Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Nach der Larp-Saison ist vor der Larp-Saison! Warum der dargestellten Figur nicht einen neuen Schild spendieren? Wir haben uns die Schild-Rohlinge von Burgschneider angeschaut und überprüfen für euch, ob sich die Investition lohnt. Also Farbe gegriffen, Schleifpapier geholt und rein ins Vergnügen!

Individuelle Ausrüstung ist das I-Tüpfelchen bei verschiedensten Larp-Konzepten. Gerne möchte man aus der Masse herausstechen und auch mit der sichtbaren Ausrüstung des Charakters eine Geschichte erzählen. Wo dies bei selbstgemachten Kleidungsstücken oder Accessoires noch einfach erscheint, wird dies im Bereich der Larp-Waffen schnell eine kostspielige Angelegenheit. Entweder muss man dafür ordentlich Geld in die Hand nehmen und ein fertiges Einzelstück bestellen oder alternativ neben Geschick viel Material selbst organisieren. Einen, auf den ersten Blick, guten Mittelweg bietet Burgschneider mit den Schildrohlingen an, die Freyhand für sie produziert. Diese sollen einen einfachen Umgang ermöglichen und gleichzeitig einen hohen Individualisierungsgrad aufweisen. Wir haben uns die sechs verschiedenen Modelle für euch angeschaut, überprüfen ihre Praktikabilität und geben Bastel- und Bemal-Tipps. Wir haben uns die Schilde nämlich nicht nur theoretisch für euch angesehen, sondern uns auch an ihnen ausprobiert, um euch Schritt für Schritt bei der Gestaltung eures eigenen Wunschschildes zu begleiten.

Triggerwarnungen

Keine Trigger

[Einklappen]

Sechs Formen sollen es sein – Die unterschiedlichen Schildtypen.

Insgesamt bietet Burgschneider sechs verschiedene Schildtypen an, wobei sich diese in drei verschiedene Grundarten unterteilen lassen.

Den Anfang macht dabei das klassische Tropfen-Schild, das man klischeehaft wahrscheinlich mit Normannen oder frühmittelalterlichen Darstellungen verbindet. Den Namen hat dieser Schildtyp daher, dass die obere Hälfte abgerundet ist und unten spitz zuläuft. Somit formt der Schild optisch einen Tropfen. Burgschneider bietet dieses Modell in zwei Größen an. Der „Teardrop mittel“ ist 90cm hoch und 50cm breit. Der „Teardrop Klein“ wiederum ist 60cm hoch und 40cm breit.

Als Kyte-Schild wird die zweite Variation der Schilde bei Burgschneider bezeichnet. Dieser Name ist dabei leicht irreführend, werden als „Kite-Schilde“ umgangssprachlich doch die schon zuvor genannten Tropfen-Schilde bezeichnet. Die hier vorliegende Form erinnert eher an hochmittelalterliche Schilde. Auch diese gibt es wieder in zwei Größen. Der „Kyte groß“ ist 110cm hoch und 55cm breit. Der „Kyte mittel“ kommt auf Maße von 80cm Höhe und 55cm Breite. Der große Kyte erreicht dabei eine Größe, die in Larp Situationen schnell undynamisch wirken kann, vor allem wenn der Kopf nicht als Trefferzone zugelassen ist.

Den Abschluss bilden zwei Tjost-Schilde. Die Tjost ist der mittelalterliche Lanzengang, bei dem zwei gut geschützte Kombatant*innen im Lanzengang aufeinander zureiten. Der „Tjost klein“ ist dabei dieser Idee nachempfunden, hat er doch eine Einkerbung auf der linken Seite, so dass man als Rechtshänder dort die Lanze mit einlegen könnte. Der Schild misst dabei 50*35cm. Die zweite Variante dieses Schildes, der „Tjost mittel“ ist etwas größer mit 60*45cm. Dieser besitzt keine Einkerbung für eine Lanze und wirkt auch mehr wie ein Infanterieschild. Beiden Varianten ist gemein, dass sie nicht plan sind, sondern eine Anwinklung zur Mitte besitzen. Das macht die Form auf den ersten Blick dynamischer.

Uns gefallen alle sechs Ausführungen gut, jedoch sind die beiden größten Schildvariationen potentiell schon zu groß. Mit 110, bzw. 90 cm Höhe bietet man, je nach eigener Körpergröße, kaum noch legale Trefferzonen. Hier ist oft weniger mehr.

Wie fühlt sich das denn an? – Verarbeitung und Qualität

Bei allen Schildvarianten handelt es sich um kernlose Schilde aus Schaumstoff. Diese sind mit einem groben Baumwollstoff bezogen, den man direkt bemalen soll. Die grundsätzliche Qualität der Schildrohlinge kann überzeugen. Die Formen sind sauber geschnitten, Kanten und Ecken sind gleichmäßig. An einigen wenigen Stellen entlang der Kanten, steht der bespannte Stoff etwas ab. Zu den Schilden bietet Burgschneider noch dazugehörige Schildgriffe an, die man auf der Rückseite individuell befestigen kann. Diese weisen jedoch in unserer Wahrnehmung ein klares Manko auf: Bei der vorgeschlagenen Sicherung befestigt man die Griffe durch Lederbänder, die durch die Schilde auf die Front gehen. Dies stört leider die Optik einer aufgetragenen Bemalung merklich. In der nachfolgenden Beschreibung der Bemalung und des Zusammenbaus haben wir die Problematik dann mit einem Trick umgangen.

Neben den Griffen gibt es noch passende Lederriemen, um die Schilde auf dem Rücken zu tragen. Die Qualität dieser Riemen wiederum hat uns gut gefallen. Die braunen Lederbänder sind stabil und fügen sich durch die neutrale Farbgebung in nahezu jedes Konzept ein.

Und dann kommt Farbe ins Spiel – Die Schilde bemalen

Wie so oft sollte man vor dem Beginn des Bastelns die nötigen Materialien bereitlegen.

Wir haben dafür genutzt:

  • Ein Cuttermesser (mit neuer Klinge)
  • LD70 Plastazote
  • Wasserfester Holzleim
  • Ein Flächenklebstoff
  • Lederband für eine Umrandung
  • Pinsel
  • Mischbehälter
  • Die gewählten Acrylfarben

 

Die raue Oberfläche der Schilde, die durch die Bespannung mit dem Stoff entsteht, könnte dazu verleiten, diese mit feinem Schleifpapier abtragen zu wollen, um eine möglichst plane Oberfläche für die Bemalung zu erhalten. Davon können wir aber nur dringend abraten. Zum einen würde das den gewünschten Effekt reduzieren, wir wollen ja ruhig zeigen, dass wir auf Stoff malen.

Zum anderen beschädigt man damit schneller als man denkt die Schaumstoffoberfläche.

Wir empfehlen daher eine erste Schicht aus Acrylfarbe, Wasser und wasserfestem Holzleim, um alle Unebenheiten auf der Oberfläche zu beseitigen. Die Mischung, die wir dafür gewählt haben, bestand aus 20% Wasser, 40% Farbe und 40% wasserfestem Holzleim.

Danach kann es auch schon an das eigentliche Bemalen gehen. Auch hier arbeitet man mit Acrylfarben und trägt diese Stück für Stück auf. Nehmt euch für die Bemalung eures Schildes Zeit und lasst Zwischenschichten immer gut durchtrocknen, damit ihr keine unangenehmen Druckstellen von der Farbe erhaltet. So könnt ihr Stück für Stück die gewünschte Farbintensität aufbauen.

Wir haben uns für den Beispielschild für ein kräftiges Blau entschieden.

Darauffolgend ist Stück für Stück das Muster entstanden. Auf den Stoffschilden lässt sich sauber vorzeichnen, so dass man gut mit Vorlagen arbeiten kann, die man abpaust.

Auch das Wechseln der Farbe im Prozess, wenn man sich doch umentscheidet, ist möglich. So haben wir uns für die eine Seite doch für Weiß entschieden.

Während die Farben trocknen, können wir uns um eine alternative Befestigung für die Griffe kümmern. Wenn wir verhindern möchten, dass die Lederbänder auf der Schildvorderseite zu sehen sind, müssen wir eine zusätzliche Schicht auf der Rückseite des Schildes befestigen. Wir haben uns dabei für LD70 Plastazote entschieden, was viele Larper*innen auch als Schildmatte nutzen. Dieser Schaumstoff ist recht fest, gleichzeitig aber noch so beweglich, dass man auch bei engeren Larp-Kämpfen Sorgen haben müsste, die Gegenüber oder sich selbst zu verletzen.

Wichtig ist die richtige Positionierung auf der Rückseite des Schildes, wir wollen ja nicht die gesamte Rückseite mit Schildmatte füllen. Wir haben uns für eine leicht nach oben ausgerichtete diagonale Tragweise entschieden. Diese ist gut geeignet, um sowohl den Kopf als auch alle anderen Zonen des Körpers zu schützen. Gleichzeitig verleitet sie einen nicht dazu, den Kopf zu weit nach vorne zu neigen. Die bei älteren Schilden oft zu findenden, nach unten gerichteten Griffen lösen leider genau das Problem aus, dass man sich automatisch nach vorne neigt und so den eigenen Kopf in die Gefahrenzone bringt.

Nach dem Trocknen der Farben, wenden wir uns der weiteren Bemalung zu. Für feinere Zeichen empfiehlt es sich die entsprechenden Stellen vorzuzeichnen. Durch die Form kann hier auch gut mit Vorlagen gearbeitet werden. Diese klebt man zuerst auf und zeichnet dann mühelos die gewünschten Formen nach.

Vor allem hellere Farben können schnell frustrierend sein, hier lohnt es sich mehrere Lagen Farbe zu verwenden. Wie auch beim Bemalen im Tabletop lohnt es sich, auf eine Vielzahl dünner Schichten zu setzen, statt auf eine dicke.

Insgesamt empfehlen sich viele Techniken, die man sonst für Tabletop-Figuren anwendet. Der Kollege Dennis hat dazu eine ganze Reihe Artikel bei den Teilzeithelden geschrieben.

So kommt man Stück für Stück zu einem guten Ergebnis, das sich auch ohne außergewöhnliche künstlerische Begabung wirklich sehen lassen kann.

Und ziert mich das jetzt? – Ein Fazit

Die Schild-Rohlinge haben uns insgesamt überzeugt. Für einen überschaubaren Preis bekommt man hier eine gute Grundlage, um selbst tätig zu werden und dem eigenen Charakter eine angenehme Portion Individualismus zu spendieren. Die Verarbeitung des Produkts ist dabei mehr als ausreichend, benötigt aber etwas Vorarbeit, um die Bemalung beginnen zu können.

Diese geht dann wiederum sehr gut von der Hand. Nur die Griffe haben uns in ihrer Befestigungsmethodik nicht gefallen, möchte man sich das eigene Motiv doch nicht mit herausschauenden Lederstreifen „verschönern“.

Wer um diese Problematik herum kommt, bekommt hier aber gute Rohlinge für die eigenen Schildgestaltungsideen und wird bestimmt seine helle Freude daran haben.

Daher den Pinsel gegriffen und ran an die Schilde. Die nächste Larp-Saison kommt bestimmt!

 

  • Gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • Schöne Designs
  • Einfache Verarbeitung
 

  • Ränder der Schilde brauchen etwas Aufarbeitung
  • Griffhalterungen bei einer hübschen Optik ungeeignet.

 

 

Artikelbilder: © Burgschneider © Freyhand
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Giovanna Pirillo
Fotografien: Markus Kastell
Die Produkte wurden uns kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein