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2017 feiert Assassin´s Creed, die erfolgreiche Mischung aus Geschichtsstunde und Action-Adventure, sein zehnjähriges Jubiläum. Grund genug für den Herausgeber Ubisoft, einen echten Meilenstein zu setzen. Entstanden ist ein Spiel, das optisch, erzählerisch und spielerisch Neues mit Altbekanntem zu verbinden weiß und damit das wohl vielseitigste Assassin´s Creed bislang darstellt.

Kenner der Erfolgsserie Assassin´s Creed (AC) haben sehnsüchtig auf die Veröffentlichung von Origins gewartet. Sie sind mit den Helden der Spielreihe von den Kreuzzügen an stetig vorwärts in der Geschichte gereist: durch die italienische Renaissance der Borgia, die Piratenjahre der Karibik, den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, die französische Revolution und das viktorianische London, bis in die russische Oktoberrevolution. Dabei haben nicht alle Teile voll überzeugen können. Gerade AC: Unity, das in der französischen Revolution angesiedelt ist, und die 2,5D-Trilogie AC: Chronicles zogen sich durch die technisch eher schlechten Umsetzungen der erzählten Geschichten das Missfallen der Spielerschaft zu.

Syndicate war wieder etwas besser gelungen, doch mangelte es diesem Spiel an Innovationsgeist. Für die meisten Spieler galt der vierte Teil, AC: Black Flag, bisher als das bei Weitem beste Spiel der Reihe. AC: Origins wagt nun mit vielen Neuerungen, stark verändertem Gameplay und einer Geschichte, die erstmals weit vor das Kreuzzugsszenario des ersten Teils zurückgeht, einen Angriff auf den Titelverteidiger.

Die Geschichte

AC bleibt den typischen Doppelgeschichten – eine in der Moderne angesiedelte Rahmenerzählung und der Hauptstrang in der Vergangenheit – treu. Diesmal schlüpft der Spieler in der Rahmenhandlung in die Rolle einer jungen Forscherin, die Abstergo unbedingt von ihren Fähigkeiten überzeugen möchte, und daher auf eigene Faust in den Animus, die totale Simulation historischer Ereignisse, eintritt. Hier durchlebt sie die im Gencode erhaltenen Erinnerungen des Ägypters Bayek.

Bayek ist der letzte Medjai, ein heiliger Krieger und Verteidiger der Traditionen Ägyptens. Als er in seiner Heimatstadt Siwa einer Verschwörung auf die Spur kommt, wird er zum Spielball finsterer Mächte. Der durch Tiermasken verhüllte Rat der Ältesten hat es auf den Priester Siwas und auf seinen Verteidiger abgesehen. In einem Kampf gegen die Anhänger des Rates, stirbt Bayeks Sohn durch den Dolch seines Vaters. Bayek wird, rasend vor Schmerz und Pein, zum Sterben zurückgelassen. Doch ein heiliger Krieger gibt nicht so einfach auf und ein Vorfahr der mächtigen Assassinen kann nicht so leicht gebrochen werden. Er schwört Rache und macht sich auf, die Maskenträge des Rates zu identifizieren, zu finden und zu vernichten.

Dabei trifft er auch seine geliebte Frau Aya wieder, die eine Agentin Kleopatras geworden ist. Denn die junge Prinzessin möchte den Thron Ägyptens für sich beanspruchen. Es beginnt ein abenteuerliches und finsteres Spiel um Blut, Macht und Liebe.

Die Grafik

Grafisch ist Origins wirklich ein Meilenstein der AC-Geschichte. Ägypten erstrahlt in den lebhaftesten Farben und Bildern. AC bestach schon immer durch eine Optik, die mit viel Sinn für das Feine und die Details historische Epochen lebendig werden lassen konnte. Das ist bei Origins besser gelungen als jemals zuvor, und das will schon etwas heißen Ob der Sand der Wüste, das mächtige Alexandria mit seiner Mischung aus griechischer und ägyptischer Architektur oder die Pyramiden von Gizeh: das alles wirkt sehr scharf und ausdrucksstark.

Auch an der Bewegungsdynamik der handelnden Figuren wurde gearbeitet. Das lässt die Charaktere lebendiger und deren Bewegungen und Mimik flüssiger wirken, als in vorangegangenen AC-Auskoppelungen. Natürlich wirkt sich dies sehr positiv auf die Immersion und somit das Spielerleben des Spielers aus.

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Das Gameplay

AC: Origins verabschiedet sich von der bisherigen Steuerung, was vor allem für alte Hasen eine ziemliche Neuerung darstellt. Vorbei die Zeiten der immer gleichen Konter und Angriffe. Nun muss taktisch gekämpft werden, wobei der Großteil der Kampfsteuerung auf der Playstation nun über die Knöpfe R1, R2, L1 und L2 läuft. Die Auswahl der Waffen, die Bayek zur Verfügung stehen, ist ausgesprochen vielfältig, und bestimmte Waffentypen sind gegen einige Gegnergruppen effektiver als andere. Hier kommt bereits mehr Rollenspiel-Gefühl auf, als man es von AC in der Vergangenheit gewohnt war.

Doch dies gilt nicht nur für den Kampf. Das Finden von Schätzen, Gegenständen und Waffen sowie das Jagen, das zum Erlangen von Rohstoffen für den Waffenbau dient, erinnern mehr an Dragon Age und ähnliche Spiele, als an ein klassisches Assassinen-Spiel. Auch ist die Welt nun offener, freier und lebendiger als jemals zuvor. Am oberen Bildschirmrand gibt es eine Kompasszeile zur Navigation, die auf Plots, Händler und besondere Orte hinweist. In den allermeisten Situationen wimmelt diese nur so von Möglichkeiten zur Entdeckung und zum Erleben von Abenteuern. Jeder Schauplatz kann zu Fuß, Pferd, Kamel oder mit dem Boot erreicht werden. Die Geschichte ist nicht mehr so streng geführt wie in der Vergangenheit, sondern offenbart sich dem Spieler sozusagen im Vorbeigehen. Das lässt die Spielwelt sehr lebendig erscheinen und schafft ein Gefühl unbegrenzter Möglichkeiten. So viele Nebenplots und kleine Geheimnisse gab es noch nie zu entdecken.

Oftmals wird es auch finster

Den Spieler erwarten spektakuläre Raubtierkämpfe, die altbekannten „Schleich und Töte“-Quests, aber auch Seeschlachten, Streitwagenspektakel, Tauchgänge und vieles mehr. Auch das häufige Nachladen, wenn man bei einer Schleich-Mission entdeckt wurde, gehört der Vergangenheit an. Denn man kann einfach die nun angreifenden Gegner im offenen Duell bekämpfen oder andere taktische Optionen erwägen.

Gerade bei der Taktik hilft auch der Adler Bayeks, der ein Gebiet überfliegen, Ziele lokalisieren und Wachen entdecken kann. Dies ist eine stimmungsvolle und zugleich sehr interessante neue Variante, die dem Spielfluss Tiefe verleiht.

Ein weiteres Rollenspiel-Element zeigt sich bei der Charakterentwicklung. Es liegt nun in der Hand des Spielers, Bayeks Aufstieg anhand eines Fertigkeitenbaumes voranzutreiben. Dieser bietet sowohl eine Auswahl für Nah- und Fernkampf als auch für mystische Fertigkeiten. Hier lässt sich bestimmen, ob Bayek sich eher für einen offensiven oder defensiven Kampfstil eignet, ob er eher der Meuchler aus den Schatten, der scharfäugige Jäger oder der unaufhaltsame Kämpfer wird.

Die harten Fakten:

  • Herausgeber: Ubisoft
  • Plattform: PS4
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • USK: 16
  • Preis: 59,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Es sollte das beste Assassin`s Creed werden, das es je gab: nicht mehr und nicht weniger war der Anspruch, mit der die Spieleschmiede Ubisoft ihr AC: Origins auf den Markt brachte. Dazu ist man mutige Schritte gegangen. Das Gameplay wurde grundlegend verändert, erweitert und insbesondere durch rollenspielerische Elemente ergänzt. Das funktioniert sehr gut und macht Origins für alte Hasen frisch und spannend, während es neuen Spielern den Einstieg erleichtert. Die Grafik ist äußerst gut gelungen und lässt den Glanz des alten Ägyptens im heimischen Wohnzimmer lebendig werden. Historiker Maxime Durand hat sich sehr intensiv mit den spezifischen Baustilen und Lebensgewohnheiten vertraut gemacht, und auch den historischen Persönlichkeiten, ob Kleopatra, Cäsar oder Ptolemaios, haucht er sehr geschickt und erzählerisch spannend Leben ein.

Doch das wirklich fesselnde Element des Spiels ist die Geschichte um Bayek, Aya und ihre Rache. Diese Erzählung wird spannend und fantastisch erzählt, und verbindet Elemente des Grafen von Monte Christo mit aufregender Historio-Fantasy. Die gewaltige Spielwelt lädt zu langen Spielstunden ein und macht es dem Spieler schwer, den Controller aus der Hand zu legen. Lediglich die manchmal sehr lang erscheinenden Wüstenwanderungen ermüden gelegentlich und verleiten zum Singen von Freddy-Quinn-Songs: „Brennend heisser Wüstensand…“

Artikelbilder: UBISOFT
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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