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Vorzeichen ist das erste Buch der „Boten des Morgens“-Kampagne von Age of Sigmar. Die letzte Kampagne hat dabei große Veränderungen in den Hintergrund gebracht. Was bietet uns dieser neue Ansatz? Wir haben uns den ersten Band angesehen und berichten für welche Spieler*innen dieser geeignet ist.

Age of Sigmar hat fast wieder seinen Zyklus erfüllt. Beinahe alle Armeen haben neue Armeebücher erhalten, unzählige neue Modelle sind erschienen. Somit wird es, wie auch schon bei den letzten Iterationen, Zeit für eine große Kampagne, die meistens dann die bestehende Edition abschließt. Denn im Sommer 2024 erwartet uns mit großer Wahrscheinlichkeit die vierte Edition Age of Sigmar. Für wen lohnt sich dann eine solche Kampagne am Ende? Und taugt der neue Hintergrund, der uns geboten wird? Wir haben uns das Werk mit seinen 82 Seiten für euch angeschaut und beleuchten seine Stärken und Schwächen. Games Workshop nutzt im Augenblick deutsche Einheitenbezeichnungen, belässt die Fraktionsnamen aber im Englischen. Wir übernehmen das so für unseren Artikel.

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Fantasy-Gewalt

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Friede Freude, Eierkuchen … und Nurgle – Der Hintergrund

Zu Beginn des Hintergrundes ist für die Verhältnisse der Age of Sigmar-Welt alles überraschend in Ordnung. Am Ende der letzten Kampagne war es Alarielle, der Gott-Königin der Sylvaneth, gelungen, Frieden und Hoffnung nach Ghyran, dem Reich des Lebens, zu bringen. Die Truppen von Nurgle, dem Seuchengott, wurden zurückgetrieben und durch einen heilenden Regen wurde das Land von allen Krankheiten geheilt, die der Chaosgott hinterlassen hatte. Doch der ewig lachende Nurgle wäre nicht er selbst, wenn er sich so leicht geschlagen geben würde. Die Zweifelsseuche breitete sich zunächst unbemerkt aus und befiel nur wenige, doch stetig wuchs die Anzahl der Befallenen. Diese verloren jeden Willen zu Kämpfen und schließlich den Willen zu Leben. Mit Hilfe dieser Seuche rückte Phulgoth, einer der Vorboten des Verfalls, immer weiter vor und Siedlung um Siedlung fiel unter seine Hand.

Doch an einem der zu erobernden Orte stellte sich ihm ein ungewöhnlicher Gegner gegenüber. Sir Jerrion, ein Markschrift-Herold des Flesh-Eater Courts. Diese verzerrten, leichenfressenden Untoten leben seit jeher in einem völligen Wahnsinn. In diesem nehmen sie sich selbst nicht als die irren Bestien wahr, die sie sind, sondern sehen sich selbst als glänzende Ritter auf ihren Schlachtrössern, begleitet von ihrer Landwehr und ihrem Tross. Und genau von dieser Vorstellung getrieben, stellten sich die Ghule den Anhängern Nurgles in den Weg und verlangten, dass sie die heiligen Stätten verlassen müssten. Aus dem nachfolgenden Kampf gingen die Untoten als Sieger hervor und zumindest für den Moment wurden die Anhänger des Seuchenvaters vertrieben.

Die Geschichte wird durch Hintergrundtexte und kurze Einschübe erzählt.
Die Geschichte wird durch Hintergrundtexte und kurze Einschübe erzählt.

Die Seuchen wüteten zwar am stärksten in Ghyran, doch auch andere Reiche wie Aqshy, das Reich des Feuers, bekamen die Ausläufer davon zu spüren. Doch hier fehlte der heilende Regen Arielles und so hoffte man durch spirituell gesetzte große Feuer das Übel zu vertreiben und die Seelen der Bewohner zu reinigen. In dieser Zeit großer Unsicherheit stieß die Warnung einer umherziehenden Fyreslayer Bande, dass sich Gloomspite Gitz sammeln würden, auf wenig Gehör. Erst als ein Teil einer der Städte in einer größeren Explosion verschwindet gibt man den Fyreslayern mehr Gehör und beginnt mit diesen zusammen die Gefahr anzugehen und die Gloomspite Gitz zurück ins Dunkel zu treiben.

Der Hintergrund findet sich auf knapp 28 Seiten und wirkt beim Lesen wenig aufschlussreich. Unterschiedliche Dinge werden kurz angedeutet, verschiedene Schauplätze umrissen, aber Tiefe wird hier nicht aufgebaut. Man kann das auf den Umstand schieben, dass dies ein Kampagnenanfang ist, aber etwas mehr hätte es dann doch sein dürfen.

Wie alles zusammenkommt – Pfad-des-Ruhms-Regeln

Helden erlernen innerhalb der Pfad des Ruhms Kampagne neue Fähigkeiten.
Helden erlernen innerhalb der Pfad des Ruhms Kampagne neue Fähigkeiten.

Nach einem recht ausführlichen Bildteil widmen sich die nächsten 20 Seiten Regelergänzungen für Pfad-des-Ruhms-Kampagnen. Bei dieser Spielvariation spielt man in seinem lokalen Geschäft oder auch mit mehreren Freund*innen eine stetig weiterlaufende Geschichte. In dieser beginnt man mit einer überschaubaren Armee, die dann stetig wächst und beispielsweise auch spezielle Aufträge erfüllt. Das Buch liefert dabei interessante neue Möglichkeiten dies zu nutzen, auch mit neuen Schlachtplänen.

Beispielsweise kann man eine*n seiner Held*innen einige Spiele nicht einsetzen, um die entsprechende Einheit auf die Suche nach dem Vorboten der eigenen Fraktion zu schicken, um diesen später zu nutzen. Diese wiederum haben eigene Veteranenfähigkeiten, mit deren Hilfe sie im Laufe der Kampagne noch besser werden. Die Missionen sind dabei keine fortlaufende Kampagne, was man in vielen bisherigen Veröffentlichungen gefunden hat, sondern eine lockere Ansammlung von Szenarien. Für die meisten Spielgruppen dürfte das eine realistischere Umsetzung möglich machen, spielt man doch selten sechs Partien mit demselben Gegenüber in absehbarer Zeit hintereinander. Die Pfad-des-Ruhms-Kampagnen stehen immer etwas außerhalb des normalen Regelkanons, erinnern sie doch mit dem Erfahrungsgewinn von einzelnen Einheiten eher an einen Skirmisher wie beispielsweise Warcry oder Kill Team.

Unterschiedliche Szenarien stehen zur Auswahl.
Unterschiedliche Szenarien stehen zur Auswahl.

Da die Regeln aber in einem freundschaftlichen Rahmen genutzt werden, müssen sie auch nicht so oft angepasst werden und bleiben viel länger nutzbar. Wenn es tatsächlich zu einem Editions-Wechsel im nächsten Sommer kommen sollte, besteht zumindest eine realistische Chance, dass die Pfad-des-Ruhms-Regeln weiter genutzt werden können.

Und gibt es hier noch mehr? – Vorgestellte Einheiten

Um es vorwegzusagen: Der Regelanteil für offene Feldschlachten fällt ziemlich dünn aus. In dem Buch werden vier unterschiedliche berühmten Regimenter vorgestellt. Fjoris Flammenträger für die Fireslayer, Phulgoths Schüttelschar für die Maggotkin of Nurgle, Jerrions Delegation für den Flesh-Eater Court und Braggits Flasch´ndiebe für die Gloomspite Gitz. Letztere hat Kollegin Nina in ihrem eigenen Artikel schon vorgestellt.

Alle können dabei als berühmtes Regiment, also als Söldner, genutzt werden, bei denen sie genauso zusammengesetzt dann für eine Armee der entsprechenden Allianz kämpfen. Sie können dabei aber nicht für die Fraktion genutzt werden, aus der sie eigentlich stammen. Dort können die Modelle aber regulär eingesetzt werden. Selbst die Anführer sind keine besonderen Charaktermodelle, sondern nur eine hier mit einem Namen versehene Standardversion eines Charaktermodells.

Der Nutzen als berühmtes Regiment ist leider meist überschaubar, will man doch gerade in seiner Armee möglichst viele Synergien nutzen, die dann bei einer solchen Ergänzung selten gegeben sind.

Wirklich neu sind hier nur die vier Charaktere, alle anderen Bestandteile der berühmten Regimenter sind bestehende Modelle.

Hintergrundtexte stellen neue Modelle vor.
Hintergrundtexte stellen neue Modelle vor.

Der Vorbote des Verfalls hat nach Ewigkeiten ein wohlverdientes neues Modell erhalten. Er ist jetzt ebenfalls ein Priester geworden, seine Fähigkeiten sehen zumindest auf dem Papier aber nicht beeindruckend aus. Der Markschrift-Heroldergänzt die Untoten um einen Unterstützungshelden. Dieser kann gegnerische Einheiten vor die Entscheidung stellen, ob sie entweder akzeptieren in diesem Zug zuerst angegriffen zu werden oder aber das restliche Spiel jedes Mal einen Moraltest bestehen müssen, wenn sie einen Befehl erhalten oder einen Zauber wirken wollen. Der Grimfesten-Exilant ist ein weiterer Held zu Fuß für die Fyreslayer. Diese hatten schon vorher eine erdrückende Anzahl an Helden zu Fuß, die die Anzahl ihrer Infanterieeinheiten deutlich übersteigt. Der Exilant schützt nicht nur Infanterieeinheiten in der Nähe, sondern kann auch einmal pro Schlacht eine potenzielle Vielzahl tödlicher Verwundungen verursachen. Der Aufwiegla der Gloomspite Gitz ist dafür da, Monster aufzustacheln, um diese in die Schlacht zu treiben. Leider enthält sein berühmtes Regiment kein Monster, was ihn ziemlich fehl am Platz wirken lässt.

Die neuen Helden in der Übersicht.
Die neuen Helden in der Übersicht.

Zu erwähnen sei noch, dass sich bei den Einheiten des Flesh-Eater Courts schon das anstehende neue Armeebuch abzeichnet, sind doch die Werte der begleitenden Einheiten stark verändert worden. Wie so oft bei solchen Kampagnenbänden ist die Halbwertszeit aber unklar, doch kann es durchaus sein, dass das kommende Buch diese Werte nochmals ändert.

Insgesamt bekommt man in diesem Bereich einfach zu wenig für sein Geld. Wenn man nicht die Einheiten zusammen explizit als berühmtes Regiment einsetzen möchte, braucht man das Buch für offene Feldschlachten nicht.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Preis: 32,50 EUR
  • Bezugsquelle: Games Workshop, idealo, KuTaMi

Bonus/Downloadcontent

Am Ende des Buches finden sich die Truppenschriftrollen der vier neuen Helden in gewohnter Qualität auf festen Karton gedruckt. Darüber hinaus befindet sich dort ein Code zur Nutzung des Buches in der Warhammer-App.

Die Vorzeichen deuten – Ein Fazit

Mit gemischten Gefühlen schauen wir auf den ersten Band der Kampagne. Es wird viel angedeutet, aber eine wirkliche Handlung wird uns noch nicht geboten. Stattdessen wirkt das Ganze wie nicht zusammenhängende Plot-Stränge, die sich erst finden müssen. Die Charaktere bleiben blass, große Namen sucht man vergebens. Natürlich können so auch neue Figuren etabliert werden. Inhaltlich bleibt aber zunächst nicht viel hängen. Auch, dass es sich bei diesen nicht um besondere Charaktermodelle handelt, sondern nur benannte Varianten von generischen Charaktermodellen, lässt darauf schließen, dass wir diese Protagonist*innen wahrscheinlich nicht wiedersehen. Für Spieler*innen von offenen Feldschlachten bietet das Buch zu wenig. Insgesamt wirkt 32,50 EUR für 82 Seiten hier überteuert. Wer jedoch zusätzliche Inhalte für seine Pfad-des-Ruhms-Kampagne sucht findet hier gute Inhalte.

  • Gute Ergänzungen für Pfad des Ruhms
  • Hohe Druckqualität

 

  • Kaum Inhalt für offene Feldschlachten
  • Hoher Preis
  • Hintergrund ist mehr Teaser als zusammenhängende Geschichte

 

 

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Milanko Doroski
Lektorat: Maximilian Düngen
Fotografien: Markus Kastell
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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