A Midsummer`s Nightmare (Noah Stoffers) – Shakespeare und das Leben zwischen den Welten (Kurzcheck)

Noah Stoffers feuert in siesem neuen Roman ein Feuerwerk an Themen ab: Dier nonbinäre Ari kehrt zum altehrwürdigen College auf der schottischen Insel Hilma zurück, nichtahnend, dass das letzte Trimester alles abverlangen wird. Zwischen Prüfungsstress und Coming-Out muss dey den Kampf mit Übernatürlichem aufnehmen. Überzeugt der Roman trotz Themenfülle?

Aris Rückkehr auf die Insel Hilma ist von gemischten Gefühlen begleitet: Das letzte, alles entscheidende Trimester steht bevor, die zurückliegenden Begegnungen mit den Eltern wirken nach und zudem ist dey aufgrund des Stipendiums ein*e Außenseiter*in an dem Elitecollege auf der mythenumwobenen schottischen Insel.

Schon von Anfang an häufen sich Ereignisse, die merkwürdig sind: Eine Frau mit zeitlich atypischer Kleidung, heulende Geräusche und Themen für Studienleistungen, die für ein Studium der Ägyptologie nicht recht zu passen scheinen. Doch Ari hat genug mit sich selbst zu tun: Neben Selbstzweifeln und Prüfungsstress will noch Shakespeares‘ Ein Sommernachtstraum geprobt und aufgeführt werden. Und Ari soll schließlich den Oberon spielen.

Als sich die Vorkommnisse verdichten und sogar lebensbedrohlich werden, haben Ari und denen Kommiliton*innen keine andere Wahl. Sie müssen herausfinden, was hinter den alten Mauern des Colleges vor sich geht, und vor allem, was die ihnen zugedachte Rolle in den undurchdringlichen Geschehnissen ist. Zugleich kämpfen sie damit, aufkeimende Gefühle, Studienstress und akademische Ambitionen unter einen Hut zu bringen. Steht gar ihre Zukunft auf dem Spiel?

Handlung & Charaktere

Ari ist als nonbinärer Hauptcharakter sehr authentisch ausgestaltet. Neigt die Leser*innenschaft dazu, angesichts der Nichtwahrnehmung der mysteriösen Ereignisse zu Beginn von A Midsummer’s Nightmare den Kopf über dey zu schütteln, ergibt Aris Verhalten bei näherem Hinsehen durchaus Sinn. Schließlich wird ein junger, selbstzweifelnder Mensch, der kurz vor dem möglichen Ende eines Lebensabschnitts, dem Collegeabschluss, steht, präsentiert.

Mit fortlaufender Verdichtung der Ereignisse und Zuspitzung sowohl des Drucks als auch der Intensität zwischenmenschlicher Beziehungen werden die Student*innen aufmerksamer, denn schließlich ist nicht nur Ari von unglaublichen Vorkommnissen betroffen. Generell sind die Freund*innen und Kommiliton*innen Aris sehr divers und glaubhaft ausgestaltet und nebenbei für so manche Überraschung gut. Besonders James, der Spross aus reichem Hause, sorgt für Abwechslung und Auflockerung der Handlung. Trotzdem werden allerlei Schwierigkeiten, die sich während der Zeit des Studiums auftun können, auf unterschiedlichen Ebenen thematisiert, seien es externe Faktoren, wie der Druck, gute Studienleistungen zu erbringen, als auch internale, wie das Finden und Etablieren der eigenen Identität.

Die gruseligen, zum Teil schockierenden, Elemente und die realweltlichen Sorgen und Probleme halten sich die Waage, wobei letztere äußerst sinnvoll in die Gesamthandlung eingebettet sind. Erst gegen Ende entwickelt sich A Midsummer`s Nightmare zu einem wahren Pageturner, als sich die Ereignisse überschlagen und kaum noch Zeit für Selbstreflexion der Hauptcharaktere bleibt.

Schreibstil

Dem Stil Noah Stoffers ist anzumerken, dass sier sich als Own-Voice-Autor*in bestens mit der Thematik der Findung der eigenen Identität als nonbinäre Person auskennt. Dementsprechend viel Raum nehmen Aris Erlebnisse und Gefühle ein. Dies darf jedoch nicht zu dem Schluss verleiten, es läge mit A Midsummer`s Nightmare ein reiner queerer Coming-of-Age-Roman vor.

Vielmehr gelingt es Noah Stoffers die Identitätsfindung geschickt mit Spannungs- und Horrorelementen zu verweben, sodass alle Aspekte des Romanstoffs geschickt ineinandergreifen. Die permanente übernatürliche Bedrohung gerät allenfalls kurzzeitig aus dem Blick und ab und an sind die Horrorelemente etwas zügig auserzählt.

Die Schönheit der geschichtsträchtigen Schauplätze und der schottischen Landschaft, die Stoffers angenehm poetisch beschreibt, steht in starkem Kontrast zu dem, sich viel in technologischen Welten abspielenden, Leben der jungen Leute, und doch leben beide Sphären organisch nebeneinander und miteinander. Wie für Student*innen selbstverständlich, wird beispielweise zur Abklärung der übernatürlichen, vermutlich seit langer Zeit existierenden, Phänomene ein Trello-Board erstellt, zu dem die direkt Betroffenen jederzeit Zugriff haben.

Allgemeines zum Buch

Noah Stoffers setzt sich als transmaskuline und nonbinäre Person für queere Repräsentation in siesen Romanen ein. Daneben gab sier die Kurzgeschichten-Anthologie Urban Fantasy Going Queer mit heraus.

Der Dark-Academia-Roman A Midsummer’s Nightmare eignet sich, ob der teilweise drastischen Schilderungen, insbesondere seiner Horror-Anteile, für Lesende ab 16 Jahren.

Die harten Fakten:

• Verlag: Droemer Knaur
• Autor*in: Noah Stoffers
• Erscheinungsdatum: 01.02.2024
• Sprache: Deutsch
• Format: Paperback
• Seitenanzahl: 448
• ISBN: 978-3-426-53017-7
• Preis: 16,99 EUR (Print) + 12,99 EUR (E-Book)
• Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

Fazit

Dark Academia, Shakespeare, Identitätsfindung, eine übernatürliche Bedrohung – Noah Stoffers hat sich mit A Midsummer’s Nightmare viel vorgenommen. Geschickt schafft sier es, diese Fülle an Themen zu einem spannenden, manchmal drastischen, manchmal feingliedrigen Roman zu verweben. Eines ist sicher: Nach dem letzten Trimester an dem altehrwürdigen College auf einer kleinen geschichtsträchtigen schottischen Insel wird für dey nonbinäre Ari und Kommiliton*innen nichts mehr so sein wie zuvor.

• Gekonnte Repräsentation diverser Gesellschaft
• Geschickt verwobene Themenfülle
• Spannende Charaktere und Bedrohungen

 

• Horrorelemente mitunter zu zügig auserzählt

Titelbild: © depositphotos / Leonid_Andronov
Artikelbilder: © Droemer Knaur
Layout und Satz: Kai Frederic Engelmann
Lektorat: Laura Pascharat
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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