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Um Infinity zu spielen, wird viel Gelände benötigt, denn freie Schusslinien bedeuten schnell den Tod für Modelle. Doch nicht nur Gebäude und andere große Geländestücke sind wichtig. Auch kleine Deckungsmöglichkeiten sind nützlich und beleben den Spieltisch. Wir zeigen euch ein paar Ideen für urbanes Streugelände zum Nachbauen.

Deckung sichert bei Infinity das Überleben. Darum ist es essenziell, sich von Deckung zu Deckung zu bewegen und den Gegenspielenden möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Nur wenn die Chancen, den Aktionen der gegnerischen Modelle entgegenzuwirken, größer sind, sollte auf das Nutzen von Deckung verzichtet werden. Da Infinity oft in urbanen Gebieten gespielt wird, bieten sich viele Möglichkeiten, kleine Deckungsmöglichkeiten einzubauen und gleichzeitig auch einen stimmungsvollen Spieltisch zu gestalten. Bei solchen kleinen Geländestücken, welche über den Spieltisch verteilt werden, wird darum oft von Streugelände gesprochen. Zwar gibt es von vielen Anbietern passende Angebote auf dem Markt, aber es lassen sich auch mit relativ wenig Aufwand und geringem finanziellen Einsatz Streugeländestücke selbst bauen. Ein paar Möglichkeiten wollen wir euch nun vorstellen.

Fahrzeuge

Zu einer Stadt gehören selbstverständlich auch Straßen. Gerade diese bilden aber häufig lange Feuerkorridore. Um diese zu unterbrechen, bieten sich Fahrzeuge an. Eine günstige Möglichkeit sind Spielzeugautos im passenden Maßstab. Hierbei sollte sich nicht auf bestimmte Maßstäbe verlassen werden, da Größen durchaus variieren können und selbst wenn der Maßstab stimmt, können die Modelle auf dem Spieltisch trotzdem falsch wirken. Darum ist es besser, sich auf das eigene Auge zu verlassen und im Einzelfall zu entscheiden, ob die Größe stimmt.

Passende Fahrzeuge gibt es als Neuware günstig in Ramschläden oder auch im gebrauchten Zustand auf Flohmärkten oder über Kleinanzeigen. Vielleicht finden sich ja sogar noch passende Stücke aus der eigenen Kindheit oder ausgemusterte Autos der eigenen Kinder.

Ein zweites Leben

Dieser Bus des ADAC hat die zweite Generation Kinder leider nicht heil überstanden. Aber für unsere Zwecke ist er genau richtig. Dass die Hinterachse samt Rädern fehlt, ist dabei nicht weiter schlimm, denn genau die Räder passen häufig nicht so recht ins Bild und es bietet sich darum ohnehin an, diese zu ersetzen.

An der Unterseite haben Autos diesen Maßstabs oft ein oder zwei Schrauben, mit welchen sich der Unterboden lösen lässt. Sollen die Scheiben durchsichtig bleiben, kann so das Innenleben ebenfalls neu bemalt werden.

Überarbeitung

Ist ein passendes Auto gefunden, sollte überlegt werden, inwiefern es verändert werden soll. Wie bereits erwähnt, haben wir uns dafür entschieden, die Räder zu ersetzen. Auch die ADAC-Aufkleber wurden entfernt, indem wir zunächst den Kleber mit einem Fön erhitzt und sie dann einfach abgezogen haben. Die Anhängerkupplung haben wir abgetrennt und die Warnlichter vom Dach entfernt.

Das Auto ist zur Vorbereitung zerlegt.

Die Karosserie dieses alten Spielzeugautos ist stark segmentiert und das wirkt etwas altbacken für ein Sci-Fi-System. Darum haben wir geplant, die Karosserie zu glätten, indem wir einige der Spalten mit Zweikomponentenmodelliermasse verspachteln. Dafür bietet sich Superfine White Miliput an, denn es lässt sich mit Wasser verdünnen und nach dem Aushärten schleifen. Hierzu wird etwas Masse mit einem Modellierwerkzeug auf die zu verspachtelnden Stellen aufgetragen, angefeuchtet und glattgestrichen. Das Tragen von Handschuhen und die Verwendung einer Unterlage ist sehr zu empfehlen, da die feuchte Masse zum Schmieren neigt. Sollen die Scheiben später durchsichtig bleiben, sollten sie außerdem abgeklebt werden, um Verschmutzungen zu vermeiden. Bei uns ist dies nicht der Fall. Wir wollen die Scheiben bemalen und auch die am Modell eigentlich verkleideten Fenster sollen wie Glas bemalt werden. Sind alle Lücken gefüllt und die Masse geglättet, muss sie trocknen. Nach der Aushärtung wird das Modell mit einem 240er Schleifpapier geglättet. Außerdem haben wir die Heckklappe noch mit Sekundenkleber fest eingeklebt.

