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In Arche Nova bauen wir einen professionellen Zoo mit einem anspruchsvollen Schwerpunkt. Ob man mehr auf niedliche Tiere abfährt oder lieber exotischen Tieren einen artgerechten Platz im Zoo anbieten möchte – im Expertenspiel Arche Nova müssen wir flexibel bleiben und eine Balance aus all den Aufgaben, von Forschung bis Bauarbeiten, schaffen.

Brettspiele rund um das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit liegen stark im Trend. Auch Arche Nova reiht sich in diese spannende Entwicklung ein und bietet fast schon wie ein Simulator ein anspruchsvolles Spielerlebnis, das nicht nur durch die vielfältigen realistischen Tierkarten und das Managementsystem durch Komplexität überzeugt. Im Brettspiel Arche Nova übernehmen wir den Aufbau und die Führung eines eigenen Zoos. Dabei geht es nicht nur um die Ansammlung von spannenden Tieren, um Besucher*innen in den neuen Park zu locken, sondern auch um geschickte strategische Planung und Management der vielen Aufgaben.

Triggerwarnungen

Keine typischen Trigger.

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Spielablauf

Zu Beginn werden zwei klare Endwertungsziele gezogen, die, ähnlich wie im ebenso spannenden Spiel Erde, am Ende einer Partie ausgelöst werden. Diese variieren je nach Partie und es bleibt eine bestimmte Spanne an Zeit zu entscheiden, welches konkreter verfolgt wird. Im Verlauf des Spiels stehen zudem fünf verschiedene Aktionskarten zur Verfügung, die pro Runde gezielt eingesetzt werden müssen. Darunter befinden sich Aktionen wie Bauen, Sponsoren-Akquise, Verbandsarbeit oder auch Tiere ansiedeln.

Arche Nova verbindet Worker-Placement mit einer Art Deckbuilding-Mechanismus:

Es können Arbeitende (Meeple) genutzt werden, die im Laufe des Spiels mehr werden und diese wohlüberlegt und strategisch geschickt eingesetzt werden. Diese braucht man vor allem bei der Verbandsarbeit, wo sowohl Netzwerkarbeit durchgeführt wird, indem Partnerschaften mit anderen Zoos in der Welt geknüpft werden, als auch Forschung betrieben und damit ein guter Ruf aufgebaut wird (Verbandstableau).

Die Tätigkeiten in der Verbandsarbeit sollten strategisch gut geplant werden
Die Tätigkeiten in der Verbandsarbeit sollten strategisch gut geplant werden

Der persönlich gestaltete Zoo ist bestenfalls durch Kooperationen mit Partnerzoos international tätig, setzt sich für den Artenschutz auf verschiedenen Kontinenten ein und ist durch z.B. Zusammenarbeit mit Universitäten wissenschaftlich auf dem neuesten Stand. Dies alles sind Zwischenziele, die man sich mit Markern einer Farbe und durch Worker-Meeples schnappen kann.

Es gibt verschiedene Kartentypen, die ausspielbar sind: Sponsorenkarten, Artenschutzprojektkarten und natürlich Tierkarten, hier gibt es sieben Tierklassen. Diese geben alle eine neue Richtung vor und ermöglichen, die persönliche Strategie breit aufzustellen, um damit Siegpunkte zu erlangen.

Denn einfach nur eine einzige Strategie zu verfolgen und sich beispielsweise komplett auf den Aufbau eines Streichelzoos zu fokussieren, ist zu eng gedacht und wird durch den Anteil an Zufall im Spiel nicht weiterhelfen. Daher ist es ratsam, sich auf unterschiedliche Siegbedingungen zu konzentrieren.

Sponsorenkarten, die bspw. Spezialist*innen in euren Zoo holen oder den Bau von Sonderbauwerken ermöglichen, erschaffen oftmals eine Art kleine Engine, mit der sich zum Beispiel Ressourcen oder Punkte ergattern lassen.

Sponsorenkarten (rechts im Bild) verschaffen langanhaltende Vorteile
Sponsorenkarten (rechts im Bild) verschaffen langanhaltende Vorteile

Pro Spielrunde werden in abwechselnder Reihenfolge die verschiedenen Aktionen immer entlang der kurz- und langfristigen Ziele abgehandelt und dabei Boni und Ressourcen gesammelt, die wiederum in den Ausbau des Zoos investiert werden können. So ist es möglich, beim Bauen durch geschicktes Anlegen der unterschiedlich großen Gehege weitere Effekte freizulegen, die Boni bringen, zum Beispiel ein Kiosk oder ein Pavillon, weitere Arbeitende oder Einkommen.

Die Aktionen können immer nur mit der sich wechselnden angegebenen Stärke durchgeführt werden, diese lässt sich durch Marker, die im Spiel erlangt werden können, erhöhen, wenn nötig. Die Aktionskarten wandern nach jedem Einsatz durch eine vorgegebene Reihenfolge an einen anderen Platz unter dem jeweiligen Tableau, was ihre Einsatzstärke verändert. Dies muss man während den einzelnen Spielzügen berücksichtigen; diesen Mechanismus kennt man beispielsweise aus Race for the Galaxy.

Einige Kartentypen bieten Soforteffekte, aber auch dauerhafte Effekte.

Ein Endziel wiederum kann zum Beispiel sein, alle unterschiedlichen Tiersymbole oder alle Kontinentsymbole im eigenen Deck an Tieren versammelt zu haben. Diese geben unter anderem in den Artenschutzprojekten, wie zum Beispiel Auswilderung, Schutz bestimmter Tierarten, Punkte.

Bei Arche Nova sammeln sich auf dem Punktebereich (Spielplan mittig) jeweils entgegengesetzt Punkte für Attraktionen, aber auch für den eigenen Ruf des Zoos beziehungsweise für Artenschutzprojekte. Beim Vorziehen der Punktemarker werden sowohl Effekte und Boni als auch wegweisende Entscheidungen fällig.

Am Ende einer Partie werden Punktebereiche zusammen mit den bis dato verdeckten Punkten aus den Endzielen dann gegengerechnet, so bleibt bis zum Spielende doch noch ein gewisses Maß an Unvorhersehbarem.

Highlight sind natürlich auch die breite Vielfalt an unterschiedlichsten Tieren
Highlight sind natürlich auch die breite Vielfalt an unterschiedlichsten Tieren

Während des Spiels werden auf dem Spieler*innen-Tableau variierende Gehege für unterschiedliche Tierarten gebaut. Zudem werden Tiere in einer Art Deck angesammelt und können hier anhand von Bedingungen von wiederum anderen Karten Punkte geben, wenn das Tier zum Beispiel besonders sehenswert oder auch schützenswert ist. Viele Tiere haben auch eine eigene Fähigkeit, die manchmal etwas an Pokémon-Karten erinnert. Jedes Tier bringt dazu Ressourcen oder Punkte.

Auf diesem Zoo-Tableau wird außerdem Geld, Arbeitende oder auch Auszeichnungen für Verbandsarbeit/Forschung gesammelt. Diese bringen wiederum Vorteile für den jeweiligen Zoo.

Das große Spielbrett ist hauptsächlich für den Punktestand und für offen einsehbare Karten wichtig: Hier liegt eine ständig wechselnde Auslage an verschiedenen Karten aus, wer Glück hat, kann den eigenen Zoo dadurch je nach Position seines Rufmarkers oder durch Einsatz seiner Aktionen geschickt ergänzen.

In der Mitte auf dem Spielbrett bietet die Kartenauslage immer mal wieder eine tolle Gelegenheit, seinen Zoo durch neue Karten upzugraden
In der Mitte auf dem Spielbrett bietet die Kartenauslage immer mal wieder eine tolle Gelegenheit, seinen Zoo durch neue Karten upzugraden

Das ist auch etwas der Knackpunkt an Arche Nova: Welche Karten man vom allgemeinen Kartenstapel (Zookarten) zieht, passiert sehr zufällig und Kartenziehen ist nur durch wenige Mechanismen im Spiel möglich. Dadurch fehlt manchmal etwas Auswahl, welche Strategie man nun verfolgen oder die richtige Karte, die man spielen möchte.

Auch die Gelegenheit, Aktionskarten upzugraden, ist nur wenige Male während einer Partie geboten. Dass man aber bestimmte Aktionskarten fast schon upgraden muss, um ein Ziel zu erreichen und wann sich diese Möglichkeit ergibt, das lernt man erst durch das tatsächliche Spielen. Hier kommt es dann auf das geschickte Timing an.

Arche Nova braucht Platz
Arche Nova braucht Platz

Ein Zeitelement existiert in Arche Nova zudem auch noch: der Pausenstein. In den Aktionskarten befindet sich auch die Karte Pause. Ist diese Aktion (Karten ziehen) öfters durchgeführt worden und der Pausenstein entsprechend vorgerückt, werden bestimmte Effekte ausgelöst und man erhält Boni. Dieser Mechanismus läutet die nächste Runde ein. So wird beispielsweise Einkommen ausgezahlt oder auch das Handkartenlimit überprüft.

Besonders bemerkenswert ist abschließend zum Spielablauf die Tatsache, dass die Runden recht rasch ablaufen und dabei komplexer werden. Außerdem macht es sehr viel Spaß, den eigenen Zoo mit den favorisierten Tieren zu befüllen. Das Brettspiel kann bei einer zu engen Strategie punktetechnisch stagnieren, aber es geht ja nicht immer nur um die Punktzahl und es sind durch die hohe Wiederspielbarkeit immer wieder andere Strategien möglich und notwendig.

Arche Nova braucht außerdem viel Zeit, wir haben durchaus auch mal für eine Partie dreieinhalb Stunden benötigt (zu zweit).

Ausstattung

Arche Nova hat tolle und komplexe Spielelemente, dazu ein sehr großes Spielbrett. Es braucht also viel Platz und es wird am Anfang Zeit benötigt, um alle Symbole und Zusammenhänge des Materials zu verstehen. Es ist empfehlenswert bei jedem Einstieg ins Spiel auch nochmal kurz eine Wiederholung der Symbole vorzunehmen, die auch in einer Symbolübersicht dem Spiel extra beigefügt ist.

Die Regelanleitung ist für die ersten Male spielen sehr umfangreich und recht kompliziert verfasst. Manche Symbole der Karten können sicherlich auch erst mal zu Verwirrung führen. Praktisch ist jedoch, dass viele der Karten durchnummeriert sind, im Glossar noch genauer erläutert werden und viel mit Farbkodierung auf den Karten und den Tableaus gearbeitet wurde.

Die Ausstattung von Arche Nova ist qualitativ hochwertig, lediglich die Spieler*innen-Tableaus, also der Ort, auf dem Zoogebäude errichtet werden, könnten aus dickerer Pappe sein. Die Tierbilder der umfangreichen Tierkarten sehen zum Teil aus wie von einer KI erstellt, es sind jedoch tatsächlich zum großen Teil Stock-Fotos und manchmal etwas unscharf.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Feuerland
  • Autor*in(nen): Mathias Wigge
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 2-3 Stunden
  • Spieler*innen-Anzahl: 1 2 3 (4)
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Preis: ca. 50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Arche Nova bietet auch Regeln für ein Solo-Spiel in der Anleitung an. Außerdem gibt es unterschiedliche Spielpläne: für Anfänger*innen, für mittlere Schwierigkeit und für fortgeschrittene Spieler*innen. Aktuell ist zudem die Erweiterung Wasserwelten erschienen. Die Regeln und viele weitere praktische Helfer gibt es auf der Webseite von Feuerland Spiele zum Download.

Fazit

Am Anfang war ich bei diesem Spiel etwas skeptisch, da das Spiel eher nach moderner Arbeitswelt und sehr technisch-rational klingt. Es fehlte ein wenig die verspielte, emotionale Ebene. Nach mehreren Spieldurchgängen ist Arche Nova aber als ein gelungenes, abwechslungsreiches Spiel für Expert*innen zu empfehlen, dass nicht zuletzt aufgrund der Tiervielfalt aber auch dem ansprechenden Mix an Spielmechanismen überzeugen konnte.

Dass hier so viele Ebenen aus dem Management eines modernen Zoos einbezogen werden, lässt das Spiel bestimmt auch als pädagogisch wertvoll und lehrreich gelten.

Ich hätte mir aufgrund des sehr aktuellen Themas aber auch mehr konkrete Beispiele und Aspekte des Artenschutzes oder auch zur artgerechten Haltung gewünscht, hier bleibt das Spiel aber relativ an der Oberfläche und eher neutral.

Klar wird aber, dass viele Elemente, von Forschung bis Sponsoren-Arbeit, wichtig sind für einen modernen und artgerechten Zoo.

Die Verbindung aus Worker-Placement, schnellen Runden und spannenden Aktionen macht Arche Nova zu einem Spiel mit hohem Wiederspielwert, wenn man etwas Zeit mitbringt und sich nicht von den vielen Symbolen der Karten abschrecken lässt. Natürlich muss man an viele Ziele und Aufgaben gleichzeitig denken, doch es bleibt bis zuletzt spannend, wer die meisten Punkte absahnt, da die Endziele und jeweils gegenläufige Punktemarker auf dem Spielbrett durchaus noch für Überraschungen sorgen können. Zum Teil ist fokussiertes strategisches Planen sehr wichtig, da es vielleicht nur wenige Gelegenheiten für das Umsetzen eines Vorhabens gibt.

Es dauert zwar eine Weile, bis man sich über bestimmte Abfolgen im Spiel klar wird, das braucht etwas Spielerfahrung, damit man die eigene Strategie besser steuern kann, doch trotz der Komplexität überfordert es einen beim Spielen nicht. Das Preis-Leistungsverhältnis ist ebenfalls sehr gut, hier bekommt man jahrelangen Spielspaß, bei dem jede Partie anders aussehen kann.

Im Herbst dieses Jahres erschien die Erweiterung mit Wassertieren (Wasserwelt), auf diese habe ich in einer Partie bereits einen Blick werfen können, habe aber noch keine abschließende Meinung dazu.

 

  • Abwechslungsreiche Mechanismen
  • Bunte Tiervielfalt
  • Keine Partie gleicht der anderen
 

  • viele unterschiedliche Symboliken und Wechselwirkungen
  • Zeitintensiv
  • Sehr technisch-rational

 

Artikelbilder: © Feuerland Spiele
Layout und Satz: Verena Kröger
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Verena Tribensky
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Über die Autorin

Verena Tribensky kommt aus Süddeutschland und verfasst schon immer gerne Texte – egal ob Rezension oder kreatives Schreiben. Neben Comics und Brettspielen hat sie auch ein Faible für schöne Illustration und Animationsfilme. Sie geht Bogenschießen und lauscht gerne Hörspielen.

 

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