Lektor – Ricardo Davids

Irgendwie sind wir alle bei den Teilzeithelden angekommen. Für mich führte der Weg nicht über ein Boot, aber über einen Kai. Der teilte das Gesuch nach neuen Lektor*innen.

Wie hätte ich mich nicht bewerben können?

Denn einerseits passt das Lektorat zu meinen akademischen Interessen. Einem Bachelorstudium der Linguistik und Literaturwissenschaft, Schwerpunkt Kommunikation, folgte (und folgt noch immer …) ein Masterstudium der Linguistik. Dabei nahm ich alles mit, was irgendwie mit Texten zu tun hat, ob es um die Strukturen des Märchens ging, oder um Lesbarkeitstheorien, oder was sonst noch alles im Angebot war. Da musste ich die Möglichkeit wahrnehmen, in einem Team mit Anspruch zu lernen, wie ein Lektoratsprozess funktioniert. Im Studium lernten wir, uns Sprache deskriptivistisch zu nähern, also keine Vorgaben zu machen, sondern zu sehen, wie Sprache tatsächlich von ihren Sprecher*innen verwendet wird. Und als Deskriptivist trieb mich, zugegebenermaßen, eine morbide Neugier an, herauszufinden, wie Sprachinteressierte professionell mit Sprache umgehen und über Sprache sprechen.

Andererseits: Phantastik? Ja, bitte! In meiner Selbsteinschätzung hatte ich früher viel damit zu tun, jetzt aber nicht mehr. Als Kind las ich Comics, spielte Videospiele, kaufte mir Star Trek-Magazine am Kiosk, postete in Foren zu Manga und Drachenlanze. Wenn jemand zu viele Armeen hatte und zu wenig Spieler*innen, stand ich für Warhammer-Runden zur Verfügung, spielte die Magic-Decks von Freund*innen und traf mich wöchentlich zu D&D-Sessions mit einer regulären Gruppe (aus insgesamt drei Leuten und zwei festen Absagen).

Heutzutage komme ich nicht mehr dazu, denke ich mir und liege falsch. Denn immer noch sind die meisten Romane auf meinem Kindle aus dem Genre Fantasy. Meine D&D-Runde ist inzwischen zu einem wilden Gewucher aus Ironsworn, Fate-, Slayengine– und D&D-Runden mit wechselnder Besetzung geworden, und wenn ich es mir leisten könnte, hätte ich noch mehr Hobbys in dieser Richtung.

Außerhalb der Teilzeithelden arbeite ich hier und da, beende (angeblich) irgendwann (bald, angeblicher) meinen Master, koche vegetarisch, entspanne zu ASMR-Videos und schreibe Fiktion. Wer genau sein will, müsste wohl noch Prokrastination zu meinen Hobbys zählen, mit kaum etwas Anderem verbringe ich annähernd genauso viel Zeit. Vielleicht betreibe ich eine noch extrem geheime Kampagne, eines Tages allen Autor*innen der Teilzeithelden die Adverbien „relativ“ und „etwas“ zu verbieten. Bis dahin widme ich mich weiterhin der Fehlersuche und genieße meine Zeit bei den Teilzeithelden.

Ihr erreicht mich unter ricardo.davids@teilzeithelden.de.