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Einst waren sie die größten Vorbilder für Ehre und Stolz, doch kaum jemand, kann den korrumpierenden Kräften des Chaos widerstehen. Nun werden ihre Reihen werden durch neue Maschinen und ein Armeebuch verstärkt. Wie sehr kann sich die zerstörerische Kraft der Chaos Knights auf dem Schlachtfeld entfalten?

2022 wurde als das „Jahr des Chaos“ angekündigt und bisher war eine Vielzahl an Teasern, Ankündigungen und kleinen Veröffentlichungen vorherrschend. Nun macht die erste Chaos-Fraktion ihre Aufwartung, in Form von neuen Figuren und einem neuem Armeebuch.

Die ehemals leuchtenden Ikonen des Imperiums strahlen nunmehr die verderbenden Kräfte der Götter aus und beherrschen das Schlachtfeld mit ihrer beeindruckenden Präsenz und verbreiten Furcht in den Herzen ihrer Feinde. Werden die Chaos Knights ihrem Ruf gerecht? Überzeugt die Armeebox mit ihren Inhalten? Was für Optionen, spielerisch wie in ihrem Auftreten, bieten die neuen Figuren? Welche Inhalte bietet der neue und einzigartige Codex?

Der Verfall der Ritterlichkeit – Der Hintergrund der Armee

Die mächtigen Maschinen wurden seit jeher von den Adelshäusern besessen und geführt.

Wenn junge Adelige sich durch die Ausbildung körperlich wie geistig als würdig erwiesen haben, wird ihnen die Ehre zuteil, am Ritual of Becoming teilzunehmen. Dieses altehrwürdige Ritual sorgt dafür, dass die Prüflinge an den Thron Mechanicum gebunden werden und der gesamten Ahnenreihe gegenüber treten. Dieser Prozess galt als unkorrumpierbar, doch die Mächte des Chaos sind geduldig und haben ihre grausamen Helfer.

So fing der verderbende Einfluss des Chaos an, seine Krallen auszustrecken, und wo vorher die Ritterlichkeit in die Köpfe der imperialen Prüflinge indoktriniert wurde, blieb nur noch die Gier nach Blutvergießen und Mord. Die Haushalte der Ikonoklasts waren geboren.
Die verderbten Kräfte des dunklen Mechanicums trugen ihren Teil zur Entstehung der infernalischen Haushalte bei. Während der Horus Heresy wurden einige der Throne geborgen und den Experimenten der häretischen Mars-Priester überlassen. Durch Opfer an die dunklen Götter, Warpreagenzien und andere unvorstellbare Vorgehensweisen wurden diese Stühle den höllischen Mächten ausgesetzt. Nach und nach wichen die tugendhaften Vorsätze mörderischen Gedanken und der Gier nach Blut.

Wo die loyalen Adeligen mit ihrer Maschine eine Symbiose eingingen und wie die Ritter und ihre Rösser aus alten Tagen wirkten, da kommen die Chaos Knights grausigen Kriegshunden gleich.

Der Codex geht nach der Entstehung der verderbten Ritter-Haushalte noch auf die Furchtklingen ein. Diese sind Einzelgänger, welche aus der noblen Gesellschaft ausgestoßen und verbannt sind. Selbst die Haushalte der Chaos Knights gehen selten Pakte mit diesen Rittern ein. Daher ziehen die Furchtklingen von Konflikt zu Konflikt und bieten ihre Dienste an, um ihre Gier nach Mord zu stillen oder Ausrüstungsteile zu ergattern, womit Idolatoren, die Diener der Chaos Knights, versuchen, ihre Herren zu reparieren.

Das Armeebuch beinhaltet weiterhin noch zwei kleine Geschichten zu Scharmützeln der Chaos Knights und kurze Auszüge zu den Hintergründen der Ritterhäuser und namhafter Knights. Insgesamt werden hier dreißig Seiten an Hintergrund aufgeboten, wobei schönen Artworks sehr viel Platz eingeräumt wird.

Es gibt viele kleinere Auszüge zu den Taten einiger Knights

Eine dunkle Ritterschaft – Der Inhalt und Zusammenbau

Beim Öffnen der Box lassen sich direkt mehrere Gussrahmen entdecken. Insgesamt lassen sich zwei der neuen Warhounds und ein größerer Knight zusammenbauen. Bei letzterem ist es der bereits bekannte Gussrahmen des Knight Rampagers oder Knight Desecrators mit einem Upgrade-Gussrahmen für den Knight Abominant.

Neben den Gussrahmen finden sich Abziehbilder und ein Armeebuch mit einem Cover, welches ohne den Schriftzug „Warhammer 40.000“ auskommt und dem kämpfenden Chaos Knight mehr Raum bietet. Weiterhin enthält die Box das Bild des korrumpierten Ritters im A3-Format und Data-Karten. Beide werden limitierte Auflagen bleiben und bieten für Käufer*innen einen Mehrwert und ein Alleinstellungsmerkmal.

Der neue Codex und die Data-Karten

Ob man bereits ähnliche Figuren zusammengebaut hat oder nicht, man wird keine Schwierigkeiten haben. Die Bauteile lassen sich auf Anhieb finden und sind passgenau aufeinander abgestimmt. Die Anleitung zeigt genau, ab welchem Bauschritt verschiedene Miniaturenvarianten erstellt werden können und somit lässt sich ein schneller und einfacher Zusammenbau gut realisieren.

Die fertigen Modelle werden ihren Namen vollkommen gerecht. Die War Dogs verkörpern etwas raubtierhaftes und gedrungenes, dabei ähneln diese Figuren ihren loyalen Vettern in der Statur sehr. Die Füße und die möglichen Gesichter heben, neben den Dornen und Ketten, den Unterschied stark hervor. Die Gesichter sehen aus wie Schakale oder Raubvögel und die Füße sind wie Klauen geformt. Dagegen haben die imperiumstreuen Armiger ein runderes, steiferes und förmlicheres Aussehen, was nicht so stark aufgebrochen ist.

Der Knight Abominant fügt sich perfekt in dieses Bild der Monster ein. Mit neuen schrecklichen Waffen bricht er das förmliche Aussehen und wirkt unruhig, stetig auf der Suche nach seinem nächsten Opfer. Die einzige kleinere Schwierigkeit beim Zusammenbau zeigt sich bei der Nahkampfwaffe, da man kurz in Verwirrung über die Anordnung der Tentakeln kommen kann. Wenn man dieses kleine Hindernis überwunden hat, hat man eindeutig ein schreckliches Maschinenmonster geschaffen.

Der achtfache Weg in die Verdammnis – Die Regeln

Mit dem neuem Codex ändert sich, im positiven Sinn, einiges für diese Armee. Viele Regeln wurden angepasst, repräsentieren die sadistische Art und spiegeln die Furcht wieder, welche diesem Feind wahrlich gebührt. Auch für andere Armeen ist dieses Buch interessant, da man eine Furchtklinge mitführen darf und dabei nicht seine spezifischen Armeeregeln verliert. Dies eröffnet viele Möglichkeiten für alle Chaos-Fraktionen und man sollte über das Mitführen eines Knights nachdenken.

Games Workshop hat hier nun die aus einem FAQ bekannte Regel festgeschrieben, dass jede Maschine in der Nähe eines Missionsziels als eine bestimmte Anzahl von Figuren zählt.

Weiterhin sind die Regeln der Haushalte der Chaos Knights erneuert worden. Zwar ist die Grundmechanik, dass man für das Modell Schaden nehmen und auf einer Tabelle für einen Bonus würfeln kann, die Gleiche geblieben, doch die Boni sind abgeändert worden. Nun bekommt man mehr Bewegung, eine höhere Widerstandsfähigkeit oder verwundet seinen Feind besser.

Es sollte weise gewählt werden, da der Wechsel von einer Haltung zur nächsten Zeit benötigt

Es gibt eine ganz neue Mechanik für diese Armee, sobald man mehr als drei Modelle in die Schlacht führt. Die neue Armeeregel Harbingers of Dread schwächt den Feind, wenn dieser sich zu nah an einem Knight befindet. Zuerst wird der Moralwert der gegnerischen Einheiten reduziert und im Verlauf des Spiels kommen weitere, kumulative Regeln dazu. Hierbei gibt es drei Zustände zu beachten – Despair, Doom und Darkness.

Die Haltung Despair erschwert es dem Gegner, seine primären und sekundären Missionsziele zu verfolgen, Doom schwächt die Moralwerte und lässt mehr Modelle bei einem misslungen Moraltest fliehen und Darkness beschützt die eigenen Modelle, indem die gegnerischen Trefferwürfe auf die eigenen Einheiten erschwert werden. Diese sehr schöne Mechanik, welche auch den furchterregenden Charakter der Armee widerspiegelt, lässt den*die Spieler*in sich sehr gut auf die feindlichen Vorgehensweise einstellen. Selbstredend gibt es einige Gefechtsoptionen und Relikte, welche diese neue Sonderregel weiter beeinflussen und verstärken können.

Hier hören die Neuerungen für diese Armee noch lange nicht auf. Der*die Spieler*in kann eine oder mehrere der Figuren einem Chaosgott oder allen Göttern widmen. Hierdurch erlangt die Figur verschiedene Boni, welche Bereiche, wie den Nahkampf, den Fernkampf oder die Widerstandsfähigkeit verstärken. Wenn diese Figur noch eine gewisse Anzahl der gegnerischen Modelle ausgelöscht hat, dies hängt von der Klasse des Knights ab, schenkt der entsprechende Gott dem Modell einen weiteren Segen oder verstärkt den bereits vorhandenen Segen. Dies ist eine schöne spielerische Möglichkeit, den Feind auf dem falschen Fuß zu erwischen.

Als nächstes hat Games Workshop der Armee die Möglichkeit zur Verfügung gestellt, Psioniker mit sich zu führen, mit einer eigenen Disziplin. Hierbei sind alle Optionen gegeben, ob man seine Armee mit weiteren Rettungswürfen ausstattet, dem Feind direkt tödliche Wunden zufügt oder eine weitere Kombination mit den Harbingers of Dread anstrebt und den Moralwert weiter verringert. Der neue Knight Abominant ist von sich aus ein Psioniker, aber durch die Widmung an Tzeentch oder die Kriegsherrenfähigkeit kann man weitere Psioniker generieren.

Eine der neuen Psi-Fertigkeiten lässt den Feind erstarren vor Angst

Weiterhin gab es eine kleine Änderung bei den War Dogs, die aber doch einen größeren Einfluss auf die Armeezusammenstellung haben kann. Vor dem Armeebuch konnte man maximal drei Einheiten davon mitführen, da alle das gleiche Schlüsselwort hatten. Doch nun gibt es fünf verschiedene War Dogs mit verschiedenen Schlüsselwörtern. Es bietet sich also eine viel höhere Flexibilität für die eigene Armeeliste.

Die nächsten Änderungen betreffen die größeren Knights, nun ergibt sich eine Synergie mit den kleineren Knights. Der Knight Rampager zum Beispiel generiert nun keine Extra-Attacken im Nahkampf, sondern gibt den War Dogs die Möglichkeit, Nahkampf-Würfe von 1 zu wiederholen, wenn diese sich in Reichweite von neun Zoll befinden.

Der Knight Rampager ermöglicht Wiederholungswürfe

Die neuen Waffenoptionen der Ritter füllen Lücken im bisherigen Repertoire. Allem voran gibt es für die War Dogs verschiedene Optionen zu den bereits bestehenden Waffen.

Als Erstes wäre da die Avenger Chaincannon, welche eine hohe Kadenz an Schüssen mit guter Reichweite aufweist und den Rüstungswert der feindlichen Einheiten um 2 reduziert. Bisher hatte diese Armee keine richtige Waffe gegen mittelschwer gepanzerte Einheiten, diese Zeiten gehören nun der Vergangenheit an.

Eine neue Alternative zu den Reaper Chaintalons ist die Slaughterclaw. Deren Rüstungsdurchdringung ist minimal schwächer, dafür ist das Ausmaß des Schadens dieser Klaue enorm. Allein zwei Verwundungen können einem leicht beschädigtes Fahrzeug den Rest geben.

Als neue Nebenwaffe gibt es den Havoc-Raketenwerfer, welcher nur für leichte Infanterie nützlich erscheint.

Der Knight Abominant bringt drei neue Waffenoptionen mit ins Spiel. Der Balemace ist leider die enttäuschendste der drei Waffen. Die Anzahl der möglichen Treffer, die Höhe der Rüstungsdurchdringung und des Schadensausmaßes sind akzeptabel, aber gegen die Electroscourge wird sich diese Nahkampfwaffe nicht so gut behaupten können. Die Electroscourge bietet dem Knight eine bessere Beständigkeit in der Anzahl der Attacken als der Balemace. Des Weiteren hat die Waffe einen Schadenswert von 3 anstatt von 2.

Die letzte der neuen Waffen im Arsenal der Chaos Knights ist der Volkite Combustor, eine Waffe des Bruderkrieges. Mit einer Stärke von 10 und einem Schadenswert von 3, und einem Potenzial für tödliche Wunden, ist die einzige Schwäche dieser Waffe die niedrige Durchschlagskraft.

Die verschiedenen Waffenoptionen des Knight Abominant lassen fast jeden Feind erzittern

Lasst Sie vor uns erzittern! – Die Chaos Knights auf dem Schlachtfeld

Durch dieses neue Armeebuch hat die Armee viele neue, schöne Regeln und somit an Tiefe hinzugewonnen. Natürlich ist jeder Verlust eines Modells im Kampf schwierig, da man eine einstellige Zahl an Figuren in die Schlacht führt und die Waffen der gegnerischen Armeen immer höhere Schadenswerte aufweisen. Doch die eigenen Waffen sind selbst tödlich und löschen oft genug in einer Phase eine gesamte Einheit aus. Dies ist auch nötig, da jede Einheit, die eine Phase überlebt, eine Einheit ist, mit der man sich ein weiteres Mal beschäftigen muss. Dies kann ein Problem sein, da die Anzahl an Waffenoptionen doch sehr gering ist. Hier kann die neue armeeweite Regel mit den Harbingers of Dread sehr unterstützend wirken.

Sind somit die Hürden der verschiedenen Synergien gemeistert, so bietet diese Armee ein schönes Spielerlebnis und setzt den Gegner stark unter Druck.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Englisch
  • Preis: UVP 212,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, KuTaMi, idealo, Amazon

 

Verkünder des Schreckens – Ein Fazit

Die Box bietet sehr viel. Man erhält ein Armeebuch, mit einem einmaligen Cover und die Data-Karten, die im Spiel helfen, den Überblick zu behalten. Des Weiteren bekommt man drei Knights zur Verfügung gestellt.

Wer also mit den Chaos Knights anfangen möchte, ist mit dieser Box gut ausgestattet und kann darauf seine Armee weiter aufbauen. Aber auch für die Spieler*innen, die bereits diese Armee bespielen, bietet dies eine sinnvolle Erweiterung der eigenen Armee. Trotz des geringen Anteils des Hintergrunds, kann hier eine klare Kaufempfehlung für jede*n der Interesse an den Chaos Knights hat ausgesprochen werden.

Die neuen Knights stehen vor dem Bild, welches in der Box enthalten ist

 

  • Detailreiche Modelle
  • Einfacher Zusammenbau
  • Gutes Armeebuch und praktische Data-Karten
 

  • Wenig Hintergrund im Armeebuch

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Maximilian Düngen
Fotografien: Robert Wolfes
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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