Geschätzte Lesezeit: 11 Minuten

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis. Die gewaltigen Kräfte der Separatisten, gestützt durch scheinbar endlose Reihen von Kampfdroiden, haben die Galaktische Republik an den Rand der Auflösung und Niederlage getrieben. Die einzige Hoffnung der Republik ist ihre von edlen Jedi-Rittern geführte Armee von Elite-Klon-Soldaten.

Das Star-Wars™-Universum bietet sich geradezu an, um als Vorlage für ein Tabletop-Spiel zu dienen. Vor zwei Jahren veröffentlichte Fantasy Flight Games dann mit Star Wars™: Legion ein Einheitenbasiertes Massensystem im 35 mm-Maßstab. In der ersten Grundbox dienten die Filme der Episoden vier bis sechs rund um Luke Skywalker und Darth Vader als Hintergrund. Im Jahr 2019 folgte mit der zweiten Grundbox, Star Wars™: Legion – Clone Wars, dann die Version für die ersten drei Episoden, mit welcher man Separatisten und die Galaktische Republik in die Schlacht führen kann. Wir durften die von Asmodee Deutschland vertriebene deutsche Variante der Box begutachten und sagen euch ob der Inhalt sich lohnt.

Die Box beinhaltet alles, was zum Spielen benötigt wird.
Die Box beinhaltet alles, was zum Spielen benötigt wird.

Die Box

Die Box hat ein schön gestaltetes Cover, auf welchem ein Artwork einer Schlacht zwischen Kampfdroiden und Klon-Kriegern zu sehen ist. Der Karton hat die üblichen Brettspielmaße, was eine Einsortierung im Schrank erleichtert. Unter dem Deckel finden sich neben dem Regelwerk Marker, Spielkarten, Geländestücke, Messstab, Bewegungshilfen und Würfel. Alles ist einsortiert in eine Kunststoffeinlage, welche in drei Fächer unterteilt ist. Zur Lagerung der zusammengebauten Miniaturen eignet sich diese aber nur bedingt.

Das Regelheft

Das deutsche Regelwerk kommt als vollfarbiges Heft mit 32 Seiten. Zu Beginn findet sich hier eine kurze Einleitung und eine Übersicht über den Inhalt der Box. Dem folgen Bauanleitungen für die Modelle mit nützlichen Tipps für den Umgang mit den Bausätzen. Leider wirkt die Anleitung etwas sehr komprimiert, was der Übersichtlichkeit schadet. Die Regeln werden zunächst für ein Einführungsspiel mit dem Boxinhalt schrittweise erklärt. Im Anschluss finden sich die Regeln für fortgeschrittene Spiele. Dennoch liefert die Box nicht den vollen Regelumfang. Möchte man mit den detaillierten und in Form eines Living Rulebooks immer aktualisierten Regeln spielen, muss man auf ein Download-Dokument zurückgreifen.

Die Miniaturen

Den Kern der Separatisten bilden zwei B1-Kampfdroiden-Trupps zu je neun Modellen in sieben unterschiedlichen Designs. Sieben von ihnen sind mit Blastern ausgestattet und zwei mit Unterstützungswaffen. Der Einheitenführer ist außerdem durch ein angesetztes Fernglas erkennbar. Die Modelle kommen im Gussrahmen, sind sehr detailliert und filigran. Jedes Modell kann genau auf eine Weise zusammengebaut werden, weshalb sie auch nur einzeln aus dem Gussrahmen gelöst werden sollten, um Vermischungen der Teile zu vermeiden. Die zum Teil sehr dünnen Teile dann zusammenzusetzen ist selbst für erfahrene Spieler*innen nicht ganz einfach. Es empfiehlt sich zunächst die Beine an den Torso zu setzen und die Beine dann mit der Base zu verkleben. Durch die kleinen Klebeflächen gibt es sonst Schwierigkeiten das Modell bis zum Trocknen stabil zu halten.

Unterstützt werden die Droiden durch zwei Droidekas, die jeweils als feuerbereite und als rollende Variante in der Box enthalten sind. Auch sie kommen im Gussrahmen und bestehen aus recht vielen Einzelteilen. Der Zusammenbau ist technisch etwas einfacher als bei den Droiden, jedoch ist die Anleitung auf den ersten Blick etwas überfrachtet. Mit Hilfe des beigefügten Textes kommt man dann allerdings gut zurecht.

Angeführt wird die Armee der Separatisten von General Grievous. Für das Hartplastikmodell gibt es Bauanleitungen für drei Varianten. Es ist möglich ihn mit Umhang und zwei Armen zu bauen, wobei dann entweder Blaster und Lichtschwert oder zwei Lichtschwerter dargestellt werden können. Verzichtet man auf den Umhang, lässt sich eine Version mit vier Armen und vier Lichtschwertern bauen. Es ist aber durchaus auch möglich, weitere Variationen zu bilden. Wie schon bei den Droiden sind auch bei diesem Modell die Klebeflächen zum Teil sehr klein, was die Positionierung des Modells etwas erschwert.

Die Republik verlässt sich auf seine Phase-I-Klon-Krieger. Davon erhält man zwei Trupps zu je sieben Modellen in sieben Designs. Fünf von ihnen sind mit Blastern ausgerüstet und auch hier kann man jeden Trupp um zwei Sonderwaffen erweitern. Der Einheitenführer ist durch seine deutende Hand zu erkennen. Die Modelle bestehen aus einem Kunststoff-Resin-Gemisch und sind in Zip-Beuteln verpackt. Die Einzelteile haben geformte Zapfen beziehungsweise Löcher, so dass jedes Modell nur auf eine Weise zusammengebaut werden kann. Wie bei dem verwendeten Material üblich, wirken die Details nicht ganz so scharf, wie bei den Hartplastikmodellen. Die Qualität ist aber in Ordnung. Der bekannte Nachteil sind verzogene Teile und die erschwerte Entfernung von Gussnähten. Mit etwas heißem Wasser lassen sich Fehlstellungen aber korrigieren und dies wird auch in der Bauanleitung vorgeschlagen.

Mit dem BARC-Gleiter verfügt die Republik über schnelle Unterstützung. Er kann mit oder ohne Beiwagen gebaut werden. Zudem stehen insgesamt drei verschiedene Waffen für den Beiwagen zur Verfügung. Da für den Truppler im Beiwagen zwei Torsi mitgeliefert werden, ist auch ein Wechsel zwischen zwei Waffenoptionen möglich, was nur den Verzicht auf eine Waffe bei der Darstellung erfordert. Der Beiwagen muss nicht verklebt werden, womit auch hier ein Einsatz nach Bedarf möglich ist. Das Modell weist eine gute Detailschärfe auf und die Passgenauigkeit war trotz des Materials erfreulich gut.

Obi-Wan Kenobi hat das Kommando über die Klon-Truppen. Er steht mit über den Kopf erhobenem Lichtschwert in einer herausfordernden Pose. Auch hier passen alle Teile nur auf eine Weise zusammen, was keine Variation der Pose zulässt. Das dünne Lichtschwert war in unserer Box deutlich verzogen und musste mittels der Heißwassermethode korrigiert werden.

Das Gelände

Barrikaden sorgen für Deckung im Spiel.
Barrikaden sorgen für Deckung im Spiel.

Als Gelände liegen der Box acht Barrikaden aus Kunststoff-Resin-Gemisch bei. Diese müssen nicht zusammengebaut werden und sind somit sofort einsatzbereit. Es ist also für Deckung in den ersten Spielen schon gesorgt. Das Design ist schlicht, fügt sich aber gut in die Thematik ein.

Das Spielmaterial

Fantasy Flight Games verwendet gern viele Marker und Karten.
Fantasy Flight Games verwendet gern viele Marker und Karten.

Wie für Spiele von Fantasy Flight Games üblich, sind Marker und Karten in nicht unerheblichem Maße in der Box enthalten. Die Marken bestehen aus dicker Pappe, welcher im Ausdrückrahmen geliefert werden. Auf den acht Einheitenkarten sind alle wichtigen Informationen vermerkt, die zum Spielen der Einheit notwendig sind. Zur Erweiterung von Einheiten stehen außerdem noch 48 Aufwertungskarten im Kleinformat zur Verfügung. Des Weiteren gibt es insgesamt 14 Kommandokarten und 12 Gefechtskarten. Alle sind übersichtlich gestaltet und mit schönen Artworks versehen.

Messtäbe, Bewegungshilfen und Würfel.
Messtäbe, Bewegungshilfen und Würfel.

Um Reichweiten im Spiel zu überprüfen ist ein Kunststoff-Messstab in vier Einzelteilen enthalten, welcher zusammengesteckt werden muss. Zerlegt lässt er sich wieder praktisch verstauen. Für die Bewegung von Einheiten sind drei Bewegungshilfen in unterschiedlichen Längen enthalten, welche aus zwei mit einem Gelenk verbundenen Kunststoffteilen bestehen. Die beiden Teile müssen zusammengesteckt werden, was etwas Kraft erfordert.

Star Wars™: Legion verwendet zwei Sorten von Würfeln. Die neun achtseitigen Angriffswürfel in Schwarz, Weiß und Rot und die sechs sechsseitigen Verteidigungswürfel in Weiß und Rot.

Der Spielablauf

Vor dem Spiel wird ein Punktewert für die Armeen vereinbart. Punktewerte der Einheiten finden sich auf den Profilkarten, wobei jede Einheit noch durch Aufwertungskarten erweitert werden kann. Diese Aufwertungen können beispielsweise weitere Truppen, Spezialwaffen oder Sonderfähigkeiten sein. Gespielt wird auf einer Tischfläche von 90 x 180 cm. Ziel, Aufstellung und Bedingungen der Partie werden vor dem Spiel mittels der Gefechtskarten ermittelt. Das eigentliche Spiel unterteilt sich in mehrere Phasen.

Spielfeldaufbau für ein Trainingsgefecht.
Spielfeldaufbau für ein Trainingsgefecht.

Die Kommandophase

Mittels Kommandokarten wird die Priorität festgelegt.
Mittels Kommandokarten wird die Priorität festgelegt.

Jede Armee wird von einem Commander angeführt, welcher Ordnung in die Armee. In der Kommandophase wählt jede*r Spieler*in eine seiner Kommandokarten und legt sie verdeckt auf den Tisch. Nun werden die Karten aufgedeckt und die Kommandowerte werden verglichen. Wer den höheren Wert vorweisen kann, hat die Priorität. Bei einem Unentschieden entscheidet ein Würfelwurf. Wer die Priorität errungen hat, darf zuerst einer auf der Kommandokarte vermerkten Anzahl an Einheiten in Reichweite 1-3 um den Commander einen Befehl zuweisen. Haben alle Spielenden dies getan, platzieren sie die Befehlsmarker der übrigen Einheiten verdeckt, zum Beispiel in einem Beutel.

Die Aktivierungsphase

In der Aktivierungsphase aktivieren die Spielenden abwechselnd, beginnend mit dem Spielenden, welcher über die Priorität verfügt, ihre Einheiten. Dies kann erfolgen, in dem eine Einheit mit einem platzierten Befehlsmarker gewählt wird oder indem ein Befehlsmarker verdeckt aus dem eigenen Beutel gezogen wird. Der Marker kann dann einer entsprechenden Einheit zugewiesen werden, um sie zu aktivieren. In ihrer Aktivierung darf eine Einheit bis zu zwei Aktionen durchführen.

Bewegungen erfolgen entlang der Bewegungshilfe.
Bewegungen erfolgen entlang der Bewegungshilfe.

Bewegen ermöglicht die Verlegung der eigenen Truppen auf dem Feld. Die dem Bewegungswert entsprechende Bewegungshilfe wird dazu an den Einheitenführer angelegt und dieser über diese hinweg geschoben. Die Bewegungshilfe kann mit einem Gelenk in der Mitte geknickt werden, um eine Richtungsänderung während der Bewegung zu erreichen. Er muss sich nicht die volle Reichweite bewegen, sondern kann auch an einem beliebigen Punkt auf der Bewegungshilfe die Aktion beenden. Der Rest der Einheit wird so bewegt, dass sie die Formation zum Einheitenführer bleibt. Bewegen ist die einzige Aktion, welche zweimal gewählt werden darf.

Angriff ermöglicht eine Schussattacke auf einen Gegner in Reichweite oder einen Nahkampf mit einem Gegner in Basekontakt.

Reichweite wird vom Einheitenführer aus überprüft.
Reichweite wird vom Einheitenführer aus überprüft.

Zielen verleiht einer Einheit einen Marker, welcher ausgegeben werden kann, um im Fernkampf Angriffswürfel zu wiederholen.

Ausweichen verleiht einen Marker, mit dem ein Treffer auf die Einheit negiert werden kann.

Erholung entfernt Niederhalten-Marker und frischt erschöpfte Aufwertungskarten wieder auf.

Karte ermöglicht den Einsatz spezieller, auf der Einheitenkarte vermerkter Aktionen.

Bereitschaft kann eingesetzt werden, wenn eine Einheit noch keine Angriffsaktion durchgeführt hat. Statt zu agieren erhält sie einen Bereitschaftsmarker, der für eine Bewegung oder einen Angriff ausgegeben werden kann, wenn eine gegnerische Einheit in Reichweite 1-2 aktiviert wurde.

Die Endphase

Wurden alle Einheiten aktiviert, folgt die Endphase. In dieser wird das Spielfeld aufgeräumt und auf die nächste Runde vorbereitet. Benutzte Karten und Marker werden abgelegt oder in die entsprechenden Pools zurückgeführt. Dann wird überprüft, ob von einer Seite bereits die Siegbedingungen erfüllt wurden. Ist das nicht der Fall, folgt die nächste Runde.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Fantasy Flight Games, Asmodee
  • Autor*innen: Alex Davy, Luke Eddy
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 120+ Minuten
  • Spieleranzahl: 2
  • Alter: 14+
  • Preis: 89,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Website von Asmodee können einige Materialien für Star Wars™: Legion kostenlos heruntergeladen werden. So bekommt man dort das Regelheft in deutscher Fassung, welches der Box in Druckform beiliegt. Wichtiger ist aber das Referenzhandbuch, welches stetig aktualisiert und angepasst wird und das komplette Regelwerk beinhaltet. Scheinbar wurden auch die Schwierigkeiten beim Zusammenbau erkannt und so wird ein umfangreiches und gut bebildertes Dokument mit Schritt-für-Schritt-Vorgängen und nützlichen Tipps zur Verfügung gestellt. Für die übersichtliche Auflistung der eigenen Armee gibt es einen passenden Armeebogen.

Fazit

Mit dem Star Wars™: Legion – Clone Wars Grundspiel haben Fantasy Flight Games ein gutes Paket geschnürt. Es enthält alles, was für erste Spiele benötigt wird und durch Qualität und Umfang des Inhalts ist der Preis nicht nur gerechtfertigt, sondern der Kauf ist lohnenswert. Bereits ohne die exklusiv in der Box erhältlichen Charaktermodelle beträgt die Ersparnis gegenüber dem Einzelkauf der Miniaturen über 40 Prozent. Die Qualität der Miniaturen ist gut bis sehr gut. Bei den Kampfdroiden ist der Zusammenbau zwar etwas herausfordernd, doch wird man durch schöne Modelle mit scharfen Details belohnt. Die Klon-Truppler sind etwas weniger scharf, haben aber eine annehmbare Qualität, auch wenn an einigen Stellen nachgearbeitet werden muss. Etwas schade ist, dass hier unterschiedliche Materialien für die Modelle gewählt wurden.

Mit dem beiliegenden Regelwerk lässt sich das Spiel recht schnell erlernen und es bietet genug Möglichkeiten der Variation, dass auch auf längere Zeit Spielspaß gewährleistet ist. Im digitalen Zeitalter ist es auch zu verschmerzen, dass die Regeln nicht im vollen Umfang beiliegen, sondern heruntergeladen werden müssen. Nicht nur für Fans des Franchise zu empfehlen.

Artikelbilder: © Fantasy Flight Games, © Lucas Arts
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Dennis Rexin
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein