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Die Bemalung einer spielbaren Armee nimmt viel Zeit in Anspruch. Aber geht das auch schneller und dann auch noch mit akzeptablen Ergebnissen? Eine Untoten-Armee für SAGA – Ära der Magie in nur einer Woche bemalen? Und das ohne Stress? Ein sportliches Ziel, aber nicht unmöglich. Wir zeigen euch wie.

Oft werden Spiele mit unbemalten Miniaturen ausgetragen. Das funktioniert natürlich, dennoch leidet die Atmosphäre darunter. Auf dem Markt findet sich inzwischen eine beachtliche Anzahl verschiedener Schnellmalfarben, welche das Bemalen von Armeen erleichtern sollen. Als ich mit eben solchen Farben, ohne dies vorher geplant zu haben, eine ganze Einheit Skelett-Bogenschützen an einem Abend bemalt hatte, kam mir eine Idee. Würde ich es schaffen, mit diesen Farben eine ganze Armee für SAGA – Ära der Magie in nur einer Woche zu bemalen? Und das, ohne mir dafür Urlaub zu nehmen und mich am Maltisch anzuketten? Der Plan war also, nach der Arbeit und wenn die Kinder im Bett sind, am Maltisch zu sitzen. Wie ich beim Malen vorgegangen bin, möchte ich euch nun zeigen.

Der Plan

Vor einiger Zeit habe ich mir von Warp Miniatures STL-Dateien für eine Untoten-Armee gekauft. Die Modelle von Firmengründer Alex gefallen mir schon lange, egal ob die von Hand gekneteten oder die digitalen Versionen für den Drucker. Begonnen habe ich, indem ich mir entsprechend der Regeln eine Armee-Liste der Untoten für SAGA – Ära der Magie gebaut habe.

Bei SAGA ist der Kriegsherr, welcher die Armee anführt, immer kostenlos. Bei einer Armee der Untoten darf er außerdem ebenfalls kostenlos zu einem Necromanten gemacht werden. Da ein Necromant für eine untote Armee durchaus Vorteile bietet, war die Entscheidung leicht.

Normalerweise kosten zwölf Bauern einen Punkt. Bei den Untoten übernehmen Zombies die Rolle der Bauern. Um den Hordencharakter zu unterstreichen, erhält man für diesen Punkt aber gleich zwanzig Zombies. Eine Einheit Zombies durfte also auch nicht fehlen.

Listenbau bei SAGA ist einfach.

Ebenfalls für einen Punkt erhält man jeweils acht Krieger, welche in meiner Armee durch Skelette dargestellt werden sollten. Für insgesamt drei Punkte habe ich 24 Skelette eingeplant, welche ich in zwei Einheiten mit jeweils zwölf Modellen geteilt habe. Eine dieser Einheiten hat außerdem Bögen erhalten.

Skelette in Rüstungen würden meine Veteranen sein. Für noch einmal drei Punkte kamen zwölf gerüstete Skelette auf die Liste, geteilt in eine Einheit mit vier berittenen Skeletten und eine Einheit mit acht Skeletten zu Fuß, wobei ich zwei davon wieder entfernt habe, um ein zusätzliches Modell für die folgende Einheit zu kaufen.

Für den letzten Punkt habe ich meine Armee durch zwei zweibeinige Kreaturen verstärkt. Eine dritte Kreatur kam durch die entfernten Veteranen hinzu. Die Rolle der zweibeinigen Kreaturen sollten Minotauren-Skelette übernehmen.

Nun mussten der Drucker angeworfen und die Multi-Part-Modelle in entsprechender Stückzahl gedruckt werden. Um das Ganze abzurunden, habe ich noch Dateien für Friedhof-Bases von Txarli Factory und Zabavka Workshop mit Dateien für Round-Lipped-Bases kombiniert und ebenfalls gedruckt.

In Summe kam ich also auf 58 Modelle mit voll gestalteten Bases, welche es zu bemalen galt.

Die Vorbereitung

Nach Druck und Zusammenbau wurden die Modelle mit der Airbrush weiß grundiert. Hierfür habe ich die Grundierung von Army Painter verwendet, da ich mit dieser gute Erfahrungen gemacht habe. Es kann auch eine andere Grundierung für die Airbrush oder aus der Dose benutzt werden.

Für die Bemalung habe ich mich für die Speedpaints von Army Painter entschieden und sie um weitere Farben aus den Sortimenten von Citadel, Army Painter, Secret Weapon, Green Stuff World und Vallejo ergänzt. Im Detail werde ich darauf bei den jeweiligen Bemalungsschritten eingehen.

Tag 1: Skelett-Krieger

Skelette mit Speeren und Schilden machen den Anfang.

Am ersten Tag sollten die mit Speeren und Schilden bewaffneten Skelett-Krieger Farbe bekommen. Zunächst habe ich die Speerspitzen mit mattem Schwarz bemalt, da sie Metall-Farbe und einen Rosteffekt erhalten sollten. Meiner Erfahrung nach wirken Metallfarben auf dunklem Untergrund besser. Wer Zeit sparen möchte, kann direkt auf der weißen Grundierung malen. Da die Speerspitzen nur ein kleiner Teil dieser Modelle sind, werde ich auf die Technik, welche ich hier angewandt habe, genauer bei Modellen mit Rüstungen eingehen.

Der überwiegende Teil dieser Modelle besteht wenig überraschend aus Knochen. Es galt also eine passende Farbe zu finden. Die Speedpaint Pallid Bone ist mir persönlich etwas zu gelblich. Darum habe ich sie zu gleichen Teilen mit Holy White und Speedpaint Medium (die pure Trägerflüssigkeit der Speedpaints) gemischt. Daraus ergab sich ein blasserer Farbton, welcher sich durch die Verdünnung auch leichter auftragen ließ. Zunächst wurden alle Knochenflächen mit Farbe versehen, wobei ich besonders darauf geachtet habe, dass die Vertiefungen gefüllt wurden. Auf den glatten Oberflächen habe ich versucht, die Pfützenbildung zu vermeiden. Auch Schädel und Knochen auf den Bases habe ich mit der Farbmischung bemalt.

Nach dem Antrocknen der Farbe habe ich die Technik, welche ich bereits bei meinen Klon-Trupplern für Star Wars: Legio – The Clone Wars verwendet habe, genutzt. Mit einem feuchten Pinsel habe ich überschüssige Farbe von den erhabenen Stellen gerieben und somit einen saubereren Effekt erzeugt.

Die Holzteile lassen sich dank der modellierten Struktur gut mit Schnellmalfarben bemalen.

Die Holzteile, also Schilde und Speerschäfte, habe ich mit einer Mischung aus Hardened Leather und der Green Stuff World Dipping Ink Elfwood Brown bemalt. Die Lederriemen, welche zum Tragen der Schilde dienen, wurden mit reinem Hardened Leather bemalt.

Nun waren die eigentlichen Modelle schon fertig. Der Großteil der Base wurde mit einer 1:1-Mischung aus Orc Skin und Hardened Leather bemalt. Einzelne Steine und Pflanzen wurden mit unterschiedlichen Farbnuancen hervorgehoben. Grabsteine und ähnliches habe ich mit Gravelord Grey und die Baseränder mit mattem Schwarz bemalt. Zum Abschluss wurden noch einige Gras-Tufts aufgeklebt, um den Bases ein wenig Leben einzuhauchen.

Nach wenigen Stunden Arbeit habe ich so ein ansehnliches Ergebnis erzielt.

Die Erste Einheit ist fertig.

Tag 2 und 3: Gerüstete Skelette

Da meine gerüsteten Skelette zu Fuß und zu Pferd aus den gleichen Basismodellen bestehen, hatte ich mich entschlossen, diese zusammen zu bemalen und die Arbeit auf zwei Tage aufzuteilen.

Alle Metallteile wurden mit mattem Schwarz bemalt und während des Trocknens habe ich die Knochen mit der bereits erklärten Technik bemalt.

Als nächstes habe ich die Metallteile mit Plate Mail aus der Warpaints-Air-Reihe von Army Painter bemalt. Ich nutze für Metall gerne Airbrushfarben mit dem Pinsel, da sie dünner sind und sich gut auftragen lassen.

Als Nächstes habe ich die Bespannung der Schilde und die Sättel mit einer 1:1-Mischung aus Hardned Leather und Gravelord Grey bemalt. Durch die Mischung wird die Lederfarbe deutlich satter. Das Zaumzeug habe ich mit purem Hardned Leather und die Holzteile der Schilde mit Elfwood Brown von GSW bemalt.

Die inzwischen getrocknete Metallfarbe habe ich mit Nuln Oil von Citadel gewasht. Um die Trockenzeit zu überbrücken, habe ich außerdem die zerfetzten Kleider der Skelette mit einer 1:1-Mischung aus Highlord Blue und Grim Black bemalt. Auch Haare und Helmschmuck habe ich mit verschiedenen Farbmischungen bemalt, wobei ich versuchte, einen möglichst düsteren Ton zu erzielen, was durch das Mischen mit Grim Black und Gravelord Grey gelang.

Die Metall-Teile wurden dann zunächst mit Old Rust und im Anschluss mit Orange Rust von Secret Weapon getupft, wobei ich noch etwas von dem Metall sichtbar ließ. Alternativ kann die Rosteffektfarbe eines anderen Herstellers verwendet werden.

Die Bemalung der Bases erfolgte wieder zuletzt.

Tag 4 und 5: Zombies und Minotauren

Die Zombies stellten die größte Herausforderung dar. Nicht nur, weil es sich um die größte Einheit handelt, sondern auch, weil sie viel Kleidung tragen. Hier wollte ich genug Varianz einsetzen, um die Einheit nicht zu langweilig aussehen zu lassen. Da ich bereits befürchtet hatte, damit nicht an einem Abend fertig zu werden, habe ich sie zusammen mit den eher schlicht zu bemalenden Minotauren eingeplant.

Bei der Haut der Zombies wollte ich kein Grün verwenden, sondern eher einen ungesunden, bläulich-lila Ton erzielen. Als Basis hierfür habe ich Crusader Skin benutzt, welchem ich sehr wenig Hive Dweller Purple zugab. Die Mischung wurde durch Holy White aufgehellt und mit etwas Medium verdünnt. Ich habe versucht, die Augen nach Möglichkeit weiß zu lassen. Wo es mir nicht gelungen war, habe ich nach dem Antrocknen die Farbe mit einem feuchten Pinsel wieder entfernt. Die Zombies, welche gerade erst aus dem Boden brechen, habe ich mit einem dunkleren Hautton versehen, um es so aussehen zu lassen, als wären sie noch mit Erde bedeckt. Hier habe ich mit Crusader Skin, Hardened Leather, Pallid Bone und Gravelord Grey gearbeitet, bis mir die Mischung zusagte.

Die Kleidung der Zombies sollte nicht zu eintönig sein, aber auch nicht zu kräftig. Darum habe ich einige Farben mit Holy White aufgehellt. Auch ein paar unterschiedliche Lederfarbtöne habe ich verwendet. Bei der Bemalung war es mir wichtig, möglichst viel Abwechslung einzubringen.

Metall und Holz habe ich wie bei den vorherigen Modellen bemalt. Um den Augen noch etwas mehr Leben oder besser Unleben zu verleihen, habe ich mit einem feinen Pinsel mit Purple Alchemy einen dünnen Strich an die Augenränder gesetzt.

In drei einfachen Schritten wurden die Hörner bemalt.

Die Minotauren-Skelette habe ich am fünften Tag mit den bereits erklärten Techniken bemalt. Da Hörner nicht wie Knochen aussehen, habe ich von den Hornspitzen aus lange Striche mit Elfwood Brown von GSW gezogen. Danach habe ich auf die gleiche Weise Striche mit einem Mix aus Elfwood Brown und Gravelord Grey gezogen, wobei ich sie etwas weiter oben enden ließ. Zum Abschluss habe ich noch kürzere Striche mit Grim Black gezogen. So konnte ich einen schönen Farbverlauf erreichen, der relativ realistisch nach Horn aussieht.

Tag 6: Der Necromant

Für den Necromanten habe ich einen ganzen Abend eingeplant, um ihm möglichst viele Details verleihen zu können. Schließlich ist er als Kriegsherr der Kern der Armee.

Die Knochen wurden mit dem vorgestellten Mix behandelt und nach dem Antrocknen poliert. Die Robe habe ich mit einer Mischung aus Hive Dweller Purple, etwas Gravelord Grey und Medium bemalt. Um die magische Energie darzustellen, habe ich auf Gaus Green, eine Warpaints Air von Army Painter, zurückgegriffen. Verdünnt wurde es mit Quickshade Medium, ebenfalls von Army Painter. Am kräftigsten wurden die Nebelschwaden zu den Füßen des Necromanten bemalt. Weitere Leuchteffekte erhielten die Augen des Necromanten und des gerade erweckten Skelettes. Auch am Übergang zwischen Robe und Brustkorb habe ich etwas von dem Grün aufgetragen. In den tiefen Stellen der Robe habe ich versucht, ein dezentes Glimmen darzustellen.

Die Krone und die Armreifen habe ich mit der Warpaints Air Tainted Gold bemalt und mit anschließend mit Nuln Oil gewasht.

Tag 7: Skelett-Bogenschützen

Hier gibt es leider kein Vorher-Bild.

Die Bogenschützen habe ich tatsächlich nicht in dieser Woche bemalt, sondern die Bogenschützen verwendet, welche mich erst auf die Idee gebracht haben. Da sie aber auch an einem Abend bemalt wurden, wenn auch nicht in dieser Woche, sollte das in Ordnung gehen.

Zur Bemalung brauche ich wohl nicht mehr viel zu sagen. Die Köcher wurden mit Hardened Leather und einem Hauch Blood Red bemalt, die Federn der Pfeile mit einem Mix aus Holy White und Highlord Blue. Die Bögen erhielten einen 1:1-Mix aus Hardened Leather und Pallid Bone.

Fertig!

Eine Spielbare Armee, bemalt in 7 Tagen.

Nach sieben Tagen beziehungsweise sieben Abenden hatte ich eine 8-Punkte-Armee der Untoten für SAGA – Ära der Magie spielbereit vor mir stehen und bin mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Die Modelle würden wahrscheinlich keinen Malwettbewerb gewinnen, dies war aber auch gar nicht das Ziel. Auf Armlänge oder beim Blick auf das Spielfeld können sich die Modelle durchaus sehen lassen. Auch die gestalteten Bases machen eine Menge her und tragen gut zur Atmosphäre bei. Um noch mehr Zeit zu sparen, könnten schlichte, besandete Bases mit ein paar Tufts verwendet werden.

Ich hoffe mein Projekt hat euch gefallen und regt euch vielleicht an, selbst einmal ein Schnellmalprojekt in Angriff zunehmen. Denn eine einfach bemalte Armee macht immer noch mehr her, als eine unbemalte.

 

Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Susanne Stark
Fotografien: Dennis Rexin

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