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Dass Tabletop-Miniaturen vor dem Bemalen grundiert werden müssen, ist wohl den meisten im Tabletop-Hobby klar. Doch nimmt man lieber eine Sprühdose oder trägt man mit dem Pinsel auf? Und welche Farben nimmt man am besten? Wir geben euch einen kleinen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten und Techniken.

Unbedarfte Anfänger begehen manchmal den Fehler, die ersten Miniaturen ohne Grundierung zu bemalen, und stellen schmerzhaft fest, dass die Farbe nicht gut haftet. Doch bietet das Grundieren noch weitere Vorteile und ermöglicht verschiedene Malstile und Techniken. In diesem Artikel stellen wir euch verschiedene Arten von Grundierungen vor und geben einen Überblick, wie sie effektiv eingesetzt werden können. Ihr werdet sehen, es gibt noch viel mehr als nur die Frage: „Schwarz oder Weiß?“

Die Vorbereitung

Bevor wir uns Gedanken darüber machen, wie unsere Miniaturen grundiert werden sollen, ist die richtige Vorbereitung wichtig. Bei allen Modellen sollten daher die Angussäste und Gussnähte entfernt werden. Diese entstehen an den Stellen, wo das Material in die Form gelangt, Luft heraus gepresst wird oder die Formhälften aufeinanderliegen.

Bei Kunststoff und Resin gelingt das Entfernen der Gussnähte gut, indem man mit der stumpfen Seite eines Bastelmessers oder einem speziellen Gussgratentferner vorsichtig an diesen entlangschabt. Dies tut man so lang, bis die Flächen glatt erscheinen. Man sollte die Modelle bei gutem Licht gründlich von allen Seiten betrachten. Übersieht man Gussnähte, werden diese nach dem Auftrag der Grundierung sehr deutlich sichtbar und lassen sich dann nicht mehr entfernen, ohne die Farbe zu beschädigen. Bei Metall und hartem Resin nutzt man am besten Feilen oder feines Sandpapier, um Flächen zu glätten. Angussäste sollten knapp über dem Modell abgetrennt werden und danach abgeschliffen werden. Vorsicht bei der Verwendung von Messern. Man läuft Gefahr, versehentlich in das Modell zu schneiden.

Bei der Herstellung von Modellen aus Resin oder Metall werden Trennmittel auf die Formen aufgetragen, um die Modelle besser aus diesen lösen zu können. Dadurch kann ein leichter Film auf den Modellen zurückbleiben, was das Zusammenkleben und Grundieren erschweren kann. Darum sollten sie mit lauwarmem, mildem Seifenwasser und einer weichen Zahnbürste vorsichtig gesäubert werden. Nach dem Waschen werden eventuell verbliebene Seifenreste mit klarem Wasser abgespült. Bei Kunststoffminiaturen ist dies nicht nötig.

Vor dem Zusammenbau sollten man überlegen, inwieweit man insbesondere große Modelle in Baugruppen unterteilt. Dies kann die Bemalung später sehr erleichtern. Außerdem sollten Lücken zwischen Teilen geschlossen werden. Hierfür lassen sich lufttrocknende Modelliermassen wie Green Stuff oder Milliput verwenden. Milliput hat den Vorteil, dass es sich gut mit Wasser verdünnen und nach dem Trocknen abschleifen lässt. Auch Plastic Putty von Vallejo lässt sich gut auftragen und ist schleifbar.

Zu guter Letzt muss man sich dann noch entscheiden, ob das Modell schon auf die Base geklebt werden oder diese separat bemalt werden soll. Man kann eine Base aber auch provisorisch ankleben und nach der Bemalung der Miniatur wieder entfernen.

Die Farben

Grundierungen sind in verschiedenen Farben erhältlich.

Die gängigen Grundierfarben sind mattes Schwarz und mattes Weiß. Matte Farben sind bei normalen Maltechniken geeigneter als glänzende, da sie eine rauere Oberfläche besitzen und die Farben später besser daran haften. Schwarz bietet den Vorteil, dass es bereits Schattierung liefert und tiefe Stellen einfach schwarz gelassen werden können. Dafür decken besonders helle Farben nicht gut auf schwarz und wirken nicht so brillant. Weiße Grundierung ist immer dann praktisch, wenn helle, strahlende Farben gemalt werden sollen. Dafür müssen dunkle Stellen aber extra bemalt werden. Zudem stechen Stellen, an welche keine Farbe gekommen ist, heraus, was ein präziseres Arbeiten bei der Bemalung erfordert. Ein Kompromiss ist das Grundieren mit Grau, welches naturgemäß zwischen Schwarz und Weiß liegt.

Möchte man Modelle grundieren, welche zu einem großen Teil mit der gleichen Farbe bemalt werden, wie zum Beispiel Fahrzeuge, Uniformen oder Rüstungen, kann auch die Verwendung einer Grundierung im passenden Farbton nützlich sein. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass es sich tatsächlich um Grundierung und nicht nur um ein normale Farbe handelt. Richtige Grundierungen sind als solche gekennzeichnet, gegebenenfalls auch als „Primer“ oder „Undercoat“.

Die Applikationsform

Grundierungen lassen sich auf verschiedene Arten auftragen, wobei jede ihre Vor- und Nachteile hat. Drei Applikationsformen wollen wir euch kurz vorstellen.

Die Sprühdose

Die wohl üblichste und bekannteste Form der Grundierung ist die mit der Sprühdose. Diverse Firmen bieten Sprays speziell für Miniaturen an, von denen die bekanntesten wohl Citadel und The Army Painter sein dürften. Aber auch von Vallejo oder AK Interactive gibt es entsprechende Sprays. Eine kostengünstigere Alternative, welche sich bewährt hat, ist Spraila Matt Schwarz. Hierbei handelt es sich eigentlich um Autolack, weshalb die Dosen unter höherem Druck stehen. Ein druckreduzierender Sprühkopf kann hier hilfreich sein, ist aber nicht zwingend notwendig. Die sogenannten Soft Caps sind im Graffiti-Fachhandel erhältlich.

Sprühdosen haben den Vorteil, dass sich damit in kurzer Zeit mit geringem Aufwand viele Modelle grundieren lassen. Der Nachteil ist, dass man für die Arbeit mit Sprühdosen im Freien arbeiten muss, da sie Lösungsmittel enthalten und der Farbnebel sich sehr weit verteilt. Man ist somit abhängig von der Witterung. Außerdem können Details an Modellen bei unsachgemäßer Anwendung leichter verklebt werden.

Um normal große oder kleine Modelle mit der Sprühdose zu grundieren, befestigt man sie am besten in Gruppen auf einer Grundierleiste – also einer Holzleiste, auf welcher man die Modelle mit genügend Abstand aufreiht. Einzelne Modelle kann man auf Malhalter setzen. Bei Malhaltern handelt es sich um spezielle Handgriffe, mit welchen die Modelle bei der Bemalung besser festgehalten werden können. Man kann aber auch einfach ein Stück Holz in passender Größe, einen Korken oder einen alten Farbtopf verwenden. Zur Befestigung von Modellen mit Base kann man Patafix oder doppelseitiges Klebeband benutzen. Möchte man die Modelle ohne Base bemalen, kann man in die Füße oder an einem anderen, später nicht mehr sichtbaren Ort Löcher bohren und Stifte einsetzen. Diese Stifte können später auch helfen, das Modell an der Base zu befestigen. Nutzt man als Malhalter Korken oder hat Malhalter, in welche ein Korken eingesetzt ist, können die Stifte darin festgesteckt werden. Große Modelle können stattdessen in der Hand oder auf einer flachen Oberfläche grundiert werden.

Ideale Bedingungen zur Grundierung sind milde Temperaturen, nicht zu kalt und nicht zu heiß. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte moderat, in keinem Fall zu hoch sein. Ist das Wetter nicht optimal, kann sich das negativ auf die Grundierung auswirken, wenn der Farbnebel zum Beispiel in der Luft gefriert, sich zu viel Feuchtigkeit daran bindet oder die Farbe schon vor dem Modell antrocknet. Zudem ist ein windgeschützter Ort wichtig, damit der Sprühnebel sich nicht zerstreut. Sollte man sich über die Wetterbedingungen unschlüssig sein, hilft es, wenn die Dose und die Miniaturen mindestens Raumtemperatur haben. Man kann die Sprühdose auch leicht in warmem Wasser erwärmen, um kalten Temperaturen etwas entgegenzuwirken.

Beim Arbeiten mit Sprühdosen sollte man Einmalhandschuhe tragen. Auch eine einfache Partikelmaske empfiehlt sich, besonders wenn man in gut belüfteten Räumen wie einer geöffneten Garage arbeitet. Damit die Farbe gut durchmischt ist, sollte die Dose vor dem Arbeiten gut geschüttelt werden. Wie lang, entnehmt ihr den Hinweisen des Herstellers. Grundsätzlich schadet es aber nicht, eine Dose in etwa zwei Minuten zu schütteln. Dies gilt besonders, wenn sie länger nicht benutzt wurde.

Es wird von allen Seiten grundiert.

Die Modelle werden nun mit kurzen Sprühstößen von allen Seiten grundiert. Dabei sollte die Dose bei jedem Stoß ein wenig bewegt werden, um allzu punktuelles Sprühen zu vermeiden. Die Devise ist: Lieber erst einmal trocknen lassen, die Modelle danach noch einmal begutachten und nicht erreichte Stellen nachgrundieren, statt die Farbe zu dick aufzutragen. Der Abstand zwischen Miniatur und Dose ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich und wird in der Gebrauchsanweisung angegeben. Man sollte aber auch seine eigenen Erfahrungen einfließen lassen und nach einem Produktwechsel zunächst ein paar Testmodelle grundieren. Ist man fertig mit dem Grundieren, sollte die Dose einmal auf den Kopf gedreht und ausgesprüht werden, bis nur noch Treibgas austritt. Das hält die Düse frei.

Zum Trocknen sollten die Modelle an einen trockenen Ort mit Zimmertemperatur gebracht werden. Zu beachten ist jedoch, dass die Grundierung noch stark ausdünstet. Darum sollten Wohnräume vermieden werden.

Die Airbrush

Auch für die Airbrush gibt es viele verschiedene Grundierungen, zum Beispiel von Vallejo oder AK Interactive. Das Auftragen mit der Airbrush hat die Vorteile, dass es auch im Haus gut umzusetzen ist und die Grundierung gezielter und dünner aufgetragen werden kann. Der Nachteil ist der gesteigerte Arbeitsaufwand. Es lassen sich nicht so viele Modelle in kurzer Zeit bearbeiten, und die Reinigung der Airbrush nimmt zusätzlich Zeit in Anspruch.

Zum Grundieren sollte man eine 0,4-mm-Düse verwenden. Dies gewährleistet, dass die Farbe gut fließt und man genug Fläche abdecken kann. Bevor die Farbe in den Farbbecher gegeben wird, sollte sie gut aufgeschüttelt werden. Normalerweise sollten sich die Grundierfarben unverdünnt verarbeiten lassen. Gegebenenfalls können sie aber mit etwas Verdünner oder Wasser verlängert werden. Dies reduziert dann aber die Deckkraft und unter Umständen auch die Eigenschaften der Grundierung. Sollte man die Airbrush im Wohnraum benutzen, empfiehlt sich die Verwendung einer Absauganlage mit Filter. Auch das Tragen von Handschuhen und einer Partikelfiltermaske ist ratsam.

Die Modelle lassen sich am besten bearbeiten, wenn sie auf einem Malhalter oder einem Farbtopf angebracht sind. Man kann sie aber natürlich auch an der Base festhalten, sofern eine angebracht wurde. Wie schon mit der Sprühdose wird auch hier jedes Modell von allen Seiten grundiert. Da das Sprühbild der Airbrush viel feiner ist, kann man deutlich punktueller arbeiten und sehr gezielt noch nicht grundierte Stellen treffen. Zudem kann die Grundierung oberflächlich angetrocknet werden, indem durch die Airbrush nur Luft ohne Farbe gegeben wird.

Da diese Grundierungen in der Regel keine Lösungsmittel enthalten, ist die Trockenzeit länger als bei Sprühdosen.

Der Pinsel

Grundierungen, welche für die Airbrush geeignet sind, lassen sich auch mit dem Pinsel auftragen. Hierbei ist man natürlich gänzlich unabhängig von der Witterung und kann ohne weiteren Aufwand am eigenen Maltisch grundieren. Allerdings erfordert es recht viel Arbeit, und der Auftrag ist nie so dünn und präzise, als würde man sprühen. Es bleibt aber eine Lösung, sollte man keine Möglichkeit haben, eine Sprühdose zu verwenden, und keine Airbrush besitzen.

Spezielle Techniken und Farben

Neben der gewöhnlichen Grundierung gibt es auch noch weitere Möglichkeiten. Diese sind auf bestimmte Maltechniken abgestimmt oder für bestimmte Materialien gedacht.

Zenitales Highlight

Bei dieser Technik wird ein Modell mit Sprühdose oder Airbrush zunächst schwarz oder grau grundiert. Ist die Grundierung getrocknet, erhält das Modell eine weitere Schicht Weiß. Diese Schicht wird aus größerer Entfernung aufgebracht, so dass sich nur ein leichter Nebel auf die Miniatur legt. Außerdem erfolgt die Grundierung nur von oben und maximal in einem Winkel von 45°. Dadurch bleiben die tiefen Stellen des Modells dunkler und nur die erhabenen, von oben beleuchteten Flächen werden aufgehellt. Wenn man auf dieser Grundierung nun mit verdünnten, leicht transparenten Farben arbeitet, wird ein Schattierungseffekt erzeugt, welcher das Modell plastischer wirken lässt und bei der weiterführenden Bemalung Hinweise gibt, an welchen Stellen weitere Highlights angebracht werden sollten. Durch das Benebeln entsteht außerdem eine noch rauere Oberfläche, auf welcher Farbe besser haftet.

Man kann diese Technik noch weiter führen, indem man erst schwarz grundiert, dann grau aus 45° aufnebelt und direkt von oben einen weißen Nebel folgen lässt.

Einen ähnlichen Effekt kann man auch erzielen, indem man ein schwarz oder grau grundiertes Modell mit Weiß trockenbürstet und darauf achtet, die tiefen und unteren Stellen dunkel zu lassen.

Besondere Grundierungen

Für manche Maltechniken sind spezielle Grundierungen notwendig oder es bietet Vorteile, diese zu verwenden. Für die Contrast Farben von Citadel beispielsweise gibt es besondere, helle Grundierungen. Diese unterstreichen zum einen die transparenten Farben. Zum anderen sind sie deutlich glatter, was das Fließen der Farben in die Vertiefungen unterstützt und somit den gewünschten Schattierungseffekt erreicht.

Auch Shift- oder Chamäleonfarben, welche je nach Blickwinkel ihre Farbe wechseln, benötigen besondere Grundierung. Am besten wirken sie auf glänzendem Schwarz.

Eine weitere, besondere Grundierung bietet Vallejo in der Mecha-Reihe. Die für Airbrush gedachte Grundierung soll besonders gut auf Kunststoff halten und zudem vor Kratzern und Abplatzern schützen. Sie ist damit speziell für bewegliche Teile oder Modelle geeignet, welche anderen Belastungen standhalten müssen.

Übung macht den Meister

Ihr seht, es gibt viele Wege, Modelle zu grundieren, und welcher für euch der richtige ist, müsst ihr für euch selbst herausfinden. Aber scheut euch nicht, einmal ein anderes Produkt oder eine andere Technik auszuprobieren. Es muss nicht immer der Markführer sein, und vielleicht kommt ihr ja auch bei der Nutzung einer Airbrush auf den Geschmack, wenn ihr sie einmal bei einem Freund ausprobieren könnt. Farbige Grundierungen können bei einfachen Bemalungen eine echte Zeitersparnis sein. Zenitales Highlighting ist für aufwändigere Maltechniken sehr hilfreich.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Wenn ihr mehr über das Bemalen von Miniaturen lesen wollt, schaut gerne in unsere Artikel Kampf mit der Farbe – Gute Ergebnisse ohne Talent und Kampf mit der Farbe – Mehr gute Ergebnisse ohne Talent.

 

Artikelbild: Depositphotos | SergIllin, Bearbeitet von Verena Bach, Fotografien: Dennis Rexin

 

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