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Kaum haben wir Mindbug und die eigenständige Erweiterung Mindbug – Jenseits der Evolution ausführlich getestet, können wir einen weiteren Blick auf die nächste Episode werfen. Diesmal begeben wir uns in die Ewigkeit. Oder besser gesagt: aus den ewigen Jagdgründen wieder heraus.

Die gute Nachricht: An dem Spielprinzip analog zu Mindbug hat sich kaum etwas verändert. Die bessere Nachricht: Die Erweiterung lässt sich ebenso wie die Vorgänger-Boxen als eigenständiges Spiel erleben. Die allerbeste Nachricht: mehr Fähigkeiten!

Triggerwarnungen

keine typischen Trigger

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Spielablauf

Bei Mindbug spielen zwei Personen Karten gegeneinander aus und versuchen sich gegenseitig der Lebenspunkte zu berauben. Wer bereits in Magic: The Gathering Stunden verbracht hat, wird sich auch in Mindbug rasend schnell zurecht finden. Aber selbst ohne Kenntnisse ist die Einstiegshürde erfreulich gering.

Der Spielaufbau besteht aus einem gemeinsamen Kartendeck und zwei sogenannten Mindbug-Karten auf der eigenen Spielseite. Aus dem Stapel ziehen die Spielenden je fünf Handkarten und fünf Nachziehkarten. Wie bereits durch Radlands bekannt, bauen die Spielenden in Mindbug also kein eigenes Deck auf. Im eigenen Zug spielt man entweder eine neue Karte aus oder greift mit einer bereits ausgespielten Karte an.

Zwei Mindbugs und die Lebensmarker.

Das Ausspielen kostet keine Ressourcen, sondern ist eine einfache Aktion. Nur zu diesem Zeitpunkt kann die gegenübersitzende Person entscheiden, den eigenen Mindbug auszuspielen. Damit übernimmt man die Kontrolle der Karte und zieht sie physikalisch auf die eigene Seite der ausgespielten Karten. Die eingesetzte Mindbug-Karte wird anschließend aus dem Spiel entfernt. Dadurch entsteht ein interessantes Bluffen am Spieltisch. Spielt jemand eine scheinbar sehr mächtige Karte aus und hat eventuell noch mächtigere Karten auf der Hand? War dies nur ein Lockangebot, um den eigenen Mindbug zu opfern?

Beim Angriff kann die verteidigende Person entscheiden, den Angriff durchgehen zu lassen und somit einen von nur drei Lebenspunkten zu verlieren oder mit einer ausliegenden Kreatur zu blocken. Bei der Verteidigung werden die Punktewerte auf der oberen rechten Ecke miteinander verglichen. Die Karte mit den meisten Punkten bliebt erhalten.

Für mehr Regeldetails zu dem Grundspiel werft einen Blick auf die oben beschriebene Rezension. Das Schöne bei Mindbug ist, dass man das Grundspiel mit den sogenannten Erweiterungen mixen kann. Die Erweiterungen bleiben eigenständige Versionen und können ohne das Grundspiel gespielt werden.

Was ist neu?

Wie man es bereits aus den bisherigen Erweiterungen gewohnt ist, haben sich die Autoren von Mindbug ein paar neue Fähigkeiten ausgedacht.

Dazu zählt zum einen Verstärkung. Kreaturen mit dieser Fähigkeit können aus Ablagestapeln – den eigenen oder fremden – eine bestimmte Anzahl an Karten entfernen und diese umgedreht unter die auslösende Kreatur legen. Pro Karte steigt die Stärke der Kreatur um je einen Punkt an.

Dieser Verstärkungseffekt wirkt schon ziemlich gut, aber tatsächlich geht sie am besten mit der zweiten neuen Fähigkeit einher. Diese nennt sich Im Ablagestapel und wird erst aktiv, wenn die Kreatur mit der Fähigkeit in den Ablagestapel wandert. Die Gesegnete Killerbiene wirkt sich im Ablagestapel wie folgt aus: Verliert die gegnerische Person mindestens einen Lebenspunkt, verliert sie zusätzlich zwei weitere Lebenspunkte. Damit macht die Killerbiene ihren Namen aller Ehre – gibt es doch nur drei Lebenspunkte insgesamt. Aber auch das Gesegnete Tierhörnchen wird im Ablagestapel schon für ziemlich viel Unmut beim Gegenüber auslösen. Gegnerische Kreaturen mit einer Stärke von sieben oder mehr dürfen nicht mehr angreifen oder den*die Spieler*in verteidigen.

In einigen Testrunden entstand ein witziges Hin- und Hergeschachere zwischen den Auslagen und Ablagen. Gute Karten, die aus dem Ablagestapel wirken, versucht man mit der Verstärkung zu kapern. Mit dem geeigneten Konter – beispielsweise dem Drachenbock – lässt sich eine verstärkte Kreatur dann doch noch direkt besiegen und die Karten landen wieder in der Ablage. Hat man nun aber die Karte … na das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Erweiterungsmix

Das gemeinsame Kartendeck kann man nun aus drei eigenständigen Boxen und diversen Promo-Karten zusammenstellen. Daher stellt sich schon etwas die Frage, wie man die Erweiterungen dazu mixt.

Der Designer Richard Garfield antwortet in einer entsprechenden Boardgamegeek-Frage im Januar 2024 sinngemäß, dass man höchstens darauf achten könnte, dass zu jedem Effekt auch Gegenkarten vorhanden sind. Die Spielfreunde leidet unter dessen aber auch nicht, wenn dies nicht der Fall sei.

„The system is fairly robust for varied mixes of cards. If you are mixing whole sets you will be fine. If you are mixing partial sets it will be fine unless you don’t happen to have enough answers for particular cards, and even then it will be fine while you learn the powerful cards in your mix.

