Geschätzte Lesezeit: 12 Minuten

Duncan Rhodes hat sich durch seine Malvideos für manche im Hobby zu einer Art Guru gemacht. Er betonte stets, dass zwei dünne Schichten Farbe ein besseres Ergebnis erzielen als eine dicke. Mit Trans Atlantis Games hat er nun eine eigene Farbreihe entwickelt, die Two Thin Coats Paints.

Auf dem Markt sind bereits viele verschiedene Acryl-Farben erhältlich, die zur Bemalung von Miniaturen genutzt werden können. Trotzdem erscheinen regelmäßig neue Farbsortimente, welche sich mit den etablierten Herstellern messen müssen. Mit Spannung wurden die Two Thin Coats Paints von Trans Atlantis Games erwartet, die in Zusammenarbeit mit keinem Geringeren als Duncan Rhodes entwickelt wurden. Der ehemalige Mal-Guru von Games Workshop ist seit einiger Zeit unabhängig unterwegs, produziert aber weiterhin Malvideos und bietet zusätzliche Angebote über ein Abonnement. Nun ist er auch unter die Farbentwickler gegangen, und die über Crowdfunding finanzierte erste Welle von Farben ist nun auch regulär erhältlich.

Über den F-Shop von Ulisses Spiele wurde uns freundlicherweise die komplette Wave I der Two Thin Coats Paints zur Verfügung gestellt, und wir haben sie getestet.

Triggerwarnungen

Keine typischen Trigger

[Einklappen]

Das ist drin

Die Wave I der Two Thin Coats Paints besteht aus insgesamt 60 Farben. Aktuell sind diese nur einzeln oder als Komplett-Set erhältlich. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 4,19 EUR für das Fläschchen mit 15 ml Inhalt liegen die Farben eher im höheren Preissegment. Wer alle Farben auf einmal kauft, erhält einen Preisnachlass von knapp fünf Prozent.

Geliefert wird das Wave-I-Set in einem schlichten Karton. Darin befinden sich die Farbfläschchen, die in eine Schaumstoffeinlage sortiert sind. Das Sortiment ist, mit Ausnahme der sechs Washes, in Farb-Triaden angeordnet. Jede Triade besteht dabei aus jeweils einer Farbe für Schatten (Shadow), einem mittleren Farbton (Midtone) und einem Akzent (Highlight). Auf den Farbflaschen ist die jeweilige Eigenschaft mit einem Buchstaben (S/M/H) gekennzeichnet. Die Zuordnung fällt so auch auf einem unsortierten Arbeitsplatz leicht. Auch die Washes sind entsprechend gekennzeichnet (W).

Als hilfreicher Zusatz befindet sich zusätzlich eine Farbkarte in dem Karton. Auf der einen Seite ist eine Farbvergleichstabelle aufgedruckt, welche die Farben ihrem vergleichbaren Gegenstück von Citadel und The Army Painter zuordnet. Ein Umsteigen auf das Sortiment oder die Kombination mehrerer Farben verschiedener Hersteller wird so erleichtert. Auf der anderen Seite sind alle bunten Triaden noch einmal in einem Farbkreis aufgeführt, was das Kombinieren von Farben nach der Farbenlehre vereinfacht. Am Rand finden sich darüber hinaus noch die neutralen und die Metall-Triaden sowie die Washes aufgeführt.

Erster Eindruck

Die Two Thin Coats Paints werden in Tropffläschchen mit 15 ml Inhalt geliefert. Diese sehen etwas anders aus als die üblichen Flaschen der anderen Hersteller. Sie sind etwas kleiner, und die Dosierspitze läuft konisch zu, statt einen engen Kanal zu bilden. Auch die Öffnung der Dosierspitze scheint kleiner zu sein, und im Deckel befindet sich ein kurzer Pin, der sich beim Verschließen der Flasche in die Öffnung senkt. Es fällt auf, dass die Dosierspitze nicht einfach aus der Flasche entfernt werden kann, um diese zu reinigen, die Farbe in der Flasche zu verdünnen oder um die Flasche nach der vollständigen Entleerung wiederzuverwenden. Es scheint zwar möglich, aber hierfür sind Kraft und ein Hebel notwendig. Auf die Anwendung von Gewalt haben wir allerdings verzichtet. Eventuell wirkt sich dieses geschlossenere System aber positiv auf die Haltbarkeit der Farben aus. In allen Flaschen ist bereits eine Agitatorkugel enthalten, was ein Durchmischen der Farben vor der Nutzung vereinfacht.

Nach einem kräftigen Schütteln haben wir etwas Farbe auf eine Nasspalette aufgebracht. Es fällt auf, dass die Fläschchen etwas mehr Druck benötigen als die von anderen Herstellern. Hier kommt sicherlich die fester sitzende Dosierspitze mit ins Spiel, die nicht wie bei anderen Herstellern bei zu viel Druck aus der Flasche zu rutschen droht. Auf der Nasspalette zeigt sich eine schöne, cremige Konsistenz. Die Pigmente scheinen sehr fein vermahlen zu sein, da keine Klümpchen zu sehen sind und die Farbe auch nach dem Aufrühren mit dem Pinsel weiterhin eine gute Viskosität aufweist. Ein direktes Malen mit den Farben scheint zwar möglich, doch sollten sie für eine optimale Konsistenz verdünnt werden. Dies haben wir mit etwas Wasser versucht, und auch im verdünnten Zustand kommt es nicht zu einer Trennung der Pigmente.

Auch die Metallfarben weisen eine gute Konsistenz auf. Gerade die Metallflocken in Metallfarben neigen gern dazu, Klümpchen zu bilden, was hier nicht der Fall zu sein scheint.

Der Test

Als Nächstes haben wir die Farben einem praktischen Test unterzogen. Laut Hersteller sind sie sowohl für Anfänger*innen als auch für Profis gut geeignet. Wir wollen hierbei nicht für uns beanspruchen, Profis zu sein, und testen daher aus der Sicht der alltäglichen Hobbyist*innen. Wir haben für unseren Test verschiedene Farbtriaden mit unterschiedlichen Maltechniken ausprobiert. Alle Farben haben wir vor dem Malen gut durchmischt, um eine optimale Verteilung der Pigmente zu erreichen.

Rot geschichtet

Rot ist im Tabletop-Bereich dafür bekannt, eine schwierige Farbe zu sein. Oft sind mehrere Farbaufträge nötig, um ein deckendes Ergebnis zu erzielen. Wir haben uns an einem alten Space-Marine-Scout aus Metall versucht, welchen wir im Vorfeld mit der Airbrush und dem Primer Air von The Army Painter schwarz grundiert haben.

Begonnen haben wir mit einer ersten Schicht aus leicht verdünntem Berserker Red (S). Bereits nach der ersten Schicht zeigt sich hier eine gute Deckung der Farbe auf dem Modell. Die Farbe ist relativ matt ausgetrocknet, was uns gut gefällt. Nach einer zweiten Schicht ist das Ergebnis ein sauberes Rot, ohne Schlieren.

Dann haben wir die nicht im Schatten liegenden Bereiche mit leicht verdünntem Sanguine Scarlet (M) aufgehellt. Dieses lässt sich gut auf dem Berserker Red auftragen, und ein feiner Farbverlauf ist möglich. Auch hier haben wir zwei dünne Schichten verwendet und so eine besondere Strahlkraft des Rots erreicht. Zuletzt haben wir die erhabeneren Stellen noch mit etwas Demon Red (H) versehen, welches wir ebenfalls leicht verdünnt haben. Nach diesem letzten Highlight haben wir ein leuchtendes Ergebnis erzielt. Die Trockenzeiten waren hierbei überschaubar, sodass beim Bemalen von mehreren Modellen parallel praktisch keine Unterbrechungen nötig zu sein scheinen.

Gelb geschichtet

Eine der herausforderndsten Farben ist sicherlich Gelb. Es neigt dazu, schlecht zu decken und Schlieren zu bilden. Oft wird zunächst eine Grundschicht aus Braun aufgebracht, um so die Deckfähigkeit des Gelbs besonders auf schwarzer Grundierung zu erleichtern. Wir haben uns für diesen Test für das Metall-Modell von Qiang Gāo aus Infinity Defiance entschieden. Er ist ein Charakter aus der Fraktion Yu Jing, welche durch ihre Rüstungen in einem warmen Gelb bestechen.

Auch dieses Modell haben wir vorher schwarz grundiert, um es uns nicht zu leicht zu machen.

Nach der ersten Schicht mit verdünntem Dark Sun Yellow (S) zeigt sich, dass auch hier Gelb etwas herausfordernder ist. Trotzdem ist das Ergebnis schon ansehnlich. Eine zweite Schicht erzielt dann aber bereits eine saubere Grundschicht.

Die nicht im Schatten liegenden Bereiche wurden als Nächstes mit Skulker Yellow (M) aufgehellt. Wie bereits bei den anderen Farben wurde auch hier mit zwei dünnen Schichten ein gutes Ergebnis erreicht.

Für die Highlights wurde dann Yellow Flame (H) verwendet. Wir haben uns hierbei nur auf die von oben beleuchteten Flächen und die scharfen Kanten beschränkt. Das Endergebnis war ein strahlendes Gelb, was uns aber nicht warm genug war. Darum haben wir das Archaic Sepia Wash (W) leicht verdünnt und als eine Lasur aufgetragen. Hierbei haben wir darauf geachtet, nur eine dünne Schicht aufzutragen und nur in den wirklich tiefen Stellen eine leichte Schattierung zu erreichen. Auf den übrigen Flächen sollte das Wash nur wie ein Filter wirken, um dem Gelb mehr Wärme zu verleihen.

Um zum Schluss die Kanten noch mehr hervorzuheben, haben wir Yellow Flame (H) im Verhältnis 1:1 mit Trooper White (H) gemischt und leicht verdünnt. Das so gemischte helle Gelb brachte nun die Kanten deutlicher hervor. Mit dem Ergebnis waren wir sehr zufrieden, vor allem, weil Gelb für uns keine alltägliche Farbe ist.

Metallfarbe

Die Metallfarben hatten auf uns beim ersten Aufbringen auf die Nasspalette schon einen guten Eindruck gemacht. Nun wollten wir sie auch praktisch testen. Als Modell haben wir uns einen B2-Super-Kampfdroiden aus Kunststoff für Star Wars: Legion ausgesucht. Dieser sollte einen akzentuierten Silberton erhalten. Natürlich wurde auch dieses Modell vorher schwarz grundiert.

Zunächst sollte das Modell komplett mit Sir Coats Silver (S) bemalt werden. Auch die Metallfarbe lässt sich sehr gut mit Wasser verdünnen und flächig auftragen. Bereits mit der ersten Schicht haben wir hier ein deckendes Ergebnis erreicht, ohne dass dabei Details verloren gegangen wären.

Um dem Modell etwas mehr Tiefe zu verleihen, wurde es im Anschluss mit unverdünntem Oblivian Black Wash (W) gewasht. Dabei haben wir versucht, größere Pfützen auf den glatten Flächen zu vermeiden und nur die Vertiefungen und Stoßkanten hervorzuheben. Das Wash beweist hierbei eine gute Fließfähigkeit und setzt sich gut in den tiefen Stellen ab.

Um die Flächen etwas hervorzuheben, haben wir sie mit Plate Armour (M) vorsichtig trockengebürstet. Darauf folgte noch ein letztes vorsichtiges Trockenbürsten der Kanten und höchsten Punkte mit Mythril Blade (H). Ein paar besonders glänzende Teile in den Gelenken wurden mit verdünntem Mythril Blade (H) hervorgehoben.

Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Hier konnten wir in sehr kurzer Zeit einen schönen Metalleffekt erzielen.

Grau trockengebürstet

Um die Base unseres Space-Marine-Scouts zu bemalen, haben wir sie in mehreren Schichten trockengebürstet. Hierfür haben wir unverdünntes Dungeon Stone Grey (S) mit einem alten Pinsel aufgenommen, einen Großteil der Farbe in einem Tuch abgestreift und die Base großflächig gebürstet. Durch die hohe Pigmentdichte der unverdünnten Farben ist das Trockenbürsten problemlos möglich.

Auch zum Trockenbürsten sind die Farben gut geeignet.

Das nächste Highlight wurde auf die gleiche Weise mit unverdünntem Carcharodon Grey (M) erzielt.

Nur für die höchsten Punkte wurde noch ein letzter Trockenbürstdurchgang mit White Star (H) durchgeführt.

Rot mit der Airbrush

Auch den Auftrag mit der Airbrush wollten wir testen. Testobjekt war dabei der Waffenarm eines Space-Marine-Cybots.

Um die Farbe für die Nutzung mit der Airbrush vorzubereiten, haben wir sie mit dem Airbrush Medium von The Army Painter auf die richtige Konsistenz gebracht. Dies funktionierte problemlos, und eine erste deckende Schicht mit Berserker Red (S) war schnell erreicht.

Auch das erste Highlight mit Sanguine Scarlet (M) brachte das gewünschte Ergebnis und steht den sonst von uns genutzten Farben in nichts nach.

Die höchsten Punkte wurden dann gemäß der Farbtriade mit Demon Red (H) erzielt. Um die Segmente besser voneinander zu trennen, erfolgte dann noch ein Kantenakzent mit einer Mischung aus zwei Teilen Trooper White (H) und einem Teil Orange Flame (H).

Die Farben verhielten sich sehr gut in der Airbrush, und es kam nicht zu ungewöhnlichen Verstopfungen oder Klumpenbildungen.

Was uns aufgefallen ist

Bei den von uns über einen längeren Zeitraum anhaltenden Anwendung der Two Thin Coats Paints zeigte sich die bei Acrylfarben typische Absetzung von Pigmenten am Flaschenboden. Dies führte teilweise dazu, dass die Agitatorkugel sich mit am Boden festsetzte und für eine gute Durchmischung erst freigeschüttelt werden musste. Dies ist natürlich nicht ungewöhnlich, aber die Nutzung von mechanischen Hilfsmitteln wie eines Vortex-Mixers erleichtert die Arbeit mit diesen Farben.

Spitze und Deckel sollten regelmäßig gesäubert werden.

Außerdem kam es mit der Zeit zu Farbaustritten aus der Düse, mutmaßlich durch noch bestehenden Druck in der Flasche und eine leicht verschlossene Dosierspitze. Dies führt zu einer farbverschmierten Dosierspitze und Farbe im Deckel. Hier sollte also regelmäßig gereinigt werden.

Außerdem sollte beim Schließen der Flaschen darauf geachtet werden, dass sie wirklich komplett zugedreht sind. Da die Flaschen recht fest verschließen, sind sie auf der letzten Umdrehung etwas schwergängiger.

 

Die harten Fakten:

  • Hersteller: Trans Atlantis Games
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Alter: 14+
  • Preis: 240 EUR (UVP)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, F-Shop, KuTaMi

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Internetseite der Duncan Rhodes Painting Academy können die Farbvergleichskarte und der Farbkreis, die sich auch in der Box befinden, heruntergeladen werden. Wer also nur einzelne Farben kaufen möchte, findet hier eine gute Unterstützung. Außerdem gibt es einen Link zu einer Weblösung, um die passende Farbe zu finden. Da sich die Eingabemaske aber nur auf die Farben beschränkt, die auch auf der Farbtafel abgedruckt sind, ist der Nutzen eher begrenzt.

Die Weblösung ist nur bedingt praktisch.

 

Fazit

Mit den Two Thin Coat Paints bekommt man ein qualitativ hochwertiges Farbsortiment, dass durch die Anordnung in Farbtriaden einfach anzuwenden ist. Die Farben sind gut aufeinander abgestimmt. Farbverläufe sind damit gut möglich. Die Pigmente sind fein vermahlen, und die Farben haben eine cremige Konsistenz. Die Verdünnung der Farben gelingt sehr gut mit Wasser. Auch im verdünnten Zustand bleibt die Pimentdichte hoch. Der Auftrag gelingt sowohl mit dem Pinsel als auch mit der Airbrush, und ein deckendes Ergebnis lässt sich nach spätestens zwei dünnen Schichten erreichen. Besonders die Metallfarben stechen durch ihre Deckkraft heraus, ohne dabei Details zu überdecken. Die Farben trocknen seidenmatt bis matt aus, was sie auch für anspruchsvolle Malarbeiten tauglich macht.

Die Tropfflaschen sind gut verarbeitet, und Farbe lässt sich mit ihnen optimal dosieren. Jeder Flasche ist bereits eine Agitatorkugel zugesetzt, was das Durchmischen durch Schütteln der Farben erleichtert. Dennoch sind mechanische Hilfsmittel hier von Vorteil.

Dank der Farbvergleichstabellen ist ein Umstieg auf dieses Sortiment oder die Ergänzung der bereits verwendeten Farben recht unkompliziert. Mit dem Kauf der Two Thin Coats Paints kann man nichts falsch machen. Nur der Preis ist nachteilig zu bewerten, da er deutlich höher als bei vielen anderen Produkten liegt, auch wenn es noch teurere Farben gibt.

  • Gute Deckkraft
  • Feine Pigmente
  • Tropfflaschen mit Agitatorkugeln

 

  • Hoher Preis

 

Artikelbilder: © Trans Atlantis Games, depositphotos | © Milkos
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Rick Davids
Fotografien: Dennis Rexin
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein