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Tapfere Recken, alte Rivalitäten und eine Menge an aufregenden Abenteuern: In Rosentempel und Elfenkrieg sind die beiden Kontrahenten Phileasson und Beorn „Der Blender“ weiterhin auf der Spur längst vergessener Geheimnisse der Hochelfen. Die Reise führt vom turbulenten Fasar zu verborgenen Elfenreichen und dampfenden Dschungeln.

Die Phileasson-Saga gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Kampagnen der Welt von Das Schwarze Auge. Das Abenteuer im Stil von Reise um die Erde in 80 Tagen begleitet zwei Kapitäne und ihre Mitstreiter auf einer epischen Wettfahrt um den Kontinent Aventurien und begeistert besonders mit abwechslungsreichen Szenarien. Für die Umsetzung der Abenteuer in Romanform sind Bernhard Hennen, der Autor der ursprünglichen DSA-Abenteuer, und sein Kollege Robert Corvus verantwortlich.

Inzwischen sind acht Bände über den Wettstreit, der sich über zwölf Romane erstrecken soll, beim Heyne Verlag erschienen. Dabei eilt die Serie von einer Auszeichnung zur nächsten. Seit dem vierten Band Silberflamme finden sich die Romane der Phileasson-Saga ununterbrochen in der Spiegel-Bestsellerliste Belletristik wieder. Die beste Platzierung gelang bisher dem sechsten Band Totenmeer, der auch bei uns Eindruck hinterlassen hat. Wer Interesse an einer Einschätzung der ersten fünften Bände hat, kann einen Blick auf unsere Sammelrezension werfen.

Die epische Reise geht in den Romanen Rosentempel (Teil 7) und Elfenkrieg (Teil 8) weiter. Welche Herausforderungen erwarten die beiden Kapitäne?

Inhalt

Spoiler

Seit dem zweiten Band Himmelsturm zeichnet sich die Bedeutung der untergegangenen Kultur der Hochelfen für die Wettfahrt immer deutlicher ab. Den bisherigen Höhepunkt hat diese Verbindung in der Suche nach den Artefakten der Elfengöttin Orima gefunden. Sowohl Asleif „Foggwulf“ Phileasson als auch Beorn „Der Blender“ Asgrimmson haben nun eines davon in ihrem Besitz. Diese sind der Schlüssel zu einem Geheimnis, das im Staub von Jahrtausenden verborgen liegt. Werden die beiden Drachenführer aus Thorwal den Weg zur Göttin finden?

[Einklappen]

In Rosentempel führt die Reise der beiden Kapitäne in den Süden Aventuriens. Schauplatz eines Großteils der Handlung ist Fasar, die älteste Menschenstadt des Kontinents. In diesem Schmelztiegel der Kulturen müssen sich Phileasson und Beorn mit vielerlei Herausforderungen auseinandersetzen, die größte ist das politische Ränkespiel der Erhabenen. Darunter versteht man eine Gruppe einflussreicher Bürger, die die Geschicke der Stadt lenken. Machtkampf, Intrigen und Gewalt gehören zum Alltag von Fasar und dessen Politik.

Gleichzeitig müssen die beiden Gegenspieler den Spuren der letzten Prophezeiung folgen. Diese fordert sie auf, „den zu finden, der sprechet wahr, im Basar der Stadt Fasar“. Kein einfaches Unterfangen inmitten all dieser Lügner, Betrüger und Intriganten. Doch später wird es noch komplizierter: Die beiden Mannschaften erfahren, dass sie die unnachgiebige Wüste Khôm bezwingen müssen, um ein uraltes Rätsel der Hochelfen zu lüften.

Elfenkrieg beschäftigt sich mit den Folgen der Lösung dieses Rätsels. Dabei werden Beorns und Phileassons Mannschaften vor komplett unterschiedliche Herausforderungen gestellt. Der Blender sieht sich mit den Inseln im Nebel konfrontiert, in denen die Vergangenheit der Hochelfen auf erschreckende Art und Weise Gestalt annimmt. Phileasson dagegen ist für den Schutz einer Schar von Hilfsbedürftigen verantwortlich, die auf der Suche nach einem Neuanfang fernab ihrer Heimat Fasar sind.

Phileasson-Saga oder Beorn-Saga?

Wie ihre Vorgänger ziehen Rosentempel und Elfenkrieg ihre Faszination aus der Vielfalt der Charaktere und Handlungen. Die Mannschaften von Beorn und Phileasson sind grundverschieden, sodass der ständige Wechsel zwischen ihnen die Geschichte frisch und spannend hält. Mittlerweile empfinde ich die Handlungen um den Blender sogar als interessanter als die um den titelgebenden Phileasson. Der Foggwulf und seine Recken erscheinen im Vergleich zu den Charakterentwicklungen in der Mannschaft seines Kontrahenten blass, selbst die Wesensveränderung von Phileassons Mitstreiterin Mirandola kann dies nicht verhindern.

So vielfältig die Akteure sind, so abwechslungsreich sind auch die Orte der Handlung. In Rosentempel dominiert das erwähnte Intrigenspiel in der Stadt Fasar. Der Aufbruch in die Wüste steht dann im Zeichen des Überlebenskampfes, bis gegen Ende des Romans ein Hauch Abenteuer im Stil von Indiana Jones aufkommt. Elfenkrieg bietet dann nochmals ein breites Repertoire, das dampfende Dschungel, traumhafte Städte und mystische Inseln aufbieten kann.

Die Inseln im Nebel sind ein Schauplatz.

Beide Bücher profitieren davon, spätere Einträge in einer umfangreichen Reihe zu sein. Die Charaktere sind etabliert und mit ihren Stärken und Schwächen ausgearbeitet. Aus diesem Grund kann der Fokus auf den Fortschritt der Rahmenhandlung und die Ausgestaltung der Atmosphäre gelegt werden. Ausgesprochen gut gelingt das Hennen und Corvus bei der Stadt Fasar und den Inseln im Nebel. Selbst für die Beschreibung von Feinheiten dieser Schauplätze wird sich Zeit genommen, sodass der Leser ein gutes Verständnis gewinnt.

Dennoch wissen die Autoren bei der Charakterentwicklung zu überraschen. Dies trifft, wie oben bereits erwähnt, besonders auf Beorn und seine Mannschaft zu. Ein Beispiel hierfür ist Zidaine, die Gefährtin des Blenders, deren dunkle Natur und innerere Konflikte speziell in Rosentempel zum Vorschein kommen. Folglich ist sie auch verantwortlich für den schockierendsten Moment des Bandes. Beorn dagegen hat in Elfenkrieg seine Glanzmomente und sich inzwischen vom einfachen Kontrahenten Phileassons zu einem tiefgründigen Charakter entwickelt.

Wie jeder Band der Phileasson-Saga fokussieren sich die Prologe von Rosentempel und Elfenkrieg auf die Hintergrundgeschichte eines Charakters. Dieses Mal handelt es sich dabei um Galayne, den elfischen Begleiter Beorns, und Vascal, den Geweihten (= Priester) des Gottes Nandus aus Phileassons Mannschaft.

Schreibstil

Wie die vorherigen Romane der Phileasson-Saga sind auch der siebte und achte Band aus der Perspektive eines personalen Erzählers geschrieben. Das bedeutet, dass die Handlung in der dritten Form aus der Sicht einer oder mehrerer Personen erzählt wird. Hennen und Corvus können dadurch die vielfältigen Denkweisen der Charaktere glaubhaft vermitteln. Bereits in der Vergangenheit haben sie das gekonnt genutzt, beispielsweise in einem Handlungsstrang um die Figuren Zidaine, Tjorne und Tylstyr.

Ein Kritikpunkt von Totenmeer war die Eintönigkeit des Handlungsortes. Dieses Problem besteht bei Rosentempel und Elfenkrieg nicht, denn die beiden Autoren erschaffen eine Vielzahl von Schauplätzen, die abwechslungsreich ausgestaltet sind. Man kann die dampfende Hitze des Dschungels, die todbringende Sonne der Wüste und die Hektik Fasars in jeder Minute spüren. Einige Schauplätze müssen sich in ihrer Faszination nicht hinter dem bisherigen Favoriten, die titelgebende Elfenstadt aus Himmelsturm, verstecken.

Man sollte die vorherigen Bände gelesen haben, um alle Feinheiten der Romane zu verstehen. Die Autoren greifen immer wieder frühere Erlebnisse der Wettfahrt auf, beispielsweise den Handlungsstrang um Zidaine, Tylstyr und Praioslob. Darüber hinaus fehlen wichtige Informationen zu den Charakteren beider Mannschaften, wenn man erst mit Rosentempel oder Elfenkrieg in die Phileasson-Saga einsteigt.

Der einzige Kritikpunkt des Schreibstils ist die Langatmigkeit der Passagen in Fasar, bei denen die Autoren nicht schnell genug auf den Punkt kommen. Diese wenigen Ausnahmen trüben aber nicht die Kurzweil der Lektüre.

Die Autoren

Hennen und Corvus sind als Team nun bereits für acht Phileasson-Saga-Bände verantwortlich und in der Vergangenheit beide als Autoren für Abenteuer oder Romane in der Welt von Das Schwarze Auge tätig gewesen. Beispiele sind, neben der Arbeit an den Abenteuern der Phileasson-Saga, die Jahr-des-Greifen-Trilogie von Hennen oder die Isenborn-Reihe von Corvus.

Außerhalb der Welt des Pen&Paper erlangte Hennen besonders mit seinen Romanen aus dem Elfenzyklus Aufmerksamkeit. Die 2004 mit Die Elfen begonnene Reihe umfasst inzwischen 14 Bücher, die das mysteriöse Volk über mehrere Epochen und Ereignisse begleiten. Corvus, der eigentlich Bernd Otto Robker heißt und auch unter dem Pseudonym Bernard Craw veröffentlicht hat, ist unter anderem für die Bücher der Schwertfeuer-Saga und Die-Schattenherren-Reihe bekannt.

Erscheinungsbild

Jeder Band weist eine Seitenlänge um die 750 Seiten auf und zählt damit zu den längeren Bänden der Reihe. Der Softcover-Einband zeigt im Einklang mit den bisherigen Büchern den Namen der Autoren und den Schriftzug Phileasson-Saga, die Reihenzugehörigkeit ist offensichtlich. Die Titelbilder von Kerem Beyit folgen der Tradition wichtige Orte und Szenen zu zeigen. Bei Rosentempel handelt es sich um den Zug durch die Wüste, während Elfenkrieg Beorn auf den Inseln im Nebel zeigt. Die letztgenannte Titelillustration gehört gemeinsam mit der des fünften Bandes Schlangengrab zu meinen Favoriten. Die Qualität des verwendeten Papiers ist hochwertig und zeigt nach selbst intensiver Nutzung wenig Gebrauchsspuren.

Die Kombination von Roman und DSA-Abenteuer

Ein wichtiger Punkt der Sammelrezension war die Frage: Können Romane und DSA-Abenteuer sinnvoll kombiniert werden? Die klare Antwort dazu lautet weiterhin ja: Die Bände unterstützen Spielleiter bei der Ausgestaltung der Atmosphäre sowie der Darstellung der Nichtspieler-Charaktere (NSC).

Rosentempel und Elfenkrieg erlauben das besonders hinsichtlich der Beschreibung der Schauplätze. In keiner Spielhilfe bekommt der Spielleiter so viel Inspiration für die Ausgestaltung der Stadt Fasar an die Hand gelegt. Auch Ereignisse auf den Inseln im Nebel können in der eigenen Phileasson-Saga stimmungsvoller ausgearbeitet werden.

Der größte Vorteil für Spielleiter ist allerdings der Einblick in Beorns Reise. Im Abenteuer kommt der Blender nicht über die Rolle des Kontrahenten hinaus. Gruppen, die sich gegen Phileasson entschieden haben, waren bisher auf die Kreativität des Spielleiters angewiesen. Mit der Romanreihe ändert sich dies, da Beorn und seine Mannschaft an Profil gewinnen und sie eine wichtige Rolle in der Handlung einnehmen. Doch auch Spielrunden, die mit dem Foggwulf reisen, können von einem interessanteren und komplexeren Gegenspieler profitieren.

