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Magnete sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Überall, wo Dinge flexibel befestigt werden müssen, leisten sie uns gute Dienste. Auch im Tabletop gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten, die wir hier einmal näher betrachten wollen.

Vielen von euch haben sicherlich schon einmal davon gehört, dass Spieler ihre Miniaturen magnetisieren, zum Beispiel um Waffen an Fahrzeugen flexibel wechseln zu können. Auch zur Transportsicherung werden sie immer häufiger eingesetzt, und verschiede Hersteller bieten Taschen und Tragesysteme mit Einschubblechen an, mit welchen man dank magnetisierter Bases die Figuren sicher von A nach B transportieren kann. Doch welche Materialien gibt es eigentlich? Wie setzt man sie richtig ein? Was sind Vor- und Nachteile? Und vielleicht gibt es ja sogar den einen oder anderen Kniff, den selbst die Erfahreneren unter euch noch nicht kennen?

Kleine Materialkunde

Werfen wir doch zunächst einen Blick auf die verschiedenen Materialien, welche zum Einsatz kommen können, und was es bei ihnen zu beachten gilt.

Neodym

Neodymmagnete sind echte Powerpakete.

Im Tabletop kommen in erster Linie so genannte Neodym- oder auch Rare Earth-Magnete zum Einsatz. Sie sind sehr klein und haben dabei trotzdem eine deutlich höhere Anziehungskraft als die alten Hufeisen, die wir noch aus dem Schulunterricht kennen: So kann ein 2 x 1 mm großer Scheibenmagnet unter optimalen Bedingungen durchaus 130 g halten. Scheiben haben sich bewährt, weil sie sich einfach in ein rundes Bohrloch versenken lassen und in vielen verschiedenen Größen erhältlich sind. Für welche Größe man sich entscheiden sollte, ist abhängig vom verfügbaren Platz an der Miniatur und natürlich von der benötigten Haltekraft. Bei Neodym-Magneten findet man in der Bezeichnung in der Regel ein N, gefolgt von einer Zahl, an der man die Leistungsdetails des Magneten erkennen kann: je höher die Zahl, desto höher die Kraft. Billige Magnete fallen durch kleine Zahlen auf. Beim Einsatz an Plastikminiaturen spielt dies jedoch eine eher untergeordnete Rolle, da die benötigte Kraft nicht allzu hoch ist. Arbeitet man mit schwereren Teilen oder hat man nur Platz für kleine Magnete, kann es aber sinnvoll sein, auf eine höhere Qualität zurückzugreifen. 
Magnete haben, wie wir in der Schule gelernt haben, einen Nord- und einen Südpol. Gleiche Pole stoßen sich ab und gegensätzliche ziehen sich an. Arbeitet man also mit zwei Magneten, muss unbedingt die Polarität beachtet werden, denn nichts ist ärgerlicher als ein sorgfältig in ein Loch geklebter Magnet, der dann aber vom Gegenstück abgestoßen wird. Diesen Magneten wieder zu entfernen kann einiges an Nerven kosten.

Optimalen Halt erreicht man, wenn man mit gegenpoligen Magneten arbeitet, aber auch die Verwendung von magnethaftenden Materialien auf einer Seite ist möglich. Hier ist die Haftkraft von der Dicke des Materials abhängig: Bei dünnen Folien oder Blechen kann die Haftkraft deutlich unter den angegebenen Werten liegen.

Magnetfolie

Magnetfolien können individuell zugeschnitten werden.

Eine weitere Form, in der Magnete eingesetzt werden können, sind Magnetfolien. Diese gibt es in unbehandelter Form oder mit einer bereits aufgebrachten Klebefolie. Magnetfolien haben nicht auf der einen Seite einen Nord- und auf der anderen Seite einen Südpol; stattdessen bestehen sie aus vielen aneinandergereihten, wechselseitig gepolten Magneten. Darum sind sie für die Kombination mit anderen Magneten nur bedingt geeignet, da die Polarität nur schwer einzuschätzen ist. Sie werden in der Regel mit einer magnethaftenden Oberfläche verbunden.

Magnethaftende Materialien

Für unsere Zwecke eignen sich Folien oder dünne Bleche aus Eisen bzw. eisenhaltigen Materialien. Sogenannte Ferrofolien sind ab einer Stärke von 0,4 mm erhältlich und können, wie schon die Magnetfolien, mit einer Klebeschicht versehen sein. Bleche bekommt man bereits ab 0,2 mm Stärke. Beim Kauf von Blechen sollte man aber immer darauf achten, dass es sich um magnethaftendes Material handelt (Vorsicht bei Edelstahl). 

Magnetfarben

Magnetfarben sind Farben, denen Eisenpulver beigemengt wurde. Dadurch sind sie, werden sie in mehreren Schichten aufgetragen, magnethaftend. Bei Miniaturen sind sie eher ungeeignet, da die Haftung von Magneten an ihnen begrenzt ist; ich habe sie aber bereits an Geländestücken im Einsatz gesehen – zum Beispiel, um an einem Gebäude eine Schiebetür beweglich zu machen. Selbst habe ich sie allerdings noch nicht verwendet, und darum liste ich sie hier nur der Vollständigkeit halber auf.

Praktische Werkzeuge

Zum Setzen von Scheibenmagneten ist ein Handbohrer mit Bohrköpfen in unterschiedlichen Durchmessern sehr nützlich. Alternativ könnte man auch auf einen Dremel oder ähnliches zurückgreifen. Mit diesem fehlt einem bei kleinen Miniaturen aber ein bisschen das Feingefühl, weswegen ich grundsätzlich zum Handbohrer rate. Bohrer sollte man mit den Durchmessern 1 mm, 2 mm und 3 mm zur Hand haben. Bei 3 mm ist man bei gängigen Handbohrern auch schon am Maximum angekommen.

Zum Schneiden von Folien und dünnen Blechen eignet sich eine einfache Haushaltsschere; Magnetfolien lassen sich auch mit einem Messer schneiden oder sogar ausstanzen.
Manchmal kann es erforderlich sein, Bauteile zu trennen, um Magnete effektiv einsetzen zu können. Hierfür benutze ich gern die Razor Saw von JLC, denn Ihr Sägeblatt ist so hauchdünn wie eine Rasierklinge – damit sind sehr präzise Schnitte mit wenig Materialverlust möglich. Ideal ist sie für Plastik und Resin, aber mit etwas Vorsicht lässt sie sich auch bei Metallminiaturen einsetzen.

Ein besonders praktisches Werkzeug könnt ihr euch einfach selber basteln: Nehmt einen Stab mit 2 bis 3 mm Durchmesser und versenkt an jedem Ende einen 1 x 1 mm Neodym-Magneten. Achtet darauf, dass ihr einen Nord- und einen Südpol setzt. Wenn ihr nun eine Seite markiert, könnt ihr jederzeit die Polung von Magneten überprüfen und auch Magnete gleich mit der richtigen Polung setzen. Zusätzlich lassen sich Magnete so mühelos in Bohrlöcher drücken, was ohne Hilfsmittel sehr fummelig sein kann.

Anwendungsmöglichkeiten

Schauen wir uns nun verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von Magneten im Tabletop an. Hierbei werde ich auch darauf eingehen, was man beachten sollte und was für Vor- und Nachteile die jeweilige Anwendung mit sich bringt.

Auswechselbare Ausrüstung

Viele Hersteller bieten die Möglichkeit an, ihre Bausätze mit unterschiedlichen Ausrüstungsteilen und Bewaffnungen zu bauen. Hier sind Magnete eine gute Möglichkeit, diese flexibel zu wechseln. Statt Teile fest zu verkleben, kann man einfach Scheibenmagnete einsetzen. Gerade bei größeren Modellen wie Panzern oder anderen Fahrzeugen kann dies viel Geld sparen, da man nicht jede mögliche Variante fest bauen muss. Doch nicht nur finanzielle Gründe sprechen für das magnetisieren, denn es spart zusätzlich Platz in der Vitrine und beim Transport sowie Arbeitszeit, die man aufbringen müsste, um weitere Modelle zu bauen und zu bemalen. Doch auch bei kleineren Modellen kann es nützlich sein, Ausrüstung zu magnetisieren. Wie viel Aufwand dies am Ende ist, hängt vor allem auch vom Aufbau des Modells ab.

  1. Will man Ausrüstungen austauschbar machen, sollte man sich zunächst überlegen, wo man die Magnete am besten einsetzen könnte. Hierfür sollten sowohl das Basismodell, als auch die Waffenoptionen in Augenschein genommen werden. Am einfachsten ist es, wenn der Hersteller bereits verschiedene Optionen mitliefert und diese alle in den gleichen Sockel eingesetzt werden können. Alternativ könnte man auch den ganzen Arm, Turm oder ähnliches austauschbar machen, sofern dies als bessere Möglichkeit erscheint. Bei komplexeren Modellen sollte man alle Bauteile zunächst testweise positionieren, damit später alles passt.
  2. Hat man die richtigen Positionen für die Magnete gefunden, muss man Löcher mit dem Durchmesser der verwendeten Magnete bohren. Bei den Teilen einiger Hersteller alternativer Waffenoptionen sind solche Löcher bereits vorhanden. Bei Plastik, Resin oder weicherem Metall erleichtert es die Arbeit, wenn man die Bohrlöcher vorher mit einer Pinnnadel markiert. Drückt man diese etwas in das Material, bekommt man ein kleines Loch, an welchem man den Bohrer ansetzen kann, ohne dass er bei der Arbeit verrutscht. Nun bohrt man vorsichtig die Löcher. Achtet dabei darauf, dass das Bohrloch möglichst gerade ist. Auch sollte es die richtige Tiefe haben, um einen Magneten bündig einzusetzen. Natürlich sollte das Loch nicht so tief sein, dass der Magnet weiter als bis zur Materialkante darin verschwindet.
  3. Als nächstes wird mit Hilfe des bei den Werkzeugen vorgestellten Setzstabes jeweils ein Scheibenmagnet pro Bohrloch gesetzt. Dafür gibt man etwas Sekundenkleber in ein Bohrloch und drückt den Magneten hinein, bis er bündig abschließt. Dabei muss unbedingt beachtet werden, dass die miteinander zu verbindenden Teile jeweils mit einem anders gepolten Magneten versehen werden. Mir hilft dabei die Grundregel, dass ins Hauptmodell immer mit der markierten Seite des Stabes gesetzt wird und in das Ausrüstungsteil mit der nicht markierten Seite.
  4. Et voilà! Ein Modell mit mehreren Waffenoptionen. Es kann nun wie gewohnt grundiert und bemalt werden.

Dieser Vorgang zeigt natürlich nur ein Beispiel, aber verdeutlicht die grundlegende Vorgehensweise. Andere Modelle können andere Herangehensweisen erforderlich machen, wie etwa das Auffüllen von Hohlräumen mit Modelliermasse oder das Absägen von Teilen. 

An diesem Predator lassen sich die Waffen der Seitenkuppeln wechseln und sogar die Kuppeln komplett entfernen.

Grundsätzlich sind der Kreativität aber wenig Grenzen gesetzt. Man kann sich durchaus auch an komplexere Projekte wagen, die es voraussetzen, ein wenig um die Ecke zu denken, und den Einsatz mehrerer Magnete erfordern.

Etwas umständlicher sind zum Beispiel die schweren Waffen von Space Marines. Hier muss nämlich nicht nur die Waffe samt Armen getauscht werden, sondern auch das dazugehörige Rückenmodul. Hierfür habe ich den Nippel, an den eigentlich das Rückenmodul geklebt wird, entfernt. Dann habe ich die Magneten gesetzt und schließlich die Einzelteile angehalten und nur dort, wo es nötig ist, verklebt. Nun lässt sich der gesamte Komplex aus Rückenmodul, Armen und Waffe einfach nach oben abziehen und austauschen.

Transport und Sicherung

Der Transport von magnetisierten Modellen mit entsprechenden Systemen, bei denen magnethaftende Bleche in Rahmen eingeschoben werden, bietet einige Vorteile. Sie sind, was Größe und Form der Modelle angeht, sehr flexibel und somit einfacher zu handhaben als beispielsweise Schaumstoffeinlagen. Auch der Abrieb von Farbe wird bei dieser Art des Transports vermieden.
Aber es gibt auch Risiken: So ist es möglich, dass Magnete oder ganze Bases sich lösen und ein Modell dann wie eine Bowlingkugel durch die Tasche fegt. Dies kann dann natürlich dazu führen, dass Modelle beschädigt werden. Man sollte also trotzdem immer vorsichtig und besonders beim Kleben sorgfältig sein.

Praktisch: Einige Bases verfügen bereits über passende Sockel für Scheibenmagnete.

Will man seine Bases für den Transport magnetisieren, sollte man die Magnete nicht zu schwach wählen, um oben genanntes Problem zu vermeiden. Doch auch zu starke Magnete können ein Problem sein, denn wenn der Magnet stärker als der verwendete Kleber ist, kann es passieren, dass der Magnet auf dem Blech bleibt. Beim Lösen der Modelle von der Platte sollte man nie senkrecht nach oben ziehen und unbedingt immer die Base anfassen statt das Modell. Bewährt hat sich das Schieben des Modells über die Kante.

Am besten klebt man die Magnete mit einem Alles- oder Montagekleber fest, denn Sekundenkleber sind spröde und neigen dazu, unter Belastung zu brechen. Magnete sollten außerdem so unter die Base geklebt sein, dass sie glatt auf dem Transportblech aufliegen können. Kann der Magnet keinen direkten Kontakt aufbauen oder berührt das Blech nur teilweise, reduziert dies die Haftkraft deutlich.
Bei kleinen Kunststoff- oder Resinmodellen sollte ein Magnet in der Regel reichen. Auch bei Metallmodellen, die nicht größer als etwa 3 cm sind, dürfte ein 5 x 2 mm großer Scheibenmagnet ausreichend sein. Sind Modelle größer und/oder schwerer, ist es ratsam, auf mehrere oder größere Magnete zurückgreifen: grundsätzlich sollte man lieber etwas zu viele als zu wenig Magnete verwenden.

Bei Regimentsbases mit Plastikminiaturen kann man sehr gut auf Magnetfolien zurückgreifen. Diese werden passend zurechtgeschnitten und unter die Bases der einzelnen Modelle geklebt. Auf die Regimentsbase klebt man eine Ferrofolie oder ein dünnes Blech als Gegenstück. Dies erleichtert nicht nur den Transport, sondern verhindert auch, dass Modelle beim Bewegen des Regiments auf dem Spieltisch umfallen.

Showeffekt und Beweglichkeit

Magnete können außerdem dazu genutzt werden, die eigenen Modelle ein bisschen besser in Szene zu setzen. So können etwa Teile wie Waffen oder Türme drehbar gemacht werden.

Besonders gute Ergebnisse kann man bei den Dropships für Dropzone Commander erzielen. Diese sind nämlich so aufgebaut, dass die zu transportierenden Fahrzeuge und Läufer tatsächlich an die vorgesehenen Transportplätze passen. Durch den geschickten Einsatz von Magneten kann man also seine Modelle wirklich über das Spielfeld transportieren und auch absetzen.
Bei fliegenden Modellen kann man durch den Einsatz von Kugelmagneten erreichen, dass der Flieger sich auf dem Flugstab zur Seite neigen kann. Hierdurch erreicht man einen zusätzlichen Eindruck von Dynamik.

Probiert es aus

Ihr seht also, Magnete sind sehr vielfältig einsetzbar. Sie sind bei einem Stückpreis von wenigen Cent außerdem sehr erschwinglich. Selbst das Magnetisieren mehrerer Bauteile an einem kleinen Modell ist oft deutlich kostengünstiger, als das Modell mehrmals zu kaufen. Und auch wenn der Arbeitsaufwand manchmal vielleicht etwas viel erscheint, muss man dagegen immer aufwiegen, wie viel Zeit und Mühe es kosten würde, weitere Modelle des gleichen Typs fertigzustellen.
Auch die Erleichterung des Transports magnetisierter Modelle ist etwas, was man durchaus in Betracht ziehen sollte. Am Ende muss man natürlich entscheiden, welche Art des Transports am ehesten zu einem passt.
Ich hoffe, ich konnte euch hier einen kleinen Anreiz für die Arbeit mit Magneten geben und wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren.

Artikelbilder/Fotografien: Dennis Rexin, bearbeitung: Melanie Maria Mazur

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