75 Jahre Ausstellen und Lesen – Die Frankfurter Buchmesse 2023

Die Frankfurter Buchmesse 2023 lockte wieder zahlreiche Besucher*innen an. Es galt, Bücher zu sehen, über Bücher zu diskutieren, Buchverträge abzuschließen, Bücher zu bewundern und Bücher zu kaufen. Teilzeithelden hat sich ins Gedränge gestürzt, nach Trends gesucht und sich über kommende Neuerscheinungen informieren lassen.

Vom 18. – 22. Oktober 2023 war es wieder so weit, die Messehallen Frankfurt öffneten ihre Tore für Buchmenschen. Die Frankfurter Buchmesse 2023 fand zum 75. Mal statt, deswegen lautete das diesjährige Motto der Messe „And the story goes on“. Passend zum Jubiläum gab es zahlreiche Veranstaltungen und entsprechende Dekorationen. Die Feierlichkeiten mischten sich mit ernsten Tönen und Debatten, die vorwiegend das aktuelle politische Weltgeschehen betrafen.

Daneben drehte das Fachprogramm der Messe sich wenig überraschend sehr um das Thema KI. Im Zentrum stand meistens die Frage, wie diese sich nutzen lässt und dabei die Rechte der Urheber*innen gewahrt bleiben. Zahlreiche der Veranstaltungen lassen sich in der Mediathek der Frankfurter Buchmesse nachsehen.

Von den Themen Krieg und Jubiläum abgesehen war die Frankfurter Buchmesse 2023 jedoch eine sehr gewöhnliche Buchmesse. Von der Pandemie war bis auf gelegentliche Maskenträger*innen und die vertrauten Spender mit Handdesinfektionsmittel nichts mehr zu merken. Der Andrang war groß, und deutlich mehr Menschen besuchten 2023 die Buchmesse als noch im Vorjahr. Offiziell waren 105.000 Fachbesucher*innen (2022: 93.000) und 110.000 Privatbesucher*innen (2022: 87.000) auf der Frankfurter Buchmesse 2023. Entsprechend war es zwischendurch sehr voll.

Änderungen auf der Frankfurter Buchmesse 2023

Einige Änderungen aus dem Vorjahr wurden beibehalten, positive wie negative. Die Selfpublishing-Bühnen fehlten ebenso die Präsentationsküchen im Kochbuchbereich oder das Lesezelt im Innenhof. Doch die Gänge zwischen den Ständen waren noch immer breiter als vor der Pandemie, und auch das allgemeine Publikum wurde wieder deutlich früher zugelassen. Bereits am Freitagmittag öffneten sich die Türen für alle Interessierten, zudem begann dann auch der allgemeine Buchverkauf.

Dieser war extrem beliebt, ließen sich doch bei einigen Verlagen auch Bücher erstehen, die erst im November erscheinen werden. Aber mit dem Verkauf begann auch das Gedränge auf der Messe. Am Freitag ließ sich noch durchkommen, doch am Buchmesse-Samstag wurde es so voll, dass einige Türen von Halle 3, dem Standort der deutschsprachigen Roman-Verlage, zwischenzeitlich gesperrt wurden. Der Versuch, die Besucherströme dadurch zu lenken, misslang jedoch etwas, und es endete statt im Einbahnverkehr in noch mehr Gedränge.

Bei der Anordnung der Stände wurde auch in diesem Jahr wieder experimentiert. Nazi-Verlage ausladen war immer noch nicht möglich, doch es gab einige positive Änderungen bei den Ausstellenden. Die Stände von Kleinverlagen und Selfpublisher*innen standen nicht mehr geballt in einer Ecke von Halle 3. Da der explizite Selfpublishing-Bereich aufgelöst wurde, wurden sie stattdessen zwischen den Ständen großer Verlagshäuser platziert. Hoffentlich hat das den phantastischen Kleinverlagen und Selfpublisher*innen viel Aufmerksamkeit und zahlreiche neue Kund*innen eingebracht.

Farbe und Phantastik

Selbstverständlich haben wir uns auch mit dem Inhalt der ausgestellten Bücher beschäftigt und auf der Frankfurter Buchmesse 2023 nach aktuellen Trends gesucht.

Einer betrifft eindeutig das Aussehen der Bücher. Die Tendenz zu optisch schönen Werken setzt sich fort. An vielen Ständen warteten Bücher mit Verzierungen mittels Spotlack, Prägung oder Goldfarbe auf dem Cover und buntem Farbschnitt auf Neugierige. Auch besondere Lesezeichen mit Charakterbildern oder Overlays für einzelne Buchseiten sind beliebt.

Diese Ausgestaltung ist bei weitem nicht auf die Bücher aus großen Verlagshäusern beschränkt, auch kleine Verlage und Selfpublisher*innen verkaufen ihre Werke mit verzierten Covern und Farbschnitt. Stände von Läden für exklusive Bücher mit Sonderausstattung wie die Bücherbüchse waren echte Publikumsmagneten. Passend zu dem Wunsch nach auf Social Media präsentierbaren Büchern wurden auf der Frankfurter Buchmesse 2023 auch die TikTok Book Awards verliehen.

Bei unserer Suche nach phantastischen Trends bekamen wir von verschiedenen Verlagen auch einen Einblick in die Erscheinungspläne der nächsten Monate präsentiert. Die kommenden Programme versprechen sehr abwechslungsreiche Phantastik, einen kleinen Einblick geben wir auch in unserem Artikel zu den Neuerscheinungen des Winters 2023. Selbstverständlich ist die eine oder andere Fortsetzung von Titeln dabei, die bei Teilzeithelden besprochen wurden, zum Beispiel erwartet uns die Fortsetzung von Emily Wildes Enzyklopädie der Feen.

In den uns präsentierten Programmen und den Regalen zeigte sich deutlich, wie vielfältig und verbreitet die Phantastik ist. Im Jugendbuch, in Bilderbüchern und Genres wie New Adult gibt es viele Bücher mit phantastischen Elementen, aber teilweise wurde auf dem deutschsprachigen Buchmarkt weiter streng nach Genregrenzen getrennt. In den Regalen auf der Frankfurter Buchmesse 2023 schienen diese Grenzen aufgeweicht. Nicht immer ist die Phantastik offensichtlich als solche benannt, aber sie zeigt sich in großer Vielfalt. Viele der Bücher handeln von Liebe in fernen Welten oder magischen Reichen, aber daneben warten auch wilde Abenteuer, Intrigen und Kriege auf Lesende. Zudem dürfen phantastische Klassiker nicht fehlen, wie sie unter anderem der neugegründete Carcosa-Verlag herausbringt.

Neben zahlreichen Büchern gab es für die Phantastik auch ein interessantes Programm auf der Frankfurter Buchmesse 2023. So verkündete das Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) e.V. die Gewinner*innen des PAN-Stipendiums 2023, und schon anhand der kurzen Vorstellungen werden da vier sehr spannende Buchprojekte gefördert.

Auf der Open Stage, der großen Bühne im Innenhof, fand am Samstag eine Live-Runde Pen&Paper statt. Veranstaltet wurde das alles vom Knaur-Verlag, und gespielt wurde das Rollenspiel zur Romanreihe Talus. Wir konnten diesem Ereignis leider nicht beiwohnen, hoffen aber, dass durch solche Veranstaltungen viele Neulinge zum Rollenspiel finden.

Insgesamt war die Frankfurter Buchmesse 2023 eine sehr gewöhnliche Messe, trotz des Jubiläums. Sie brachte die eine oder andere positive Änderung mit sich, wurde jedoch ihre bekannten Probleme wie das extreme Gedränge am Samstag nicht los. Die präsentierten Bücher machten jedoch sehr viel Freude auf die kommenden Lesemonate.

Artikelbilder: © Holger Menzel / Frankfurter Buchmesse
Titelbild: © Anett Weirauch/ Frankfurter Buchmesse
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Rick Davids
Fotografien: Marie Mönkemeyer