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Anmerkung des Autors

Dieser Roman enthält zwei besondere Hommagen – die eine betrifft Ursula K. Le Guin, die andere die bildgewaltige Schaffenskraft von George Lucas. Beide haben auf ihre Art und Weise Großartiges geleistet.

Mit dieser Anmerkung von Andreas Brandhorst, die sich am Ende des Romans befindet, ist bereits alles gesagt, was einleitende Worte ausdrücken sollen. Omni ist ein Science-Fiction Roman durch und durch. Raumschiffe, Superzivilisationen und die Unendlichkeit des Universums, gepaart mit Action, Spannung und der Angst der Ungewissheit – Willkommen im Jahr 12063.

Story

Vinzent Akurian Forrester ist ausgestiegen. Nach 60 Jahren in der Agentur hat er genug von Raub, Erpressung und Verrat. Außerdem ist da ja auch noch seine uneheliche Tochter Isdina-Iaschu, genannt Zinnober. Dass er Vater ist, hat er erst auf seiner letzten Mission auf Javaid, dem Planeten der Crohani, erfahren. Auf der Flucht verlor ihre Mutter ihr Leben und Forrester übernahm die Verantwortung für das damals kleine Mädchen. Inzwischen ist Zinnober zur Frau herangereift, auch wenn erst wenige Jahre vergangen sind. Das liegt an der schnellen Reife der Crohani. Nun versteckt er sich mit ihr vor dem Duka, dem Herrscher von Javaid, auf einem kleinen Planeten weit draußen in einem unerforschten Sonnensystem. Sie sind glücklich, allerdings soll sich alles schnell ändern…

Weit draußen im All steht ein Mann neben einer Statue. Aurelius hat sich während seines zehntausend Jahre langen Lebens schon oft gefragt, wer sie dort wohl aufgestellt hat. Doch das ist nicht der Grund für seine Gedankenversunkenheit. Der Reisende von Omni, den Superzivilisationen, hat eine Aufgabe. Sie könnte ihm das Leben kosten, aber sie ist es wert…

Forrester wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Agentur zwingt ihn zu einer letzten Mission. Er soll einen Reisenden von Omni entführen, danach sei er wirklich frei. Doch das Schicksal hat etwas Anderes mit Forrester, Zinnober und Aurelius vor. Ihre Wege sind unzertrennlich miteinander verbunden, und wie es der Zufall will, hängt das Schicksal des Universums von ihrer Mission ab.

Wow! Es ist wirklich lange Zeit her, dass ich einen Roman gelesen habe, der so zielstrebig, glaubwürdig und spannend einen roten Faden verfolgt. Direkt auf den ersten zwanzig Seiten wird die Haupthandlung eröffnet und zieht sich, wie in einem guten Kinofilm, bildlich und klar bis zur letzten Seite durch. Dabei wird es nie langweilig. In der Mitte des Romans ist, wie man es früher in der Schule gelernt hat, ein Spannungshöhepunkt. Alles scheint verloren und als Leser hat man nicht die leiseste Ahnung, wie es weitergehen könnte. Doch anstatt, dass die Spannung danach abnimmt, nimmt sie sogar noch weiter zu. Erlösung bieten erst die letzten zehn Seiten.

Und auch die Charaktere sind in ihren Entwicklungen und Darstellungen zu 100 Prozent glaubhaft und nachvollziehbar. Egal wie sich ein Charakter in einer bestimmten Situation entscheidet, als Leser kann man seine Motivation immer nachvollziehen.

Es gibt mehrere Hauptpersonen zu denen Forrester, Zinnober und Aurelius gehören. Doch auch der Chef der Agentur, Benedikt, wird zum Ende des Romans immer wichtiger. Als Leser begleitet man hauptsächlich Forrester, aus der Sicht eines auktorialen Erzählers. Doch in manchen Kapiteln wechselt man zum Begleiter von Aurelius oder auch Benedikt. Diese Wechsel stören dabei nie den Lesefluss, da sie durch Kapitel kenntlich gemacht werden.

Storytechnisch ein Hochgenuss! Lediglich die Beschreibung von Planetenkonstellationen und die Nennung von Sci-Fi-typischen Begrifflichkeiten erschwerte mir an manchen Stellen das Lesen. Das liegt aber eher daran, dass ich im Lesen ein Sci-Fi-Neuling bin. Im Großen und Ganzen war alles verständlich erklärt.

Schreibstil

So großartig die Story ist, so komplex ist oftmals der Schreibstil von Andreas Brandhorst. Im Allgemeinen ist der Roman flüssig zu lesen. Allerdings scheint der Autor ein Faible für komplizierte Schachtelsätze zu haben. Wenn ein Satz über fünf Zeilen geht, drei Komma-Einschübe und zusätzlich einen Einschub mit Halbgeviert-Strichen enthält, ist es an der Zeit, einfach mal einen Punkt zu setzen. Dadurch musste ich bei einigen Sätzen oftmals von vorne anfangen, um sie richtig zu verstehen. Besonders in spannenden Situationen ist sowas sehr störend und ärgerlich.

Der Autor

Andreas Brandhorst startete seine schriftstellerische Karriere 1983 mit dem Sci-Fi-Roman Der Netzparasit. Außerdem schrieb er für die Heftromanserie Perry Rhodan. Inzwischen hat er über 30 Romane verfasst. Besonders wohl fühlt er sich in der Welt der Science-Fiction und beweist sein Können unter anderem mit Bestsellern wie Das Artefakt und Kinder der Ewigkeit. Sein letzter Roman Das Schiff war ebenfalls ein voller Erfolg und gewann den Deutschen Science-Fiction-Preis 2016.

Heute lebt Andreas Brandhorst in Norddeutschland und arbeitet als freiberuflicher Autor und Übersetzer. In dieser Tätigkeit übersetzte er auch viele der Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett.

Preis-/Leistungsverhältnis

15 EUR für 560 Seiten pure Spannung und Lesevergnügen? Absolut sein Geld wert!

Erscheinungsbild

andreas-brandhorst-omni-roman-rezension-piper-fantasyDas Layout des Romans ist wirklich gelungen. Auf dem Titelbild sieht man, so vermute ich, die Sonnenwind, das Schiff von Forrester und seiner Tochter Zinnober, wie es durch das All fliegt. Besonders schön: Titel und Autorenname auf der Vorderseite sowie eine Art Unterüberschrift auf der Rückseite, sind geprägt, so dass man sie mit dem Finger nachfühlen kann.

Papier und Druckqualität sind gut. Die Schriftart ist nicht die typische Garamond, sondern eher eine Art Arial mit Serifen. Sie weckte zumindest bei mir direkt Assoziationen mit Science-Fiction, da sie moderner wirkt. Die Größe ist angenehm zu lesen.

Falls man beim Lesen mal den Überblick über all die Begrifflichkeiten und Zivilisationen verlieren sollte, was durchaus passieren kann, so befindet sich auf den letzten Seiten ein umfangreiches Glossar sowie eine Chronologie. Die Chronologie fasst aller Ereignisse seit dem Jahr 2049 bis zum Zeitpunkt der Geschichte 12063 kurz zusammen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Piper
  • Autor: Andreas Brandhorst
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch A5
  • Seitenanzahl: 560
  • ISBN: 978-3-492-70359-8
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Auf Amazon gibt es den fast schon obligatorischen „Blick ins Buch“.

Gewinnspiel

Natürlich gibt es auch etwas zu gewinnen, denn wir verlosen ein Exemplar von Omni von Andreas Brandhorst. Beantworte einfach die folgende Frage und schicke deine Antwort mit dem Betreff „Omni“ bis zum 11. November 2016 an kontakt@teilzeithelden.de  Es gelten unsere üblichen Teilnahmebedingungen.

Wie lautet Zinnobers crohanischer Name?

 

Fazit

Storytechnisch ist Omni eine absolute Empfehlung für jeden Sci-Fi Fan und jeden, der einfach mal etwas anderes ausprobieren möchte. Mit dem Aufschlagen des Buches wird man direkt in die Geschichte hineingeführt, die keine Langeweile aufkommen lässt und bis zur letzten Seite zu fesseln weiß. Dabei wissen die Charaktere immer glaubhaft zu überzeugen und lassen keinerlei Zweifel in ihren Handlungen. Lediglich der Schreibstil von Andreas Brandhorst ist an vielen Stellen unnötig kompliziert. Seine scheinbare Vorliebe für komplexe Schachtelsätze stört leider oftmals den Lesefluss.

Es ist mir wirklich schwergefallen, eine eindeutige Bewertungsentscheidung zu treffen. Die Story und Spannung hat eine klare 5, Daumen ganz oben, verdient. Allerdings empfand ich persönlich die häufige Nutzung der komplizierten Schachtelsätze als sehr hinderlich, so dass ich nicht die Bestwertung vergeben kann.

 

Daumen4weiblichNeu

Mit Tendenz nach Oben

 

Artikelbild: Piper Fantasy
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Tour „Omni“ von Literaturschock. Es gibt noch andere, spannende Beiträge dazu, schaut sie euch doch mal an.

  • Eine zweite Meinung zu Omni findet ihr auf Hysterika
  • Piranhapudel widmet sich Cassandra, dem intelligenten System des Schiffes (3.11.)
  • Schreibtrieb schreibt über das Motiv der Apokalypse (4.11.)
  • Literaturschock berichtet von der Lesung auf der Open Stage der Frankfurter Buchmesse (5.11.)
  • Jürgen von Hysterika unterhält sich in einem Podcast mit Andreas Brandhorst (6.11.)

2 Kommentare

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