Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Zurück im 41. Jahrtausend. Keine Kampfarena, keine verlassene Raumstation erfordert unsere Aufmerksamkeit. Doch die Bedrohung für das Imperium der Menschheit ist dennoch allgegenwärtig: Die schrecklichen Tyraniden haben es auf unsere Schlachtbarke geschafft. In Warhammer 40.000 Space Marine – Das Brettspiel stellt sich ihnen nur einer entgegen. Möge das Schlachten beginnen.

In der Unendlichkeit des Weltraums hört dich niemand schreien. So heißt es zumindest. Denn was sich auf dieser Schlachtbarke des Imperiums der Menschheit abspielt, ist sicherlich zu hören. Hier tobt ein unerbittlicher Kampf zwischen einem einzelnen, unbezwingbaren Space Marine, Lieutenant Titus von den Ultramarines, und einer Horde biomasseschlürfender Tyraniden. Doch obwohl die Xenos-Lebensformen mit einer Übermacht in das Raumschiff eingedrungen sind, ist der Kampf noch lange nicht entschieden.

Alles, was man fürs Tabletop braucht: Viel Plastik und eine Anleitung.

Was uns hier von Games Workshop Ltd. aus dem Warhammer-Universum präsentiert wird, soll einen kleinen Vorgeschmack geben auf das, was die große Tabletop-Version zu bieten hat. Damit einher geht, dass sich das Produkt explizit an Neulinge und Einsteigende ins Hobby richtet. Für eingefleischte Fans ist das Set sicherlich keine Herausforderung.

Triggerwarnungen

Tod, Gewalt

[Einklappen]

Spielablauf

Wie bei allen Warhammer-Spielen sollte man sich vor dem ersten Spiel ein paar Minuten Zeit nehmen, um die Figuren zusammenzubauen. Bei den Space Marines geht das recht schnell, da nur Lieutenant Titus in der Schachtel ist. Die Tyraniden allerdings brauchen etwas Zeit.

Danach kann man fast sofort mit dem Spiel beginnen, denn die Anleitung bietet zwei kurze Einführungsszenarien, in denen der Rundenablauf und die möglichen Aktionen vorgestellt werden.

Der Ablauf ist einfach und im Vergleich zum Tabletop auf vier grundlegende Phasen reduziert.

Ein einfacher Spielablauf mit klaren Reihenfolgen.

Zunächst darf die Person am Zug jede ihrer Miniaturen bewegen. Dazu wird die Bewegungsreichweite auf einem Datenblatt überprüft und schließlich auf dem Spielfeld, das keine markierten Felder hat, ausgemessen. Nach der Bewegung können die Modelle einen Fernkampfangriff ausführen. Die Reichweite der Waffe, die Anzahl der verwendeten Angriffswürfel und die Trefferquote sind ebenfalls auf dem Datenblatt vermerkt.

Nach erfolgreichen Treffern wird bei den getroffenen Modellen noch mit einem Schutzwurf überprüft, ob die Rüstung dem Angriff standgehalten hat. Nur Treffer, die von der Rüstung nicht abgehalten werden können, richten Schaden an.

Anschließend folgen die Nahkampfangriffe, bei denen die Modelle auf eine gegnerische Miniatur zustürmen können. Dazu wird die maximale Angriffsdistanz ausgewürfelt. Miniaturen, die bei dieser Distanz nicht in die Nahkampfreichweite von einem Zoll kommen, müssen stehenbleiben. Danach folgt der eigentliche Nahkampf, der grundsätzlich wie der Fernkampf funktioniert. Im Nahkampf allerdings kann jeweils eine Miniatur sofort kontern und ihrerseits Schaden zufügen.

Hier ist also etwas Taktik gefragt.

Auf der SPIEL Essen 2023 getestet, heute für euch vorgestellt.

Im Anschluss an die beiden Übungsszenarien sind noch zwei kurze Missionen spielbar. In der ersten Mission muss sich Lieutenant Titus gegen eine Übermacht von Tyraniden verteidigen. Dazu stehen Nachschubkisten bereit, die durchsucht werden können, um Waffen für die Runde zu modifizieren oder Granaten zu finden.

Wenn die Tyraniden jedoch diesen Nachschub aufnehmen, können auch sie davon profitieren und neue Einheiten ins Feld schicken. In dieser Runde gewinnt die Person, die alle Einheiten der anderen Seite vernichtet hat.

Die zweite Mission ist ein klassisches Capture the Flag und wird über eine vorgegebene Anzahl von fünf Runden gespielt. Wird der Space Marine in dieser Zeit getötet, gewinnen die Tyraniden sofort. Ansonsten wird nach Ablauf der Runden gewertet, wer mehr Missionsziele erobern und halten konnte. Da es aber vier Einsatzziele gibt, kann es schnell zu einem Unentschieden kommen, was etwas unbefriedigend ist.

Ausstattung

Die Spielschachtel ähnelt in Größe und Form denen früherer Spiele wie Combat Arena. Sie ist in einem hellen Grau gehalten, auf dem die Figur des Lieutenant Titus in seiner blauen Kampfrüstung der Ultramarines mit Kettenschwert und Boltpistole zu sehen ist.

Im Inneren befinden sich der doppelseitige Spielplan, auf dessen einer Seite die Trainingsszenarien und auf der anderen Seite die Spielmissionen abgebildet sind, sechs Würfel und eine durchsichtige Messlatte mit Zollangaben, da das Spiel ausschließlich mit Zoll arbeitet.

Das Spielfeld ist aufgeklappt etwa 76 mal 56 Zentimeter groß und soll das Innere eines Kriegsschiffes darstellen, in das die Aliens eingedrungen sind. Zu diesem Zweck ist es mit aufgedruckten Deckungen und verschiedenen kleinen Details versehen. Wer mehr als die zwei Missionen aus der Anleitung spielen will, muss auf dem Spielplan selbst kreativ werden. Die Lebenspunkt- und Missionsmarker sind als Teil des Schachtelinlays aufgedruckt und müssen ausgeschnitten werden. Sie sind daher aus eher dünnem Karton und nicht sehr haltbar.

Das Herzstück des Spiels sind die Figuren. Ein Space Marine und 22 Tyraniden wollen nach dem Öffnen der Schachtel aus ihren Plastikrahmen ausgeschnitten und zusammengesetzt werden, bevor die erste Übungsrunde auf dem Spielbrett stattfinden kann. Eine anschließende Bemalung würde den Modellen guttun, ist aber optional.

Das ist mit der beiliegenden Anleitung kein Problem und geht leicht von der Hand. Diese ist außerdem nicht nur für den Bau der Miniaturen und Szenarien da: Sie gibt durch Texte und Artworks einen kleinen Einblick in die Hintergründe der Welt von Warhammer 40.000. Sowohl die Space Marines, insbesondere Lieutenant Titus, als auch die Tyraniden erhalten so ein wenig Hintergrund. Zudem zeigt die Anleitung Beispiele zum Bemalen der Figuren.

Zu guter Letzt macht das Handbuch keinen Hehl daraus, dass es die Spielenden zu mehr animieren möchte. So finden sich auf den letzten Seiten Hinweise zum Sammeln und Bemalen weiterer Space Marines und Tyraniden sowie Werbung für zwei Startersets für das Warhammer 40.000 Tabletop.

Auf der letzten Seite der Anleitung befinden sich schließlich die Datenblätter für Titus und die beiden Tyranidenklassen. Diese liefern im Spiel die notwendigen Informationen zu Rüstung, Lebenspunkten, Bewegungsreichweite, Angriffen und eventuellen Sonderfertigkeiten. Bei diesem Spiel handelt es sich allerdings nur um drei Datenblätter, die man sich auch schnell merken kann.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop Ltd.
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 30 – 60 min
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: 12+
  • Preis: ca. 30 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel

 

Bonus/Downloadcontent

Für Warhammer 40.000 Space Marine – Das Brettspiel gibt es von Games Workshop eine eigene Website, auf der ein kurzes Video Lust auf das Spiel machen soll. Zudem kann man sich die Miniaturen aus der Spielbox, natürlich bemalt, anschauen und bekommt Verlinkungen zu Bau- und Malanleitungen für die eigenen, grauen Miniaturen. Will man dann mehr erfahren, wird man zur Rubrik des Tabletops weitergeleitet.

Fazit

Das Spiel hat einiges Schönes. Die Miniaturen sind detailreich und obwohl nur ein Space Marine hier gegen eine Übermacht an Xenos antritt, hat man nie das Gefühl, es sei unausgeglichen. Das Spielfeld ist im Vergleich zu anderen Spielen für lediglich zwei Personen sehr groß, hat jedoch noch lange nicht das Niveau eines Tabletops.

Trotz heroischem Einsatz bleibt eine Leere zurück.

Die Anleitung und die Spieleinführung sind leicht verständlich und alles in Allem sorgt das Spiel dafür, dass man mehr möchte. Genau das ist aber auch das Problem daran, denn es fühlt sich nicht an wie ein ganzes Spiel. Es scheint nur ein Vorgeschmack zu sein auf etwas viel Größeres – letztlich ist es das auch. Space Marine – Das Brettspiel soll eine Einstiegsdroge sein, um die Spielenden zum Tabletop zu führen. Wer darauf allerdings keine Lust hat, erlebt einen Dämpfer, denn es ist nicht vollständig. Es fehlt der schöne Abschluss eines Rollenspiels oder das Gefühl, etwas Episches geleistet zu haben. Man hat ein wenig den Eindruck, um irgendetwas gebracht worden zu sein.

Auch die kleineren Nachlässigkeiten in der Anleitung, wie die klare Ansage, ob nach einem Fernkampf noch ein Nahkampf erlaubt ist oder ob Modelle sich beim Anstürmen gegenseitig blockieren, sorgen dann für Stocker im Spielfluss. Bei den Missionen schließlich ist die Aufstellzone der Tyraniden bei den Versorgungskisten des Imperiums und es wird nicht benannt, wie viele Figuren der Xenosrasse sich aufstellen dürfen, während Lieutenant Titus am Loch im Raumschiff startet, durch das die Tyraniden eingedrungen sind.

All das sorgt für kleinere Pausen, in denen man überlegt, ob man bis dato noch alles richtig gemacht hat. Zudem ein Punkt, der uns stark hat zweifeln lassen: Das Ausschneiden der Spielmarker aus dem Inlay der Box Diese in Form von vorgestanzten Pappbögen beizulegen hätte sicherlich keinen sonderlichen Kostenaufschlag bedeutet, uns jedoch davor bewahrt, ein Inlay zerschneiden zu müssen.

Wer also sollte über den Kauf von Warhammer 40.000 Space Marine – Das Brettspiel nachdenken? Ganz einfach: nur jene, die mit dem Thema Tabletop liebäugeln und einen ersten Blick auf das System werfen wollen. Weder hartgesottene Anhänger des goldenen Throns der Menschheit noch Brettspielfans kommen hier letztlich zu einem wahrlich zufriedenstellenden Erlebnis.

  • Einführungsszenarien
  • Schöne Miniaturen
 

  • Nur zwei (kurze) Missionen
  • Zerschneiden des Boxinlays
  • Lässt unbefriedigt zurück

 

Artikelbilder: © Games Workshop Ltd.
Layout und Satz: Andreas Hübner
Lektorat: Alexa Kasparek
Fotografien: Thomas Mottl

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein