Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Die Freude in der achten Edition war groß, als die Adepta Sororitas nach langer Abstinenz einen Codex erhielten. Nun ist auch in der neunten Edition ein neuer Codex erschienen und bringt frische Einheiten mit. Wir haben das Gebetsbuch gegriffen und schauen uns die Neuheiten an.

Seit Ewigkeiten schon waren die Adepta Sororitas Lieblinge einer Vielzahl von Spieler*innen, doch erst mit der achten Edition fand die große Renaissance dieser Armee statt. Mit neuen Regeln und vor allem einer Vielzahl von neuen Modellen aus Plastik marschierten die Schwestern des Glaubens zurück auf die Schlachtfelder der fernen Zukunft. Schon damals schauten wir uns den Codex in einer Review an. Die neuen Regeln gefielen uns gut, waren aber komplex. Früh in der neunten Edition haben die Glaubenskriegerinnen des Imperators nun einen neuen Codex erhalten. Dieser kommt jedoch nicht nur mit angepassten Regeln, sondern auch mit einer Vielzahl neuer Einheiten daher. Wir wollen in dieser Review die Unterschiede zur alten Version beleuchten und einen Blick auf frische Optionen werfen.

Der Imperator sei mein Zeuge – Hintergrund und Optik der Armee

Die Adepta Sororitas sind ein wichtiger Teil der Ekklesiarchie, des Glaubens an den Imperator der Menschheit. Hierbei nehmen sie auch zivile Aufgaben innerhalb des gewaltigen Apparates der Verehrung wahr, sind aber vor allem für ihre kämpfenden Schwestern bekannt. Alle Mitglieder der Adepta Sororitas sind ausnahmslos weiblich und rekrutieren sich aus den unterschiedlichsten Lebensumständen, meist jedoch aus Waisenkindern. Diese werden ausgebildet und für den Kampfeinsatz exzellent ausgerüstet. Ihnen fehlen zwar die übermenschliche Stärke und Widerstandskraft von Space Marines, dies machen sie jedoch durch festen Glauben an die richtige Sache wett. Ihr Ausrüstungsniveau ist nicht schlechter als das der Space Marines, sind sie doch auch mit Servorüstungen und Boltern als Standardausrüstung ausgestattet.

Im neuen Codex findet sich eine ganze Reihe von Hintergrundinformationen zu einzelnen Persönlichkeiten und Orden, jedoch erneut kein Zeitstrahl. Games Workshop hat sich leider anscheinend endgültig davon verabschiedet und betreibt über die Codizes fast keine Weiterführung des Hintergrundes. Diese Aufgabe kommt im Augenblick Kampagnenbänden zu.

Diverse Hintergründe werden zwar im Codex angerissen, wer jedoch neu im Warhammer 40k-Hintergrund ist, wird mit einer ganzen Reihe Fragezeichen zurückbleiben. Schade, könnte doch ein Codex einen guten Einstieg für Neueinsteiger*innen bereiten.

Das vorliegende Hardcover hat 128 Seiten. Die ersten 40 Seiten sind mit dem Hintergrund und der Vorstellung unterschiedlicher Schwestern-Orden und Einheiten gefühlt. Hierauf folgen die Miniaturen in einer Galerie.

Die Bilderseiten des Codex bieten eine bunte Auswahl an unterschiedlichen Farbkonzepten, die man nachahmen oder sich von diesen inspirieren lassen kann.

Den restlichen Großteil des Buches machen die Regeln aus. Neben ihnen gibt es dort eine weitere Sektion, falls man eine sogenannte Kreuzzugsstreitmacht spielen möchte. Hierbei geht es darum, dass im Zuge einer fortlaufenden Kampagne die eigene Armee langsam wächst, mehr Einheiten erhält und so auch Neulinge an das Hobby herangeführt werden können.

Insgesamt ist der Aufbau des Buches gut gelungen, alle wichtige Informationen finden sich hier in einem übersichtlichen Rahmen, Übersetzungsfehler sind uns nicht aufgefallen.

Badet sie in heiligem Feuer! – Die Regeln

Zentraler Dreh- und Angelpunkt der Regeln sind die sogenannten Glaubensakte. Für diese werden Wunderwürfel verwendet, eine besondere Form der Würfel, die nur den Adepta Sororitas zur Verfügung steht. Zu Beginn jeder Schlachtrunde erhält man automatisch einen Wunderwürfel, einen weiteren noch am Ende jeder Phase, in der eine eigene Einheit oder eine gegnerische ausgelöscht wurde. Einige besondere Einheiten generieren ebenfalls Wunderwürfel. Wenn man einen dieser Würfel erhält, wirft man ihn sofort und legt ihn mit der gewürfelten Augenzahl zur Seite. Genau diesen Würfelwurf kann man dann im späteren Spiel einsetzen, um einen einzelnen Wurf damit zu ersetzen. So kann man beispielsweise einen wichtigen Rettungswurf schaffen oder eine Angriffsbewegung erfolgreich beenden, ohne das Risiko eines Würfelwurfs eingehen zu müssen. Diese Regel hat in abgewandelter Form auch schon ihre Anwendung bei Blackstone Fortress gefunden.

Darüber hinaus können diese Würfel auch für die neuen Wundereffekte genutzt werden. Wir können nun nämlich einzelne Modelle in unserer Armee gegen Punkte segnen, wodurch sie einen dauerhaften Effekt erhalten. Die Segnung Stürmische Hiebe beispielsweise macht Nahkampfwaffen stärker und erhöht ihren Schadenswert. Wenn man einen Wunderwürfel ablegt, kann man eine Wunderfähigkeit aktivieren. Je höher die Augenzahl des Wunderwürfels, desto größer die Reichweite der Wunderfähigkeit. Bei unserem Beispiel verursachen einmalig Einheiten im Umkreis bei Verwundungswürfen von Sechs neben ihrem normalen Schaden noch eine tödliche Verwundung.

Wie bei nahezu allen Fraktionen gibt es auch bei den Schwestern der Adepta Sororitas unterschiedliche Unterfraktionen, die sich hier Orden nennen. Diese bringen jeweils eigene Sonderregeln, eine eigene Gefechtsoption, eine Begabung des Kriegsherrn und ein Relikt mit.

Die Informationen zu den Unterfraktionen finden sich angenehm gebündelt auf jeweils einer Seite. Falls einem keiner der vorgefertigten Orden zusagt, kann man aus unterschiedlichen Optionen auch einen eigenen Orden erstellen.

Die Sonderregeln der Adepta Sorororitas sind einfacher geschrieben als in der letzten Edition. Nichtsdestotrotz erfordert der richtige Einsatz ein hohes Maß von taktischem Verständnis. Die Schwestern des Glaubens sind somit weiterhin keine Einsteigerarmee.

Verstärkungen sind eingetroffen – Neue Einheiten

Der Codex der Adepta Sororitas hat eine ganze Reihe neuer Einheiten mit im Gepäck.

An erster Stelle muss man dabei Morvenn Vahl nennen. Die Äbtissin des Adepta Sororitas vertritt die Schwesternschaft im hohen Senat von Terra. Auf dem Schlachtfeld trägt sie einen verstärkten Kampfanzug und kann so die Schwestern von der Front führen. Ein beeindruckender Mittelpunkt einer jeden Adepta-Sororitas-Armee. Ihre Werte machen sie für die zerbrechlichen Schwestern äußert widerstandsfähig.

Eine mögliche Unterstützung auf dem Feld können die neuen Paragon-Kriegsanzüge sein. In diesen schreiten Schwestern schwer bewaffnet und gut geschützt in die Schlacht. Das Design ist deutlich besser gelungen als das der etwas in die Jahre gekommenen Grey-Knight-Nemesis-Ritter, die mehr wie ein Baby-Tragegestell wirkten. Das neue Design ist zum Glück deutlich dynamischer und lässt auch nicht die Beine der Schwestern herausbaumeln.

Die Celestia Sacresantis sind eine weitere Nahkampfeinheit, die mit großen Schilden und Streitkolben bewaffnet in den Krieg ziehen. Alternativ können diese Modelle auch Hellebarden als Waffen erhalten. Allgemein ist das Design dieser Einheit sehr mittelalterlich geprägt.

Neben einigen weiteren neuen Charaktermodellen, wie einer neuen Bannerträgerin, sticht vor allem der Castigator-Kampfpanzer ins Auge.

Dieser basiert auf einem verstärkten Rhino-Chassis und ähnelt dem althergebrachten Space Marine Predator. Gegenüber seinem Space-Marine-Äquivalent besitzt der Castigator noch einen zusätzlichen schweren Bolter in der Front.

Insgesamt haben die Adepta Sororitas großartige neue Einheiten bekommen, die das Bild der Armee angenehm abrunden. Der gotische Stil, den die Armee in der aktuellen Fassung hat, wird weiterverfolgt und aufgegriffen. Eigentlich fehlt der Armee nur noch ein Flieger, um eine wirklich runde Auswahl zu bieten. Wer ein interessantes Malprojekt sucht, findet hier eine hübsche Armee. Mit der Mischung aus Servorüstungen und klerikalen Elementen bekommt man großartige Möglichkeiten. Vor allem die Kombination aus moderner Bewaffnung wie Boltern und Flammenwerfern sowie mittelalterlich angehauchten Helmen, die an Schaller erinnern, mag gefallen. Teilweise sind die Modelle geradezu verspielt. Das kann herausfordernd sein, muss einem aber vom Stil her auch schlicht gefallen.

Vorwärts für den Imperator! – Die Schwestern im Gefecht

Morvenn Vhall ist die oberste Äbtissin der Schwestern.

Wenn man sich entscheidet, Adepta Sororitas zu spielen, muss man einen Zwiespalt eingehen. Auf der einen Seite ist die Armee keine Massenarmee, man kann den*die Gegner*in also nicht in billigen Horden von Infanterie ertränken oder einfach durch pure Masse verhindern, dass Missionsziele eingenommen werden. Auf der anderen Seite ist die Armee so spezialisiert, dass man sich Verluste, zumindest im größeren Umfang, nicht leisten kann. Wie also mit den Töchtern des Imperators umgehen?

Tatsächlich muss man diese wohl am ehesten als hochspezialisierte Armee spielen. Einheiten sind meist in einer einzelnen Aufgabe gut, in allen anderen wiederum schlecht. Gleichzeitig darf man sich dadurch, auch in dem speziellen Feld, nicht für unverwundbar halten. Meist bietet sich mit den Schwestern der Adepta Sororitas eine Art Stein-Schere-Papier Taktik an. Man versucht, gegnerische Einheiten direkt zu kontern. Grundsätzlich gilt das für alle Armeen, doch hier wird man ohne eine solche Taktik kaum zum Sieg kommen.

Wenn man Glück hat, lässt sich der Mitspielende von den nicht so bedrohlich erscheinenden Werten der Schwestern täuschen. Durch die hohen Rüstungswürfe wird der recht niedrige Widerstand wunderbar ausgeglichen, und die Schwestern teilen kräftig aus.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Preis: OVP 37,50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon

 

Auf glorreichen Pfaden? – Ein Fazit

Tabletopspieler*innen sind eigentlich immer skeptisch, wenn zu schnell ein neues Armeebuch herauskommt. Schnell wirkt dies wie reine Geldmacherei, ohne das ernste neue Inhalte geboten werden. Auch bei den Adepta Sororitas kam zunächst dieser Gedanke auf, war der alte Codex doch noch keine zwei Jahre alt. Mit den neuen Einheiten und dem deutlich übersichtlicheren Aufbau ist es Games Workshop aber gelungen, den Kauf zumindest erträglicher zu machen.

Die Adepta Sororitas haben ihre großartige Optik behalten und können diese nun mit einer erweiterten Palette an Miniaturen noch besser zur Geltung bringen.

Wer eine einfach zu spielende Armee sucht, sollte sich nach anderen Armee-Projekten umsehen. Wer jedoch die Herausforderung nicht scheut, eine anspruchsvolle Fraktion zu spielen, wird hier mit großartigen Modellen und einer spannenden Optik belohnt.

  • Tolle neue Einheiten
  • Übersichtliche Gestaltung der Regeln
  • Lohnendes Anmalprojekt
 

  • Keine Progression im Hintergrund
  • Anspruchsvolle Armee, die weniger für Einsteiger geeignet ist

 

Artikelbilder: © Markus Kastell, © Games Workshop
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Rick Davids
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein