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Kurz vor ihrem zwölften Geburtstag erhält das Waisenmädchen Sepia einen geheimnisvollen Brief vom Meister der Buchdruckerei Silbersilbe mit einer Einladung nach Flohall, um dort bei ihm in die Lehre zu gehen. Zusammen mit anderen Lehrlingen entdeckt sie alte Geheimnisse und muss die Stadt vor einer altbekannten Bedrohung retten.

Das Buch erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Sepia, die unerwartet durch einen einfachen Brief ihrem tristen Leben entrissen wird. Als Lehrling des Buchdruckermeisters Silbersilbe lernt sie das Setzen von Buchstaben, Bedienen von Druckpressen und die Einzigartigkeit verschiedener Tinten. Sepia absolviert die Lehre bei Silbersilbe nicht alleine, weitere Lehrlinge lernen das Handwerk bereits seit Monaten bis hin zu Jahren. Diese lassen Sepia spüren, dass sie neu und unerfahren ist, doch glücklicherweise pflegt ihr Meister enge Beziehungen zu der Meisterin der Buchmalerei Magia Perugina und dem Meister des Buchbindens Seidenhand. Mit zweien der Lehrlinge schließt Sepia erste Freundschaften. Gemeinsam mit ihnen lernt sie die schönen und magischen Ecken Flohalls kennen. Doch in der Stadt scheint nicht alles in Ordnung zu sein. Nach und nach stoßen sie und ihre Freund*innen auf dunkle Geheimnisse der Vergangenheit, die ihre Schatten auf die Gegenwart werfen. Auch ihre jeweiligen Meister*innen scheinen in diese Geheimnisse involviert zu sein.

Triggerwarnungen

Keine typischen Trigger vorhanden.

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Story

Die fast zwölfjährige Sepia verbrachte ihre Tage bislang in einem einfachen Waisenhaus. Mit Vollendung ihres zwölften Geburtstages hätte sie das Waisenhaus in eine ungewisse Zukunft verlassen müssen. Genau zum richtigen Zeitpunkt trifft jedoch der Brief des berühmten Buchdruckmeisters Silbersilbe ein, der sie in die magische Stadt Flohall einlädt und ihr eine Lehre in der Buchdruckerkunst anbietet.

Sepia selbst kann sich nicht erklären, warum der Meister sie für eine Lehre für geeignet hält und woher er sie überhaupt kennt. Gerade während ihrer ersten Tage an diesem neuen Ort zweifelt sie oft an sich selbst. Bald jedoch findet sie in der Buchdruck-Werkstatt das erste Mal ein zu Hause und echte Freundschaften. Auch wenn ihr das Setzen von Buchstaben ein wenig schwer fällt und die anderen Lehrlinge alles scheinbar viel schneller und besser können, bemerkt sie, wie sie sich von dem Geräusch von Buchpressen und dem Geruch frisch gedruckter Buchseiten angezogen fühlt. Ein kleines „s“, das ihr beim Setzen versehentlich in die Tasche gefallen sein muss, taucht fortan bei ihren kleinen alltäglichen Abenteuern immer wieder wie zufällig auf. Mal fällt es im richtigen Moment auf den Boden, mal scheint es ihr den Weg durch Wackeln und Drehen aus einer schwierigen Situation zu weisen.

Für sie völlig überraschend bekommt Protagonistin Sepia eine Einladung von Meister Silbersilbe.

Doch nicht nur ihr Meister Silbersilber als berühmter Buchdrucker hat sich in Flohall niedergelassen. Auch die legendäre Buchmalerin Magia Perugina und der bekannte Buchbinder Seidenhand scheinen dort nicht nur zu leben, sondern auch engen Kontakt mit Silbersilber zu pflegen. Dass die drei Berühmtheiten ihre Treffen in den Räumlichkeiten des Buchdruckers hinter verschlossener Tür abzuhalten pflegen, ruft natürlich sofort die Neugierde der Lehrlinge auf den Plan. So findet Sepia schnell in Niki, Tochter der Buchmalerin Magia Perugina und Sanzio, Lehrling des Buchbinders Seidenhand, Weggefährt*innen, die gemeinsam unerlaubt versuchen, Gespräche mitzuhören.

Der Einstieg in die Geschichte erfolgt langsam. Sepia wird auf ihrem Weg nach Flohall begleitet, sodass Lesende genauso viel oder wenig über die magische Stadt und den mysteriösen Buchdruckermeister wissen wie die Protagonistin. Nach und nach wird die magische Welt beschrieben, die entfernt an das magische Flair des Werkes Tintenherz erinnert.

Nach einem ruhigen Einstieg wird die Spannung langsam aufgebaut. Sepia und ihre Freund*innen Niki und Sanzio stolpern über alte Geheimnisse. Gleichzeitig werden von Unbekannten Anschläge auf die Buchdruckwerkstatt von Sepias Meister sowie weitere wichtige Orte der Stadt verübt. Während die drei Protagonist*innen versuchen, den Ursprung dieser Anschläge zu ergründen, scheinen ihre drei Meister*innen mehr zu wissen und die Kinder zweifeln daran, wem sie noch vertrauen können.

Wunderschöne Zeichnungen über den Kapitelüberschriften runden das Leseerlebnis ab.

Der Aufbau der Handlung erinnert an bekannte Schemata. Ein Waisenmädchen kommt in ein neues jedoch geheimnisvolles Heim, schließt dort Freundschaften und muss schließlich gegen einen Widersacher bestehen, bei dem zunächst unklar ist, ob dieser mit den Bezugspersonen des neuen Heims im Bunde steht. Während dieser Aufbau ein wenig an Kreativität missen lässt, macht er es gleichzeitig jedoch einfach, in die Handlung hineinzufinden und dieser zu folgen. Auch das Mitfiebern mit der Protagonistin Sepia kommt ganz von selbst. Die Figuren wirken für ihr beschriebenes Alter glaubhaft. Niki und Sanzio als Begleitpersonen Sepias bringen ihre eigenen Hintergründe und Probleme mit sich. Sie wirken somit lebensecht und werden neben der Protagonistin ebenso mehrdimensional beschrieben.

Schreibstil

Der Vergleich des Romans Sepia und das Erwachen der Tintenmagie mit dem Jugendroman Tintenherz, in den auch Erwachsene abtauchen können, kommt nicht von ungefähr. Das Lob und den Vergleich hat sich die Autorin mit ihrem atmosphärisch träumerischen Schreibstil verdient. Die Welt Sepias entfaltet sich bereits ab der ersten Seite vor den Augen der Lesenden.

Die Handlung der Geschichte findet ausschließlich in der als magisch beschriebenen Stadt Flohall statt. Magie scheint an bestimmten Orten, wie beispielsweise einem Mitternachtsmarkt, durchaus üblich zu sein. Auch die Tatsache, dass es Alchemist*innen gab und gibt, die mittels magischer Ingredienzien die Realität verändern können, nehmen die Protagonist*innen als Realität hin. Gleichzeitig wird der Rest der Welt recht vage gehalten. Lesende können und müssen sich selbst überlegen, wie alltäglich phantastische Elemente tatsächlich in dieser Welt sind. Dieser Aspekt unterstreicht den Effekt eines träumerischen Schreibstils, da keine objektiv definierten Ränder des Beschriebenen wahrzunehmen sind. Der Verlag empfiehlt das Buch ab zehn Jahren. Das Buch ist für diese Altersklasse genau richtig, die Altersempfehlung ist passend.

Die Autorin

Theresa Bell ist eine Hamburger Autorin, die ein Studium in Japanologie und Germanistik abschloss. Mit Sepia und das Erwachen der Tintenmagie veröffentlichte sie ihr Kinderbuchdebüt. Das Manuskript wurde von elf Verlagen umworben, wobei der Thienemann Verlag den Zuschlag erhielt. Der Verlag freut sich über die passende Ergänzung zum Profil anlässlich seines 175-jährigen Jubiläums.

Erscheinungsbild

Die Protagonistin Sepia ziert das ansprechend gestaltete Cover des Buches.

Die freie Illustratorin Eva Schöffmann-Davidov schenkte dem Buch sein äußeres Erscheinungsbild. Auch im Inneren des Buches finden sich diverse ihrer Zeichnungen. Eva Schöffmann-Davidov arbeitet mit diversen Kinder- und Jugendbuchverlagen zusammen. Ihre Arbeiten zieren unter anderem Bücher von Kerstin Gier und Jessica Townsend mit ihrer Nevermoor-Reihe. Bei diesem Buch lohnt sich die Anschaffung der Hardcover-Version, denn das Buch ist ein echter Hingucker. Die Protagonistin Sepia ziert das Cover mittels Zeichnungen, im Hintergrund verschwimmen die Farben und stellen Farb- wie auch Tintenflüsse dar. Der Titel ist in leicht verzierter Schriftart im oberen Drittel des Buches zu finden. Über jedem Kapitel befinden sich kleine wunderschöne Zeichnungen; auch im Buch erwähnte Briefe sind ansprechend optisch gestaltet zu finden. 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Thienemann Verlag
  • Autorin: Theresa Bell
  • Erscheinungsdatum: 24. Februar 2024
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 384
  • ISBN: 978-3522186582
  • Preis: 17 EUR (Print) + 12,99 (E-Book)
  • Bezugsquelle Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Die Internetseite des Verlags Thienemann bietet zum Roman diverse auf Kinder ausgerichtete Gimmicks an. Ein Test bietet die Möglichkeit herauszufinden, welcher der drei Werkstätte Buchdruckerei, Buchbinderei oder Buchmalerei Lesende zuzuordnen sind. Die im Buch erwähnte Flohaller Zimtmilch findet sich mit einem optisch aufbereiteten Rezept wieder. Auch ein Kalligrafie-Wettbewerb fand statt, dessen Einsendungen der Verlag ebenso präsentiert.

Fazit

Sepia und das Erwachen der Tintenmagie erzählt die fesselnde Geschichte der zwölfjährigen Sepia, die durch einen geheimnisvollen Brief aus ihrem tristen Leben gerissen wird und in die magische Stadt Flohall eingeladen wird, um bei einem berühmten Buchdruckmeister in die Lehre zu gehen. Dort entdeckt sie nicht nur erste Freundschaften, sondern auch dunkle Geheimnisse, die die Stadt bedrohen.

Die Handlung baut langsam Spannung auf und führt die Leser*innen in eine magische Welt voller Geheimnisse und Abenteuer. Einzig der Aufbau der Geschichte erinnert an viele gleichgeartete Werke. Der Schreibstil der Autorin Theresa Bell ist atmosphärisch und träumerisch, was die Lesenden sofort in die Geschichte eintauchen lässt. Die Figuren wirken glaubhaft und mehrdimensional beschrieben, während das äußere Erscheinungsbild des Buches mit Illustrationen von Eva Schöffmann-Davidov ein echter Hingucker ist. Insgesamt bietet das Buch eine gelungene Mischung aus Magie, Freundschaft und Spannung für junge Leser*innen.

 

  • Atmosphärischer Schreibstil
  • Glaubhafte Figuren
  • Wunderschön illustrierte Buchgestaltung
 

  • Typisch bekannter Aufbau der Handlung

 

Artikelbilder: © Thienemann Verlag
Layout und Satz: Andreas Hübner
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Janina Mottl

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