Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Am Dienstag erscheint der kostenlose DLC zu Marvel’s Avengers: The War for Wakanda. Wir haben für euch ein Interview mit Chris Judge, dem Synchronsprecher von T’Challa, und Evan Narcisse, einem der Comicautoren von Black Panther, der als Storyberater bei dem Spiel tätig war.

Zum Erscheinen von The War von Wakanda wurde uns die Möglichkeit gegeben, ein Interview mit den Entwicklern zu führen, aber auch mit Chris Judge  und Evan Narcisse. Chris Judge ist ein Schauspieler, der einigen vielleicht aus seiner Rolle in Stargate bekannt sein dürfte, wo er Teal’c spielt.

Evan Narcisse ist Comicbuchautor, der zuletzt die Black Panther-Geschichte Rise of the Black Panther geschrieben hat und bei dem Spiel in beratender Funktion tätig war.

Das Interview

Die Einflüsse des Films

Teilzeithelden: Es ist fair zu sagen, dass der Film Black Panther ein Kulturphänomen war. Inwiefern hat das Einfluss auf eure Arbeit an diesem Spiel genommen? Macht es das zu einer besonderen Ehre, am Spiel zu arbeiten oder baut es Druck auf?

Evan: Um ehrlich zu sein ist es beides. Eine Sache, die an dem Film so großartig war, ist dass er diesen kulturellen Stolz und die Energie ausgedrückt hat, die Menschen in der Schwarzen Diaspora untereinander ausgedrückt haben. Es so gefeiert zu sehen, als der Film herauskam, war einfach großartig. Und, natürlich, wenn man dem ganzen dann nachfolgt, ist natürlich die Frage, wie man eine gute Geschichte mit denselben Charakteren und demselben Setting erzählt. Das war die Herausforderung, der sich das Story-Team von Crystal Dynamics stellen musste. Ich will natürlich auch noch Chris zu Wort kommen lassen, aber … ja, es war ein Privileg daran zu arbeiten, allerdings auch mit einem großen Druck verbunden.

Chris: Ja, ich stimme absolut allem zu. Es ist eine, wenn nicht die größte, Ehre meines Lebens, diesen Charakter darzustellen. Aber mit der Ehrerbietung, die man diesem Charakter gegenüber hat, kommt auch eine ganze Menge Druck. Nicht nur, weil es einem wichtig ist, der Sache gerecht zu werden, sondern auch wegen der Erwartungen von allen Leuten um einen herum – zum Beispiel meiner Familie – was es bedeutet, diese Feier unserer Kultur. Aber ja, ich würde es gar nicht anders wollen.

Marvel’s Avengers | Black Panther – War for Wakanda © Square Enix
Marvel’s Avengers | Black Panther – War for Wakanda © Square Enix

Teilzeithelden: Die nächste Frage ist für Evan. Eine Folgefrage, wenn man so will. Hatte der Film Einfluss darauf, wie das Spiel geschrieben wurde?

Evan: Man kann den Film nicht einfach ignorieren. Wie ihr schon gesagt habt, war er ein riesiges Phänomen. Aber wir wollten auch unsere eigene Geschichte erzählen. Entsprechend haben wir einige Änderungen gegenüber den anderen Iterationen des Charakters vorgenommen, so dass diese Figur wirklich an unser Universum angepasst ist. Das heißt Änderungen an seiner persönlichen Hintergrundgeschichte und seinen Motivationen. Wir treffen diese Version von T’Challa, als er bereits eine ganze Weile als Black Panther regiert. Er ist also schon seit einigen Jahren König. Das gibt ihm eine ganz andere Persönlichkeit. Die Version von Black Panther im Film hat gerade erst den Thron bestiegen. Hier hat er bereits einige Herausforderungen überwunden, die wir nicht genau im Spiel besprechen. Er macht den Job schon seit einer Weile. Uns darüber klarzuwerden, in welche Nische unser Black Panther fällt, war definitiv eine der größten Herausforderungen.

Das Story-Team von Crystal Dynamics hat da großartige Arbeit geleistet. Meine Aufgabe dabei war es, sie zu unterstützen, bestimmte Aspekte des Charakters in den Vordergrund zu rücken. Wir sollten eben auch im Kopf behalten, dass er ein Wissenschaftler ist, nicht nur ein Kämpfer. Er ist ein Stratege, hat also seine eigenen Pläne. Was einer der Unterschiede ist: Er vertraut vielleicht ein wenig zu sehr in diese eigenen Pläne, aus seiner eigenen Geschichte heraus. Deswegen geht er erst mit der Einstellung daran: „Wir kommen mit diesen Typen schon klar“ – unterschätzt sie damit aber sehr. Seine Entwicklung im Verlauf dreht sich darum, wie sie mit diesen Außenseitern auf eine Art umgehen, die die Kultur des Landes erhält.

Teilzeithelden: Die nächste Frage ist für Chris. Dies ist noch einmal eine filmbezogene Frage. Hat dich Chadwick Bosemans Darstellung von T’Challa beeinflusst?

Chris: Es hat mich beeinflusst, in der Art wie seine Darstellung ehrenhaft, würdevoll, stark, schön und engagiert war. Engagement für den Charakter, war das, was ich mitbringen musste. Und meine Ehrfurcht hat mich stark beeinflusst, für alle Dinge, die bereits zu T’Challa seit 1966 etabliert wurden, die über die Welt und die Geschichte von Wakanda etabliert wurden. Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht genau so klingen will wie Chadwick, sondern dass es meine eigene Interpretation des Charakters sein musste. Als diese eigene Interpretation muss sie für sich stehen können. Darauf, wie es im Kontext der Geschichte von T’Challa wahrgenommen wird, habe ich keinen Einfluss. Aber ich wollte, dass es meine eigene Interpretation ist. Ich meine, Chadwicks Darstellung war so mitreißend, so erhaben, so wunderschön, dass es immer für sich sprechen wird. Und ich hoffe, meine Darstellung wird genau so geliebt werden, wie seine.

Marvel’s Avengers | Black Panther – War for Wakanda © Square Enix
Marvel’s Avengers | Black Panther – War for Wakanda © Square Enix

Die Comic-Geschichte

Teilzeithelden: Wieder eine Frage für Evan. Wir haben erst vor kurzem deine Storyline der Black Panther-Comics gelesen. Welche Geschichten vom Hintergrund des Charakters haben dich besonders beeinflusst?

Evan: Also ich liebe die Story, die Christopher Priest 1998 geschrieben hat. Das war einfach eine komplette Neuinterpretation des Charakters, die alles Folgende verändert hat. Dann gibt es noch eine Geschichte aus 1988, die ich sehr mag, eine Black Panther-Miniserie, die von Peter B. Gillis geschrieben wurde. Darin kämpft T’Challa gegen diese Apartheid-Superhelden aus einem fiktionalen Land. Er hindert sie daran, in sein Land zu kommen und ihre Aktionen da zu wiederholen. Ich mochte auch die Jonathan Hickman-Version von New Avengers, die eine T’Challa fokussierte Geschichte war. Und ich mochte Ta-Nehisi Coates‘ komplette Geschichten. Aber da habe ich auch einen Bias, weil wir befreundet sind. Aber ich mag, was er da mit dem „intergalaktischen Imperium Wakanda“ gemacht hat. Es war einfach so eine überzeugende Art, die Charaktere neu zu erfinden. Ich finde die ganze Idee dahinter … Ein paar Wakander*innen gehen im Weltall verloren und gründen ihre eigene, expansionistische Slavokratie. Das stellt dann die Frage: Was machst du, wenn Leute in deinem Namen Böses tun?

Teilzeithelden: Chris, wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?

Chris: Also das erste, worauf ich mich konzentriert habe, war den wakandischen Dialekt zu beherrschen, weil der sehr weit von meinem Geldmacher – der tieferen Lage meiner Stimme – entfernt ist. Ich hatte das Gefühl, damit ich das ganze wirklich emotional herüberbringen konnte, dass ich mit meinem ganzen Körper sprechen musste. Das war die erste Herausforderung. Ich hatte dahingehend Glück, dass ich mit Beth McGuire arbeiten konnte, die diesen Dialekt wirklich etabliert hat. Sie hat mich bei der Hand genommen und hat mich überzeugt, dass meine Stimme ganz andere Höhen erreichen kann. Das war die größte Vorbereitung.

Teilzeithelden: Evan, in den Comics und auch im Film spielen die Frauen von Wakanda eine große Rolle. Setzt sich das im Spiel fort?

Evan: Ja, auf jeden Fall. Wir haben auf jeden Fall den Dora Milaje eine große Rolle in der Verteidigung, aber auch in der Identität von Wakanda gegeben. Und auch Shuri spielt in diesem Spiel eine große Rolle. Entsprechend: Ja, wir versuchen hervorzuheben, dass auch wenn Wakanda einen König hat, einige seiner wichtigsten Ratgeberinnen Schwarze Frauen sind. Seien es eben die Dora Milaje oder auch Shuri.

Marvel’s Avengers | Black Panther – War for Wakanda © Square Enix
Marvel’s Avengers | Black Panther – War for Wakanda © Square Enix

Teilzeithelden: Chris, wir sind deine IMDB-Seite durchgegangen und darauf gestoßen, dass T’Challa nicht deine erste Marvel-Rolle ist. Du hast auch Magneto im X-Men Evolution Cartoon gesprochen. Was macht diese beiden Charaktere zu etwas Besonderem für dich?

Chris: Das habe ich tatsächlich, auch wenn ich das bis vor kurzem fast vergessen hatte. (lacht)

Evan: Ist halt auch alles sehr viel Arbeit.

Chris: Nun, Magneto war ein Charakter, der mir viel Spaß gemacht hat. Es war auch ein Charakter, bei dem ich mir nicht viele Gedanken darüber machen musste, wie ich ihn spreche. Ich war so: „Das mache ich schon.“ (lacht)

T’Challa war für mich allerdings im Vergleich etwas ganz Besonderes, eine Rolle, die mir einfach nahe am Herzen liegt. Er ist einfach ein sehr besonderer Charakter für mich, der auch daher ein ganz anderes Herangehen von mir gebraucht hat. Also wenn ich ehrlich bin … Für Magneto bin ich einfach hingegangen, habe das gemacht und es hat Spaß gemacht. Aber T’Challa hat mich ausgefüllt. Ich habe permanent darüber nachgedacht, wie ich die Nuancen richtig darstelle. Damit war es für mich ein sehr viel persönlicheres Projekt.

Eine emotionale Frage zum Schluss

Teilzeithelden: Wir haben eine letzte Frage. Diese ist euch beide gerichtet: Was bedeutet Wakanda für euch?

Evan: Du versuchst, uns emotional werden zu lassen. Chris, ich lasse dir den Vortritt.

Chris: Schönheit. Repräsentation. Stolz. All die Dinge, die man versucht hat, uns zu nehmen. Es ist die Repräsentation von Großartigkeit – von unserer Großartigkeit.

Evan: Ja. Ich sage immer: Wakanda ist nicht real, es ist natürlich nur fiktional, aber die Emotion, der Ethos, die Psychologie, die Wakanda zu so einem ansprechenden fiktionalen Konzept machen, ist real. Die Tatsache, dass wir überleben mussten – wir, als Schwarze Menschen mussten überleben – und versuchen mussten zu leben, in einer Welt, die – wie Chris schon gesagt hat – versucht, uns unsere Menschlichkeit, unsere Arbeit, unser Genie, unsere Kultur, unsere Volkstraditionen zu rauben, sie herabzuwürdigen, sie zu entmenschlichen. In Trotz dieser Entmenschlichung gegenüber zu stehen, ist, wofür Wakanda steht. Ich denke auch, das ist der Grund, warum die Menschen es als fiktionales Konstrukt so unglaublich lieben. Dir wird für Jahrhunderte erzählt, dass du weniger Mensch bist, und dann gibt es diese fiktionale Geschichte, die sagt: Nein, wir waren immer zu dem Besten fähig, was die Menschheit erreichen kann. Ihr alle, außerhalb unserer Kultur und Geschichte, habt das nicht verstanden, habt versucht, das falsch darzustellen, aber nein, wir waren schon immer fähig, Ruhm zu erlangen. Das ist, was Wakanda repräsentiert.

Teilzeithelden: Danke für das Interview.

Artikelbilder: © Square Enix
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Giovanna Pirillo

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein