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Der vibrierende Boden und dumpfe, kehlige Schlachtrufe kündigen die Naturgewalt an, die Armeen und Städte überrollt. Die Eisenkiefa in Age of Sigmar bekommen beeindruckende Verstärkung von gigantischen Riesenwildschweinen, durchgeknallten Berserkern und überarbeiteten Platt’nhelmen. Begleitet wird die Neuerscheinung im zweiten Boten des Morgens-Buch von einer berühmten Armee. In diesem Sinne: Waaagh!

Auf den ersten Blick sehen die Modelle sehr eindrucksvoll aus. Das gilt für den Orrukschmied mit seinem Ambosssquig ebenso wie für die neuen Platt’nhelme. Insbesondere die Orks auf einem Grunzmaul, überdimensionierte schlechtgelaunte Wildschweine, sind sehr beeindruckend. Aber auch die neuen Regeln hören sich durchaus spaßig an und bringen Bewegung in die Eisenkiefa-Armeelisten – im wahrsten Sinne des Wortes.

Triggerwarnungen

Keine

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Zoggrok Ambossbrecha – Wenn Schmiedekunst auf Grünhäute trifft

Das glühende Schwert, aber vor allem der recht ungewöhnliche Squig mit dem Ambosskopf stechen sofort ins Auge. Zoggrok Ambossbrecha ist ein Meister orrukischer Schmiedekunst und bringt mit seiner kanalisierten Waaagh!-Energie die Waffen benachbarter Eisenkiefamodelle in seiner Umgebung zum Glühen. Aber auch selbst bringt er eine gute Portion Haue auf das Schlachtfeld.

Spieltechnisch umgesetzt verleiht der Orruk benachbarten Einheiten die Fähigkeit, bei unmodifizierten Trefferwürfen von sechs jeweils eine zusätzliche tödliche Wunde zu verursachen. Mit einem Schutzbrechaspalta ausgerüstet, zerschmettern Treffer auf eine sechs die Rettungseigenschaften einer gegnerischen Einheit für deZoggrok Ambossbrecha hat ein paar unangenehme Sondereigenschaften, die aber nicht immer auslösen.n Rest des Spiels.

Zoggrok Ambossbrecha hat ein paar unangenehme Sondereigenschaften, die aber nicht immer auslösen.
Zoggrok Ambossbrecha hat ein paar unangenehme Sondereigenschaften, die aber nicht immer auslösen.

Taktische Einschätzung

Taktisch gesehen kann es gerade für größere Einheiten von 20 Platt’nhelmen recht reizvoll sein, im Schnitt sechs bis sieben zusätzliche tödliche Wunden auszuteilen. Damit diese Eigenschaft aber zuverlässig auslöst wird, muss man aber auf den Schutzbrechaspalta und damit auf die andere ebenfalls reizvolle Eigenschaft verzichten. Für die Schutzbrecha-Fähigkeit muss Zoggrok an der richtigen Position stehen und dann noch bei einem der beiden Angriffe eine Sechs hinbekommen. Nicht unbedingt immer die wahrscheinlichste Variante. Ob sich ein Einsatz für seine 160 Punkte lohnt, ist fraglich. Für Spaßspiele ist der Einsatz dieser großartigen Figur und ihrer sehr witzigen Eigenschaften allemal empfehlenswert.

Die Platt‘nhelme mit neuem Boss – und der hat aufgerüstet

Dass die Platt’nhelme ein Upgrade bekommen, ist sehr erfreulich. Aber auch bei den Spielwerten hat sich etwas getan. Sie sind nun alle mit Schilden ausgerüstet, was ihnen einen durchgängigen Schutzwurf von 3+ beschert. Außerdem können sie damit im Anschluss an ihre Angriffe noch einen Schildschlag ausführen, der tödliche Wunden austeilt.

Bei der Waffenwahl hat man die Qual der Wahl. Entweder rüstet man sie jeweils mit einem Helmspalta aus, der besser trifft und nach einer Angriffsbewegung eine weitere Attacke verursacht. Oder man wählt Platt’nhelm-Spießa, die eine größere Reichweite haben und deren Wucht sich bei einer Angriffsbewegung verbessert, die aber nicht so gut treffen.

Da eine Einheit aus mindestens zehn Modellen besteht und insbesondere, wenn die Einheiten noch verstärkt werden, empfehlen sich Spießa. Sie bringen alle Platt’nhelme mit der größeren Reichweite in den Nahkampf. Dies gilt besonders, wenn man plant, sie als Bollwerk auf einem Missionsziel zu platzieren. Ansonsten haben die zusätzliche Attacke und die höhere Trefferchance der Spalta bei kleinen Einheiten auch ihren Reiz.

Der Platt’nhelm-Obaboss besitzt neben einem soliden Nahkampfprofil zwei sehr lohnenswerte Verbesserungen für umliegende Platt’nhelme. Sein Bonus auf den Schildschlag verdoppelt die Wahrscheinlichkeit, mit Schildschlag zu treffen. Außerdem kann er kostenfrei ein zweites Mal den Befehl Sammeln erteilen und verdoppelt auch hier die Wahrscheinlichkeit.

Taktische Einschätzung

Insgesamt sind die Platt’nhelme nicht mehr die günstige kleine Einheit zum Abschirmen. Die Größe der Einheiten und die 220 Punkte, die pro Einheit fällig werden, schlagen gut zu Buche. Ein Block aus zwei Einheiten, die durch einen Obaboss verstärkt werden, könnte allerdings einen soliden Amboss abgeben, der sich durch Mittelfeld in Richtung zentraler Missionsziele schiebt. Wahrscheinlicher wird man wohl eine Platt’nhelm-Einheit verwenden und Punkte wie auch den Anführer-Slot, die auch im aktuellen Handbuch des Generals begrenzt sind, für einen Kriegstrommler ausgeben.

Waaa(g)hnsinnige Wirrprotze – Die Berserker der Orruks

Vom Waaagh! erfüllt schmeißen sich die Berserker der Orruks ohne Rüstung in die Schlacht. In welcher Ausführung auch immer, beide Einheiten können im selben Zug rennen und angreifen. Gepaart mit recht wirkungsvollen Angriffen macht sie das zu effizienten, wenn auch etwas zerbrechlichen, Sturmeinheiten. Kleine Unterschiede gibt es bei den Sondereigenschaften und in der Waffenwahl. Wutprotze verursachen mit ihrem Protzmalma drei tödliche Wunden auf einen Trefferwurf von 6, während die Wirrprotze in der Nähe von Gegnern über Rettung von 5+ verfügen.

Als Wutprotze haben sie die Auswahl zwischen drei unterschiedlichen (sehr brachialen) Waffen, als Wirrprotze sind sie auf Kettenprüg’l beschränkt.

Taktische Einschätzung

Bei der Entscheidung für einen Truppentyp und die Ausstattung kommt es vor allem auf die Gegner an. Wutzprotze mit Protzmalman machen gerade bei schwer gerüsteten Feinden höheren Schaden. Wirrprotze verfügen durch die Rettung jedoch über eine höhere Lebensdauer (wenn auch für 25 Punkte mehr) und kommen daher möglicherweise eher in Frage.

Berittene Bulldozer – Wenn Grunzmäuler die Erde beben lassen

Ein Grunzmaul ist eine wahre Naturgewalt und nur die waghalsigsten Eisenkiefa haben den Mut, sich auf den Rücken eines solchen Monsters zu schwingen. Diejenigen, die das überleben, werden auf beiden Seiten des Schlachtfeldes gefürchtet.

Die Grunzmäuler kommen in dreierlei Gestalt angeprescht, als Hauerboss, mit einer Hackatruppe und als einzelner Grunzmaul-Gauna. Allen gemeinsam ist ein neuer Spielmechanismus, der Schwung. Für jede Rennen- und Angriffsbewegung verbessert sich der Wert um W3 und erhöht so Bewegungsweite und Schadenswerte. Auch zwei neue monströse Gewaltausbrüche haben die Grunzmäuler im Gepäck. Boss und Hackatruppe können über Einheiten in Angriffsreichweite hinwegstürmen und so dahinterliegende Einheiten angreifen. Hier lässt sich ein recht unschöner Effekt erzeugen, der es möglich macht, von Einheit zu Einheit zu springen und große Distanzen zurückzulegen. Dame spielen auf Orruk-Art.

Der Grunzmaul-Gauna versieht Einheiten in Nahkampfreichweite mit einem Effekt. Ab einem Schwung-Wert von vier kommt bei allen noch die Fähigkeit sowohl zu rennen als auch anzugreifen hinzu. Abgerundet wird das Ganze durch recht ansehnliche Attacken und Wunden. Einziger Wermutstropfen des Bosses ist, dass auf Grund seiner Schlüsselwörter keine Verbesserung auf ihn anwendbar ist (abgesehen von einer Reittiereigenschaft).

Taktische Einschätzung

Da der Hauerboss als General alle Grunzmaul-Gauna zu Linientruppen macht, lässt sich hier einiges an Schwergewichten auf das Feld bringen. Die Grunzmaul-Truppen stehen und fallen mit dem Schwungwert. Da dieser stetig um einen Punkt nach jedem Zug sinkt, müssen die Grunzmäuler stetig in Bewegung bleiben. Die Spielmechanismen haben aber durchaus ihren Reiz.

Problematisch könnte das Beanspruchen von Zielen werden, da Monster mit ihrem Gegenwert von fünf Einheiten nicht das größte Gewicht in die Waagschale werfen. Zudem besteht der Zwang, permanent in Bewegung zu bleiben. Eine reine Schweinebande dürfte sich also schwierig gestalten.

Gelingt das Spiel mit dem Schwung, kann eine Truppe Grunzmäuler allerdings ordentlich Schaden anrichten. Durch ihre hohe Bewegungsreichweite und das zusätzliche Rennen besitzen sie eine ausgezeichnete Mobilität. Dass sie alle Trefferwürfe nach einer Angriffsbewegung des Bosses wiederholen dürfen, kann außerdem recht schmerzhaft werden.

Die Grunza-Stampede

Im zweiten Band der Boten des Morgens-Reihe Herrschaft des Ungeheuers ist eine auf Grunzmaulreiter zugeschnittene berühmte Armee zu finden: die Grunza-Stampede. Diese darf nur aus Blutgrunza und Grunzmaul-Einheiten bestehen, reizt deren Fähigkeiten dafür jedoch ordentlich aus. Zusätzliche Bewegung als Monströser Gewaltausbruch, Gegenangriffe als Reittiereigenschaften und Spielfeldweite Befehlsmöglichkeiten spielen die Stärken der Einheiten weiter aus.

Allerdings verliert man in der Grunza-Stampede neben den nützlichen Eisenkiefa-Kampfeigenschaften auch die verstärkenden Fähigkeiten des Kriegstrommlers.

Wie durchschlagend die Grunza-Stampede sich am Ende in Turnieren schlägt, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall kann sie ein paar sehr lustige Armeezusammenstellungen ermöglichen, die das Schlachtfeld ganz in Eisenkiefa-Manier mit Vernichtung überziehen.

Bau- und Basteltips

Wenn man mit seinen Grunzmaul-Modellen etwas flexibel bleiben möchte, bietet sich hier auf recht einfache Weise die Magnetisierung an. Die „Aufhängung“ für die seitlich angebrachten Hackatruppen lassen sich recht einfach mit kleinen Magneten versehen.

Will man das Grunzmaul als Gauna spielen, ersetzt man die Hackatruppe einfach durch die im Set enthaltenen Verdeckungen. Auch bei den Wutprotzen und Wirrprotzen lässt sich die Waffenauswahl so flexibel gestalten. Wer sich noch nicht an Magnete herangetraut hat, dem sei der Artikel von Dennis Rexin ans Herz gelegt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: ab 12
  • Preis: Zoggrok 35 EUR/Platt’nhelme 50 EUR/Platt’nhelm Obaboss 30 EUR/Wirrprotze 45 EUR/Grunzmaul 62,50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, KuTaMi

 

Bonus/Downloadcontent

Wer sich die Regeln für die neuen Eisenkiefa-Einheiten näher anschauen möchte, braucht sich dankenswerterweise weder ein neues Kriegshandbuch noch den Band Herrschaft des Ungeheuers zulegen. Games Workshop stellt, abgesehen von der berühmten Armee, alle Regeln und Werte auf ihrer warhammer-community-Seite kostenfrei zur Verfügung.

Fazit

Die neuen Einheiten liefern vieles, was man sich von waschechten Orruk Eisenkiefa-Truppen wünscht. Das Design ist absolut passend und schön, die Truppen sind brachial und die Spielwerte wie auch Sondereigenschaften spiegeln den Fluff der Einheiten wider. Preisgestaltung ist bei Games Workshop natürlich ein Dauerthema. Abgesehen davon bieten die neuen Einheiten ganz neue und stimmige Möglichkeiten, eine Eisenkiefa-Armee zusammenzustellen. Mir juckt es vor allem in den Fingern, eine Grunza-Stampede über den Tisch zu jagen und dem Waaagh! einen ganz neuen Ausdruck zu geben.

 

  • Schöne und passende Modelle
  • Stimmige Regeln und Eigenschaften
  • Einfache Magnetisierung möglich

 

  • 30 Euro für eine einzelne Figur ist definitiv zu viel

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Verena Bach

Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Geoffrey Förste

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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