Mit Modelliermasse wird die Karosserie geglättet.

Um die Räder zu ersetzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Vielleicht befinden sich in der Bits Box ja noch passende Räder. Auch das Modellieren von passenden Rädern mit Modelliermasse ist eine Option, die aber ein klein wenig Geschick erfordert. Die Gestaltung von Reifenprofilen ist nicht nötig, denn auch glatte Reifen machen einen guten Eindruck. Wir haben eine dicke Scheibe aus ofenhärtender Modelliermasse geformt und mit einem Modellierwerkzeug einen inneren Kreis eingedrückt, um den Absatz zwischen Reifen und Felge darzustellen. Die Felge hat im Anschluss noch etwas mehr Struktur erhalten, indem wir ein Muster im Kreis eingedrückt haben. Um uns Arbeit zu ersparen, haben wir nur ein Rad modelliert und im Ofen ausgehärtet. Danach haben wir mit Hilfe von Blue Stuff Kopien davon erstellt.

Wer über einen 3D-Drucker verfügt, kann natürlich auch passende Räder drucken. Wir haben auf Reifen zurückgegriffen, die wir bei Thingiverse gefunden haben und die Felgen dazu mit Tinkercad selbst gestaltet.

Da sich die Räder nicht drehen können müssen, können sie mit etwas Sekundenkleber an die Karosserie geklebt werden. Nun ist das Modell bereit für eine Grundierung und die anschließende Bemalung.

Bemalung

Nach der schwarzen Grundierung wirkt das Modell sofort deutlich moderner und sanfter in der Optik. Wir haben uns entschieden, das Modell zusätzlich mit einem zenitalen Highlight zu versehen und die besonders tiefen Stellen, wie Spalten zwischen verschiedenen Segmenten, mit der Airbrush und einem schwarzen Ink zu schattieren. Um die Scheiben nicht mit zu bemalen, haben wir sie mit Klebeband maskiert, um später eine tiefschwarze Basis für eine Optik von getönten Scheiben zu haben.

Nach dem Highlight und der Schattierung erfolgte mit der Airbrush eine deckende Schicht mit einer blauen Ink, welche durch die vorherigen Highlights und Schatten einen plastischen Effekt bekommt. Zum Abschluss wurde die Maskierung von den Scheiben entfernt und stattdessen die Karosserie maskiert. Dann wurden die Scheiben vorsichtig mit einem Farbverlauf von Schwarz nach Blau und einem kleinen, weißen Highlight versehen.

Betonsperren

Betonsperren gibt in vielen verschiedenen Formen und sie können vielseitig eingesetzt werden. Sie dienen in der Regel dazu, Bereiche für eine begrenzte Zeit oder auch langfristig für Fahrzeuge zu sperren. Eng angereiht können sie aber auch Hindernisse für Fußgänger sein. Da sie einfach und zweckmäßig gestaltet sind, bieten sie sich für schnell herzustellende Streugeländestücke an. Außerdem können sie, wie auch Fahrzeuge, glaubhaft auf Straßen platziert werden.

Formen und Materialien

Gibt man den Begriff Betonsperre bei einer beliebigen Suchmaschine ein, erhält man viele Beispiele für Formen, die verwendet werden können. Diese reichen von einfachen Quadern über zylindrische Formen bis hin zu an Klemmbausteine erinnernde Blöcke oder die sich nach oben verjüngenden Jersey-Barrieren.

Besonders wer einen Heißdrahtschneider besitzt, kann für Betonsperren extrudiertes Polystyrol (XPS) verwenden. Da dieses aber sehr leicht ist, sollte es beispielsweise mit eine Grundplatte aus MDF beschwert weden. Sollen größere Mengen Sperren gebastelt werden, kann es sich lohnen, nur die ersten Sperren aus XPS zu bauen und sie dann mittels Silikonformen und Gießmasse zu vervielfältigen.

Wer sofort ausreichend schwere Geländestücke haben möchte, kann auf ofenhärtende Modelliermasse zurückgreifen. Mit Hilfe von Holzleisten oder anderen, glatten Gegenständen lassen sich sehr einfach Quader formen. Zylindrische Sperren können mit Hilfe einer runden Ausstechform gebaut werden. Hierfür wird die Masse auf die gewünschte Dicke ausgerollt und dann rund ausgestochen.

Die Jersey-Barrikaden verleihen dem Spieltisch ein besonderes Flair. Mit einem kleinen Kniff sind sie nicht schwer zu modellieren. Dafür wird die Grundform auf stabile Pappe aufgezeichnet, wobei die Grundfläche durch die jeweiligen Seitenprofile verlängert wird. Die Form wird ausgeschnitten und die Seitenprofile hochgefaltet. Etwas Frischhaltefolie verhindert, dass die Modelliermasse an der Schablone kleben bleibt. Nun wird mit Hilfe einer Holzleiste oder auch nur mit den Fingern der Raum zwischen den Seitenprofilen mit Modelliermasse ausgefüllt, bis die gewünschte Form erreicht ist. Im Anschluss können die Rohlinge vor dem Aushärten noch mit Schäden wie Absplitterungen oder Einschusslöchern versehen werden.

Bemalung

Für die Bemalung bietet sich eine Grundschicht in Betongrau an. Ein realistischer Betoneffekt kann erreicht werden, indem in verschiedenen Grautönen getupft wird. Häufig sind Betonsperren aber auch mit Warnfarben zu finden. Darum können sie gut komplett oder partiell mit rot-weißen oder gelb-schwarzen Streifenmustern versehen werden. Besonders schnell können solche Muster mit passenden Schablonen oder durch Maskierung mit Klebeband erreicht werden. Eine Airbrush beschleunigt das Ganze zusätzlich, aber auch mit dem Pinsel sorgen Maskierungen für schöne, gleichmäßige Muster.

Durch tupfen erhält man eine realistische Beton-Optik.

Hochbeete

Viel zu selten kommen Pflanzen auf Stadtgeländeplatten zum Einsatz. Dabei sorgen sie nicht nur für schöne, bunte Akzente, sondern können auch mit Hilfe passender Sonderregeln das Spielgeschehen beeinflussen. Statt einfach nur Bäume aufzustellen, können verschiedene Pflanzen gemeinsam in Hochbeeten angeordnet werden. Die Hochbeete sorgen dabei gleichzeitig für harte Deckung und die Pflanzen können zum Beispiel mit den Regeln für Dschungel eingesetzt werden. Sie reduzieren also die Sicht und erschweren die Bewegung durch sie hindurch. 

Das Beet bauen und bemalen

Die Grundlage für das Beet bildet eine erhöhte Struktur, in welcher der Boden über dem Niveau der Umgebung liegt. Einfach geht dies mit XPS. Es kann aber auch eine Box aus Schaum- oder Finnpappe gebastelt werden. Die Grundform ist dabei nicht wichtig. Sie kann vier- oder mehreckig sein, rund oder auch oval.

Wir haben mit dem Heißdrahtschneider einen Block ausgeschnitten und einen zusätzlichen Rahmen aufgesetzt. Um das Beet der Optik des übrigen Geländes anzupassen, haben wir außerdem mit einem Lineal und einem Kugelschreiber eine Segmentierung auf die Außenwände eingedrückt.

Als nächstes wurde das Innere des Beetes mit Strukturpaste bestrichen und mit einer Mischung aus feinem Sand und Sägemehl betreut. Stattdessen kann auch Blumenerde verwendet werden. Wichtig ist, dass die Mischung auch etwas Organische enthält, um den Boden wie Erde und nicht wie Sand aussehen zu lassen.

Nach dem Trocknen der Strukturpaste wird die Oberfläche mit einer Leim-Wasser-Mischung bestrichen, um das Streumaterial zusätzlich zu Fixieren.

Nach einer weiteren Trockenpause kann das Beet grundiert und bemalt werden. Wir haben die Bemalung an das übrige Stadtgelände angepasst und eine Grauschattierung gewählt. Der Boden des Beetes kann mit Braun- und Grüntönen trockengebürstet werden und nach einem letzten, helleren Highlight können die Farben mit einem Wash verbunden werden.

Die Bepflanzung

Nun kann das Beet bepflanzt werden. Gut genutzt werden können hierfür Kunstpflanzen aus der Aquaristik. Es gibt sie in verschiedenen Formen und auch sehr bunte Exemplare, welche dem Beet einen zusätzlichen Alien-Look verleihen. Auch als Bodendecker gedachte Kunstpflanzen sind praktisch, um die Lücken im Beet zu füllen. Aber auch abgeschnittene Teile von anderen Kunstpflanzen können verwendet werden. Je dichter das Beet bewachsen ist, umso besser.

Ein buntes Fleckchen für die graue Stadt.

Deckung und Flair mit einfachen Mitteln

Wie ihr seht, kann mit einfachen Mitteln eine Stadtplatte für Infinity, aber natürlich auch für andere Systeme, mit kleinen und mittelgroßen Streugeländestücken aufgewertet werden. Wir hoffen, wir konnten euch nicht nur eine Anleitung zum Bau solcher Geländestücke liefern, sondern auch eure Fantasie anregen, euch selbst etwas auszudenken. Es muss nicht immer auf gekauftes zurückgegriffen werden und der Bau von Gelände ist letztlich auch Zeit, die man mit dem eigenen Hobby verbringt und kann eine angenehme Abwechslung zum Miniaturenmalen sein.

 

 

Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Jessica Albert
Fotografien: Dennis Rexin

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