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Endlich neue Miniaturen! Zusammen mit dem Battletome Seraphon haben die Echsenmenschen ein dringend nötiges Update bekommen. Wir haben die Reitechse gesattelt und schauen uns mit euch die neuen Modelle und ihre Regeln an. Folgt uns in den Dschungel und schaut, ob sich das Warten gelohnt hat.

Manche Modelle sind von Anfang an zeitlos. Fantastische Designs, die auch Jahre oder Jahrzehnte nach ihrer ersten Veröffentlichung noch toll im Schrank aussehen und auf den unterschiedlichen Tabletop-Feldern viele Blicke auf sich ziehen. Leider traf das auf einen guten Teil der Seraphon bei Age of Sigmar nicht zu. Zu statisch die Modelle, zu seltsam geformt die Köpfe bei vielen Miniaturen. Daher freuen sich viele Spieler*innen über neue Seraphon-Modelle, die nun endlich erschienen sind. Und wie so oft kommt die Erneuerung der Figurenpalette mit einem neuen Battletome daher. Wir möchten uns mit euch in diesem Artikel die neuen Modelle anschauen und die Armee vorstellen. In einem weiteren Artikel werden wir dann taktisch die einzelnen Einheiten hinsichtlich ihrer Stärken und Schwächen genauer unter die Lupe nehmen.

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Ihr kommt woher? – Der Hintergrund

Um die Echse direkt aus dem Sack zu lassen: Ja, die Seraphon kommen de facto aus dem Weltall. Waren sie bei Warhammer Old World noch Bewohner der Sümpfe Lustrias, schon damals mit einem ordentlichen Hauch von Stargate, sind sie nun eine weltraumfahrende Rasse, die auf unterschiedlichen Schlachtfeldern kämpft. Die Seraphon sind Krieger der Ordnung, die sich dem Chaos entgegenwerfen, wo auch immer es auftritt. Als eines der wenigen Völker erinnern sie sich noch an „die Welt, die war“ und ziehen große Vorteile aus diesem Umstand.

Die Seraphon verstehen die Welt als großes Schachbrett, auf dem jede Figur mit höchster Präzision bewegt werden soll, will man die Gegner*innen endgültig besiegen.

Auch im neuen Battletome finden sich in gewohnter Weise Hintergrundinformationen. In diesen zeigt sich immer wieder der große Plan, den die Seraphon verfolgen. Genaue Planungen treffen auf einen Verstand, der Jahrhunderte betrachtet, um die Gegner*innen in die Knie zu zwingen. Auch zeigt der Hintergrund in angenehmer Weise das auf, was sich im Spielstil der Armee wiederfindet. Die Qualität des Buchs ist dabei gewohnt hoch. Von den insgesamt 130 Seiten des Battletomes findet sich auf über 50 der Hintergrund der Armee. Die zweite Hälfte befasst sich mit den Regeln der geschuppten Kämpfer.

Jeder hier ist wichtig! – Die Regeln

Viele Armeen beruhen darauf, dass einzelne Einheiten spezielle Aufgaben übernehmen. Dieser Umstand trifft auf die Seraphon im besonderen Maße zu. Unterschiedliche Einheiten greifen wie Puzzleteile ineinander und erfüllen so unterschiedliche Aufgaben. Schwere Infanterie und Reiter halten gegnerische Einheiten auf, schnelle Skinks flankieren und mächtige Zaubersprüche zerbrechen die Realität selbst. Mit der neu gestalteten Fähigkeit Kosmische Kraft können die Seraphon Einheiten aus dem nichts beschwören, wenn sie dafür eine gewisse Anzahl Punkte ausgeben. Diese Punkte erhält man sowohl für eigene Zauberer auf dem Feld und Geländestücke, sowie für das Wirken und Bannen von Zaubersprüchen. Das eigentliche Beschwören ist auf dem Papier spannend, jedoch sind vor allem die größeren Einheiten so teuer, dass man sie selten beschwören wird. Alternativ kann man die Punkte auch für unterschiedliche Fähigkeiten nutzen. Für 5 Punkte holt man beispielsweise gefallene Einheiten wieder, für 10 Punkte verbessert man dauerhaft den Rettungswurf des Astrolith Bearers, der alle Einheiten in der Umgebung mit einer Aura schützt.

Wie bei so vielen Armeen gibt es unterschiedliche Fraktionen, aus denen man eine auswählen kann. Bei den Seraphon kann man zwischen Starborn und Coalesced auswählen, wobei beide Ausrichtungen noch je zwei Unterfraktionen haben. Starborn setzen auf Geschwindigkeit und Zauberei – die Armee umzupositionieren ist dabei ein zentraler Bestandteil der Strategie. Dies zeigt sich auch in den Unterfraktionen. Der Dracothian´s Tail beispielsweise lässt einen bis zu der Hälfte der eigenen Armee in Reserve halten und dann auf das Schlachtfeld teleportieren. So entsteht eine ungeahnte Mobilität, die man nicht unterschätzen sollte. Die Fangs of Sotek können sich schnell zurückziehen und auf diese Weise bestimmen welche Kämpfe sie führen wollen und welche nicht.

Lust auf große Echsen – dann ist Thunder Lizard die richtige Unterfraktion.

Die Coalesced wiederum setzen auf Gewalt und große Dinosaurier. Wer gewaltige Monstrositäten ins Spiel bringen will, findet hier eine Unterstützung dieser Taktik. Koatl´s Claw verstärkt als Unterfraktion dabei Saurus Warriors, die Standardinfanterie, und Kroxigors, größere Echsen, wenn diese angegriffen haben. Als Alternative setzt man auf Thunder Lizard als Unterfraktion, wenn man primär Monstrositäten wie den mächtigen Stegadon nutzen möchte. Von diesen kann man dadurch deutlich mehr einsetzen und alle Monstrositäten verursachen mehr Schaden.

Diese Fraktionen sorgen dafür, dass man die Seraphon auf völlig unterschiedliche Weisen spielen kann. Alle Varianten erscheinen dabei als sinnvoll spielbar, wobei auf einer kompetitiven Ebene das Umpositionieren vielleicht einen Hauch besser ist. 

Ein Meer aus Plastik – Die neuen Modelle

Wie schon zu Beginn erklärt, haben viele Einheiten neue Modelle erhalten. Kroxigors und Saurus Warriors sind deutlich größer und bulliger geworden. Die neuen Modelle wirken dynamischer und dadurch auch deutlich lebendiger. Die Kroxigore können nun in zwei verschiedenen Varianten gebaut werden wobei die zweite mit ihren Krokodilköpfen optisch den animierten Modellen aus Total War: Warhammer nachempfunden ist. Bis auf die großen Eidechsen, wie Stegadon und Bastilodon, haben fast alle Einheiten nun optisch aufgewertete Modelle erhalten. Ausnahmen sind die Skinks, die aber recht gut gealtert sind und die Temple Guard, die wiederum neben den modernen Saurus Warriors nun etwas albern wirkt.

Mit den Raptadon Hunters und Raptadon Chargers sind zwei Varianten von leichter Kavallerie hinzugekommen, die entweder Fernkampf- oder Nahkampforientiert sind. Die Reitechsen sind mit ihren hohen Kämmen auffällig und erinnern etwas an den spuckenden Dinosaurier aus dem ersten Jurassic Parc. Die Skinkreiter können auf Grund ihrer geringen Größe nicht auf den Echsen sitzen, sondern müssen stehen. Diese Pose wirkt etwas eigentümlich und muss nicht unbedingt gefallen. Aggradon Lancers sind die neuen Saurus-Reiter, die die vorher genutzten Saurus Knights ersetzen. Optisch wird den Saurus Knights niemand eine Träne nachweinen, galten doch die Reitechsen als eins der furchtbarst aussehenden GW-Modelle. Die neuen Reiter sind jedoch so viel größer als die alten, dass man diese nicht mit den alten zusammen in einer Einheit einsetzen kann, zu unterschiedlich ist dafür die Base-Größe. Die Saurus Knights kann man somit nur entweder in Absprache mit dem Gegenüber als Raptadon Hunters spielen oder aber direkt im Schrank lassen. Das gleiche Schicksal ereilt die alten Salamander, feuerspeiende Echsen, die als eine Art Feldartillerie fungieren. Diese werden ersetzt durch den Spawn of Chotec, der die gleiche Aufgabe ausfüllt, aber um ein Vielfaches größer ist als die alten Modelle. Hier kann es sich potenziell anbieten, mehrere alte Salamander auf eine größere Base zu setzen, um einen Spawn of Chotec darzustellen.

Der neue Slann Priest ist ein wahres Monstrum geworden, denkt man doch an den etwas hutzeligen Vorgänger zurück. Das neue Modell überragt diverse Einheiten der Seraphon, wie es sich für den Anführer eben auch gebührt.

Insgesamt ist das Upgrade gut gelungen, die neuen Gussrahmen machen Spaß, die Modelle fügen sich ausgezeichnet zusammen. Das man einen Teil der alten Modelle jedoch nicht mehr vernünftig verwenden kann, selbst mit einem Base-Wechsel, ist etwas ärgerlich.

Und wie spielt sich das? – Die Seraphon auf dem Feld

Die Seraphon bieten auf dem Schlachtfeld einen beeindruckenden Anblick, kann man die Armee doch ohne Probleme bunt und farbenfroh gestalten. Wo es bei anderen Armeekonzeptionen schädlich wirken kann, wenn zu viele Farbschemata gemischt werden, macht dies bei den bunten Schuppen den großen Reiz der Armee aus. Die Streitmacht setzt dabei vor allem auf Nahkampf und Magie, Fernkampf spielt eine eher untergeordnete Rolle, auch wenn einzelne Einheiten hier plötzlich auftrumpfen können. Der Bastilodon schießt beispielsweise aus seiner Solar Engine einen Strahl gebündelten Lichts, der sich auch durch die stärkste Panzerung brennen kann. Die Armee ist dabei punktemäßig relativ teuer, es sei denn man setzt auf Skinks als Hauptteil der Streitmacht. 10 Saurus Warrios kosten beispielsweise 200 Punkte. Durch geschicktes umpositionieren und den Einsatz unterschiedlicher Einheiten geben einem die Seraphon eigentlich alle Mittel in die Hand, damit die eigene Armee erfolgreich sein kann. Jedoch muss man diese Mittel erst einmal richtig einsetzen. Die Armee ist komplex aufgebaut, nahezu jede jede Einheit hat Sonderfähigkeiten, die man geschickt einsetzen muss, um den Sieg erringen zu können. Spätestens mit den Fraktionen, die auf Umpositionierungen setzen sind die Seraphon keine einsteigerfreundliche Armee.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Preis: 42,50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, KuTaMi

 

Plötzlich ein heller Lichtblitz – Ein Fazit

Die Seraphon haben die Überarbeitung dringend gebraucht und Games Workshop hat hier ganze Arbeit geleistet. Die neuen Modelle überzeugen optisch, das Regelwerk erscheint ordentlich, die Fraktion macht Spaß bei Zusammenbau und Bemalung. Einzig, dass einige der alten Modelle in der eigenen Sammlung nicht mehr gespielt werden können, bleibt als bitterer Nachgeschmack zurück. Natürlich trifft dieser Umstand über kurz oder lang alle Modellreihen, normalerweise kann man dann alte Modelle für neue Einheiten benutzen. Das ist hier nur mit deutlichen Absprachen oder aufwändigem Umbasen möglich. Wer sich von diesen Umständen nicht abschrecken lässt, bekommt hier eine taktisch aufwändige Armee, die keinen Gegner fürchten muss.

  • Fantastische neue Modelle
  • Gut ausgewogene Unterfraktionen
  • Taktische Vielfalt

 

  • Regeln können überfordern
  • Einige alte Modelle nicht länger spielbar

 

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Maximilian Düngen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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