schlaf und regelmäßige Nahrung, mein Charakter nicht. Vier Stunden Schlaf müssen da einfach reichen. Ich bin hier ja nicht im Urlaub! Es gilt, das Böse zu bekämpfen. Nikotin beruhigt die Nerven, Koffein bringt mich über den Tag.

Verzerrte Wahrnehmung der Realität

Das, was mir einmal wichtig war, hat keinen so hohen Stellenwert mehr für mich. Freundschaften und Veranstaltungen, die vorher eher Entlastung waren, werden nun mehr als Belastung empfunden. Wenn das Hobby zu viel Platz im Leben einnimmt, dann sind Probleme in der Beziehung und auf der Arbeit vorprogrammiert.

Ausblenden von ersten Beschwerden

Soziale und Berufliche Probleme häufen sich im Leben. Auch körperliche (Rücken und Gelenkschmerz) sowie psychische Beschwerden (Müdigkeit und Ängste) setzen ein. Jedoch werden diese Probleme ignoriert und ihnen kaum Beachtung geschenkt.

Rückzugsphase

Computerspiele/MMORPGs dienen häufig zur Ablenkung. Nicht-LARPer werden als Bedrohung angesehen und als überfordernd empfunden. Über was soll ich mit denen denn reden?

Beratungsresistenz baut sich auf

Kritik wird als Angriff auf die eigene Persönlichkeit empfunden. Es fällt sehr schwer, mit Kritik sachlich umzugehen. Es ist ein Leben von Wochenende zu Wochenende, von Veranstaltung zu Veranstaltung.

Entfremdung

Ich lebe, um zu LARPen. Der Terminkalender wird fremdbestimmt, da ich mittlerweile in fünf Kampagnen bin. Natürlich habe ich überall Schlüsselpositionen. Ich muss da hin, meine Gruppe verlässt sich auf mich! Ich habe doch keine andere Wahl!

Innere Leere

Jeder Tag ist ein Kampf, der mich immer mehr zermürbt. Zum beruflichem Stress kommt auch noch der soziale Stress. Schlaflosigkeit und Übermüdung, auch unter der Woche, sind die Folgen. Mitunter versuche ich meine Probleme mit Kauftouren und Fressorgien zu bewältigen.

Depressionen/LARP-Out

Dauerhafte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit stellen sich ein. Die andauernde geistige und körperliche Müdigkeit lähmt und beeinflusst das gesamte Leben: Das Immunsystem ist geschwächt, die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Leiden steigt erheblich. Ich falle beruflich regelmäßig aus, da ich krank bin.

Wie erreiche ich mein LARP-Out am effektivsten?

LARP-Karriere first!

Investiere alles, für mehr Erfahrungspunkte! In deiner Zeit- und Lebensplanung sollte das Hobby oberste Priorität genießen. Verausgabe dich so stark, dass nach dem Abenteuer keine Energie mehr für Familie oder die Arbeit bleibt. (Andere Hobbys habe ich hier ausgespart, die gibt es eh nicht, außer es ist Brettchen weben für die nächste Gewandung.)

Exzessive Selbstkritik bringt dich zu Perfektion!

Pflege dein Gefühl der Unfähigkeit. Am besten täglich, nein stündlich! Die freundlichen Trolle in den Social-Media-Kanälen helfen dir dabei. Fehler sind unverzeihlich. Jeder, der dir zu mehr Ruhe rät, möchte dich nur überflügeln.

Sei immer in allem der Beste!

Wenn du weniger als 120% gibst, dann hast du nicht genug für dein Hobby getan. Deine Ziele müssen so utopisch gesetzt sein, dass du sie realistisch nie erreichen wirst.

Sag immer zu allen „Ja“!

Du wirst gebraucht! Lass niemanden hängen! Selbst dann nicht, wenn du andere Dinge dafür liegen lassen musst, wie z. B. dein Mittagessen. Denk daran: Auch mit einem noch so freundlichen „Nein“ riskierst du Freundschaften und, noch viel schlimmer, Charaktertode!

Sport und gesunde Ernährung braucht ein echter LARPer nicht!

Seien wir mal ehrlich: Zeltplanen schleppen, Palisaden bauen und dann fünf Tage in einer Rüstung herumrennen ist doch Sport genug! Wenn ich mich auf einem Con mit Dosenravioli über Wasser halten kann, dann sollte das auch für die restlichen Tage funktionieren. (Wie bekomme ich ambientig eine Pizza geliefert? Die gab es doch auch schon im Mittelalter, oder?)

Wie kann ich einem LARP-Out vorbeugen?

  1. Nimm dir Zeit für deine Grundbedürfnisse: ausreichend Schlaf, gesundes Essen und eine regelmäßige Dusche.
  2. Trolle trollen – mach dein Ding. Lerne deine Grenze kennen, und diese Grenze ist dann auch O.K. Du musst dich nicht für deine Grenzen rechtfertigen.
  3. Auch auf Con regelmäßig kleine Pausen einlegen. Wenn du Rückzug brauchst, nimm ihn dir. Du musst nicht immer die Welt retten, es macht auch Spaß, dabei zu helfen. LARPe in deinem Tempo.
  4. Du LARPst doch für dich und nicht für andere, oder? Dann lob dich mal selbst.

 

Bring dir selbst und deinen Leistungen Wertschätzung entgegen. Auch wenn deine Gewandung nicht perfekt ist, immerhin hast du sie selber gemacht! Das ist die Einstellung, die es wertzuschätzen gilt. Tolle Sachen kaufen ist da einfach.
  1. Beruf, LARP und Sozialleben ausbalancieren, andere Hobbys pflegen, soziale Kontakte zu Menschen aufbauen, die nicht LARPen.
  2. Angemessenes körperliches Training, Bewegung und Sport. Vielleicht in einem Verein?
  3. Ohne Schuldgefühle „Nein“ sagen lernen. Du wirst merken, dass es mit jedem Mal leichter wird und die meisten Menschen nicht wirklich um ein „Nein“ böse sind.

 

Biologische Faktoren von Stress

Ein LARP bedeutet Stress. Stress bedeutet Adrenalin. Stress, der zwar Spaß macht, aber nichtsdestotrotz Stress ist. Historisch gesehen, war Stress immer mit körperlicher Arbeit verbunden. Vereinfacht gesagt entstand er, wenn wir uns zwischen Kämpfen oder Wegrennen entscheiden mussten. Durch Stress fahren die Organe ihre Leistung zurück, die wir für den Kampf nicht brauchen. Daher sind wir auf LARPs selten hungrig.

In der Steinzeit war der Stress eher kurz. Entweder man erlegte Nahrung oder wurde zu Nahrung. Um das System wieder in den Normalzustand zu bringen, kommt das Hormon Cortisol ins Spiel. Es beruhigt das durch Stress gestörte System. Leider kann dieser Prozess Stunden bis Tage dauern, so dass wir auch unter der Woche noch Stresssymptome zeigen können. Das Wochenende, das zur Erholung von der Arbeit dient, wird also nicht genutzt, um den Adrenalinpegel zu senken.

Zurück zum Hobby: LARP–In/Fazit

Ein LARP-Out ist das Produkt von Stress. Sozialer Druck von außen oder Druck, den wir uns selber machen, führt dazu, dass unser Hobby eines Tages keinen Spaß mehr macht.

Hier sollte das Motto gelten: Weniger ist mehr. Wenige ausgesuchte Veranstaltungen besuchen, diese dann umso intensiver genießen.

Lästerer lästern lassen. Sein Ding durchziehen. Sich nicht dem Druck der sozialen Medien hingeben. Lass das LARP wieder zu einem Highlight in deinem Leben werden.

Sieh dein Hobby nicht als Wochenendroutine, als etwas was du tun musst, sondern ganz bewusst tun willst. Gönn dir eine Auszeit. Auch in ein bis zwei Jahren wird es Bösewichter und Dämonen zu bekämpfen geben. Dann hast du auch wieder den Kopf frei, dich diesen Bedrohungen zu stellen. Wechsel deinen gewohnten Spielerkreis. Es gibt so viele verschiedene LARP-Möglichkeiten: Endzeit, Fantasie, Pulp-Horror, Vampire – um nur einige zu nennen. Fang einen neuen Charakter an, der keine Verantwortung hat, und spiele zusammen mit Menschen, die keine Erwartungshaltung an dich und deinen Charakter kennen.

Du könntest auch eine örtliche Orga unterstützen. Erfahrene SL und helfende Hände werden gerne gesehen. Ein Perspektivwechsel wirkt Wunder, und du bist noch immer Teil der Szene.

Artikelbild: ©Wyvern e.K.

36 Kommentare

    • Hallo Alex, du bist seit ich dich kenne, immer eine Power Spieler gewesen. Ich dachte, das du es so haben wolltest. Wenn es dir wenig Spaß macht, dann schraub ein bisschen zurück. Du muss nicht immer voll power ran gehen. Ich hab diesem Jahr nur Com gemacht, es hat mir viel Spaß gemacht. Aber nicht wegen die Schlachtfeld, sondern die kleine spiele zwischen dem Menschen. Nachts wach dienst, oder ein kleines Spiel zwischen den wach dienst, beim einlassen, hat keine 5 min gedauert, aber ein riesige Spaß gemacht. Ich weiß es nicht, manchmal ist weniger mehr. Kopf hoch, ich bin nicht so oft da bei aber, ich bin für dich da , wie alle anderen auch. Zu mindest im Geist. LG

  1. Hatte jetzt auch 3 Jahre Auszeit vom LARP. Seit dem drachenfest bin ich wieder begeistert dabei, allein, Vampire live ist nix mehr für mich. Da decken sich die Erwartungen nicht mehr mit dem was man so findet. Und um ehrlich zu sein hab ich Fantasy mittlerweile lieber …

  2. Wow. Du sprichst mir so aus der Seele. Genre-Wechsel war in meinem Fall sehr hilfreich.
    Ich weiß nicht, ob ganz auszusteigen eine Lösung ist, wenn man schon keine anderen Kontakte mehr hat als Larper. Aber ein „normales“ Burnout zu überwinden ist ja auch nicht gerade einfach.
    Alles in Allem ein toller Bericht und wie ich hoffe eine große Hilfe für alle, die die Symtome bei sich wiederfinden.

  3. Ich stecke auch momentan in einem harten LARP Tief, durch mein ständiges „Ja mach ich“ bin ich in die Orga Rolle gerutscht, was mir überhaupt nicht gefällt. Der Stress auf einen Con hinzuarbeiten um anderen ein schönes Wochenende näher zu bringen ist nicht das, was ich mir von diesem Hobby vorstelle. Ich bin seit 20 Jahren im Hobby und seit 3 Jahren fest in einer Orga, seit dem ich in der Orga bin ziehe ich mich immer weiter vom LARP zurück, meine Laune wird schlechter und ich kann den Enthusiasmus nicht mehr aufbringen den andere in meiner Gruppe haben.
    Der Artikel spiegelt also fast genau das wieder was ich durchmache, ich will wieder „Back to the roots“, ohne großen Plan auf einen Con fahren, kein 12 Gänge Menü für den Freitag Abend, Wettrüsten um als „DIE GRUPPE“ rauszustechen.

    Ja, ich bin LARP Müde, und ich muss dagegen was unternehmen.

    • Hallo Felicitas, momentan besuche ich die Szene als LARP-Fotograf und unterstütze noch eine Orga als SL. Ansonsten halte ich Kontakt zu meinen Larp-Freunden auf Brettspieleabende und Geburtstagsfeiern. Wenn ich für mich eine Strategie zu Selbsthilfe gefunden habe, schreibe ich sie gerne auf. LG Karsten

  4. Manchmal ist der Ausstieg das einzig Wahre und Richtige. Habe ich vor nicht allzu langer Zeit getan. Zu der Zeit habe ich zum Glück frühzeitig genug erkannt, in welche Richtung sich alles entwickelt und habe mit schwerem Herzen die Konsequenz gezogen. Heute muss ich sagen, dass im Rückblick die Entscheidung genau richtig war. Ich habe mich damals in so vielen der beschriebenen Punkte wiedergefunden, dass mir das Hobby einfach nicht mehr gut getan hat. Heute weiß ich umso mehr, was ich an den Hobbys habe, aus denen ich Freude und Spaß ziehen kann.

    Von daher: Großen Respekt für diesen Artikel, ich werde ihn einigen befreundeten Larpern empfehlen!

  5. Ich war auch schon an diesem Punkt. Er erreichte mich als Orga und hat mir dadurch auch den Spaß als Spieler genommen. Ich war enttäuscht und frustriert, glaubte, niemand weiß mein Engagement zu schätzen. Wenn ich mal spielte, dann oft als Gruppenanführerin und damit immer mit einer gewissen OT Verantwortung, die mich beim spielen hemmte. Ich nahm mir eine Auszeit und habe meine Schlüsse aus dieser Phase gezogen. Ich spiele und organisiere wieder, wenn auch nicht so intensiv wie früher.
    Ich weiß nun wo meine Grenze liegt.
    Aber muss es soweit kommen?
    Ich versuche darauf zu achten „Führungsspieler“ IT wie OT zu entlasten, versuche Orgas zu unterstützen. Als SC wie auch als NSC. Wenn es unser gemeinsames Hobby ist, dann sollte jeder seinen Teil dazu beitragen! Mit dem Bewusstsein, daß es oft mehr bedarf als nur seine Latexwaffe schwingen um Larp zu (er) leben.

  6. Ich muss sagen, dass ich LARP aus ähnlichen Gründen gar nicht erst angefangen habe. Ich soll stundenlang an Kostümen und Props arbeiten, nur um vielleicht 1-2 mal im Jahr zu spielen und dann am besten noch jederzeit einen Zweitcharakter (inklusive aufwendiger Props) bereit halten, weil mein Charakter jederzeit getötet werden könnte? Würde mich nur frustrieren, ich will ja spielen!

  7. Sowas kenn ich aus der Arbeit, nicht aus dem Hobby. Wenn ich keine Lust habe, lass ich es. Liegt doch in meiner Freizeit alles in meiner Hand – auch, wieviel Verantwortung ich übernehme. Und der Burnout kommt dann, wenn es zu viel wird, man vor allem selbst nicht mehr loslassen will und kann, man sich übernimmt.

  8. Sehr schöner Artikel!
    Ich denke für viele der Probleme sind wir als Spieler und auch als Organisatoren mitverantwortlich.
    Als Spieler wollen wir uns vor immer größere Herausforderungen stellen und ziehen andere dabei mit. Auf einem Con nicht geschlafen zu haben ist fast schon eine Auszeichnung. Sich in die krassesten Situationen zu bringen, bringt uns das Lob der anderen Spieler ein.
    Auch als Orga wollen wir immer mehr bieten: mehr Immersion, realistischere Szenarien, echter Entzug von Luxus und Annehmlichkeiten. Unsere Spieler stehen ja darauf….
    Dadurch entstehen wie in dem Artikel beschrieben Wettkämpfe. Als Einsteiger kann man schon fast gar nicht mehr aufs Con fahren, weil man mit seiner Einstiegs-Gewandung eh nicht angespielt oder gar ernst genommen wird.
    Eine Todesquote von 30% auf dem letzten Con, das toppen wir bei der Vorsetzung nochmal….
    Nur, wie kommen wir aus der Schleife wieder raus?
    Bei unserem nächsten Event stellen wir zumindest schon mal die Gewandung, das sollte einiges an Vorbereitungsstress bei den Teilnehmern rausnehmen. Führt aber mitunter dazu das man extremer spielt, weil man sich ausschließlich über sein Rollenspiel definieren muss….
    Wenn man etwas erreichen will, muss man sich und andere auch fordern.

    Was kann man als Veranstalter tun, wenn man seinen Teilnehmern ein intensives Spiel mit Grenzerfahrungen bieten möchte?
    Vorbesprechungen, ein Rückzugsraum während des Events, SL die ein Auge offen halten ob sich jemand überfordert, eine Nachbesprechung…
    Oder sollte man auf eine bestimmte Intensität an Spiel grundsätzlich besser verzichten?
    Viele Fragen ;)

    • In diesem Hobby wird am meisten beklatscht, wer sich am meisten verausgabt. Schlafen? Wozu? Rödeln bis zur völligen Erschöpfung? Yes please! Dass diejenigen, die am wenigsten auf sich selbst achten und mit ihren Kräften haushalten auch schnell eine Belastung für andere sind, wird dabei billigend in Kauf genommen. Wer hat nicht schon vor Erschöpfung und/oder OT-Frust weinende Mitstreiter getröstet? Jemanden notversorgen müssen, der zusammengeklappt ist? Ins KH oder zu den Sanis bringen? Das empfinde ich als sehr bedenklich (also nicht den Trost oder die Notfallhilfe, sondern dass man seine Grenzen so überschreitet und dafür noch angefeuert wird!) – Selbstfürsorge sollte die Grundlage für Spaß im Hobby sein, schließlich ist der Burnout, oder gern auch frustriertes „Hinschmeißen“, weil die eigenen Bemühungen nicht auf die gewünschte Bestätigung durch andere treffen, nicht unbedingt Ziel des Ganzen.

  9. 1991, aus einer Realität in der ich mich nicht wohl gefühlt habe ins LARP geflüchtet, am besten jedes Wochenende, wenn es denn eines gab. 1994 die erste eigene Veranstaltung. 1999 die größte Veranstaltung 10 Tage, knapp 700 Spieler. Über 1000 Tage im Fantasy-Larp und über 450 im Vampire Live. 2008 den ständigen Kampf um NSCs verloren, die Firma verloren, eins kam zum anderen, keine Kraft mehr, kein Geld mehr. 2013 ein kleines Samenkorn gefunden. Wieder NSC, noch überfordert zwar von der Rückkehr aber wieder da. 2015 wieder zu hause, in Grimboldseck, mehr als eine Conreihe, die schönsten Erinnerungen meines Lebens. Feststellen, dass viele Leute mich nicht vergessen haben, neue Freunde finden, alte wieder treffen. Gemeinsam Spaß haben, am Lagerfeuer sitzen, Abenteuer erdenken, Erinnerungen schaffen. Urlaub mit Freunden. 6 mal hieß es seitdem wieder gemeinsam Grimboldseck erkunden und gestalten. und 2018 geht es weiter. Ja, Orga sein ist Stress; es gibt viel zu tun aber ich kann ich sein und ich weiß, dass es auch 2018 wieder 3 motivierte Ko-SLs gibt, die dem Sommerlager genau so entgegen fiebern wie ich und ich freue mich auf die Spieler die dieses Feeling mit uns teilen wollen, nicht perfekt aber einmalig. Für mich gibt es ein Leben nach dem LARP-out. Ich mache wieder mein Ding. Mein Stil gefällt nicht jedem, muss er auch nicht. Aber wenn ich über das Lager schaue, die Zelte, die Feuer und die Menschen sehe, die Barden hören, ihre Wehmut spüre, wenn es wieder nach hause geht und das Lächeln sehe, wenn man sich zur Begrüßung umarmt, dann weiß ich, ich habe alles richtig gemacht. Und ich weiß solange es Spieler gibt die Spaß daran haben heißt es für mich Grimboldseck for ever.

  10. Stecke gerade auch in der Situation.
    Super viele Veränderung im echten Leben und Führungsrolle in zwei larp Gruppen. Auf dem Conquests kam dann volltrunken der Bruch.
    Also zurück auf Anfang. Für die restliche Veranstaltungen alle Verantwortung abgeben und in der Küche gearbeitet. Jetzt langsam wieder den Spaß am Hobby finden.
    Als Urlaub mit der Familie und nicht als Arbeit neben dem echten Leben.
    Schauen wir mal wie das klappt.

  11. Bin auch seit mittlerweile 4 Jahren einfach raus, hat von einem auf den anderen Tag keinen Spaß mehr gemacht. Vor zwei Jahren nochmal das Conquest besucht, in der Hoffnung es reizt mich wieder, aber nö, keine Begeisterung mehr. Höre jetzt immer die Larp-stories von Freunden, da denkt man schon “ja wäre eigentlich mal wieder geil“, gibt sich dann allerdings auch schnell wieder..

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