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Katzen! Nicht nur in der Welt des Cthulhu-Mythos, sondern auch in der nordischen Mythologie, in der Zeit der Industriellen Revolution oder im Weltall! Der dritte Band von Cats of Catthulhu entführt Katzencharaktere in eine Auswahl an neuen Schauplätzen und sogar eine ganz neue Welt.

Hand aufs Herz, wer will schon immer Menschen spielen? Oder zumindest humanoide Wesen, die sich von normalen Menschen maximal in Statur und Ohrenform unterscheiden? Eigentlich wollen wir doch alle Katzen sein. Naja gut, vielleicht nicht wir alle, aber doch immerhin genug von uns, dass mit Kickstarter-Unterstützung nun auch der dritte Band von Joel Sparks‘ Cats of Catthulhu in deutscher Übersetzung vorliegt. In diesem erweitert sich das Spektrum an Szenarien und Settings, in denen Spielende in die Rolle geschmeidiger Fellnasen schlüpfen können, noch einmal erheblich.

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Keine typischen Trigger

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Inhalt

Kommt mit ins Katzen-Multiversum! Das Quellenbuch Buch III: Welten von Catthulhu erweitert die Spielwelt von Cats of Catthulhu nicht nur, sondern bietet eine Auswahl ganz neuer Spielwelten. Während Buch I: Das Nekonomikon das Grundregelwerk und Spielendenhandbuch für dieses eher regelarme Rollenspiel darstellte, erweiterte Buch II: Unaussprechliche Katzen dieses um ein Kompendium an SL-Tipps und detaillierte Informationen zu den lovecraftisch-angehauchten Gottheiten des „Catthulhu-Miauthos“.

Neun neue Settings gesellen sich zu der realen Welt, die die Basis zu Cats of Catthulhu’s Grundregelwerk bildet.

Beide Bücher gehen aber erst einmal grundsätzlich davon aus, dass das Abenteuer in unserer Welt des 20. oder 21. Jahrhunderts spielt und die Charaktere normale Katzen sind. Nicht so Welten von Catthulhu. Die neun neuen Settings, die es zu entdecken gibt, stammen jeweils aus einer anderen Feder.

Feenkatzen am Hof der Königin Katzarina

Sparks‘ eigener Beitrag zu den neuen Settings, Die Katzen von Fuiry, nimmt den größten Teil des Buches ein und beinhaltet neben der Weltbeschreibung und zwei vorgefertigten Abenteuern auch ganz neue Spielmechaniken und Charakterklassen. Denn hier sind die Charaktere keine gewöhnlichen sterblichen Stubentiger, die zwischen Menschenbeinen umherstreichen, sondern mächtige, magische Wesen in der Welt Fuiry, die an die Feenwelt (engl. Fairy oder Faerie) aus der europäischen Folklore angelehnt ist. Wie in dieser stehen sich hier die Seelie, also die im weitesten Sinne „guten“, und die Unseelie, also „bösen“ Feen bzw. hier Katzen in zwei Höfen gegenüber.

Die Spielenden schlüpfen in die Rollen junger, ambitionierter Feenkatzen am Hof der Seelie-Königin Katzarina. Statt den bekannten Rollen aus dem Grundregelwerk (Katzkrobat, Samtpfote, Raufbold, Zweibeinologe und Traumtiger) sind sie Luftakrobaten, Formwandler, Höflinge, Ritter oder Magier (die deutsche Ausgabe verwendet absichtlich das generische Maskulinum), mit jeweils eigenen Fähigkeiten und Eigenarten. Ansonsten entsprechen die Regeln aber dem, was in Buch I: Das Nekonomikon beschrieben ist, dieses ist also vonnöten, um Welten von Catthulhu zu benutzen. Buch II: Unaussprechliche Katzen hingegen wird hierfür nicht gebraucht, denn der „Catthulhu-Miauthos“ ist in Fuiry nicht präsent.

Die Katzen hier leben in Schlössern, tragen Mäntel und Masken, besitzen von Hasen gezogene Kutschen oder Reithunde, manche von ihnen haben gar funktionsfähige Flügel. Menschen gibt es überhaupt nicht, genauso wenig wie triviale Sorgen um Futter oder Krankheit. In dem Setting dreht sich alles darum, Ansehen und Status zu gewinnen, Intrigen zu spinnen und Rival*innen auszustechen.

An den Höfen von Fuiry rivalisieren Feenkatzen um Status.

Heldentaten werden zwar vollbracht, aber meist vor allem, um am Hof der Königin eine gute Figur zu machen, wie sich auch in den beiden Abenteuern, die das Setting beinhaltet, zeigt: In einem geht es darum, ein Attentat bei einem Maskenball zu verhindern, im anderen darum, sich in der Schlacht gegen die Unseelie militärisch hervorzutun – aber bitte doch nach den höfischen Benimmregeln, die auch im Kriege gelten. Die Katzen von Fuiry ist eine sehr reizvolle Welt für Spielende, die soziales Spiel bevorzugen und Probleme gerne eher auf subtile Art lösen.

Die weiteren alternativen Settings

Im zweiten Teil des Buches eröffnet sich ein Spektrum von acht verschiedenen Settings für Katzencharaktere von acht verschiedenen Autor*innen mit unterschiedlichen Stilen und Herangehensweisen an das Thema. Alle bis auf drei von ihnen beinhalten zusätzlich ein kurzes vorgefertigtes Abenteuerszenario und manche auch weitere Abenteuerideen.

In Klauen aus Metall und Knochen von Tracey Barnes sind die Gottheiten des Grundregelwerks gegen die Tiergötter der nordischen Sagen ersetzt. In diesem Szenario, das auf dem Rollenspiel Eiserne Edda basiert, kämpfen die Katzencharaktere gegen die Tiere, die diesen folgen, und versuchen damit, Katznarök, das Ende dieser Welt, zu verhindern.

Das Szenario Schwerter von Catthulhu von Vickey A. Beaver spielt hingegen auf einem mittelalterlich angehauchten Fantasyschloss. Die Katzen dort haben etwa als Schlosskatzen, Scheunenkatzen, Vertraute von Druid*innen oder Magier*innen oder Tavernentiger ein Netzwerk an Informationen, das dazu führt, dass ihnen kaum ein Vorgang bei Hofe und im Dorf verborgen bleibt. Daraus ergeben sich mannigfaltige Abenteuermöglichkeiten. Das Szenario beinhaltet aber auch schon ein kurzes Abenteuer, in dem der Prinz des Schlosses vor dem magischen Einfluss einer verzauberten Katze gerettet werden muss.

Gatos de los Muertos von Mark Diaz Truman versetzt die Katzen in das Arizona des späten 19. Jahrhunderts, in ein kleines Marktstädtchen an der Grenze zu Mexiko. Im vorgestellten Einführungsabenteuer für diesen Schauplatz müssen sie sich mit von einer böswilligen Gottheit wiederbelebten Katzen- und Hundeleichen vom örtlichen Haustierfriedhof schlagen.

In Gatos de los Muertos kämpfen Katzen gegen die lebenden Toten (Haustiere).

Der Schauplatz von Galaktische Krieger gegen Robokatzen von Eloy Lasanta scheint eine weit entfernte Galaxie zu sein, die dabei dennoch irgendwie bekannt erscheint … nur, dass es zusätzlich zu weiß gekleideten Menschen mit Strahlenpistolen, einem weisen alten Mann und einem goldenen Roboter auch noch Robokatzen gibt. Und die müssen die Katzencharaktere bekämpfen.

Großkatzen von Clare O’Halloran überträgt die Regeln von Cats of Cathhulhu tatsächlich auf die Gattung Panthera, also echte Großkatzen und andere wilde Katzenarten von allen Teilen der Erde. Dieses Setting beinhaltet unterschiedliche Abenteuerideen für verschiedenste Wildkatzen wie etwa die Panther, die in Ruinenstädten in einem mittelamerikanischen Dschungel von Visionen geplagt werden oder die Angehörigen verschiedener Spezies, die gemeinsam aus einem Zoo entkommen müssen. Das im Szenario enthaltene Abenteuer ist eine Kooperation von O’Halloran und Sparks. Darin sind die Charaktere Weibchen eines Löwenrudels, die gemeinsam ihre Jungen schützen.

Der Große Catsby von Ryan Schoon bringt die Katzen wieder zurück in die 1920er Jahre, allerdings mit dem Lebensgefühl der Jazz-Ära. In der Zeit der Prohibition feiert der große Catsby ungehindert üppige, mit illegalem Alkohol gut versorgte Partys, auf denen sich allerlei illustre Gäste treffen – und natürlich deren Hauskätzchen.

In Gaslaterne und Getriebe von Brie Sheldon schlagen sich hungrige Kätzchen in der Zeit der Industriellen Revolution mehr schlecht als recht durch, lernen aber auch die neuen Technologien der Menschen kennen und bekommen es, im zum Setting gehörigen Abenteuer, mit einer fiesen Rattenbande zu tun.

In Der Catthulhu-Code versuchen kätzische Geheimbünde, sogenannte Katzbalen, die an die Tempelritter und andere mittelalterliche Orden angelehnt sind, den Weg ins verlorene Paradies zurückzufinden. Dafür müssen sie sich gegen ihre Gewohnheit miteinander verbünden, bevor die Sterne richtig stehen und der Weg für immer versperrt ist.

Erscheinungsbild

Das kleine Softcover ist, im selben Format wie seine Vorgänger, etwa so dick wie beide zusammen. Der Band hat 167 Seiten, von denen fast die Hälfte allein Die Katzen von Fuiry einnehmen. Der Band liegt gut in der Hand und passt, wie die beiden anderen, problemlos in jede Handtasche. Auch im Layout bleibt das System sich treu, mit übersichtlichen Tabellen für alle möglichen Vergleichsfragen und thematisch abgestimmten Katzenbildern, die den Fließtext auflockern. Die Illustrationen von Sarah Dione sind abwechselnd sehr detailreich in Farbe realisiert oder Tuschezeichnungen, die die Katzencharaktere mehr andeuten, aber immer stilsicher und meistens ausgesprochen süß. Die Coverillustration von Caroline Jambour zeigt eine geflügelte Feenkatze und trifft gut das magische Ambiente von Die Katzen von Fuiry.

© Geek World

Die harten Fakten:

  • Verlag: Yvis Nerd and Geek World
  • Autor*in(nen): Joel Sparks, Tracey Barnes, Vickey A. Beaver, Mark Diaz Truman, Eloy Lasanta, Clare O’Halloran, Ryan Schoon, Brie Sheldon, Ben Woerner
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch, übersetzt von Elias Isfort und Kim Nexus
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 167
  • ISBN: 978-3-948941-03-1
  • Preis: 26 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel

 

Fazit: Jenseits von Catthulhu

Wer sagt, dass Katzen nur in der semi-realistischen Welt von Lovecrafts Cthulhu-Mythos als Charaktere spielbar sind? Mit Welten von Catthulhu löst sich Cats of Catthulhu von seinem cthulhuiden Ursprung. Intrigen am Hof der Feenkatzenkönigin bedürfen keiner Tentakelmonster und auch die anderen vorgestellten Settings beziehen sich nur teilweise auf die Ursprungsidee des Systems. Sie beweisen allerdings, dass Katzencharaktere vielseitig genug sind, auch in diversen anderen Welten als der unseren und der des Cthulhu-Mythos gespielt zu werden.

Dabei ist das Feenwelt-Setting Die Katzen von Fuiry von Joel Sparks fast ein bisschen übermächtig in diesem Quellenband: nicht nur nimmt die Beschreibung fast die Hälfte des Buches ein, auch die Coverillustration macht deutlich, dass es in diesem Band hauptsächlich darum geht. Das ist etwas schade, denn als Ergänzung zu den beiden Vorgängerbüchern lohnen sich die acht anderen alternativen Settings auch schon allein!

Welten von Catthulhu bietet viele Möglichkeiten für spielwillige Katzen.

Diese stehen den Grundregeln und-rollen allerdings näher und sollten mit dem Nekonomikon zusammen verwendet werden. Hingegen hätte eine kurze Rekapitulation der Grundregeln Die Katzen von Fuiry zu einem alleinstehenden Werk gemacht, das auch für Menschen von Interesse sein könnte, die an Lovecrafts Cthulhu-Mythos nichts finden.

Im Ganzen ist aber auch dieser Band wieder allen zu empfehlen, die Katzen sowie narratives, regelarmes Spiel lieben. Nicht nur am Seelie-Hof der Königin Katzarina eröffnen sich hier neue Welten und neue Spielmöglichkeiten jenseits der Grenzen des Grundregelwerks.

  • Viele neue Spielmöglichkeiten
  • Neues Setting in eigener, ausgearbeiteter Welt
  • Chance für soziales Spiel

 

  • Hätte als zwei Bücher besser funktioniert

 

Artikelbilder: © Geek World
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Giovanna Pirillo
Fotografien: Luise Loges
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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