Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Ist man denn nicht einmal mehr über den Wolken sicher? Mit Aetherkrieg hat Games Workshop eine seiner beliebten Armeeboxen herausgebracht, in der zwei Fraktionen aufeinandertreffen. Wir haben uns den Zauberstab geschnappt, die Fliegerbrille zurechtgerückt und steigen mit euch hoch in den Himmel auf.

Zugegeben, außergewöhnliche Szenarien sind seit jeher keine Seltenheit bei den Veröffentlichungen von Games Workshop (GW). Egal ob Kämpfe auf verstrahlten Planeten in Warhammer 40k oder Duelle zwischen verfeindeten Fantasy-Banden in Warcry. Auch im aktuellen Fantasyableger Age of Sigmar werden immer wieder unterschiedlichste Szenarien bedient, in denen Pro- und Antagonisten aufeinandertreffen. Mit Aetherkrieg verlagern sich die Kämpfe weg vom festen Boden und hinauf weit in den Himmel, wo ungleiche Kombattanten das Gefecht fortsetzen. Im Nachfolgenden stellen wir euch die Parteien, ihre Einheiten und die mitgelieferten Szenarien vor und erklären, für wen sich der Kauf eigentlich lohnt.

Zwerge mit Heißluftballons? – Die Kharadron Overlords

Die erste Fraktion in der Box sind die Kharadron Overlords, ein Volk, das erst 2017 in den Reigen der diversen Fraktionen hinzukam. Verbindet man Zwerge doch sonst meist mit Bergen oder dem Untergrund, sind die Kharadron Overlords zumindest räumlich ihren Bergwerksverwandten fern. Diese haben hoch über den Wolken ihren Einflussbereich erweitert und brechen von dort aus dann zu immer neuen Expeditionen auf. Das Ziel sind dabei weniger ruhmreiche Siege gegen die Mächte des Chaos, sondern oft der persönliche Reichtum der Schiffsbesitzer.

Schiffsbesitzer? Ganz genau, für den sonstigen Technikstand im Universum von Age of Sigmar sind die Kharadron Overlords äußerst modern ausgerüstet. So haben sie fliegende Schiffe in allen Variationen und Größen, die dann mit einer Vielzahl von Schusswaffen bewaffnete Mannschaften ins Gefecht bringen. Begleitet werden sie dabei von Zwergen, die sie in einer Art Heißluftballon begleiten. Angetrieben werden ein Großteil der Konstruktionen durch Aethergold, den am meisten von diesen Zwergen begehrten Rohstoff. Die gesamte Fraktion kommt dabei sehr steampunkig daher, Monokel, Zahnräder, fliegende Konstrukte und absurde Schusswaffen sind dabei allgegenwärtig. Ein Stil, den ihre Widersacher in dieser Box keineswegs teilen.

Zu viele Schnäbel? – Die Disciples of Tzeentch

Wo die Kharadron Overlords auf Technik und mechanische Spielereien setzen, haben die Disciples of Tzeentch einen völlig anderen Ansatz. Diese folgen dem namensgebenden Chaosgott Tzeentch, dem Herrn der Veränderung, des Wandels und der Magie. Die Anhänger dieser Gottheit weisen entweder deutliche Mutationen auf oder tragen in irgendeiner Art Vogelsymboliken mit sich.

Während die Kharadron Overlords großes Interesse an Reichtümern haben, treiben die Disciples of Tzeentch eher Machtgelüste um. Erklärtes Ziel ist oftmals entweder die Reiche der Sterblichen zu pervertieren, Geheimnisse zu erlangen oder mächtige Artefakte zu bergen, die man nachfolgend einsetzen kann.

Wo die Zwergenfraktion hier durch den hohen Technisierungsgrad auffällt, ist dies bei dieser Gruppierung deutlich anders. Fleischige Formen, verdrehte Gliedmaßen und Mutationen prägen das Bild der kompletten Armee. Der Übergang vom Menschlichen zum Dämonischen ist hierbei meist fließend, kann auch innerhalb einer Einheit variieren.

Die Box bietet somit zwei grundverschiedene Armeen, die nicht nur andere Stile bedienen, sondern sich auch grundverschieden spielen. GW ist somit hier eine gute Auswahl gelungen.

Was ist denn da drin? Der tatsächliche Inhalt

Neben den beiden vorgestellten Fraktionen befindet sich auch weiteres Spielmaterial in der Box.

Im Einzelnen befindet sich darin:

Für die Kharadron Overlords

  • 1 Endrinmaster mit Luftschiffrüstung
  • 6 Endrinriggers – Diese können auch alternativ als Skywardens gebaut werden
  • 1 Grundstok Gunhauler

Für die Disciples of Tzeentch:

  • 1 Magister auf Disc of Tzeentch
  • 6 Tzaangor Enlightened – Diese können auch als Skyfires gebaut werden
  • 3 Screamers of Tzeentch

Weiteres Spielmaterial der Box:

  • Aetherkrieg-Buch mit 41 Seiten.
  • Ein Pappmarkerbogen mit anhaltenden Effekten.
  • Truppenschriftrollen-Karten
  • Geheimes-Ziel-Karten
  • Die Grundregeln für Age of Sigmar
  • Die Bauanleitung für die beigefügten Miniaturen.

Die Modelle der Box haben den gewohnt hohen Gussstandard von GW. Auch kleinste Details sind gut zu erkennen und hauchen den Modellen viel Leben ein. Viele der Modelle haben zusätzliche Optionen, sei es diese als andere Einheiten zu bauen oder die Bewaffnung, etwa beim Grundstok Gunhauler, zu tauschen. Die unterschiedlichen umsetzbaren Einheiten unterscheiden sich dabei auf beiden Seiten primär darin, ob sie eher für den Fern- oder Nahkampf geeignet sind. Die Waffenoptionen beim Grundstok Gunhauler mögen auf den ersten Blick überfordernd wirken, bringen aber viel Varianz mit sich. Hier kann es sich lohnen, zumindest die Hauptwaffe zu magnetisieren. Einen entsprechenden Artikel hat der Kollege Dennis verfasst.