There may, going forward, be some cards that only work well with the mechanics of the particular set – but we are careful to make very few, if any of these. For example, if we introduced an ice mechanic of some sort, having a card that modifies ice in some way would probably not have so much interest in previous sets – which had no ice. For that reason, such a card would have to bring an awful lot to the expansion for us to consider adding it. It should be pretty easy to identify these cards which wouldn’t play so well with other expansions.“

Bei Mindbug wird viel Wert auf Artwork und gute Kartennamen gelegt.

In den Testrunden zeigte sich ein etwas anderes Bild. Klar macht es manchmal Spaß alles wild zu mixen und zu schauen welche Karten man zieht. Aber gerade Jenseits der Ewigkeit hat nun zum ersten Mal Karten mit einer Art Kontereffekt dabei. Daher blieb die Ewigkeit-Box im Test doch eher für sich. Und das ist nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Man benötigt schon genug Glück die passende Karte zu ziehen. In der Ewigkeit-Erweiterung ist genau dieser Twist – Karten mit Gegeneffekten zu besitzen – das interessantere Match.

Ausstattung

Das Spiel lebt zu einem Großteil von dem tollen Artwork und natürlich auch von den lustigen zusammengesetzten Kartennamen. Im Spiel begegnet uns der Pfaugasus oder der Koibra. Letzterer ist eine Mischung aus Koi, Kobra und zumindest meiner Meinung nach ein bisschen Drache. Bei Mindbug gehört das Entdecken der Karten zu dem Spielerlebnis dazu.

Das Regelheft umfasst nun sowohl die Regeln zu der Erweiterung Jenseits der Evolution und Jenseits der Ewigkeit. Damit ist nun alles an Ort und Stelle. Durch kleine Symbole wird auch immer angezeigt, welche Regel zu welcher Erweiterung gehört. Sehr vorteilhaft, wenn man nicht alle Erweiterungen im Besitz oder in dem gemeinsamen Deck eingemischt hat.

In Summe werdet ihr mit 48 Kreaturen-, vier Mindbug- und zwei Kurzübersichts-Karten in der Box beglückt. Dazu kommen hochwertige Lebenspunktezähler, die Karten oder ausgedruckte Tokens als Substitut dafür überflüssig machen. Die Box ermöglicht es ohne Weiteres das Grundspiel in der ansonsten leeren Aussparung unterzubringen. Wer das Grundspiel und die beiden Erweiterungen in dieser Box unterbringen möchte, muss zumindest einen Kartenstapel in den beiden Aussparungen aufteilen.

Die Mindbug-Box.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Nerdlab Games
  • Autor*in(nen): Christian Kudahl, Marvin Hegen, Richard Garfield, Skaff Elias
  • Illustrator*in(nen): Denis Martynets
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 15 bis 25 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Preis: ca. 17 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel

 

Bonus/Downloadcontent

Es gibt derzeitig ein Beta-Programm für eine App-Version von Mindbug. Die Spielmechanik läuft bereits recht flüssig. Sie erfordert allerdings (noch) eine kostenlose Registrierung auf der Homepage. Dies lief zumindest in der vorliegenden Beta noch nicht reibungslos und konnte nicht aus der App abgeschlossen werden.

Die aktuelle Beta-Version.

Wie man bereits sehen kann, sind online Spiele mit anderen Mitspielenden wie auch eine KI als Gegner möglich. Die KI lässt sich bereits in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen auswählen. Mindbug entwickelt sich ständig weiter.

Nachdem es das Grundspiel bereits im letzten Jahr auf die Empfehlungsliste für das Kennerspiel des Jahres geschafft hat, wurde im Dezember 2023 die erste offizielle Mindbug World Championship ausgetragen.

Fazit

In jedem Mindbug-Spiel steckt immer noch ein Mindbug-Spiel. Damit teilt auch diese Erweiterung die Stärken und Schwächen der bereits rezensierten Variationen. Zuerst einmal ist es ein recht kurzweiliges Spiel, die Karten tragen meist sehr witzige zusammengesetzte Namen und es ist einfach zu erlernen. Eine Partie dauert um die 20 Minuten.

Durch das Spielprinzip bedingt, kann es bei den jeweiligen gezogenen Karten zu einem Ungleichgewicht kommen. Fortuna streckt ordentlich ihre (Mindbug-)Tentakel aus. Das führt dazu, dass sich die taktische Tiefe eher auf das gekonnte Bluffen als auf das raffinierte Kartenmanagement beschränkt.

Viel Material für die kleine Schachtel.

Das vorliegende Exemplar lässt sich nahtlos in ein bestehendes Deck integrieren oder ganz ohne Grundspiel auch alleine genießen. Zudem sind neue Fähigkeiten und tolle neue Kombinationen mit den bereits bestehenden Fähigkeiten im Paket enthalten. Gerade diese Fähigkeiten machen bei Jenseits der Ewigkeit den Reiz aus. Sie interagieren in einer Art Effekt und Gegeneffekt miteinander. Daher ist es das bisher beste Spiel aus der Serie.

Trotz fehlender taktischer Tiefe, lockt jede Partie immer wieder ein Lächeln in die Gesichter der Spielenden. Damit sind vier Mindbugs als abschließende Bewertung mehr als gerechtfertigt.

  • Extrem kurzweilig
  • Neue Fähigkeiten
  • Jetzt mit Lebensmarkern

 

  • Handkarten sind glücksabhängig
  • Geringe taktische Tiefe

 

Artikelbilder: © Nerdlab
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Hendrik Pfeifer
Fotografien: Horst Brückner
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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