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Das Warhammer Fest war in vielerlei Hinsicht rekordverdächtig. Besucherzahlen, Bau- und Malaktivitäten und eine Vielzahl von Neuankündigungen ließen das Hobbyist*innenherz höherschlagen. Ein besonderes Highlight war sicher die Vorstellung der zehnten Edition von Warhammer 40k. Doch wie heißte es so schön? Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Nach langer Coronapause waren viele Games Worhshop-Fans vor allem in Europa schon fast ausgehungert nach einem Großevent. So kam es, dass die Menschen in Scharen kamen, als Games Workshop die Hobbygemeinde zu einem dreitägigen Event vom 29. April bis zum 1. Mai nach Manchester rief.

Ein Warhammer Feuerwerk

Selbst im Vergleich mit US-amerikanischen Großevents wie die Adepticon (6.500 Besucher*innen) setzte das Warhammer Fest mit 10.000 Menschen neue Maßstäbe. Und es war schon beeindruckend, was in der Manchester Central Messehalle aufgebaut wurde. Ein Turnierbereich von der Größe eines Fußballfeldes und zahlreiche Aussteller*innen, von PC-Spielen über Rollenspiele bis hin zu einem Shoppingbereich, boten Anlässe zur Zerstreuung. Unter dem Titel „Hang Out & Paint“ konnte eine Figur kostenfrei bemalt und mitgenommen werden und in einer Spielebibliothek konnten Interessierte sich Games Workshop-Spiele ausleihen und testen. Besonders groß war das Interesse an den Spieltischen, an denen die neue zehnte Edition von Warhammer 40k gespielt werden konnte und auch die Neugierigen, die sich an den Vitrinen der überwältigenden Golden Demon-Beiträge die Nase plattdrückten, ließ nicht nach.

Eine drei Tage andauernde Schnitzeljagd, zahlreiche Deko-Elemente aus der Warhammerwelt und die großartig kostümierten Cosplayer*innen sorgten für die richtige Stimmung auf dem Event. Dazu wurde die Veranstaltung immer wieder durchsetzt von zahlreichen Neuankündigungen zu den Games Workshop Systemen, die in einem großen Auditorium verkündet wurden. Verschiedene Malworkshops und lustige Spiele wie Lasertag oder Squig-Schießen rundeten das Spaßprogramm ab.

Minis, Minis, Minis – Die wichtigsten Neuerscheinungen

Warhammer 40k – eine neue Edition

Die Stimmung im Auditorium war zunächst gespannt, dann schlicht begeistert, als die ersten Bilder der neuen Edition auf der großen Leinwand gezeigt wurden. Games Workshop hat in der Tat ein recht pralles Paket für die neue Edition gepackt. Die neue Grundbox, in der sich Veteranen und Terminatoren der Space Marines einem gigantischen Schwarm an Tyraniden entgegenwerfen, stellt alle bisher erschienenen Boxen in den Schatten. Zudem verspricht das neue Regelsystem ein wesentlich schlankeres und schnelleres Spiel. Dies kommt auch dadurch zustande, dass die Psi-Phase und die Moralphase nun in andere Phasen integriert wurden. Aber auch die Masse an Sonderregeln und vor allem Gefechtsoptionen wurde wesentlich verschlankt. Die Probespiele boten hier leider nur die Gelegenheit einer einzigen Spielrunde, in der je zwei Einheiten Termaganten und zwei Kreischer Killer gegen je zwei Dreadnoughts und mit Flammenwerfern ausgestattete Infernus Squads antraten. Regeltechnisch wurde bei der Präsentation ebenfalls etwas abgespeckt. Vom ersten Eindruck her lässt sich aber sagen, dass die Spielabläufe zwar schlanker sein mögen, sich das Spiel aber weiterhin ein gutes Maß an Komplexität bewahrt hat.

Warhammer Age of Sigmar – Zwei Kreuzzüge bahnen sich an

Für Warhammer Age of Sigmar bahnt sich für Fans des narrativen Spiels eine zweigliedrige Kampagne an. Zwei Kreuzzüge – einer des Lichts und einer der Dunkelheit – versuchen die Geschicke der Welt zu wenden. Flankiert werden diese durch einige recht eindrucksvolle neue Modelle, die jetzt schon Freude aufs Aufbauen machen. Diese sind zudem auch in vier Regimentsboxen erhältlich, welche neben den jeweiligen neuen Modellen noch einige Truppen für den Aufbau einer Kreuzzugsarmee enthalten. Der Sommer wird also auch für Age of Sigmar spannungsgeladen.

Warhammer The Old World – Zwei Miniaturen aber kein Datum

Ebenfalls mit Spannung erwartet wurden News zum Setting des eigentlichen (und meiner Meinung nach einzig wahren) Fantasy-Settings von Games Workshop. Die Präsentation von Warhammer: The Old World (vormals Warhammer Fantasy Battles) zog zahlreiche Fans ins Auditorium. Die Stimmung war ausgelassen bis freudig erregt, als die beiden Fraktionen der Startbox präsentiert wurden: Bretonen und Grave Lords rufen zur Schlacht. Etwas enttäuschend, wenn auch aus Marketinggründen verständlich war der Mangel an weiteren Informationen jenseits der Vorstellung eines neuen Gruftkönigs- und einer Paladinfigur. Allerdings wurde deutlich, dass Resin- und Metallfiguren in The Old World eine Renaissance erleben werden und neben einigen neuen Sets auch einige der alten Figuren wieder aufgelegt werden sollen. „Old World“ also in vielerlei Hinsicht.

Imperium Maledictum – Ein neues Setting für das Rollenspiel

Neben weiteren News zu Warhammer 30k und Warcry sorgte für mich persönlich die Präsentation des neuen Rollenspielsettings von Warhammer 40k für Spannung. In Imperium Maledictum schlüpfen die Spieler*innen in die Rolle einer Gruppe. Diese ist einem Patron untergeordnet, beispielsweise einem Inquisitor oder einem Offizier des Astra Militarum, der je nach Hintergrund unterschiedliche Vorteile aber auch Verbindlichkeiten für die Gruppe bereithält. Darüber hinaus ist das Setting so schön dunkel und kalt wie man sich das 41. Jahrtausend vorstellt. Das Leben eines Menschen zählt wenig, ist hart und kurz.

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Lang, länger, wo ist das Ende dieser Schlange?

Wer sich des Öfteren auf Conventions herumtreibt, mag es schon kennen. Das Anstehen an den unterschiedlichsten Ständen und Aktivitäten erfordert Zeit und Geduld. Aber genau wie das Warhammer Fest in Sachen Besucher Rekorde aufstellte, schienen mir auch die Wartezeiten rekordverdächtig. Das galt nicht nur für die vier Spieltische (wir erinnern uns: 10.000 Besucher*innen) an denen die neue Warhammer 40k Edition vorgestellt wurde (einige Menschen berichteten mir von vier Stunden Wartezeit). Selbst am Shop stand man in Hochzeiten eine gute Stunde an, nur um seine Ware zu bezahlen. Durch meinen Drei-Tages-Pass hatte ich am zweiten Tag genug Muße, um mich am Probespieltisch und bei den Produktpräsentationen für längere Zeit mit Herumstehen und -sitzen zu begnügen.

Aber zwei Stunden lang auf das Bemalen einer kleinen Space Marine Figur oder auf das Bezahlen von Ware zu warten, erschien mir dann doch etwas zu viel des Guten. Die Schlange, die sich millimeterweise um die Ausstellungsfläche der Golden Demon Modelle schlich, bildete sich Minuten nach der Öffnung und riss bis zum Ende des Tages nicht mehr ab. Nur gut, dass in Großbritannien das „queueing“ (zu deutsch: geordnet in einer Reihe anstehen) ein Volkssport ist. Für mich war im Vorfeld ein weiterer Grund das Warhammer Fest zu besuchen, die Hoffnung mit den Menschen in Kontakt zu treten, die die Welt und die Spiele kreieren. Leider war jenseits der Produktpräsentationen auch davon nicht viel zu spüren. Diese kleinen, ernüchternden Momente haben nun nicht das ganze Erlebnis nachhaltig beeinträchtigt, aber gewundert habe ich mich dann doch ein wenig.

Kleine Blitzlichter – Momente die Warhammer Fest besonders machten

Als ich nach zweieinhalb Tagen Warhammer Fest wieder zu Hause ankam, fiel ich, trotz aller Kritik, glücklich und voller guter Eindrücke ins Bett. Und dieses wohlige Gefühl setzt sich aus einer Vielzahl an kleinen Mosaiksteinen zusammen. Ein Teil davon waren die Mitarbeiter*innen, die an allen Ecken und Enden standen, um den Laden am Laufen zu halten. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft war etwas Besonderes, da ich das Gefühl hatte, dass die Menschen hier keinen bloßen Job erledigten, sondern das Hobby tatsächlich auch gerne betrieben und förderten. Da war die entgegenkommende Mitarbeiterin, die mir einen Blick in den Lasertag-Bereich ermöglichte in dem man sich als Ork oder Soldat des Astra Militarums gegenseitig jagen konnte. Ebenfalls fällt mir der ausdauernde Erklärbär ein, der auch nach sechs Stunden Dauerredens noch mit Begeisterung Menschen die Regeln der neuen Edition erklärte.

Aber da waren auch noch all die anderen besonderen Momente. Es war klasse, mit den vielen Content Creators ins Gespräch zu kommen, die mir aus YouTube-Tutorials bekannt und wohl vertraut sind. Die vielen Cosplayer*innen waren für jede noch so absurde Fotoidee zu haben und verbreiteten gute Laune. Der Austausch mit Hobbyist*innen wie Lee Godden, der seinen überwältigenden Imperator Titanen vorstellte, sorgten für neue Inspirationen und Anregungen. Insgesamt zeigte sich mir in vielen kleinen Gesprächen am Rande eines Turnierspiels, in der Warteschlange oder bei der Schnitzeljagd, immer wieder, wie offen und unterstützend die Hobbygemeinschaft ist.

Fazit – To Fest or not to Fest

Ich habe mich unheimlich gefreut, mit dem äußerst talentierten Lukas von Squidmar Miniatures ein paar Worte wechseln zu können.
Ich habe mich unheimlich gefreut, mit dem äußerst talentierten Lukas von Squidmar Miniatures ein paar Worte wechseln zu können.

Natürlich, wer was zum Meckern sucht, wird auch etwas finden. Aber auch für eingefleischte Fans mit rosa Brille bestehen noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Würde ich also noch einmal nach Großbritannien schippern, um in einer riesigen Halle Schlange zu stehen, Produktenthüllungen zu sehen, die man bequem ins Wohnzimmer streamen kann, viel zu kurze Probespiele einer verkürzten Marketing-Spielversion zu spielen, die kurz danach auch im Netz nachzulesen ist und um ein paar lustige Fotos mit Warhammer-Pappmaché-Deko zu machen? Wahrscheinlich nicht. Das Paket hat mich da nicht überzeugt. Aber das Event war, und ich hoffe das hört sich nicht zu pathetisch an, am Ende des Tages noch etwas mehr als eine halbwegs geschickte Warhammer Werbeaktion. Für die Begegnung mit Menschen, mit denen man dieses vielseitige und sehr spaßige Hobby teilt, ob die spanischen Hobbyist*innen, mit denen ich über Moosbasen philosophieren kann, das gemeinsame AoS-Haten mit italienischen Warhammer Fantasy-Fans oder den freundlichen Small Talk mit sehr sympathischen Content Creators wie Lukas von Age of Squidmar ist es auf jeden Fall wert, diese Reise anzutreten. Und wer weiß, vielleicht zieht Games Workshop am Ende des Tages mit dem Rahmenprogramm auch nach? Ich bleibe, wie immer, hoffnungsvoll optimistisch.

 

Artikelbilder: © Games Workshop Ltd.
Layout und Satz: Kai Frederic Engelmann
Lektorat: Giovanna Pirillo
Fotografien: Geoffrey Förste

Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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