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Es gibt inzwischen viele verschiedene Schnellmalfarben auf dem Markt. Doch bei einer Sache mussten Maler*innen weiter auf alte Methoden zurückgreifen oder sich auf Kompromisse einlassen: Bei den Metallfarben. The Army Painter bieten nun mit ihren Speedpaint Metallics 2.0 eine Lösung. Aber funktioniert das auch? Wir haben sie getestet.

Bereits in früheren Artikeln haben wir euch die Speedpaints von The Army Painter vorgestellt. Nicht nur haben wir das Starter-Set für euch getestet, wir haben auch einen Klontruppler der Phase II und eine Untoten-Armee mit ihnen bemalt. Bei letzterem kamen auch Metallfarben zum Einsatz, wobei wir hier auf klassische Farben zurückgreifen mussten. Schnellmalfarben mit Metalleffekt gab es bisher nämlich noch nicht. Die neuen Speedpaint Metallics 2.0 sind somit etwas wirklich Innovatives. Doch was hat andere Hersteller*innen bisher davon abgehalten? Ist es wirklich möglich, Metallfarben als Schnellmalfarben zu entwickeln? Wir haben das Set für euch unter die Lupe genommen.

Triggerwarnungen

Keine typischen Trigger

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Der erste Eindruck

Auf dem Umkarton aus dünner Pappe sind auf der Vorderseite die enthaltenen Farben und ein mit diesen bemaltes Modell aufgedruckt. Auf der Rückseite findet sich eine kurze Beschreibung der Farben, und mittels mehrerer aufgedruckter Würfel werden die Farben mit unterschiedlichem Lichteinfall simuliert.

Im Umkarton befinden sich zehn Speedpaints Metallic in unterschiedlichen Farbtönen. Sie werden in den typischen Tropffläschchen von The Army Painter geliefert, und in jeder Flasche befinden sich bereits zwei Agitatorkugeln, um das Durchmischen der Farben durch Schütteln zu erleichtern. Außerdem ist noch ein Synthetik-Haar-Pinsel, ein Bogen mit Stickern, ein kurzes Beiblatt zur Nutzung von Speedpaints und eine dickere Broschüre zum Thema Miniaturenbau und Bemalung unter Zuhilfenahme von Produkten von The Army Painter, wobei Speedpaints hier nicht erwähnt werden.

Es handelt sich bei den Farben um Speedpaints 2.0. Diese unterscheiden sich von der ersten Generation der Speedpaints dadurch, dass sie nur eine begrenzte Zeit reaktiviert werden können. Diese Eigenschaft der alten Farben spaltete nämlich die Community. Während die eine Seite sie als gut bewertete und aktiv mit in den Bemalprozess hat einfließen lassen, empfand die andere die Reaktivierung der Farben als störend, da beim Übermalen der Farben diese wieder flüssig wurden. The Army Painter haben nun versucht, einen Kompromiss zu schaffen, welcher beide Seiten zufriedenstellt. Reaktivierbare Farben, die nach einer gewissen Zeit aber dauerhaft austrocknen.

Wir haben einige der Farben auf eine Farbpalette getropft, und sie sind erwartungsgemäß deutlich dünner als normale Acrylfarben. Sie sind aber sofort als Metallfarben zu erkennen, da das Schimmern der enthaltenen Metallpartikel gut sichtbar ist. Die Farben lassen sich gut aufrühren und mit dem Pinsel aufnehmen.

Der Test

Für den Test haben wir gemäß der Empfehlung des Herstellers weiß grundierte Modelle verwendet. Die Farben wurden gut aufgeschüttelt, auf eine Farbpalette aufgebracht und dann mit dem im Set befindlichen Pinsel aufgetragen.

Silbernes Metall

Für den ersten Test haben wir vier Wächter von House Baratheon aus dem Baratheon Starterset für das A Song of Ice and Fire Miniatures Game verwendet. Diese boten sich an, da sie fast ausschließlich aus Plattenrüstungen und Kettenhemden bestehen.

Broadsword Silver zeigt schon auf der Palette einen dunklen Schleier und verspricht somit auch ein dunkles Ergebnis. Der Auftrag funktioniert problemlos, und die Farbe beeindruckt durch ihre intensive Deckkraft, trotz der flüssigen Konsistenz. Hierbei erinnerte sie etwas an mit dem Pinsel aufgetragene Airbrush-Metall-Farbe.

Enchanted Steel hat einen bläulichen, fast bleiernen Schimmer.

Gleichzeitig fließt sie gut in die Vertiefungen, sodass schnell ein gutes Ergebnis erzielt wird. Ein Reaktivieren der Farbe ist zwar möglich, doch nur eingeschränkt. Das nachträgliche Entfernen von Farbe an falschen Stellen gestaltete sich somit schwierig. Wir empfehlen, große Flächen zuerst zu bemalen und nachträglich mit Weiß auszubessern, sollten für die weitere Bemalung Speedpaints verwendet werden, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Nach dem Trocknen ist ein dunkler Metallton erreicht, der eine leichte Schattierung aufweist, wenn auch nur eine dezente.

Enchanted Steel weist ebenfalls einen dunklen Schleier auf, wobei die Farbe noch etwas dunkler scheint. Auch hier gelingt der Auftrag ohne Probleme, und die Farbe deckt sehr gut. Nach dem Trocknen ist eine dunkle, bläulich schimmernde, fast bleierne Metallfarbe erzielt. Auch hier ist eine dezente Schattierung vorhanden.

Bei Polished Silver fällt die Schattierung eher gering aus.

Die dritte Silber-Farbe im Set ist Polished Silver. Diese wirkt deutlich heller und strahlender als die anderen beiden Farben. Auch beim Auftragen und nach dem Trocknen bleibt dieser Eindruck. Der Schattierungseffekt ist bei dieser Farbe am geringsten ausgefallen, was eventuell auf die Helligkeit der Farbe zurückzuführen ist.

Beim vierten Modell haben wir mehrere Metallfarben verwendet, um so etwas mehr Kontrast zu erreichen. Die Plattenrüstung haben wir mit Polished Silver bemalt, und das Kettenzeug mit Broadsword Silver. Hierdurch kam die Abdunkelung der tiefen Stellen des Kettenzeugs deutlich besser zur Geltung als bei den anderen Modellen. Grundsätzlich ist auch eine Verstärkung des Effekts durch ein nachträgliches Washen und Trockenbürsten denkbar. Dadurch ginge aber natürlich die beschleunigte Malzeit verloren. Übrig bliebe aber dennoch die zügige Bemalung mit einer gut deckenden Grundfarbe, welche vor der Anwendung nicht verdünnt werden muss.

Da die Farben sehr gut zu decken schienen, entschlossen wir uns, den Test auf die Spitze zu treiben. Darum haben wir die Farben auf einer schwarzen Grundierung aufgetragen und siehe da, auch hier lässt sich ein gutes, deckendes Ergebnis erzielen. Die Speedpaints Metallic 2.0 können also problemlos auch als normale Metallfarben eingesetzt werden.

Gold und helle Bronze

Der Hoplit bekam besonders am Brustpanzer eine deutliche Schattierung.

Die nächste große Farbgruppe lässt sich unter Gold- und helle Bronzetöne einsortieren. Das erste Modell, das wir bemalen wollten, ist ein Hoplit von Victrix Limited. Passend dazu haben wir die Farbe Hoplite Gold gewählt. Wie schon die silbernen Farben weist auch diese Farbe eine gute Konsistenz auf und deckt hervorragend. Nach dem Trocknen lässt sich auch hier eine dezente Schattierung erkennen. Diese fällt besonders an den modellierten Bauchmuskeln der Brustplatte auf. Am eher glatten Helm hingegen ist sie deutlich geringer.

Beim Aztec Gold handelt es sich um eine Goldfarbe mit einem Grünstich. Um sie zu testen, haben wir ein Echsenmenschenmodell von onepagerules verwendet, welches wir mit einem Resindrucker selbst gedruckt hatten. Das Modell weist viele Konturen und Vertiefungen auf, was es optimal für diesen Test macht. Auch diese Farbe deckt seht gut und fließt problemlos in alle Ritzen und Vertiefungen. Nach dem Trocknen ist eine saubere Farbschicht mit einer sichtbaren Schattierung entstanden.

Für Golden Armour musste ein Centurio der Mortans für das im Winterschlaf befindliche Fantasy-System Godslayer herhalten. Die Farbe ist ein warmer, leicht rötlicher Goldton. Auch hier ist die Deckfähigkeit hervorragend, und nach dem Trocknen bildet sich ein sichtbarer Kontrast.

Mit Glittering Loot wird ein strahlendes Gold erzielt.

Das Glittering Loot scheint für Schatzmarker und Ähnliches gut geeignet zu sein, darum haben wir es an einem Haufen Münzen getestet. Die Farbe liefert ein strahlendes Gold, und der Schattierungseffekt ist durchaus sichtbar. Nicht nur für Schätze und andere Goldgegenstände können wir es empfehlen.

Kupfer und Bronze

Horde Bronze erinnert eher an Kupfer.

Da Hopliten-Rüstungen eigentlich nicht aus Gold, sondern aus Bronze bestehen, haben wir das Horde Bronze an einem weiteren Hopliten getestet. Dieser besitzt zwar keine Brustplatte aus Bronze, aber Helm und Beinschienen sollten uns reichen. Horde Bronze wirkt auf dem Datenblatt wie ein hellerer, fast goldener Bronzeton. Auf der Miniatur erinnert es allerdings eher an Kupfer mit einer sichtbaren Schattierung. Was die Verarbeitung angeht, steht es den anderen Farben in nichts nach. Für Hopliten werden wir es aber wohl nicht noch einmal verwenden.

Das Talos Bronze erschien uns eine gute Farbe, um damit eine Chaos-Rüstung zu bemalen. Darum diente uns als Testobjekt ein Chaos-Modell von Lord of the Print. Die Farbe wirkt etwas dünner, lässt sich aber gut auftragen. Nach dem Austrocknen zeigt sich der bisher beste Schattierungseffekt. Dafür ist der Metalleffekt nicht so ausgeprägt, und die Farbe glänzt stark. Mit dem Ergebnis sind wir aber zufrieden.

Die nächste Farbe mit Chaos-Potential schien uns Brazen Copper zu sein. Sie verhält sich beim Auftrag auf das Modell sehr ähnlich wie das Talos Bronze. Auch hier zeigt sich eine sehr gute Schattierung mit reduziertem Metalleffekt und starkem Glanz. Die Farbe ähnelt dem Talos Bronze ebenfalls, erscheint nur etwas dunkler.

Mischbarkeit

Durch Mischen der Farben lassen sich weitere Farbtöne herstellen.

Wie schon die normalen Speedpaints lassen sich auch die Speedpaints Metallic gut miteinander mischen, um weitere Farbtöne herzustellen. So lässt sich beispielsweise durch das Mischen von Gold und Silber ein Messington erstellen, der sich bei der Bemalung genauso verhält wie die Farben aus der Flasche.

Detailbemalung

Wie bereits erwähnt, lassen sich die Farben recht gut kontrollieren. Mit dem im Set befindlichen Standardpinsel haben wir beispielsweise Dekorationen auf Rüstungen und kleine Metallobjekte wie Armreifen und Ringe ohne Probleme bemalt. Mit einem entsprechend feinen Pinsel sind darum noch feinere Detailbemalungen denkbar.

Kombination mit normalen Speedpaints

Wir haben einige unserer Testmodelle mit anderen Speedpaints fertig bemalt. Die Metallfarben fügen sich dabei gut in das Gesamtbild ein, und eine schnelle Bemalung kann durch die Kombinierung beider Farbarten problemlos erreicht werden. An einigen Stellen haben wir leicht übermalte Stellen vorher mit weißer Farbe ausgebessert, um die Deckung der Speedpaints nicht einzuschränken. Wir haben auch bei einem Wächter von House Baratheon versucht, mit Washes und nachträglichem Trockenbürsten mehr Tiefe zu erreichen, was gut funktionierte.

Die Box.

Die harten Fakten:

 

Fazit

Mit dem Speedpaint Metallics Set 2.0 von The Army Painter erhält man eine breite Auswahl von Metallfarbtönen, welche sowohl auf weißer als auch auf schwarzer Grundierung gut decken. Für den gewünschten Schnellmaleffekt ist allerdings eine helle Grundierung notwendig. Die Schattierung der Farben ist hierbei stark von der Beschaffenheit des Modells abhängig. Auch ist uns aufgefallen, dass die dunkleren Farben einen besseren Effekt erzielen. Zwar bleibt der Effekt hinter den normalen Speedpaints zurück, ist aber durchaus erkennbar. Zusätzliches Washen und Trockenbürsten kann die Effekte verstärken.

Die Farben haben eine angenehme Konsistenz und lassen sich schnell und sauber auftragen. Auch Detailbemalungen sind mit ihnen möglich. Sie können neben dem Schnellmalen auch wie normale Metallfarben verwendet werden, was sie zu einem vielseitigen Arbeitsmaterial macht. Die Farben sind untereinander mischbar, was die Möglichkeiten der Varianz erhöht.

Trotz der teilweise nur eingeschränkten Schattierung, je nach Farbe, sind die Speedpaint Metallics aufgrund ihrer Konsistenz und der guten Deckkraft empfehlenswert und dürften sicher auch ihren Weg auf die Tische konventioneller Maler*innen finden.

  • Gute Deckkraft
  • Gute Farbkontrolle
  • Mischbar

 

  • Schattierung teilweise etwas schwach

 

Artikelbilder: © The Army Painter
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Rick Davids
Fotografien: Dennis Rexin
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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