Natürlich sollte niemand die Romane lesen, der die Kampagne als Spieler erlebt oder dies tun möchte. Neben klaren Hinweisen zum spezifischen Abenteuer enthalten die Bände auch Informationen, die Spielern im gesamten Verlauf der Kampagne nicht bekannt sein sollten. Die Neuauflage der Kampagne kann im Fachhandel und Onlineshop von Ulisses Spiele bezogen werden. Wer allerdings nur die Romane lesen möchte, benötigt keinerlei Vorwissen aus den Abenteuern oder der Welt von DSA. Hennen und Corvus vermitteln alle notwendigen Informationen in den Romanen, da sich diese auch an Nichtspieler des Pen&Paper richten.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Heyne Verlag
  • Autoren: Bernhard Hennen, Robert Corvus
  • Erscheinungsdatum: 11. März 2019 (Rosentempel) & 09. März 2020 (Elfenkrieg)
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 736 (Rosentempel) & 752 (Elfenkrieg)
  • ISBN: 978-3453319684 (Rosentempel) & 978-3453319868 (Elfenkrieg)
  • Preis: 16,99 EUR je Band (Broschiert) bzw. 13,99 EUR je Band (eBook)
  • Bezugsquellen: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Die Aventurienkarte steht zum Download.

Beide Bände enthalten eine Karte von Aventurien, die unter anderem die bisherigen Reisestationen der Kapitäne umfasst. Elfenkrieg stellt außerdem eine Karte der Inseln im Nebel zur Verfügung. Zuletzt gibt es am Ende jedes Bandes ein Glossar mit Informationen zu Orten und Charakteren. Dieser Zusatz ist sehr hilfreich, um gerade bei der Vielzahl an Figuren und Begrifflichkeiten den Überblick zu behalten.

Zudem haben die Autoren eine Webseite ins Leben gerufen, die weitere Informationen zu den Romanen, aber auch zum Schaffensprozess dieser beinhaltet. Interessierte Leser können hier mehr Hintergrundwissen zu Figuren, Schauplätzen, den Autoren und auch kommenden Terminen und Veröffentlichungen erhalten. Wer Interesse an signierten Exemplaren hat, wird auf Corvus‘ Webseite fündig.

Fazit

Gemeinsam mit Himmelsturm gehören Rosentempel und Elfenkrieg zu den besten Bänden der Phileasson-Saga. Beide Bände sind kurzweilig, spannend und bringen die Handlung um die untergegangene Kultur der Hochelfen voran. Abwechslungsreiche Schauplätze und vielschichtige Charaktere runden das Leseerlebnis ab. Einziger Kritikpunkt ist der Handlungsstrang in Fasar, der stellenweise schneller voranschreiten könnte.

Die größte Leistung der Autoren ist es, nach bereits sechs Bänden die Charaktere weiterhin reifen und wachsen zu lassen. Besonders Beorn hat sich vom einfachen Kontrahenten Phileassons zu einem komplexen Charakter entwickelt. Seine Passagen in diesen beiden Romanen waren besser ausgestaltet als die von Phileassons Mannschaft.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist positiv zu beurteilen, da man neben der Geschichte ein ausführliches Glossar und hochwertiges Kartenmaterial erhält. Die stabile Verarbeitung der Softcover-Ausgabe rundet das gute Gesamtbild ab. Die gesamte Saga ist für jeden Liebhaber von Phantastik mit abwechslungsreichen Szenarien, ausgearbeiteten Charakteren und Geheimnissen untergegangener Kulturen zu empfehlen.

Die Geschichte um die beiden Kapitäne wird voraussichtlich im August 2020 mit dem Band Echsengötter fortgesetzt.

 

Artikelbilder: © Heyne Verlag
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Rosentempel wurde privat finanziert, Elfenkrieg wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar

  1. Danke für die ausführliche Besprechung.
    Ich muss allerdings zugeben, dass mich der Zuschnitt sehr verwirrt hat. Rosentempel schließt einen Zyklus ab, der mit den Schlangenzähnen seinen Anfang nahm. Elfenkrieg ist wiederum der Auftakt zu einem Dreiteiler der mit den Nebelinseln seinen Höhepunkt finden wird. Ausgerechnet diese beiden Bände gemeinsam zu besprechen fand ich irritierend.

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