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Willkommen in den furchtbaren Tiefen der Gruftwelten. Bei Kill Team Pariah Nexus geht es um Kämpfe zwischen Necrons und Space Marines. Neben frischen Modellen gibt es auch neue Missionen zu entdecken. Wir haben uns die neue Erweiterung für euch angeschaut.

Länger war es ruhig geworden um Kill Team, den kleineren Skirmisher im Warhammer 40.000 Universum von Games Workshop. Nach einem erfolgreichen Reboot 2018 mit der damals großen Kill Team Box, über die wir auch berichteten, folgten diverse Erweiterungen. In letzter Zeit war es jedoch etwas stiller um Kill Team geworden und man fragte sich langsam, was denn noch kommen könnte. Mit Elite- und Charakterauswahlen war der Großteil der tauglichen Modelle abgedeckt. Kill Team Pariah Nexus versucht daher gar nicht erst, eine neue Kategorie an Einheiten einzuführen, sondern lockt mit einer Mischung aus neuen Szenarien und vorher nicht erhältlichen Modellen. Ob dieser Ansatz aufgeht und für wen sich die Box dann überhaupt lohnt, soll unsere Rezension klären.

Was ist eigentlich der Pariah Nexus? – Der Hintergrund

Neue Hintergründe zum Kriegsgebiet sind leider mager ausgefallen.

Das Pariah-Kriegsgebiet ist erstmals am Ende der achten Edition von Warhammer 40.000 im Zuge des sogenannten Psionischen Erwachens vorgestellt worden. Hierbei handelt es sich um ein von den Necrons kontrolliertes Kriegsgebiet, das durch unterschiedliche seltsame Umwelteinflüsse geprägt ist. So funktionieren Warpreisen in diesem Gebiet faktisch nicht und auch die Kommunikation mit dem Imperium ist deutlich erschwert. Verantwortlich für diese Umstände ist an vielen Stellen das Material Noctilit, das auch als Schwarzstein bekannt ist. In genau dieses Kriegsgebiet wirft uns nun auch das neue Buch. Wer sich von dieser Erweiterung jedoch einen großen Fortschritt im Hintergrund erwartet, wird leider enttäuscht werden. Auf gerade einmal zwei Seiten wird das Pariah Kriegsgebiet vorgestellt, wobei keine neuen Informationen genannt werden. Sehr schade, wäre dies doch eine gute Möglichkeit gewesen, den Hintergrund weiter voranzubringen. Auch insgesamt fällt die Länge des Hintergrundes eher bescheiden aus. Auf gerade einmal 14 Seiten finden sich dahingehend neue Inhalte, wobei einige der Seiten aus schon bekannten Artworks oder Bildbeschreibungen bestehen. Hier wäre mehr drin gewesen.

Neue Orte, neue Abenteuer? – Die Regeln

Die Regeln für Kämpfe in Innenräumen gab es schon in Rogue Trader

Die Kämpfe in Kill Team Pariah Nexus spielen sich auf engstem Raum ab. Genau diese Arten von Kämpfen gab es in der Vergangenheit auch schon in der Rogue Trader Erweiterung, über die wir berichteten. Diese Regeln finden sich auch im neuen Buch ohne irgendeine Art von Veränderung. In Kill Team Pariah Nexus sind Sichtlinien noch wichtiger als bei normalen Kill Team-Partien. An vielen Stellen sind Wände oder andere Hindernisse im Weg. Die genaue Positionierung der eigenen Miniaturen ist somit extrem wichtig. Wer sich einer solchen Herausforderung stellen möchte, sollte also schon erste Erfahrungen in normalen Spielen gesammelt haben. Die neue Box bietet eine zweiseitige Spieloberfläche und damit auch zwei verschiedene Killzones. Beide haben dabei unterschiedliche Besonderheiten und spielen sich somit deutlich unterschiedlich. Die Krypta der Konvergenz ist von knisternden Energien durchzogen, die entweder die eigenen Einheiten beschädigen oder diese verbessern können. Während es bei der Krypta der Konvergenz vor allem um das Schießen oder Beschossenwerden geht, dreht sich in der Translocum-Kammer alles um die Bewegung.

Eine der neuen Missionen

Teleportationsmöglichkeiten und zusätzliche Energieschilde können den Ausgang von Kämpfen hier deutlich verändern. Insgesamt enthält das Buch acht Missionen für die neuen Karten, sechs für ein ausgewogenes Spiel und zwei für ein erzählerisches Szenario. Diese neuen Missionen sind recht abwechslungsreich, finden am Ende aber immer auf den beiden gleichen Karten statt. Durch die strikte Vorgabe der Geländeaufstellung mögen sie einmal interessant sein, zum Immer-wieder-Spielen fehlt aber der zusätzliche Anreiz. Alle Szenarien können sowohl mit den Miniaturen aus der Box als auch anderen Killteams bestritten werden. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt, den Miniaturen.

Sind das die Neuen? – Die Miniaturen

Kill Team Pariah Nexus enthält komplett neue Miniaturen, die es, Stand jetzt, nur über diese Box zu kaufen gibt. Vertreten sind dabei die Fraktion der Necrons und der Space Marines durch jeweils sechs Modelle. Auf beiden Seiten handelt es sich dabei um Modelle, die schon länger sehnsüchtig erwartet werden, sei es für Kill Team, vor allem jedoch auch für Warhammer 40.000.

Die Necron-Modelle

Auf Seiten der Necrons findet sich ein Chronomant, dessen Schlagkraft wir ja schon in unserem Bing Fa besprochen haben. Unterstützt wird er dabei von fünf Albträumen, Nahkampfexperten der Necrons.

Bei den Space Marines marschiert schwere Infanterie in die Schlacht. Neben dem Captain mit meisterhaftem schwerem Boltgewehr finden sich in der Box auch fünf Heavy Intercessors. Diese Space Marines tragen alle Gravis-Rüstungen und sind ebenfalls mit schweren Boltgewehren bewaffnet, um weitreichende Feuerunterstützung zu geben. Im direkten Vergleich agieren die beiden Kill Teams völlig unterschiedlich und können auf dem beengten Raum unterschiedlich ihre Stärken und Schwächen zum Tragen bringen. Einen offenen Schlagabtausch über große Entfernungen können die Necrons gegen die überlegene

Die Space-Marine-Modelle

Feuerkraft nicht gewinnen. Also warum nicht die begrenzten Sichtmöglichkeiten nutzen und stattdessen die Space Marines von der Seite oder hinten angreifen?

Abseits der neuen Modelle enthält die Box auch zwei Geländegussrahmen. Dabei handelt es sich um Türen und ungefähr hüfthohe Necronkonstrukte.

Neben den enthaltenen Modellen bietet Kill Team Pariah Nexus auch Regeln und Werte für eine ganze Reihe neuer Modelle der Necrons und Space Marines. Über die Hälfte des Buches nehmen dabei die Regeln der beiden Fraktionen ein. Neue Regeln sind einerseits eine gute Sache, in diesem Fall wirkt dies aber überbordend und verdrängt damit alle anderen Inhalte in den Hintergrund.

Öffnet die Gruftpforten! – Der Inhalt der Box im Detail

Die Box enthält eine ganze Reihe unterschiedlicher Inhalte, namentlich:

  • Einen Captain der Space Marines und fünf Heavy Intercessors
  • Einen Chronomanten und fünf Albträume
  • Ein beidseitig bedruckter Spielplan mit den Maßen 22 Zoll x 30 Zoll
  • 48 an die Gruftwelt angelehnte Geländestücke
  • Das 112-seitiges Softcover-Buch zu Kill Team Paria-Nexus,
  • Zwei Kartensätze mit 17 Missionszielkarten 
  • Einen Abziehbilderbogen für Space Marines

Die Box selbst ist solide verarbeitet. Etwas ungewohnt ist, dass man nicht den Deckel abhebt, sondern den Schuber zur Seite herauszieht. Beim Einzelgebrauch ist dies gewiss egal, falls man die Box als Lagerungsmöglichkeit nutzen will, ist diese Art des Verschlusses aber schadensanfälliger. Die Gussqualität der Modelle ist in gewohnter Weise überragend. Die Space Marines gestalten sich im Zusammenbau etwas einfacher als die Necrons, sind doch vor allem die Albträume recht filigran. Der Detailgrad ist, wie in den letzten Jahren eigentlich immer, grandios. Auch kleinste Details sind noch gut erkennbar. Erwähnenswert ist noch, dass es sich um vollständige Bausätze inklusive aller Waffenoptionen handelt, nicht um sogenannte easy to build-Bausätze.

Vor allem bei den Heavy Intercessors und ihren unterschiedlichsten Waffenoptionen fällt dies ins Gewicht.

Das Gelände ist hübsch gestaltet, doch in seinem Design speziell. Die klare Necron-Optik passt nicht zu allen anderen Schlachtfeldern und Türen braucht man, abseits von Innenszenarien, nicht so häufig. Die restlichen Geländeteile sind leider so niedrig, dass sie keine Sichtlinien blockieren, das erledigen im vorliegenden Szenario die rot eingezeichneten Linien auf den Spielplänen.

Der recht hohe Preis der Box lässt einen dann doch mit gemischten Gefühlen zurück.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieldauer: 90 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Preis: UVP 125 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon

 

Und für wen ist die Box? – Ein Fazit

Insgesamt lässt einen die Kill Team Pariah Nexus Box mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Unklar ist vor allem die Frage, für wen diese Box eigentlich gedacht ist. Für Kill Team Spieler ist sie sehr speziell aufgebaut, sind die Szenarien doch recht beschränkt und lassen sich nicht gut mit bestehendem Material, wie Plänen und Geländestücken, kombinieren.

Wenn einen die beiden enthaltenden Fraktionen nicht interessieren, lohnt sich die Investition für Regeln und Szenarien definitiv nicht.

Insgesamt kann man auch die Frage stellen, ob Kill Team wirklich noch mehr Einheitenauswahl, mehr Sonderregeln auf dem Feld und mehr besondere Momente braucht. Einerseits freut man sich natürlich immer über Abwechslung, auf der anderen Seite soll Kill Team auch schnell und eingänglich bleiben, so dass man es auch mal in einer Pause spielen kann, in der an eine Partie Warhammer 40.000 nicht zu denken wäre.

Als nächste Möglichkeit kommen einem bei Kill Team Boxen als Zielgruppe natürlich Warhammer 40.000 Spieler*innen in den Sinn. Aber auch hier dürfte es nur eine begrenzte Käuferschaft geben. Wer nicht gerade beide Fraktionen für sich oder für Mitspieler*innen braucht, zahlt hier ordentlich drauf. Leider ist das Gelände für 40k Spiele fast völlig ungeeignet. Das haben die anderen Kill Team Boxen deutlich besser gemacht.

Somit steht Kill Team Pariah Nexus leider zwischen allen Stühlen, macht nichts wirklich falsch, aber zu wenig wirklich richtig. Das Buch überzeugt durch zu wenig Hintergrund nicht, für reine Kill Team Spieler*innen wird zu wenig Neues geboten, während 40k Spieler*innen sich überlegen werden, ob sie wirklich alles aus der Box brauchen oder nicht lieber auf die Einzelveröffentlichung der relevanten Inhalte warten.

Kill Team Pariah Nexus ist somit nur für Käufer*innen geeignet, die alle Inhalte aus der Box wirklich haben wollen oder so große Kill Team Fans sind, dass sie die Einschränkungen hinnehmen können.

  • Großartige neue Miniaturen
  • Spannende Szenarien
 

  • Wiederspielwert der Szenarien überschaubar
  • Insgesamt wenig neuer Hintergrund und Inhalte
  • Wenn man nicht alles benötigt, zu hoher Preis der Box

Artikelbilder: © Markus Kastell, Games Workshop
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Katrin Holst
Fotografien: Markus Kastell
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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