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Das erfolgreiche Franchise Mindbug geht in die nächste Finanzierungsrunde. Thematisch treten diesmal fiese Früchtchen mit gewohntem Wortwitz bei den Kartennamen gegeneinander an. Mehr Freude im Modus zu viert und neue Fähigkeiten werden uns versprochen. Kann der Obstsalat diesem Anspruch gerecht werden oder wird die Idee langsam zu Dörrobst?

 Im April startet die Gamefound-Kampagne für Mindbug Battlefruit. Die zwei Boxen Kingdom und Galaxy stehen zur Auswahl bereit. Wahrscheinlich werden diverse Add-ons und sicherlich auch vorherige Versionen angeboten werden. Das Spiel wird in deutscher Sprache voll lokalisiert ausgeliefert. Teilzeithelden stand ein Vorab-Exemplar in englischer Sprache zur Verfügung. Die genaue Preisgestaltung und die Zusatzmaterialen entnehmt ihr bitte der Kampagnen-Seite.

Triggerwarnungen

keine typischen Trigger

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Spielablauf

Der Spielablauf ändert sich nicht zu den bereits vorhandenen Versionen. Zwei Spielende treten gegeneinander an und versuchen die drei Lebenspunkte des Gegenübers zu dezimieren. Jede Person zieht zu Beginn aus einem gemeinsamen Deck zehn Karten. Die eine Hälfte davon bildet den Nachziehstapel, während die andere Hälfte als Handkarten dient. Die restlichen Karten – in einer Box sind dann noch 28 Karten übrig – können zurück in die Schachtel gelegt werden. Zusätzlich erhält jeder je zwei Mindbug-Karten. Bei der vorliegenden Version Kingdom werden Ernte-Marker (englisch Harvest) als allgemeiner Vorrat bereitgelegt.

Neue Mindbug-Illustrationen.
Neue Mindbug-Illustrationen.

Im eigenen Zug spielt man eine Karte aus, oder kann eine bereits ausgespielte Karte nutzen. Das Ausspielen von Karten ist kostenlos. Damit entfällt das Ressourcensammeln wie bei Magic – The Gathering  oder Star Wars: Unlimited, und das Spiel lässt sich (fast) schneller spielen als sich eine Banane schälen lässt. Beim Ausspielen hat die gegenübersitzende Person nun die Chance die Karte zu übernehmen. Dafür muss einer der Mindbugs abgeworfen werden. Da niemand die Karten des Gegenübers kennt, muss immer abgewogen werden, ob das schon die beste Karte war oder nur ein Köder. Der Bluff-Faktor macht den Reiz und Spaß des Spieles aus.

Ausliegende Karten werden in der Regel für Angriffe genutzt. Sofern nicht verteidigt wird, verliert die andere Person unmittelbar einen Lebenspunkt. Dies lässt sich mit ebenfalls ausliegenden Kreaturen vermeiden, respektive den Angriff verteidigen. Jede Karte hat in der oberen linken Ecke eine Zahl. Die höchste Zahl gewinnt und besiegt die andere Kreatur. Bei Gleichstand werden beide Karten entfernt.

Illustrationen und Kartentexte laden zum Entdecken ein.
Illustrationen und Kartentexte laden zum Entdecken ein.

Oftmals haben die Karten noch bestimmte Eigenschaften (Schlüsselwörter), die im Kampf oder der Verteidigung besondere Effekte haben. Giftige Kreaturen (Attribut Gift) töten beispielsweise immer auch die gegnerische Karte – selbst, wenn die giftige Kreatur den Angriff nicht überlebt. Dadurch entsteht etwas taktische Tiefe im Angriff und der Verteidigung. Dies wird einzig durch das Drafting der Karten zu Beginn, respektive dem Ziehen aus dem Nachziehstapel, getrübt. Ist Fortuna am Anfang nicht hold, sind die drei Lebenspunkte schneller heruntergerockt als man Kiwi buchstabieren kann.

Neue Früchte?

Die neuen Regeln werden übersichtlich hervorgehoben (Ausschnitt).
Die neuen Regeln werden übersichtlich hervorgehoben (Ausschnitt).

Es hat schon Tradition, dass jedes Paket weitere Spielelemente mit sich bringt. Was gibt es Neues bei Mindbug Battlefruit Kingdom zu entdecken?

Zum einen gibt es ein neues Schlüsselwort: Fast (im deutschen wahrscheinlich mit Schnell oder vielleicht Hast übersetzt). Diese Karten können direkt beim Ausspielen aktiviert werden und angreifen. Wird diese Karte mit einem Mindbug übernommen, greift sie sofort den Ausspielenden an. Freude und Leid können sehr dicht beieinander liegen.

Es gibt die neue Fähigkeit Action (Aktion), die im eigenen Zug, anstatt Karte ausspielen oder angreifen, genutzt werden kann. In den beiliegenden Karten gab es ausschließlich zwei mit dieser Fähigkeit, die eher im Spiel zu viert – dazu später mehr – von Relevanz sind.

Früchte wollen geerntet werden: Harvest ist eines neuen Spiel-Elemente.
Früchte wollen geerntet werden: Harvest ist eines neuen Spiel-Elemente.

Passend zu den Früchten gibt es noch ein drittes neues Element: Harvest (Ernte). Karten mit Ernte-Symbol bekommen beim Ausspielen die angegebene Anzahl an Marker auf die Karte. Zu Beginn des eigenen Zuges wird ein Marker entfernt. Wenn der letzte entfernt ist, wird der dort aufgeschriebene Effekt sofort ausgelöst. Dies erinnert sehr stark an die Überfälle bei Radlands. Alle wissen, was passieren wird, und man wartet nur auf das Eintreten des Effektes. Bei Mindbugs gibt es extrem spielentscheidende Karten. Der Artimist in etwa führt dazu, dass man in fünf Runden das Spiel gewinnt. Captain Cucodile schraubt die Lebenspunkte nach nur einem Zug um zwei Punkte hoch.

Früchtemix für vier Personen bitte

Auf den sozialen Medien wurde im Vorfeld mit einem Modus für vier Spielende geworben. Auf der Homepage gibt es seit der Publikation des ersten Grundspiels eine experimentelle Anleitung für vier Personen. In dem vorliegenden Prototyp gibt es keine neuen Regeln, allerdings ein Add-on-Pack für das Spiel zu viert. Unserer Beta-Version lagen drei Karten für diesen Modus dabei. Wahrscheinlich werden aber noch weitere Karten dazu kommen.

Drei Karten aus dem Add-on Pack für vier Spielende.
Drei Karten aus dem Add-on Pack für vier Spielende.

Trotzdem wirken die Effekte eher schwach, beziehungsweise es wirkt schon fast krampfhaft auf mehrere Teilnehmende ausgelegt zu sein. Der Dried Fig Alien zwingt beim Angriff die Gegenseite eine Karte aus der Hand nach links weiterzugeben. Die Pear Martians haben eine Aktion, die es dem Mitspielenden erlaubt eine Karte zu ziehen. Eine ausliegende Kreatur mit gleicher Stärker wird sofort besiegt. Das sind zwar nette Effekte, aber es zündet kein Feuerwerk an Spielspaß und Witz. Mit den drei neuen Karten und den publizierten Regeln kam keine neue Spielfreude zu viert auf den Tisch.

Äpfel und Birnen

Teil der Mindbug-Strategie ist es, dass alle neuen Erweiterungen als „Stand-alone Expansion“ beworben werden. Wie bei Munchkin, oder natürlich dem direkten Vorbild Magic – The Gathering üblich, lässt sich jede Packung mit jeder Vermischen. Können Äpfel und Birnen nun miteinander vergleichen werden, und macht der Mix Spaß? Bereits bei der Erweiterung Jenseits der Ewigkeit fanden wir das Spiel deutlich ausgewogener, wenn es nur mit den Karten aus einer Box gespielt wird. Für die uns vorliegende Variante Kingdom gibt es zwar keine großen Kontereffekte, allerdings sind die Ernte-Karten recht stark, wenn man sie nicht schnell genug besiegt bekommt. Mindbug bleibt natürlich sehr glückslastig, was das Ziehen des Decks angeht, aber in Kingdom sind viele starke Karten dabei, die die Ernte-Karten wieder zerstören. Nach meiner Meinung macht Kingdom ohne den Mix mehr Spaß.

Ausstattung

Zuerst einmal das Wichtigste: Das vorliegende Rezensionsexemplar ist noch ein Prototyp. Auf allen Karten steht noch das Wort „Beta“, respektive auf den Sonderkarten für das Spiel zu viert prangt sogar noch „Prototyp“ in der oberen linken Ecke. Die Illustrationen und die Beschreibungen auf den Karten sind demnach noch nicht final. Qualität, Größe, Farben und so weiter stehen den bisher veröffentlichten Exemplaren allerdings in nichts nach.

Die Spiel-Schachtel ist gut gefüllt (Prototyp).
Die Spiel-Schachtel ist gut gefüllt (Prototyp).