Wie bei den anderen Armeeboxen auch finden sich hier ebenfalls zwei, zumindest im Augenblick, exklusive Heldenmodelle. Wie üblich sind das zwei neue Heldenmodelle, die hier die beiden Fraktionen anführen. Das Modell der Disciples of Tzeentch ist dabei sehr dynamisch gestaltet und sieht so aus, als würde es gerade zum Angriff übergehen. Der Anführer der Kharadron Overlords wiederum wirkt dagegen etwas unbeweglich und unförmig. Dies ist natürlich dem Stil des dicklichen Zwergs am Ballon geschuldet, der die Geschmäcker schon länger spaltet. Trotzdem fehlt ihm hier die interessante Pose seines Konterparts.

Beide Armeen sind, rein punktetechnisch, annähernd gleich groß und kommen dabei auf um die 600 Punkte pro Seite. Eine solide Ausbeute, auf deren Grundlage man eine bestehende Armee ausbauen oder eine neue beginnen kann. Durch die ähnlichen Größen ist auch eine gute Grundlage für die beigelegten Szenarien geschaffen.

Und was ist das Ziel? – Die Missionen und Regeln

Der namensgebende Aetherkrieg bekommt im Begleitheft zunächst einige Seiten Hintergrund spendiert. Dieser beleuchtet einerseits nochmal die Hintergründe der beiden Fraktionen, gibt aber auch darüber hinaus tiefere Einblicke in die Bandbreite des hier vorgestellten Konfliktes. Angenehmerweise wird dafür, dass es sich eigentlich um recht kleine Armeen handelt, ein beträchtlicher Rahmen gespannt. So fühlen sich die Missionen durchaus wichtiger an und laden auch zum nochmals Spielen ein.

Die beigelegten drei Szenarien variieren dabei deutlich von normalen Feldschlachten.

Im ersten Szenario müssen die fliegenden Zwerge ihrem Angreifer entkommen. Zielsetzung ist dabei, dass der Grundstok Gunhauler, das kleine Luftschiff in der Armee, den Angreifern entkommt.

Aus dieser Ausgangslage entstehen schnell spannende Katz- und Maus Situationen. Die Zwerge sind dabei etwas langsamer als ihre Verfolger, haben dafür aber bessere Rüstungswürfe und eine etwas bessere Bewaffnung.

Das zweite Szenario sieht auf den ersten Blick aus wie eine typische Feldschlacht, bei der ein Objekt gehalten werden muss. Modifiziert wird diese Situation jedoch durch Magnetfelder auf dem Spielfeld. Jede Runde ist eins davon aktiv und bewegt alle Einheiten auf dem Spielfeld in seine Richtung. Dies führt meist zu mehr Nahkämpfen als man möchte.

Im letzten Szenario treffen schließlich die kompletten Armeen aufeinander. Die fliegenden Zwerge versuchen dabei, ein Ritual der Chaosanhänger zu stören. Wichtig ist dabei, neben dem Sieg über die gegnerische Armee, dass der eigene Anführer am Leben bleibt.

Allen drei Szenarien ist eine hohe Dynamik zu Teil, die mutige Generäle belohnt. Reines Abwarten und aus dem Hintergrund schießen ist nirgends möglich.

Allen Spielen sind weitere Sonderregeln gemein, die die Kämpfe in großer Höhe darstellen sollen. So ist es möglich, weiter nachzurücken oder sich hinter schwebenden Gebäuden vor Beschuss zu verstecken. Außerdem werden in allen Missionen sogenannte Geheime-Agenda-Karten genutzt. Von diesen gibt es drei pro Fraktion, die jeweils einen speziellen Auftrag beinhalten, der während des Spiels erfüllt werden soll. Dieser gibt dann wiederum einen Vorteil in der nächsten Mission der Kampagne, bzw. wird als zusätzliche Siegoption im dritten Szenario genutzt.

Somit ist die Mini-Kampagne in Aetherkrieg überraschend gut gelungen, bietet viel Abwechslung und kann vor allem neuen Spielerinnen und Spielern den Umgang mit den jeweiligen Fraktionen gut erklären.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieleranzahl: 2
  • Alter: 13+
  • Preis: OVP 145€
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Games Workshop, Amazon, Idealo

 

Und für wen ist das nun? – Ein Fazit

Aetherkrieg ist eine grundsolide Box geworden, die sich aus dem schon gewohnt hohen Standard der Armeeboxen heraushebt. Die beigelegten Szenarien sind von überraschend hoher Qualität und erhöhen den Wiederspielwert merklich. Zugegeben ist der Preis von 145€ nicht gerade günstig, aber so man beide Fraktionen sammelt oder einen Bekannten hat, mit dem man sich die Box teilt, lohnt sich die Investition durchaus. Für die Modelle alleine würde man schon bei GW 195€ zahlen, wobei die beiden neuen Charaktermodelle, die nicht einzeln zu bekommen sind, nicht mitgerechnet wurden. Kein Wunder daher, dass die Box bei Games Workshop selbst ausverkauft ist. Bei einigen Fachhändlern ist es aber durchaus noch möglich, Aetherkrieg zu ergattern.

Wer die Box daher noch findet und Lust auf Gefechte über den Wolken hat, kann hier unbedenklich zugreifen.

 

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbild: Games Workshop, Fotografien: Markus Kastell /Games Workshop, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein