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Tails on Fire ist ein neues Kartenspiel von HeidelBÄR Games aus der Reihe, in der auch Spicy erschienen ist. Niedliche Opossums wetteifern dabei um wertvolle Feuerkarten. Wie heiß das ist oder ob uns das eher kalt lässt, erfahrt ihr bei uns.

Kartenspiele gibt es viele: günstig in der Anschaffung, platzsparend im Schrank, zum Mitnehmen schön handlich, meist schnell zu lernen und mit viel Wiederspielwert. Tails on Fire kommt aus der Kartenspiel-Reihe von HeidelBÄR, die uns jeweils thematisch in für uns ferne Länder entführt. Die Stichkartenspiele Anansi und Blaze, wie auch die Bluff-Spiele Coyote und der internationale Erfolg Spicy bestechen jeweils durch ihre besondere Optik. Tiere sind stets verbindendes Thema, vor allem aber ist jedes Spiel ein kleines Kunstwerk, kreiert von einer Person aus dem Kulturkreis, in dem auch die Geschichte spielt.

So geht es bei Tails on Fire um die Legende vom mutigen Opossum, das auszog, um das Feuer zurückzubringen, welches Iguana raubte. Dabei verbrannte es sich jedoch den Schwanz, der daher bis heute haarlos ist. Der Mythos der Huicholes, einem indigenen mexikanischen Volk, kann auf der HeidelBÄR-Homepage nachgelesen werden. Die Spielbox und die Karten mit den feurig-niedlichen Opossums hat dieses Mal Mayra Guadalupe Ornelas Romas aus Mexiko kreiert.

 

Spielablauf

Die recht kurzen Regeln klingen erst einmal ein wenig ungewöhnlich und dadurch etwas komplex. Im Grunde geht es jedoch darum, der Reihe nach Karten von eins bis neun legen zu können, und wer die letzte Karte gelegt hat, während alle anderen passen, gewinnt die aktuell ausliegende Feuerkarte.

Startaufstellung für vier Spielende
Startaufstellung für vier Spielende

Die neun Feuerkarten, um die es jeweils in einer der neun Runden geht, bringen uns zwei bis vier Siegpunkte, zeigen aber auch die geforderte Startkarte an (eben eins bis neun). Liegt also beispielsweise eine drei, dann gilt es diese auch zu bedienen, reihum mit der Startperson. Wenn niemand das kann, ist eine vier gefordert, und so weiter.

Die Karten, die wir zum Bedienen in jeder Runde in der Hand haben, wählen wir selbst aus. Stets drei dürfen wir mit in einen Stich nehmen und in dieser Auswahl liegt der taktisch-psychologische Reiz des Spiels. Mit der geforderten Karte (in unserem Beispiel die Drei) können wir ja sowieso nichts gewinnen, weil jemand eine Vier spielen wird, aber nehmen wir dann bereits eine Fünf mit? Vielleicht aber nimmt doch niemand eine Vier auf die Hand und doch tatsächlich jemand eine Drei.

Zusätzliche Tiefe gibt es mit der +1-Karte, die alle Spielenden zusätzlich besitzen. Die kann quasi als Joker herhalten, aber will ich sie bereits spielen oder lieber für später aufheben? Doch dann könnte es zu spät sein. Karten, mit denen wir gewonnen haben, bleiben auf dem gewonnenen Feuer, offen ausliegen und stehen uns künftig nicht mehr zur Verfügung – so wie auch alle in der letzten Runde gespielten Karten. Letztere bekommen wir jedoch in der übernächsten Runde wieder auf die Hand. Besonderen Reiz bekommt das Ganze, weil wir nicht nur das aktuelle Feuer gewinnen, sondern auch alle Feuerkarten, die unter den Karten gleicher Höhe bei einem Mitspielenden liegen.

So gilt es neun Mal zu überlegen, was die anderen wohl nehmen werden, wie wir eigene Feuer am besten schützen und wie wir möglichst lukrative Feuerstapel von den Mitspielenden stehlen können.

 

Ausstattung

In quietschbunten Farben schauen uns erschreckt-niedliche Opossums entgegen, die mehr oder minder erfolgreich mit dem Feuer spielen. Die im Spiel enthaltenen Trennkarten, mit denen man die aktuellen drei Handkarten von der eigenen Reserve trennt, wurden bei uns nicht wirklich genutzt – wenn, dann nur, um auf dem Tisch die Karten zu sammeln, die aktuell nicht zur Verfügung stehen. Sonst haben wir solide Standard-Karten in einer zweckmäßigen Box. Die leicht überproduziert wirkende Metallic-Optik der Vorgängerspiele kam hier nicht zur Anwendung.

 

Tails on fire BoxDie harten Fakten:

  • Verlag: HeidelBÄR Games
  • Autor*in(nen): Thomas Sellner
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 20 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: (2) (3) 4 5 6
  • Alter: 10+
  • Preis: ca. 15 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Feuerdiebstahl zählt zu den Grundmythen vieler Kulturkreise: Neben Prometheus finden sich hier zahlreiche Tiergefährten wie Hasen, Spinnen oder Coyoten, die den Menschen das Feuer (zurück)gebracht haben. Oder eben unsere niedlichen Opossums, die mit ihren feuerbedingt haarlosen Schwänzen auch ein ganz witziges Setting vorgeben, welches aber, wie bei vielen Kartenspielen, nicht mehr ist als ein wenig Idee.

Es hat sich bewährt, eine kurze offene Testrunde zu spielen und dann irgendwann abzubrechen und neu auszuteilen, wenn alle das Spiel grundsätzlich verstanden haben, weil das Spiel doch so außergewöhnlich ist, dass es eigentlich niemand direkt erfasst. Und selbst wer das Grundprinzip verstanden hat, fühlt sich zunächst sehr unsicher mit der Auswahl der ersten Karten. Hierzu gibt es zwar hilfreiche Taktik-Tipps auf der Regelrückseite, aber am Ende hilft da nur ein wenig losspielen. Egal in welcher Spielendenzahl wollten auch alle direkt noch eine zweite Runde spielen, aber dann nicht direkt noch eine dritte.

Wenn jemand mit 2, 9 oder +1 gewinnt, stiehlt diese*r Spieler*in meine Feuerpunkte.
Wenn jemand mit 2, 9 oder +1 gewinnt, stiehlt diese*r Spieler*in meine Feuerpunkte.

Aber ebenso wie mit zwei oder drei Spielenden, bei denen es ein Wildes Opossum als zusätzliche Spielperson gibt, wurde es mit sechs Leuten deutlich chaotischer und es kam gleichzeitig eben seltener zu Überraschungen, dass doch jemand mit der Startzahl noch mal durchmarschieren konnte. Am meisten Spaß hatten wir zu viert.

Durch das Abluchsen der Feuer von anderen entscheiden letztlich die finalen Stiche über den Sieg, was natürlich auch bedeutet, dass es bis zum Ende spannend bleibt, zumindest für knapp die Hälfte der Spielenden. Ein oder zwei sind zu dem Zeitpunkt bereits abgehängt und erhoffen sich keine Siegeschancen mehr, aber dafür sind solche Kartenspiele eben schnell gespielt.

Alle waren sich einig: interessante Spielidee und -erfahrung, bei der wir überraschende und witzige Momente hatten – aber letztlich kein Spiel, das so wie Spicy immer wieder auf den Tisch kommen wird. Gut, um es mal auszuprobieren, bekommt Tails on Fire von uns drei von fünf flammenthaarten Opossums-Schwänzen.

 

  • Niedliche Opossums

  • Innovative Spielidee

 

  • Nicht ganz leicht reinzukommen

  • Abhängig von der richtigen Runde

 

Artikelbilder: © HeidelBÄR Games
Layout und Satz: Norbert Schlüter
Lektorat: Alexa Kasparek
Fotografien: Daniel Hoffmann
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