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Die im Tabletop-Hobby üblichen Acrylfarben lassen sich auch mit der Airbrush auftragen. Hierfür müssen sie allerdings entsprechend verdünnt werden. Selbst spezielle Airbrushfarben lassen sich zwar direkt sprühen, müssen für effektive Nutzung aber ebenfalls noch verlängert werden. The Army Painter verspricht mit der neuen Reihe Warpaints Air Sprühen ohne zusätzliche Verdünnung.

The Army Painter hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe im Bereich der Acrylfarben für das Tabletop-Hobby entwickelt. War die Firma anfangs noch für die Quickshades bekannt und hatte den Ruf, eher eine günstige Alternative zu sein, hat sich die Qualität der Farben inzwischen deutlich verbessert. Dank Tropfflaschen sind die Farben auch gut zu dosieren.

Mit der neuen Farbreihe Warpaints Air soll nun gezielt die Fraktion der Airbrush-Maler*innen angesprochen werden, und es wurde im Vorfeld viel versprochen. Wir haben uns das Starter Set einmal genauer angesehen und für euch getestet.

Derzeit gibt es die Farben nur im Set.
Derzeit gibt es die Farben nur im Set.

Was sind Warpaints Air?

Die Warpaints Air sind vorverdünnte Farben zum Einsatz in der Airbrush, welche direkt aus der Flasche sprühfertig sein sollen. Versprochen wird eine hohe Pigmentdichte mit besonders fein vermahlenen Pigmenten, um so eine gute Deckung bei gleichzeitig gutem Farbfluss zu bieten. Verpackt sind sie in den für The Army Painter üblichen Tropffläschchen. Neu ist, dass sich in den Farbflaschen bereits zwei Agitatorkugeln aus rostfreiem Edelstahl befinden. Dies erleichtert das Durchmischen der Farben beim Schütteln sehr.

Die Warpaints Air werden in einer großen Farbpalette angeboten, welche in sogenannten Triaden organisiert ist. Jede der Midtone-Farben, welche vom Namen und vom Ton den bereits bekannten Warpaints entsprechen, hat zusätzlich eine passende Base- und eine Highlight-Farbe. Dies soll schnelles Arbeiten mit Schattierung und Highlight ermöglichen, ohne dass man selbst Farbtöne mischen müsse. Die Ausnahme sind die Metall- und Effektfarben, die nicht in so einer Triade angeboten werden.

Zurzeit sind die Farben in zwei Sets erhältlich. Dabei handelt es sich um das kleine Starter Set und das große Mega Set. Aktuell kann das Complete Set vorbestellt werden, welches alle Warpaints Air enthält und ab 20. November ausgeliefert werden soll. Einzelne Farbfläschchen sollen ab Anfang 2022 verfügbar sein.

Unser Set kam leider etwas durcheinander an.
Unser Set kam leider etwas durcheinander an.

Das ist drin

Uns wurde das Starter Set der Warpaints Air von The Army Painter zur Verfügung gestellt. Im Hochglanzkarton aus bedruckter Pappe befinden sich zwei Einschübe aus weißer Pappe, in welche die Farben in einem Stecksystem einsortiert sind – oder zumindest mutmaßlich sein sollten. In unserem Fall hat die Sortierung den Transport nicht überstanden und die Flaschen haben sich in der Box verteilt. Das sieht vielleicht nicht schön aus, schadet den Flaschen selbst aber nicht. Zu begrüßen ist zumindest, dass hier Plastikmüll vermieden wird.

Enthalten sind eine Tropfflasche mit 100 ml Grundierung im Farbton Matt Grey sowie 12 Tropfflaschen mit jeweils 18 ml unterschiedlicher Farben. Im Starter Set sind dies: Matt Black, Matt White, Uniform Grey, barbarian Flesh, Ultramarine Blue, Alien Purple, Daemonic Yellow, Pure Red, Leather Brown, Greenskin, Skeleton Bone und Plate Mail Metal. Mit Ausnahme von Schwarz, Weiß und Metall handelt es sich bei den Farben um Midtones.

Neben den Farben sind Farbkarten der gesamten Warpaints Air und Warpaints sowie ein kleines Booklet mit Tipps zum Bemalen von Miniaturen enthalten. Für Anfänger sehr praktisch, auch wenn in diesem Heft noch nicht auf die neuen Airbrushfarben eingegangen wird.

Der Test

Nach der äußerlichen Begutachtung haben wir die Farben praktisch getestet. Hierbei kam als Airbrush eine Harder & Steenbeck Evolution Silverline mit Düsensätzen der Größen 0,4 mm und 0,2 mm zum Einsatz. Begonnen haben wir mit unserem gewohnten Set-Up. Darauf basierend haben wir versucht, das optimale Verhältnis von Arbeitsdruck und Viskosität der Farben zu ermitteln.

Getestet haben wir mit einer H&S Evolution Silverline.
Getestet haben wir mit einer H&S Evolution Silverline.

Der Primer in mattem Grau wurde unverdünnt in die Evolution mit 0,4 mm Düsensatz gegeben. Die Konsistenz entspricht in etwa anderen Grundierungen für die Airbrush. Zum Sprühen haben wir einen Druck von etwa 1,7 bar gewählt. Grundiert wurde ein Metall-Modell aus dem Science-Fiction-Dungeon-Crawler Infinity Defiance. Für ein Metall-Modell haben wir uns einerseits entschieden, da Metall schwerer zu grundieren ist als Kunststoff, aber in erster Linie, weil die graue Farbe auf dem silbernen Metall besser zu sehen ist als auf grauem Kunststoff.

Der Primer liefert ein gleichmäßiges, mattes Ergebnis.
Der Primer liefert ein gleichmäßiges, mattes Ergebnis.

Da das Modell flächig grundiert werden sollte, haben wir auch den Trigger der Airbrush entsprechend großzügig verwendet. Der Primer ließ sich gut auftragen und lieferte schnell ein gutes Ergebnis. Nach dem Trocknen zeigte sich eine gleichmäßige, matte Grundierung. Mit dem Ergebnis waren wir sehr zufrieden.

Um die Farben zu begutachten, haben wir zunächst mit dem gleichen Set-Up wie beim Primer unverdünntes Schwarz auf einem Blatt Papier getestet. Bei 1,7 bar ließ sich die Farbe gut sprühen, hinterließ aber besonders bei breiterem Sprühbild eine leichte Sprenkelung neben der Linienführung. Es sind aber auch sehr feine Linien möglich. Beim Versuch, kleine Punkte zu setzen, kam es teilweise zu Spinnenbeinen, also dem Verlaufen der Farbe. Auch musste die Nadelspitze häufiger gereinigt werden, da Farbe daran antrocknete und somit den Farbfluss störte.

Mit einer 0,2-mm-Düse war das Sprühen bei 1,7 bar immer noch möglich, es kam aber zu leichten Verzögerungen bei der Farbausgabe und die Düse musste öfter freigesprüht werden. Eine Verdünnung bei der Nutzung kleinerer Düsen ist also angeraten.

Als Nächstes wollten wir die Farbdeckung an einem Testmodell ausprobieren. Zu diesem Zweck haben wir ein resingedrucktes Ork-Modell aus dem Kickstarter Dark Gods Eternals verwendet. Das Modell wurde im Vorfeld schwarz grundiert und bekam ein zenitales Highlighting. Im Anschluss haben wir erneut mit der Evolution und einer 0,4-mm-Düse unverdünntes Greenskin aufgetragen. Wie bei der Grundierung ließ sich die Farbe mit entsprechendem Farbdurchfluss gut und schnell deckend auftragen. Das Ergebnis war eine sehr gleichmäßige und strahlende Grundfarbe.

Um das Ganze fortzuführen, haben wir anschließend Greenskin mit Skeleton Bone aufgehellt und versucht, mit einem Düsensatz der Größe 0,2 mm Highlights zu setzen. Da unser vorheriger Test die Notwendigkeit einer leichten Verdünnung anzeigte, haben wir auf das Airbrush Medium von The Army Painter zurückgegriffen und drei Teile Farbe mit einem Teil Medium verdünnt. Nun ließen sich die Highlights mit einem Druck von etwa 1,7 bar gut setzen.

Da besonders Gelb bei der Deckung eine Herausforderung sein kann, haben wir uns auch an Daemonic Yellow versucht. Als Testobjekt diente ein MDF-Geländestück von TTCombat. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, haben wir die Farbe direkt auf eine schwarze Grundierung aufgebracht. Gesprüht wurde wieder mit einer Düse der Größe 0,4 mm. Auch das Gelb ließ sich flächig gut aufbringen und deckte nach mehreren Schichten auch über Schwarz gut.

Mit Hilfe einer Schablone haben wir auf dem Gelb Highlights gesetzt, um einen Leuchteffekt zu erzeugen. Dazu haben wir das Gelb zunächst mit Weiß aufgehellt und für das Sprühen mit der 0,2 mm Düse verdünnt. Ein letztes Spitzenhighlight erfolgte mit verdünntem Weiß.

Der letzte Test erfolgte mit Plate Mail Metal. Metallfarben haben in der Airbrush ihre Tücken, da die Metallflakes, die den metallischen Effekt hervorrufen, zum Verklumpen neigen. Mit der 0,4 mm Düse haben wir dem Schwert eines Ogers von Games Workshop ohne Probleme bei weiterhin 1,7 bar eine deckende Farbschicht geben können. Es machte sogar ein wenig den Eindruck, als würde die Metallfarbe besser fließen als die anderen Töne.

Für den Test mit der 0,2-mm-Düse haben wir das Plate Mail Metal 4:1 verdünnt und eine Armschiene des Ogers besprüht. Auch dies klappte hervorragend.

Was wir nicht testen konnten

Da wir nur das Starter Set zur Verfügung hatten, konnten wir das neue Triadensystem nicht testen. Die Farben lassen sich aber gut mischen, und mit ein wenig Erfahrung kann man auch mit dem kleinen Set gute Highlights setzen. Das Triadensystem erleichtert dies mutmaßlich sehr und macht das Mischen überflüssig, sofern man sich auf die vorgegebenen Farbtöne beschränken möchte. Besonders für Anfänger, aber auch als Zeitersparnis und um einheitliche Bemalungen zu erreichen, erscheint dies sehr nützlich.

Die harten Fakten:

  • Hersteller: The Army Painter
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Preis: UVP 39,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Das Starter Set der Warpaints Air von The Army Painter bildet eine gute Grundlage für erste Gehversuche mit der Airbrush oder einen Grundstock an Farben für erfahrene Airbrusher*innen. Angenehm ist, dass die Midtones exakt den normalen Warpaints entsprechen. Somit lassen sie sich gut mit den Pinselfarben kombinieren. Man kann auch bei einer bestehenden Armee auf die Warpaints Air wechseln, ohne dass es zu Farbabweichungen kommt.

Die Konsistenz der Farben ist für Standardarbeiten genau richtig, und sie lassen sich tatsächlich direkt aus der Flasche nutzen. Bei kleineren Düsen sollte jedoch weiter verdünnt werden. Die Agitatorkugeln in den Flaschen helfen dabei, die Farben vor der Arbeit gut durchzumischen und abgesetzte Pigmente aufzuschütteln. Die Farben decken gut und haben eine hohe Strahlkraft.

Der Primer lässt sich ebenfalls sofort aus der Flasche nutzen und hat eine gute Deckeigenschaft. Das Ergebnis ist eine gleichmäßige, matte Grundierung, auf welcher sich gut weiterarbeiten lässt.

Wer also die Warpaints Air nur antesten oder sich einen Satz Grundfarben zulegen möchte, ist mit diesem Set gut beraten. Hier bekommt man gute Farben zu einem fairen Preis.

  • Farben an das bestehende Sortiment angepasst
  • Farben können unverdünnt genutzt werden
  • Günstig in der Anschaffung
 

  • Im Starter-Set keine Farb-Triaden

 

Artikelbilder: © The Army Painter
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Simon Burandt
Fotografien: Dennis Rexin
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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