Die Ernte-Marker sind ziemlich dünn und fühlen sich etwas gummiert an. Vielleicht sind sie ebenfalls aus dem hochwertigen PVC-basierten Material, wie in etwa die Karten bei Radlands. Mit leichter Gewalt lassen sie sich verbiegen, aber sie sind doch so robust, dass sie nicht gleich beim ersten Ablegen auf dem Tisch Knicke aufweisen.

Die Verpackung hat die Standard-Retailgröße. Dadurch wird es recht eng in der Box. Die Ernte-Marker muss man entweder wieder zurück in das Pöppelmuster drücken und dann hineinschieben, oder einzeln hinter die Karten schieben. Sie passen leider weder unter noch über die Karten. Hoffentlich gibt es für die Retail-Version noch eine bessere Lösung am Ende. Wer schon eine der Deluxe-Versionen hat, bekommt die Marker ohne Probleme dort unter.

Streng genommen ist der Name der Erweiterung Battlefruit nicht ganz korrekt. Neben vielen Früchten tauchen Pilze (Prime Fungus), Gemüsesorten (in etwa Calm Cole) oder sogar Lebewesen wie eine Auster (Alluring Oyster) auf.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Nerdlab
  • Autor*in(nen): Christian Kudahl, Marvin Hegen, Richard Garfield, Skaff Elias
  • Illustrator*in(nen): Denis Martynets
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Sprache: deutsch / englisch
  • Spieldauer: 15 bis 25 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 2 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Preis: von 35 EUR (Starter) bis 239 EUR (mit allen bereits erschienen Modulen)
  • Bezugsquelle: Gamefound

 

Bonus/Downloadcontent

Im Rahmen der Gamefound-Kampagne hat es sich bei Mindbug eingebürgert nicht nur ein, sondern zwei Erweiterungen mit einem gemeinsamen Thema zu publizieren. In unserem Rezensionskarton befand sich Kingdom. Die zweite Variante nennt sich Galaxy. Welches galaktische Obst euch dort begegnen wird, können wir noch nicht sagen. Galaxy bringt die neuen Fähigkeiten Charge und Octonite Abilities mit. Wie sich diese im Spiel anfühlen, können wir auch noch nicht sagen.

Fazit

Nach jeder Erweiterung denke ich „jetzt haben sie es zu Ende ausgereizt“. Die Mindbug-Erweiterung Battlefruit Kingdom hebt das Spiel auf den nächsten Level. Mit der neuen Fähigkeit Ernte wird eine tolle Mechanik ins Spiel gebracht. Diese fungiert, wie eine Art Countdown bis meist ein ziemlich starker Effekt ausgelöst wird – bis hin zum sofortigen Sieg.

Die kleine Schachtel bietet gute Unterhaltung.
Die kleine Schachtel bietet gute Unterhaltung.
Die Fearberry in Aktion mit den neuen Ernte-Markern.
Die Fearberry in Aktion mit den neuen Ernte-Markern.

In der Schachtel versteckt sich keinerlei faules Obst. Mindbug wird in bereits gewohnter Qualität ausgeliefert und trumpft wieder mit viel Wortwitz und passenden Illustrationen. Die gefährliche Erdbeere – Fearberry (deutsch: Angstbeere) – ist nur eines von vielen lustigen Beispielen. Auch wenn hier die englische Version vorliegt, hat der deutsche Verlag Nerdlab meist auch sehr lustige deutsche Namen im Portfolio.

Der im Vorfeld groß angekündigte Spielmodus für vier Spielende enttäuscht dagegen komplett. Die Karten aus dem Rezensionsexemplar quetschen keinen erfrischenden Saft aus einer leckeren Orange. Sie hinterlassen eher einen faden Beigeschmack. Hoffentlich sind in der Crowdfunding-Kampagne mehr Karten dabei. Trotzdem braucht es letzten Endes noch Glück, dass diese Karten überhaupt ins Spiel kommen. Es bleibt weiterhin ein gutes Spiel zu zweit. In Summe verdient es wie die Vorgänger vier granatenstarke Äpfel in der Gesamtwertung.

 

  • Kurzweilig
  • Neue Karten-Fähigkeiten
 

  • Enttäuschender Modus für vier Spielende
  • Ernte-Marker passen nicht optimal in die Prototyp-Schachtel

 

 

 

Artikelbilder: © Nerdlab
Titelbild: © Nerdlab, depositphotos | ©
zoomteam
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Fotografien: Horst Brückner
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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