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Beim Tabletop kommt man nicht umhin, sich mit dem Malen zu beschäftigen, ob man nun ein begnadeter Künstler ist oder sich nur freut, wenn es danach endlich ans Spielen gehen kann. In diesem Artikel geht es neben einer kleinen Farbenlehre um weitere Tipps und Tricks, die das Leben einfacher machen

Farbe an den Fingern am nächsten Morgen ist ein untrügliches Zeichen im Tabletop-Umfeld, dass man sich wieder mit den eigenen Figuren beschäftigt hat, um ihnen etwas mehr Leben einzuhauchen. Ob das jedoch mit Freude oder Unmut geschehen ist, hängt nicht nur von der Tagesverfassung, sondern oft auch vom erreichten Ergebnis ab. Dieser Artikel hat genauso wie Teil 1 der Reihe nicht den Anspruch, aus allen Leserinnen und Lesern plötzlich perfekte Künstlerinnen und Künstler zu machen. Stattdessen soll es auch hier um kleine hilfreiche Hinweise und Tipps gehen, um das Bemalen zu erleichtern und in einem überschaubaren Zeitrahmen Ergebnisse zu produzieren, die beim nächsten Spiel einen guten Eindruck hinterlassen. Wir beginnen mit einem Blick auf die Farbenlehre und fahren mit etwas Exotischem wie Schuppenbemalung fort. Zum Schluss sprechen wir schließlich über das Setzen einer Figur auf eine adäquate Base.

Know your weapons: Die unterschiedlichen Arten von Farben

Wenn man sich vor einem Malvorhaben für neue Farben entscheiden möchte, wird man bei jedem Hersteller nicht nur mit unzähligen Farbtönen, sondern auch den unterschiedlichsten Typen von Farben erschlagen. Leider gibt es keine einheitlichen Begrifflichkeiten bei verschiedenen Anbietern, was die Übersicht zusätzlich erschwert. Die nachfolgende Orientierung richtet sich daher nach den Farben von Games Workshop, kann aber ohne größere Probleme auf Army Painter, Vallejo und andere Anbieter übertragen werden.

Den Großteil der Palette machen sogenannte Base- und Layer-Farben aus. Beide sind grundsätzlich dafür geeignet, eine Farbe oder unterschiedliche Schichten auf die Miniatur zu bringen, wobei Base-Farben mehr Farbpigmente beinhalten und daher besser decken. Mit Layer-Farben können dafür besser Farbübergänge gemalt werden, da diese die darunter liegenden Farbschichten eher durchschimmern lassen.

Die Fahrtmöglichkeiten scheinen manchmal grenzenlos zu sein.
Die Fahrtmöglichkeiten scheinen manchmal grenzenlos zu sein.

Metallic-Farben funktionieren grundsätzlich genauso wie Base- und Layer-Farben, müssen aber etwas anders verarbeitet werden. Die Farben müssen deutlich länger geschüttelt werden als normale Farben, damit sich die Metallpigmente sauber durchmischen. Außerdem sollte man nach der Verwendung das Malwasser tauschen, verunreinigen die Pigmente doch ansonsten schnell andere Malergebnisse oder sogar den nächsten benutzten Farbtopf. Wenn man das Problem hat, dass die Metallfarbe kein angenehm deckendes Ergebnis erzeugt, kann ein einzelner Tropfen schwarzer Farbe, der auf der Palette mit der Metallic-Farbe vermischt wird, wahre Wunder wirken.

Washes- und Shade-Farben sind wiederum deutlich verdünnt und fließen in Details von Figuren. Ziel einer solchen Farbe ist, sowohl leicht die Oberflächenfarbe zu verändern, als auch dem Modell mehr Tiefe zu verleihen. Bei der Verwendung muss beachtet werden, dass die Farbe deutlich länger zum Trocknen braucht. Weiterhin sollte man darauf achten, dass diese Farbart klar der Gravitation folgt und somit am unteren Teil der Miniatur unangenehme Ansammlungen bilden kann. So lange die Farbe jedoch noch feucht ist, kann man diese gut mit einem Pinsel aufnehmen, um zu tiefe Schatten zu verhindern.

Über diese Farben hinaus gibt es bei jedem Hersteller noch eine Vielzahl von Effektfarben mit unterschiedlichsten Bezeichnungen, sogenannte Technical-Farben. Diese erfüllen Aufgaben wie Blut- oder Öleffekte, glänzen in unterschiedlichen Farben oder sind dazu geeignet, Bases zu gestalten. Die Palette ist dabei fast unüberschaubar, vor allem Vallejo hat so viele Effektfarben für Schlamm und Öl in unterschiedlichsten Farben, dass man sicher etwas für den persönlichen Geschmack findet.

Diskutabel ist bei vielen Farbanschaffungen, ob man diese wirklich braucht oder ob man aus seinem bestehenden Farb-Pool nicht ein ähnliches Ergebnis erzeugen kann. Oft kann man diese Entscheidung auf der Grundlage fällen, ob man gerade für einige Details an einer Miniatur diese Farbe benötigt oder ob sich diese durch alle Modelle der Armee ziehen soll. Bei der zweiten Option bietet es sich an, eine Farbe zu kaufen, sodass das Resultat einheitlich wird. Dadurch ist der entsprechende Farbton noch verfügbar, wenn man sich nach einigen Jahren entscheidet, ein Projekt nochmals anzugehen.

Die Rotationen in den Farbpaletten der großen Hersteller sind in den letzten Jahren gefühlt weniger geworden. Jedoch sollte man ein wenig im Auge behalten, ob die Lieblingsfarbe auch noch verfügbar ist, wenn man nach mehreren Jahren Pause die verstaubten Plastikfiguren doch erneut in Angriff nehmen möchte. Manchmal kommt man über den Gebrauchtmarkt natürlich noch an Farben, die nicht mehr im Sortiment sind. Darauf verlassen kann man sich bei solchen Verbrauchsgegenständen jedoch nicht.

Willkommen in der hohlen Erde: Schuppen bemalen

Dunkle Zwischenräume geben dem gesamten Modell mehr Dynamik
Dunkle Zwischenräume geben dem gesamten Modell mehr Dynamik

Auch, wenn man eine Armee bemalt, die nicht aus Echsenmenschen besteht, kommen einem öfter schuppige oder auch stark segmentierte Teile unter. Diese stellen Bemalerinnen und Bemaler auf den ersten Blick vor ein nerviges Problem. Wenn man nicht möchte, dass man eine große plane Fläche erhält, müssen die Zwischenräume zwischen den Schuppen, und seien sie noch so klein, mit einer kontrastiven Farbe gefüllt werden.

Der Trick hierfür ist jedoch recht simpel, man kehrt den Bemalvorgang um, bemalt also erst den Zwischenraum und dann die Schuppen.

Im vorliegenden Beispiel ist die Miniatur schwarz grundiert worden. Um jetzt die Farben auf den Schuppen aufzubauen werden diese trockengebürstet, wobei es noch wichtiger als sonst ist, nicht zu viel Farbe zu verwenden, soll sich diese doch nicht in den Zwischenräumen sammeln.

Nach dem ersten Zwischenschritt sind die Schuppen schon deutlich vom Rest abgehoben, können aber mit weiterem Trockenbürsten mit einem helleren Blauton noch mehr Kontrast bekommen. Wichtig ist,  sowohl die Farbmenge, als auch den Kraftaufwand von Farbe zu Farbe zu reduzieren. Hierfür sollte man sich ruhig Zeit nehmen, sind Fehler doch recht schwer zu korrigieren, muss doch die Schuppenbemalung im schlimmsten Fall sogar von vorne begonnen werden.

All your base are belong to us: Die Base-Gestaltung

Wenn man seine Miniaturen endlich in mühevoller Kleinarbeit fertiggestellt hat, stehen sie meist noch auf einem ungeschminkten schwarzen Plastikrad, oft noch verziert von einigen ungewollten Farbklecksern. Die Überwindung, sich dann damit auseinander zu setzen mag groß sein, die Verbesserung der Optik ist den Aufwand aber auf jeden Fall wert.

Im besten Fall einigt man sich für sein gesamtes Armeekonzept im Vorfeld auf eine Basegestaltung, um einen durchgängigen Stil zu generieren.

Im Nachfolgenden werden drei verschiedene Base-Typen und ihre Gestaltung vorgestellt.  Diese sind alle am Einfachsten umzusetzen, wenn sich beim Bemalen keine Figur auf der Base befindet. Ob man diese dafür vorsichtig nochmal von der Base löst oder erst gar nicht zum Bemalen dort befestigt, bleibt allen Bemalerinnen und Bemalern selbst überlassen.

Auf unendlichen Ebenen: Eine klassische Base mit Gras

Begrünte Bases sind eigentlich der Tabletop-Klassiker, sind aber recht selten zu sehen. Hintergrund ist oft, dass Gras bei einer falschen Verarbeitung wie eine flach getretene Matschwiese aussieht, nicht wie blühende Landschaften.

Man beginnt hier klassisch und gibt der Base die Untergrundfarbe, meist bietet sich irgendeine Art von Braunton an. Die Grundierungsfarbe ist wichtig, da das Gras nicht vollends deckend sein wird. Danach muss man sich für eine der vielen Static Gras Varianten entscheiden. Diese gibt es von diversen Herstellern in unterschiedlichen Farben und Längen.

Hiernach sollte man sich zu Nutze machen, dass die feinen Grashärchen, wie der Name schon nahelegt, elektrostatisch aufgeladen werden können. Dies erreicht man entweder über eine recht teure elektrische Lösung oder über einen einfachen Pumpbehälter, den diverse Modellbauanbieter für kleines Geld führen. Hierbei füllt man die gewünschte Grasmischung ein, schüttelt die Flasche kräftig und pumpt sie dann auf die zu begrünende und mit entsprechendem Kleber versehene Base.
Wichtig dabei ist, unbedingt eine Art von Box zu nutzen, da das Gras ansonsten überall in der Wohnung ist. Und ich meine wirklich überall.

Hierdurch bekommt man eine Base, auf der das Gras steht und nicht liegt. Eine Ergänzung kann dann noch durch einzelne Pflanzen, Steine oder Laub vorgenommen werden. Abseits vom Tabletop-Bedarf kann man hierfür auch gut bei Modellbauanbietern schauen, die kleineren Spurgrößen bieten meist die bessere Auswahl.

Industrielle Einöde: Wüste und Säure

Viele Kampfgebiete in Science-Fiction-Szenarien sind nur noch verbrannter Boden. Dies kann sich auch gut in den Bases der Miniaturen widerspiegeln.

Wir beginnen mit einer hellen Sandfarbe, wobei sich eine der extra dafür verfügbaren Texturfarben anbietet. Diese sind nicht nur deutlich fester, weswegen man sie mit einem kleinen Spachtel verarbeiten kann, sondern brechen nach dem Trocknen auf und bilden eine ausgetrocknete und vom Krieg zerrissene Landschaft gut nach. Durch die festere Textur können wir auch einen kleinen Tümpel schaffen, den wir danach mit ekligem Schleim füllen, einer weiteren Technical-Farbe.

Diesen Tümpel können wir noch verschönern, indem wir einen einzelnen, schon zuvor bemalten Schädel darin versenken. Wenn man diesen während des Trocknungsvorgangs einfügt, erzeugt dies den Eindruck, dass der Schädel halb versunken ist. Einfach, aber effektiv.

Zum Abschluss wird die ganze Base noch trockengebürstet, um den Eindruck zu erzeugen, dass die Oberfläche vom Wind angegriffen wurde. Die Säure lassen wir beim Trockenbürsten natürlich aus, um den schleimigen Effekt nicht zu zerstören

Licht und Schatten: Helle und dunkle Effekte kombinieren

Vor allem bei einer recht dunklen Base-Gestaltung kann einem diese, auch wenn sie zum Armeekonzept passt, schnell eintönig vorkommen. Man kann jedoch mit einigen hellen Farbeinflüssen die Szenerie schnell lebendiger erscheinen lassen.

Die erste Farbe verwandelt die Base in ein schlammiges Feld
Die erste Farbe verwandelt die Base in ein schlammiges Feld

Bei der vorliegenden Base wird mit einer dunklen Schlammfarbe gearbeitet, bei der der Braunton schon leicht ins Schwarze übergeht. Als Kontrast wird ein Schnee-Effekt benutzt. Schnee ist in der Anwendung gleichzeitig einfach und recht schwierig. Viele Varianten unterschiedlicher Hersteller sehen exzellent aus. Und trotzdem kann einem der Schnee auf der Base komisch vorkommen, obwohl man den Grund nicht genau ausmachen kann. Oft liegt dies daran, dass die Schneeverteilung irgendwie unrealistisch wirkt. Falls man kleine Erhebungen moduliert hat, bietet es sich beispielsweise an, Schnee im Windschatten eines Steins zu platzieren oder mit schmaleren Ausläufern, die aussehen, als würden sie schon schmelzen, statt wahllos Schneetupfer auf der Base zu verteilen.

Ergänzt werden kann ein solches Bild um Vegetation oder andere Effekte, ganz wie man möchte. In dem Beispiel hier haben wir einige Büsche verteilt und zum Abschluss ein paar blutige Abdrücke im Schnee hinterlassen. Schon steht unsere Figur nicht mehr irgendwo im Schlamm, sondern an einem Ort, an dem der Tod regiert.

Am Ende bleibt ein Klecks – Ein Fazit

Wie schlecht man sich auch zum Malen aufraffen kann, wenn dann doch vorzeigbare Ergebnisse entstehen, erfüllt einen oft doch ein gewisser Stolz. Genau dieses Gefühl möchte ich mit diesem Artikel bestärken. Man muss nicht der nächste Picasso werden, um vernünftige Ergebnisse zu bekommen und natürlich wird man nicht den nächsten Malwettbewerb gewinnen, aber das werden auch die Wenigsten anstreben.
Stattdessen soll das Ziel sein, nicht nur Spaß am Anmalen zu haben, sondern auch, sich zu freuen, die bemalten Ergebnisse in der Vitrine zu sehen oder bei der nächsten Gelegenheit über den Tisch zu schieben.

Wenn ihr weitere Vorschläge oder Wünsche für Bemaltipps habt, über die ihr gerne etwas lesen möchtet, schlagt diese doch gerne in den Kommentaren vor. Ansonsten euch weiter ein gutes Gelingen und mögen eure Farben niemals eintrocknen!

Fotografien: Markus Kastell, Bearbeitet von Jennifer Stramm

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