Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

In der jetzigen Warhammer 40.000-Edition muss jede*r Spieler*in viele verschiedene Regelbücher mit sich schleppen, und viele verschiedene Sonderregeln beachten. Somit wird es langsam unübersichtlich. Mit der neuen Edition werden die Karten neu gemischt. Vieles soll einfacher werden, doch was verspricht die Starterbox Leviathan noch?

Nicht nur die eigene Armee muss derzeitig bekannt sein, auch jede feindliche Einheit und mögliche Gefechtsoption. Dass hier schnell der Überblick verloren gehen kann, ist daher nicht wirklich verwunderlich, da das Warhammer 40.000-Universum viele Fraktionen und Untergruppierungen kennt. Die Vorankündigung der neuen Edition verspricht nun, dass sich viele Regeln vereinfachen werden und das Spiel somit flüssiger wird, ohne an Tiefe einzubüßen.

Zusätzlich zum neuen Regelbuch, belebt Games Workshop auch eine alte Feindschaft neu. Wie damals in der Starterbox der vierten Edition, kämpfen nun erneut Space Marines gegen Tyraniden. Können die vereinten Kräfte der Engel des Todes die Tyraniden mit ihren neuen Einheiten zurückschlagen? Oder werden sie verschlungen?

Triggerwarnungen

Gewalt, Bodyhorror

[Einklappen]

Alte Feinde treffen aufeinander – Der Inhalt und Zusammenbau der Box

Doch was genau ist jetzt in der neuen, kiloschweren Starterbox? Nach dem Öffnen des robusten und hochwertigen Kartons findet man mehrere Gussrahmen inklusive Bauanleitung und Bases, das neue Regelbuch, ein Missionspack und zwei Poster vor. Letztere zeigen einmal das derzeitige Logo von Games Workshop und das andere Mal das Frontbild der Starterbox. Leider wurde aus der letzten Armeebox, Cadia hält Stand, nicht dazu gelernt. Wieder konnten die Gussrahmen Kratzer, Dellen oder Löcher in den Postern und sogar auf dem Regelbuch Spuren hinterlassen.

Wer über die Schäden hinwegsehen kann, wird in dem Missionspack einige nützliche Karten vorfinden. Hierbei gibt es Karten für die Aufstellung, besondere Möglichkeiten, Siegpunkte zu erringen, primäre und sekundäre Missionsziele. Sogar Marker für Missionsziele sind vorhanden. Wer als nächstes zu den Gussrahmen greift, findet diese, wie schon in den letzten Jahren, sehr detailreich und in hoher Gussqualität vor. So kann man kleine Inschriften auf den Rüstungen und Waffen der Space Marines gut erkennen. Aber auch die Tyraniden haben viele, gut erkennbare Details, seien es die sichtbaren Gehirnteile oder die organischen Körperteile, wie Flügel oder Muskeln.

Die detailreichen Gussrahmen der Box lassen sich sehen.
Die detailreichen Gussrahmen der Box lassen sich sehen.

Der Zusammenbau gestaltet sich einfach und geht wirklich schnell vonstatten, wenn vorher sauber entgratet wurde. Dies geschieht dadurch, dass jedes Modell durch die Snap-Fit-Methode zusammengebaut wird. Daher wird hier theoretisch auch überhaupt kein Kleber benötigt, da die verschiedenen Teile der Modelle gut zusammenpassen und halten. Dennoch wäre hier das Verwenden von entsprechendem Plastikkleber ratsam.

Da jedes Modell nur durch die Snap-Fit-Methode zusammengebaut werden kann, ist dementsprechend auch nur die vorgeschriebene Pose für die Figur möglich. Dies bedeutet nicht, dass die Figuren statisch wirken. Ganz im Gegenteil, die Tyraniden stürmen geradezu auf ihren Feind zu oder holen bereits zum vernichtenden Schlag aus. Dagegen rücken die Space Marines eisern vor und sind auch bereit für Kämpfe auf kurze Distanz.

Es ist schön zu sehen, dass ältere Einheiten so viele neue Modelle erhalten und an die Größenverhältnisse angepasst werden. So sind zum Beispiel die Terminatoren vergrößert worden, wodurch sie sich besser in das Gesamtbild der Armee einfügen.
Wie groß ist nun die jeweilige Streitkraft, nach einem abgeschlossenen Zusammenbau? Auf Seiten der Tyraniden lassen sich größere Einheiten finden, ein Neurotyrand, welcher von zwei Neuroloiden begleitet wird, ein Alphakrieger, mit Flügeln, ein Kreischer-Killer und ein Psychophage. Als Infanterieeinheiten sind drei Von-Ryan-Springteufel, zwanzig Termaganten, mit zwei Absorberschwärmen und elf Neuroganten, welche von fünf Stachelganten begleitet werden, vorhanden.
Auf Seiten der Space Marines sind ein Captain, ein Scriptor, beide in Terminatorrüstung, ein Apothecarius Biologis als Anführer und speziellen Charaktere vertreten. Games Workshop bleibt hier seinem bisherigen Motto treu und bringt einen neuen Primaris-Lieutenant raus. Die Infanterie der Genkrieger wird durch fünf Terminatoren, fünf Protektorgarde-Veteranen, zehn Infernus-Marines und einem Ballistus Dreadnought gestellt.

Der Beginn einer neuen Edition – Das Regelbuch

Die Übersicht zu behalten scheint schwer und ständig kommen neue Anpassungen in den Punkten Sonderregeln und Einheiten. Ein stetiger Wechsel der Armeen hat die 9. Edition immer begleitet. So hat jede*r das Aufsteigen und den Niedergang der einen oder anderen Armee beobachten können. Doch eine neue Edition gibt jeder Armee die Möglichkeit, von vorne anzufangen. Doch ist es auch alles verständlicher geworden? Können Neueinsteiger*innen ohne Probleme durchstarten?

Zuerst gibt es eine halbwegs kurze Zusammenfassung des aktuellen Hintergrunds. Darauf folgt eine kompakte Darstellung der Armeen des Spiels. So wird jede Armee auf vier Seiten mit möglichen Einheiten vorgestellt. Daher fangen die Grundregeln erst ab der 200. Seite an.

Zunächst werden hier die Grundkonzepte geklärt, wie zum Beispiel Einheitenformationen oder die Sichtbarkeit von Modellen. In diesem ersten Abschnitt fällt direkt auf, dass am Ende jeder Erklärungspassage in einem farblich hervorgehobenen Textblock eine zusammengefasste Version wiedergegeben wird.

Erst dann geht es zu den verschiedenen Phasen einer Schlachtrunde. Zwei eigenständige Phasen fehlen, die Psiphase, welche nun auf die anderen Phasen aufgeteilt wurde, und die Moralphase, welche in die Befehlsphase integriert wurde. Wie schon in der vorherigen Edition beginnt die Schlachtrunde mit der Befehlsphase, in der jede*r Spieler*in einen Befehlspunkt erhält. Danach beginnt der zweite Teil der Befehlsphase, in der Erschütterungstests durchgeführt werden müssen, sofern eine Einheit sich unter der halben Sollstärke befindet. Dann werden zwei sechsseitige Würfel geworfen und der beste Moralwert muss entweder getroffen oder überboten werden. Falls der Test misslingt, ist die Einheit bis zu der nächsten eigenen Befehlsphase erschüttert. Eine erschütterte Einheit, hat einen Kontrollwert für Missionsziele von Null und des Weiteren kann keine Gefechtsoption auf so eine Einheit eingesetzt werden. Falls sich die Einheit in der Bewegungsphase entschließen sollte, sich aus dem Nahkampf zurück zu ziehen, muss diese zusätzlich noch einen Fluchttest ablegen. Hier wird für jedes Modell ein Würfel geworfen und bei einem unmodifizierten Ergebnis von Eins oder Zwei, gilt das Modell als zerstört.

Für erklärungsbedürftigere Regeln gibt es immer noch ein veranschaulichendes Bild, hier wird eine fliegende Bewegung erklärt.
Für erklärungsbedürftigere Regeln gibt es immer noch ein veranschaulichendes Bild, hier wird eine fliegende Bewegung erklärt.

Gehen wir weiter zur Bewegungsphase, eigentlich ist hier alles beim Alten geblieben. Eine weitere Neuerung gibt es bei Transportern und deren Insassen und wie kombinierte Bewegungen abzuhandeln sind. Als erstes gibt es für manche Transportfahrzeuge die Regel Feuerplattform, welche es ermöglicht, dass eine bestimmte Anzahl an Modellen aus dem Panzer herausschießen darf. Diese Anzahl variiert bei den verschiedenen Panzern. Auch neu ist, dass Einheiten einen Panzer verlassen können, wenn der sich zuvor bewegt hat. Für diese erhöhte Bewegung dürfen ausgestiegene Einheiten dadurch aber keinen Angriff ansagen. Hierbei ist zu betonen, dass eine Einheit einen Panzer nicht verlassen darf, wenn dieser eine Bewegung gemacht hat, die Teil einer Vorrückenbewegung oder einer Rückzugsbewegung war.

Falls ein Transporter zerstört wird, kennt die Spielerschaft es, dass für jedes Modell ein Würfel geworfen wird. In der letzten Edition wurde für jede geworfene Eins ein Modell entfernt, nun erleidet die Einheit dafür eine tödliche Verwundung. Dies macht einen entscheidenden Unterschied, wenn Modelle in der Einheit mehr als einen Lebenspunkt haben. Zusätzlich gilt die Einheit automatisch als erschüttert. Auch besteht die Möglichkeit des Notausstiegs. Statt den üblichen drei Zoll, dürfen die Figuren sogar innerhalb von sechs Zoll um den Transporter aufgestellt werden. Doch dafür erleidet die Einheit bei einem Ergebnis von Eins bis Drei eine tödliche Verwundung, statt nur bei dem Ergebnis von Eins.

Manche Waffen sind so mächtig, dass ihre Verwundungen sofort tödlich werden.
Manche Waffen sind so mächtig, dass ihre Verwundungen sofort tödlich werden.

Für die Fernkampfphase hat sich auf den ersten Blick nicht viel geändert. Es werden die Ziele in Reichweite ausgewählt und die Fernkampfattacken abgehandelt. Manch ein Charaktermodell ist auf dem Schlachtfeld alleine unterwegs. Hier gibt es die Sonderregel Einsamer Wolf, welche besagt, dass dieses einzelne Modell nur als Ziel ausgewählt werden darf, wenn es sich innerhalb von 12 Zoll um die schießende Einheit befindet. Somit ist die alte Regel Achtung Sir! abgeändert worden.
In den letzten zwei Editionen war es nach und nach etwas chaotisch geworden, welche Waffen welche Sonderregeln hatten. Einige wurden mehrfach wiederholt, aber waren mit minimalen Wortänderungen aufgeführt, was Unstimmigkeiten aufgebracht hat. In der 6. und 7. Edition, zum Beispiel, gab es hierfür allgemeingültige Sonderregeln. Diese wurden im allgemeinen Regelbuch erklärt und jede*r Spieler*in wusste somit was eine synchronisierte Waffe war. Diese einfachen Zeiten treten nun ihre Rückkehr an. So sind in dieser Edition zum Beispiel alle Waffen mit der Sonderregel Synchronisiert in der Lage, ihre Verwundungswürfe zu wiederholen. Es ist daher schön zu sehen, dass hier eine deutliche Vereinfachung für alle Waffen vorgenommen wurde. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass dies durch die gesamte Edition auch so bleibt. Dies zählt natürlich auch für Nahkampfwaffen.

Dies bringt jede*n Spieler*in unweigerlich zu der nun letzten Phase einer Runde, der Nahkampfhase. Auch hier versucht Games Workshop eine Vereinfachung. Es gab viele Sonderregeln, dass Einheiten immer zuerst kämpfen oder feindliche Einheiten ausgewählt haben, die erst zuschlagen durften, wenn alle anderen Einheiten gekämpft hatten. Nun wird versucht, das Spiel ausgewogener für beide Spielparteien zu machen. Da meistens die Faustregel galt, wer angegriffen hat, hat zuerst zuschlagen dürfen und der*die andere Spieler*in musste abwarten.

So wählt wer gerade nicht am Zug ist, eine Einheit zum Kämpfen aus und erst dann der*die andere Spieler*in. So wird sich weiter abgewechselt, solange dies möglich ist, bis alle Einheiten ihre Kämpfe abgehandelt haben. Doch es gibt Einheiten, welche die Sonderregel Erstschlag haben. Diese ermöglicht es, vor Einheiten zu kämpfen, die diese Regel nicht besitzen. Somit gibt es also noch die Möglichkeit, vor den meisten Einheiten zum Zug zu kommen.

Bevor das Regelbuch zu den allgemeingültigen Gefechtsoptionen jeder Armee und den verschiedenen neuen Missionen und dem Spielstil Kreuzzug übergeht, werden nochmal verschiedene Aufstellungsfähigkeiten erklärt. Hier gibt es die vier verschiedenen Sonderregeln Infiltratoren, Anführer, Kundschafter und Schocktruppen, letztere dürfen zum Beispiel aus der Reserve heraus angreifen und müssen mehr als 9 Zoll von feindlichen Einheiten entfernt aufgestellt werden.

Es lässt sich sagen, dass das neue Regelbuch eine Verschlankung der Regeln vorgenommen hat, es somit flüssiger klingt, als die letzten Editionen. Doch dies werden die kommenden Schlachten zeigen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Preis: 200,00 EUR UVP
  • Bezugsquelle: Fachhandel, KuTaMi

 

Fazit

Die neue Starterbox hat es in sich. Für Neulinge, aber auch für Spieler*innen, die länger dabei sind, hat diese Box etwas parat. Jede Figur bietet eine wirkliche Freude für die eigenen Augen und es tut älteren Einheiten wirklich gut, neue Modelle zu erhalten. Hierbei erleichtert die Snap-Fit-Methode den Zusammenbau erheblich, wodurch dieser wirklich schnell und einfach vorangeht. Des Weiteren unterstützt die neue Box mit Missionskarten, um optimal für die kommenden Spiele vorbereitet zu sein.

Auch fühlt es sich so an, als ob sich Games Workshop viele Sachen aus den verschiedensten Editionen genommen hat, welche damals für die jeweilige Edition gut funktioniert haben. Dies ist auf gar keinen Fall etwas Schlechtes, sondern lobend gemeint, da es hilft, den Spielfluss zu beschleunigen und zu vereinfachen.

Als einziger Wermutstropfen ist zu nennen, dass die Poster und das Regelbuch aufgrund des Aufbaus innerhalb der Box von den Gussrahmen beschädigt sein können.

 

  • Schöne, neue Modelle

  • Die neue Edition

  • Regeln sind einfach und verständlich

 

  • Poster und neues Regelbuch können beschädigt sein

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Mika Eisenstern
Lektorat: Denise Hollas
Fotografien: Robert Wolfes
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein