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Unsere Zivilisation, jung und in der Galaxie noch unerfahren, ist dabei, den Weltraum zu entdecken. Gut, denn unser Planet ist schon recht voll. Doch auch unsere galaktischen Nachbarn entwickeln sich weiter und nur eine Spezies kann diesen Teil des Alls für sich beanspruchen. Ein Rennen um die besten Planeten beginnt.

Bei diesem Rennen geht es jedoch nicht nur darum, schnell zu sein, denn Hektik bringt einen nicht weiter. Hektik macht alles nur kompliziert. Als Spin-off zu Tiny Epic Galaxies geht es bei Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! aus dem Hause Asmodee darum, einen kühlen Kopf zu bewahren, seine Möglichkeiten zu analysieren und kluge Entscheidungen zu treffen. Nur so gelingt es, uns und unsere Zivilisation in die Vormachtstellung zu bringen. Denn wir müssen unsere Zivilisation auf die nächste Stufe bringen, bevor es andere schaffen. So wird der Fortbestand unserer Spezies gesichert. Wie wir das schaffen? Wir müssen die besten Entscheidungen treffen und etwas Glück haben.

Spielablauf

Wie bei den meisten Spielen muss selbiges vor dem ersten Zug zunächst einmal aufgebaut werden. Bei Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! jedoch geht das Ganze sehr schnell und ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Wir entscheiden sich für eine von vier Farben und nehmen uns das entsprechende, überschaubare Material. Zudem erhalten wir Startressourcen, welche auf einem Tableau markiert werden dürfen.

Nun noch ein paar kleine Handgriffe, um den allgemeinen Bereich mit ein paar Karten auszustatten, und in weniger als einer halben Minute sind wir fertig und können mit dem Spielen loslegen. Nun geht es darum, als erstes unsere Galaxie zu einer Typ-IV-Zivilisation zu machen. Hierzu müssen mindestens 21 Sternpunkte gesammelt werden.

Um hiermit beginnen zu können, werden zunächst einmal Würfel geworfen und auf dem Aktivierungstableau auf den dafür vorgesehenen Feldern abgelegt. Die Würfel können nun beliebig auf die sechs Reihenfolge-Felder gelegt werden. Diese Felder geben an, zu welchem Zeitpunkt welche Aktion durchgeführt wird.

Das Aktivierungstableau dient als Übersicht und zur Planung.
Das Aktivierungstableau dient als Übersicht und zur Planung.

Daher beginnt hier auch schon die Planung unserer Züge. Je häufiger wir das Spiel spielen, desto umfangreicher und genauer verläuft diese Planung, auch wenn sie sich nicht mit Twilight Imperium messen kann.

Falls wir zu diesem Zeitpunkt merken, dass die Würfel uns nicht hold waren, so können wir die Ressource Energie ausgeben, um den Würfelwurf zu wiederholen. Das ist auch dann möglich, wenn wir während des Zuges schon Aktionen ausgeführt haben, dann werden allerdings nur noch die Würfel der noch verbleibenden Aktionen neu geworfen. Neben diesem zufälligen Neuwürfeln dürfen wir auch einmal pro Zug einen Würfel auf einem Umwandlungsfeld platzieren und uns auszusuchen, welches das neue Symbol sein soll.

Wenn wir eine Aktion durchführen, so können sich alle anderen entscheiden, ob sie diese Aktion außerhalb ihres eigenen Zuges ebenfalls durchführen und ihr somit folgen wollen. Hierzu müssen sie die Ressource Kultur ausgeben. Dann dürfen sie die Aktion so durchführen, als seien sie selbst am Zug.

Daher ist es beim Planen unseres Zuges sehr wichtig zu entscheiden, welcher Würfel auf welchem Feld platziert wird, um sowohl selbst voranzukommen als auch etwaige Fortschritte der anderen zu verhindern.

Welche Aktionen uns zur Verfügung stehen, bestimmt letztlich das Würfelglück. Zu Beginn starten wir mit vier Würfeln, können jedoch weitere freischalten. Ein Würfel zeigt eine von sechs möglichen Aktionen an.

Die Würfel geben die Aktionen vor.

Eine kleine Rakete bedeutet, dass eines unserer Raumschiffe auf eine Planetenkarte bewegt werden darf. Wenn das Schiff auf dem Planeten landet, können wir die Sonderaktion der Karte nutzen und sofort auslösen. Bleibt es im Orbit, wird damit die Besiedelung des Planeten eingeleitet. Während Sonderaktionen oft gewisse Kosten verursachen, bringen sie gleichzeitig auch einen Nutzen. Einen Planeten zu besiedeln, dauert hingegen etwas länger, und es wird kein sofortiger Effekt ausgelöst, der Planetenwert wird allerdings unseren Siegpunkten zugerechnet und bringt unsere Zivilisation voran.

Entscheiden wir uns für das Besiedeln, so müssen wir hoffen, dass ein Würfel das Symbol für Leben oder Technologie zeigt. Jeder Planet ist einer dieser beiden Kategorien zugeordnet, und einen Fortschritt in der Besiedelung erreichen wir nur über das entsprechende Symbol, entweder als Sonderaktion oder als Würfel.

Haben wir dann einen Planeten besiedelt, so dürfen wir diesen in unseren Spielbereich legen. Wir bauen uns somit ein eigenes Deck an Planeten auf. Hier zählt der Planet zu den Gesamtpunkten. Zudem erhalten wir so exklusiv die Möglichkeit der Nutzung der Sonderaktion des Planeten.

Die Position der Raumschiffe auf den Planetenkarten hat Bedeutung für das Spiel.

Wenn ein Würfel das Galaxiensystem zeigt, dürfen wir entweder eine Sonderaktion eines Planeten unter unserer Kontrolle nutzen oder die eigene Galaxie weiterentwickeln. Das Entwickeln der Galaxie hat zur Folge, dass wir mehr Würfel zur Verfügung haben, mehr Raumschiffe auf die Reisen schicken können und dass unsere Galaxie selbst einen höheren Wert erhält. Um sie entwickeln zu können, benötigen wir allerdings Ressourcen. Diese können wir über die Planetenaktionen erhalten oder über die Würfel, wenn wir auf den richtigen Planeten gelandet sind. Jedem Planeten ist eine der zwei Ressourcen Kultur oder Energie zugeordnet.

Während wir mit Energie Würfel neu werfen können, wird Kultur benötigt, um anderen bei Aktionen zu folgen. Zeigt der Würfel das entsprechende Symbol, erhalten wir für jeden Planeten mit der entsprechenden Kategorie, auf dem wir uns befinden, entsprechende Ressourcen.

Wichtig ist, dass wir nicht alle Aktionen, die gewürfelt wurden, auch durchführen müssen. Wir können uns jederzeit entscheiden, den laufenden Zug zu beenden und noch freie Aktionen verfallen zu lassen.

Anschließend ist es am Mitspielenden zu unserer Linken, zu würfeln und zu agieren. Dies wird so lange wiederholt, bis eine Galaxie durch das Erobern von Planeten einen Sternenwert von mindestens 21 Punkten erreicht.

Ausstattung

Genau wie Tiny Epic Pirates oder Tiny Epic Dungeons kommt Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! in einer kleinen Schachtel an. Diese wirkt mit ihren verschiedenen Schriftarten, Bildern und Aufdrucken sehr hektisch und vermittelt damit schon einen Eindruck der schnellen Spielweise.

Für wenig Spielplatz konzipiert, erfüllt auch der Deckel einen Zweck.
Für wenig Spielplatz konzipiert, erfüllt auch der Deckel einen Zweck.

Nach dem Öffnen stellen wir fest, dass der Deckel sogar eine weitere Funktion hat und extra für das Würfeln innen bedruckt wurde. In der Schachtel finden sich neben der obligatorischen Spielanleitung für die allgemeine Verwendung: sechs sechsseitige Aktionswürfel mit den Piktogrammen der durchzuführenden Aktionen, insgesamt 30 Planetenkarten, aus denen die unbesiedelten Planeten gelegt werden, und das Aktivierungstableau, auf welchem die Aktionswürfel platziert und die Züge geplant werden.

Neben diesem – allgemeinen – Material sind für die Spielenden jeweils vier Galaxietableaus in den Farben Blau, Rot, Gelb und Grün beigelegt. Zu jedem dieser Tableaus sind in der entsprechenden Farbe jeweils vier kleine Raketenmodelle, ein Galaxiemarker und je ein Marker für die beiden Ressourcen Energie und Kultur aus Holz enthalten.

Das Material, das nicht aus Holz ist, besteht aus Pappe in normaler Kartenstärke. Das bedeutet im Fall der Tableaus, dass sie für ihre Größe recht dünn sind und daher mit etwas Vorsicht behandelt werden wollen. Da wir jedoch lediglich Material auf den Tableaus abstellen und ansonsten kein Bedarf besteht, dieselben zu bewegen, leiden sie beim Spielen eigentlich kaum. Trotz einiger Testspiele in wechselnden Runden, welche mal aktiver, mal ruhiger waren, weist unser Material daher bislang keinerlei Gebrauchsspuren auf.

Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass das Spiel vollkommen sprachneutral daherkommt. Alle Aktionen sind über Piktogramme dargestellt, sodass keinerlei Kartentexte oder Ähnliches nötig sind. Das allerdings führt uns zu einem Kritikpunkt, der uns ein paar Hausregeln beschert hat. Denn die Bilder erklären zwar viel, lassen jedoch auch einige Lücken, etwa was die Aktionsreihenfolge beim Folgen angeht und wer die negativen Folgen einer gefolgten Aktion auszubaden hat. Ein paar mehr Worte im schlanken Regelwerk wären da gut gewesen.

Für einen Preis von etwa 25 EUR erhält man zwar recht wenig Material, allerdings kommt dieses in einer guten Qualität und schafft deutlich länger Beschäftigung, als man auf den ersten Blick erwarten würde.

Die Schachtel wirkt etwas überladen und unruhig.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Gamelyn Games / Asmodee
  • Autor: Scott Almes
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 30 Minuten+
  • Spieler*innen-Anzahl: 2 3 4
  • Alter: ab 9 Jahren
  • Preis: ca. 25 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Website von Asmodee kann das zwölfseitige Regelwerk heruntergeladen werden.

Fazit

Vorab sei gesagt, dass wir den Vorgänger Tiny Epic Galaxies nicht gespielt haben und daher keinerlei Vergleiche diesbezüglich ziehen können. Etwas Recherche hat uns allerdings gezeigt, dass Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! mit einem schlankeren Regelsystem um die Ecke kommt.

Die Erklärung ist zwar gut, erwähnt aber nicht, was bei speziellen Aktionen durchgeführt werden kann.

Leider führt das auch dazu, dass manche Regelfragen und durch Hausregeln ab der ersten Partie durch Hausregeln geschlossen werden müssen, da die Piktogramme auch kombiniert vorkommen und dann nicht mehr so eindeutig sind. Das ist leider etwas ärgerlich.

Dadurch haben wir die Bildchen dadurch etwas zwiegespalten aufgenommen. Einerseits eignen sie sich natürlich gut, um ein Spiel ohne Text zu gestalten, gleichzeitig sind es unglaublich viele. Es wirkt manchmal überladen, voll und nicht immer eindeutig, was uns hier von Autor Scott Almes präsentiert wird.

Dennoch kann man mit Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! Spaß haben. Und zwar schon fast erschreckend lange. Wir haben mit vier Personen knapp zwei Stunden lang gespielt. Bei dem wenigen Material und den einfachen Regeln hat uns das sehr verblüfft. Gemerkt haben wir dabei, dass man pro Spieler*in etwa 20 Minuten einplanen sollte. Sehr positiv ist die geringe Downtime. Denn selbst, wenn wir nicht am Zug sind, können wir durch den Aktion-folgen-Mechanismus aktiv ins Spielgeschehen eingreifen und haben immer etwas zu tun.

„Tiny“ ist Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! in jedem Fall. Durch seine Abmessungen und das kluge Integrieren des Deckels als Würfelfläche eignet es sich perfekt als Reisespiel. Beim Spielen selbst braucht es kaum Platz, sodass es sogar auf kleinen Tischen in Zügen gespielt werden kann.

Episch? Darüber lässt sich wohl streiten. Denn es gibt andere Spiele, wie etwa das zuvor erwähnte Twilight Imperium, die wirklich episch sind. Die Spielzeit, die Möglichkeiten, alles daran ist einfach massiv. Damit verglichen ist Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! eher eine graue Maus.

Auf kleinem Raum lässt sich Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! gut spielen.

Doch verstecken muss sich Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! deswegen noch lange nicht. Denn anders als bei dem Weltraumriesen ist keine lange Einweisung in die Regeln nötig, und nicht jedes Wort und jede Aktion müssen auf die Goldwaage gelegt werden. Das ist ein absoluter Vorteil.

Zu wenig wirkliche Abwechslung lässt einen beim Spielen manchmal gedanklich abdriften. Das Spielmaterial aus Holz könnte, im Vergleich zu dem Material von Tiny Epic Dungeons oder Tiny Epic Pirates, detailreicher sein, die Planetenkarten etwas spannender.

Für alle, die mal zwischendurch ein wenig das All erkunden wollen, ohne gleich mit etlichen Alienvölkern in einen Streit um Plastikraumschiffe zu geraten, ist Tiny Epic Galaxies BLAST OFF! definitiv einen Versuch wert.

 

  • Sprachneutral
  • Einfache Regeln
  • Geringe Downtime

 

  • Würfelabhängig
  • Offene Regelfragen
  • Langweiliges Material

 

Artikelbilder: © Asmodee
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Simon Burandt
Fotografien: Thomas Mottl
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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