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Ushoran, Mortarch der Umnachtung, ist zurück in Age of Sigmar und bringt einige neue Mitglieder für seinen Hofstaat mit auf das Schlachtfeld. Diese leichenfressenden Vampirfürsten übertragen ihre wahnhaften Ideen auf seine Untertanen und Gegner. Doch wie gut überträgt sich diese schaurig schöne Hintergrundgeschichte auf das Spielfeld und die Regeln?

In feinsten Zwirn gekleidete Adlige, rauschende Festmahle und ein strahlender Herrscher, der sich voll Anmut gütig seinen Untertanen zuwendet. Die Leichenfresserhöfe sind in den Augen der Herrscher und Untergebenen hochherrschaftliche Paläste des Reichtums und der Schönheit. Denjenigen, die nicht in den Bann des gemeinsamen Wahns gezogen wurden, bietet sich ein Bild des Schreckens. Grauenerregende Monster, Moder, Verfall und über allem der süßliche Geruch der Leichenbankette, an denen sich die Monstrositäten laben.

Ausgangspunkt dieser Illusionen ist Ushoran, der König der Leichen. Er und die ihm untergebenen Vampirfürst*innen ziehen die in den Bann, die verzweifelt und verloren sind. Die Ritter ohne Lebensmut werden auf strahlende Rösser gehoben und der verendete Kreuzzug mit neuem Glauben erfüllt. Immer weiter wächst das Gefolge, um die Ländereien ihres Sommerkönigs vor den Unholden zu schützen.

Games Workshop hat den Leichenfresserhöfen eine Reihe neuer Einheiten beschert und deren Armeefertigkeiten überarbeitet. Das wohl eindrucksvollste neue Modell ist Ushoran. Doch auch die neuen Begleiter in seinem Gefolge lassen den Charakter dieser Armee lebendig werden.

Triggerwarnungen

Keine

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Ushoran, der König der Leichen

Alles an diesem Modell ist beeindruckend. Die Größe der Figur, aber auch die Vielzahl an kleinen Details, die alle Nuancen der Verwesung und des Verfalls widerspiegeln, machen das Modell zu einer würdigen Darstellung. Man mag meinen, sie sei direkt der gotischen Literatur entsprungen.

Die Spielwerte fangen sowohl die Hintergrundgeschichte als auch das Erscheinungsbild gut ein. Zunächst ist er im Nahkampf ein äußerst unangenehmer Geselle. Eine Vielzahl an Attacken paart sich mit einer stattlichen Zahl an Lebenspunkten, einer Rettung von 5+ und der Fähigkeit, in jeder Heldenphase Lebenspunkte zu regenerieren.

Neben einer erweiterten Aura für Fressrausch und der Fähigkeit, eine weitere Wahnvorstellung zu verleihen, kann er zudem zwei Zauber wirken und bannen. Hier beginnt der richtige Spaß, denn mit dem ihm eigenen Zauber Aufflackernder Wahnsinn bringt man ein gegnerisches Modell dazu, mit einer seiner Waffen eine Attacke gegen die eigenen Reihen auszuführen. Zudem verlieren Gegner in seiner Nähe permanent einen Punkt an Mut pro Runde und können mit einem Zuletzt-zuschlagen-Effekt belegt werden. Dem Bann des Leichenkönigs kann sich schwerlich jemand entziehen.

Ushoran hätte also stimmiger kaum dargestellt werden können. Will man es auf die Spitze treiben, so kann man mit einem Priester und dem Gebet Segne dieses Mahl auch noch für weitere Lebenspunkte sorgen und ihn fast unsterblich machen. Natürlich schlagen die Fähigkeiten mit 460 Punkten entsprechend zu Buche. Jedoch ist dies gemessen an der Kraft und den Fähigkeiten stimmig. Und zuzuschauen, wie das Monster einen Gegner klein häckselt, ist die Punkte allemal wert.

Zauber der Leichenfresserhöfe

Die Zauber der Lehren des Wahns tragen schöne Namen, sind aber etwas durchwachsen. Nutzbar sind sie aber allemal.

Der Giftige Schleier könnte in der Theorie starke Nachteile wie verminderte Verwundungswürfe für den Gegner bedeuten, jedoch ist es dazu notwendig, mit sechs Würfeln einen Zweier-, Dreier oder sogar Viererpasch zu würfeln, was den Zauber sehr unzuverlässig macht.

Mit einer Krankhaften Verwandlung lassen sich Bewegung und Verwundungswürfe eigener Truppen gut verstärken. Das kann durchaus weh tun.

Blutrote Kost sorgt für ein paar tödliche Wunden, die eigene Modelle wiederkehren lassen, was sehr unterhaltsam sein kann, wenn auch nicht unbedingt massive Folgen hat.

Gesetz ist Gesetz – der Oberste Richter Bloupet

Die Figur des Richters wird dem Wahn gerecht, der dem Gesetz Ushorans innewohnt. Die Perücke aus Gedärmen auf dem Kopf, das in Blut geschriebene Gesetzbuch in der einen und den Knochenhammer in der anderen Hand sorgt er für eine blutige Art von Gerechtigkeit.

Neben der allen Vampiren eigenen Regenerationsfähigkeit kann man jede Runde aus einem von vier Urteilen wählen.

Der Richter kann dabei eine feindliche Einheit mit unterschiedlichen Effekten belegen. So können sich Boni auf Trefferwürfe oder Schaden gegen diese Einheit ergeben, die allerdings nicht immer verlässlich zustande kommen. Stimmungsvoll sind die Effekte allemal, zudem der Richter auch ganz passabel im Nahkampf agieren kann. Und alleine der Anblick des Modells macht Lust darauf, ihn auf dem Schlachtfeld einzusetzen.

Runter mit ihren Köpfen – der königliche Scharfrichter

Wo Recht gesprochen wird, darf auch ein Vollstrecker nicht fehlen. Der königliche Scharfrichter ist von den Attributen her eher durchschnittlich. Spaßig wird es jedoch, wenn er seine Henkersaxt zum Einsatz bringt. Auf eine 5+ kann er einen feindlichen Helden, dem er zuvor Schaden verursacht hat, wortwörtlich einen Kopf kürzer machen. Das kann dazu führen, dass mächtige Helden von diesem kleinen, aber feinen Charaktermodell direkt aus dem Verkehr gezogen werden. Natürlich muss man diesen königlichen Schlächter dazu erst einmal in Position bringen, was nicht immer garantiert ist. Bezahlt machen sich die 100 Punkte für dieses Modell also nicht immer.

Gebete der Leichenfresserhöfe

Die Gebete der Leichenfresserhöfe bringen einige lohnende Verbesserungen für die Horden Ushorans.

So haben auch Ghule Tischgebete. Mit Segne dieses Mahl kann für jedes getötete Modell einer feindlichen Einheit eine Verwundung bei einer eigenen Einheit geheilt werden. Gerade bei Kanonenfutter kann man sich dadurch gut gesund futtern.

Mit Die Gunst des Sommerkönigs lassen sich die Edle-Taten-Punkte vermehren. Für jedes getötete Modell gibt es hier einen zusätzlichen Punkt.

Die Kannibalistische Überzeugung lässt die Rettung einer befreundeten Einheit von 6+ auf 5+ ansteigen, wodurch statt jeder sechsten sogar jede dritte Verwundung abgewehrt werden kann. Durchaus lohnenswert, wenn eine Einheit unter Druck gerät, die man halten will.

Scheußlicher Kardinal

Die scheußlichen Kardinäle sind brennende Verteidiger und Missionare der „Fleischeslust“. Neben der Wahl eines Gebets aus der allgemeinen Auswahl der Leichenfresserhöfe hat er zudem das Gebet In Zungen sprechen zur Verfügung. Damit hat er die Chance, einer bestimmten feindlichen Einheit einen erhaltenen Befehl zu verweigern, ähnlich der Flüsterklinge der neuen Cities of Sigmar-Einheiten.

Das kann für den Gegner im falschen Moment recht unangenehm werden. Aus Kämpfen sollte sich der Kardinal trotz kleiner Regenerationsfähigkeit raushalten. Als Unterstützungseinheit macht er aber ein paar schöne Mechanismen nutzbar.

 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Preis: Ushoran 90 EUR, Richter Bloupet 32,50 EUR, Königlicher Scharfrichter 30 EUR, Scheusslicher Kardinal 31,50 EUR [UVP]
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, KuTaMi

 

Fazit

Gerade die neuen Helden der Leichenfresserhöfe machen das Wahnhafte der Hintergrundgeschichte auch spürbar. Während die Armee vorher eher eine „banale“ Sammlung von Ghulen war, kann man Modellen wie Richter Bloupet die Vermischung von Wahnsinn und Realität regelrecht ansehen. Auch regeltechnisch wurde der Fluff gut eingefangen und ist zudem auch gut spielbar.

Die Modelle sind wirklich gut gearbeitet. Jedoch schlägt Games Workshop auch hier wieder mit einem Preisaufschlag für Charaktermodelle zu, der recht knackig ist. Ob man bereit ist, das mitzutragen, sei da jedem selbst überlassen. Dass Fans der Leichenfresserhöfe auf das beeindruckende Ushoranmodell verzichten wollen, wird wahrscheinlich nicht passieren – auch trotz (oder gerade wegen) des leichten Verwesungsgeruches.

 

  • großartige neue Modelle
  • passende Spielmechanismen
  • regeltechnisch gut einsetzbar

 

  • hoher Preis

 

Artikelbilder: © Games Workshop Ltd.
Layout und Satz: Mika Eisenstern
Lektorat: Katrin Holst
Fotografien: Geoffrey Förste
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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