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Star Wars Legion entführt uns auf die Schlachtfelder des bekannten Universums und ermöglicht es einem, erbitterte Gefechte zwischen Rebellen und Sturmtruppen nachzuerleben. Doch lohnt es sich, für das Spiel das Lichtschwert aus dem Schrank zu holen, oder sollte man es doch besser hängen lassen?

Star Wars ist zuletzt durch die neu erschienenen Filme wieder in aller Munde. Ein Umstand, der sich natürlich auch in der Veröffentlichung unterschiedlichster Spiele niederschlägt. Asmodee hat mit Star Wars Legion die deutsche Übersetzung des im Englischen bei Fantasy Flight Games erschienenen Spiels übernommen. In diesem Unboxing soll es dabei um die Grundbox gehen, was man dort für sein Geld bekommt und wie zugänglich die Spielmechanik ist.

Für die Rebellion? – Der erste Eindruck

Schon von außen macht die Star Wars Legion-Box einen sehr ordentlichen Eindruck. Ein hübsches Motiv schmückt eine feste und gut sitzende Kartonbox. Dieser positive Eindruck setzt sich auch beim Öffnen fort. In der Box befinden sich dabei:

  • Ein Regelheft, das auch die Zusammenbauanleitungen beinhaltet.
  • Ein Pappbogen mit den Markern zum Heraustrennen.
  • 15 Spezialwürfel, drei je Sorte
  • Drei Bewegungsschablonen in verschiedenen Längen
  • Ein zusammensteckbarer Messstab
  • 8 Barrikaden
  • 14 Rebellensoldaten (2 Trupps)
  • 1 AT-RT Läufer der Rebellen
  • Luke Skywalker
  • 14 Stormtrooper (2 Trupps)
  • 2 Speederbikes (1 Einheit)
  • Darth Vader
  • Ausrüstungskarten
  • Befehlskarten
  • Szenariokarten
  • Aufstellungskarten

 

Die Box ist prall gefüllt, wirkt dabei aber gleichzeitig aufgeräumt. Dafür sorgt eine ganze Reihe von Fächern im Innenraum, die auch für die zusammengebauten Modelle noch genug Platz bieten. Auch bei unruhigen Transporten im Auto oder der Bahn bleibt somit alles an seinem Platz. Zusammen mit der schön aufgemachten Box hinterlässt Legion hier somit einen soliden Eindruck.

Alles Pappe oder was? – Begleitheft und Material

Der Markerbogen ist ebenfalls ansehnlich gestaltet. Die Pappe ist fest und griffig, der Druck scharf und detailliert. Auch beim Ausstanzen ohne Hilfsmittel fransen die Marker weder aus, noch bilden sie unsaubere Ränder.

Das Begleitheft ist leider der erste Punkt, d er nicht positiv auffällt. Es ist mit 32 Seiten relativ dünn und beinhaltet dabei die Bauanleitungen für die Miniaturen, die Einsteigerregeln, erweiterte Regeln und einen Ausblick darauf, wie man seine Spielerfahrung weiter ausbauen kann. Jegliche Informationen zum Star Wars-Hintergrund fehlen. Man kann dabei natürlich argumentieren, dass für viele Personen in der möglichen Zielgruppe die Hintergründe und Einheiten selbsterklärend sind, zumindest aber ein paar Anmerkungen oder Szenariovorschläge wären hierbei interessant gewesen. Auch zu speziellen Ausrüstungsgegenständen, wie den Sonderwaffen beider Trupps oder dem AT-RT, gibt es keine weiterführenden Erklärungen. Eine vertane Chance, um die Spieler tiefer in die Spielwelt zu ziehen.

Der Bauanleitungsteil ist für die Infanteriemodelle in Ordnung, für die beiden Fahrzeugtypen aber eine ziemliche Katastrophe. Bei vielen Kleinteilen, vor allem bei den Speederbikes, kann man nur raten, wo diese hingehören, oder aber versuchen, aus den anderen Bildern im Heft abzuleiten, wo die Teile angebracht werden müssen. Ein klarer Punkt, der Nachbesserung benötigt und hoffentlich in weiteren Sets besser gelöst wird.

Die Regelsektion ist übersichtlich gestaltet und ermöglicht den schnellen Einstieg ins Spiel. Angenehm ist hier vor allem, dass es einen „Einstieg ins Spiel“ gibt, der einige komplexere Dinge auslässt, die man für eine erste Runde nicht braucht. So kann man schnell ins Spiel starten.

Das Ende des Begleithefts befasst sich mit dem Sammeln der Armeen, wie man die Miniaturen richtig bemalt und wie man Gelände baut. Alle drei genannten Punkte sind leider dabei so kurz ausgefallen, dass man sie sich auch hätte sparen können. Wer schon Miniaturenspiele gesammelt hat und Figuren angemalt hat, wird die Seiten nicht brauchen, wer dies jedoch bisher nicht getan hat und hier auf Hilfe hofft, wird wahrscheinlich völlig enttäuscht. Die Ausdrücke „Highlighten“ oder „Akzentuieren“ mit einem einzelnen Modellbild ohne Progression oder Farbempfehlung helfen leider kaum weiter.  

Vor dem Gefecht – Die Figuren

Die Qualität der Figuren ist grundsätzlich in Ordnung. Alle Teile, die erkennbar sein sollen, können an den Figuren auch wahrgenommen werden. Es gibt keine auffälligen Gussgrate oder Beschädigungen an den Güssen. Besonders angenehm fallen die Barrikaden auf, die nicht nur hübsch aussehen, sondern auch ein gutes Gewicht besitzen, sodass sie nicht bei jeder zufälligen Berührung verrückt werden oder umfallen. Wenn man Legion als Brettspiel betrachtet, bekommt man ordentliche Miniaturen, die einen angenehmen Detailgrad bieten. Betrachtet man Legion als Tabletop-Spiel, was es in einer gewissen Weise auch sein möchte, sind die Figuren relativ ernüchternd. Der Detailgrad ist wie gesagt in Ordnung, aber kann mit anderen Tabletopvertretern nicht mithalten. Alle Miniaturen in der Grundbox besitzen nur eine mögliche Zusammenbaupose, die keine Optionen zulässt. Die Posen sind zwar dynamisch gestaltet, wiederholen sich aber logischerweise schon in beiden Infanterietrupps. Die Figurenqualität hat man, losgelöst von der starken Star Wars-Lizenz, bei anderen Spielen schon deutlich besser gesehen. 

Auf die Würfel, fertig, los – Die Spielregeln

Ein Spiel steht und fällt logischerweise mit seinen Regeln und Star Wars Legion legt die recht komplexen Regeln angenehm dar. Vor dem Spiel verteilt man seine Truppen und legt seine Einheitenkarten bereit. Auf diesen sind alle wichtigen Werte jedes Trupps zu finden.

Zu Beginn jedes Zuges wählen beide Spieler verdeckt eine Kommandokarte. Diese bestimmt einerseits, wie vielen Einheiten man Befehle erteilen darf, kann aber zum Teil auch weitere Effekte aktivieren. Dieser Schritt bestimmt auch die Zugreihenfolge, die sogenannte Priorität. Priorität hat hier der Spieler, dessen Befehlskarte in der oberen Ecke den niedrigeren Wert hat, der durch Kreise dargestellt wird. Sollten beide Spieler den gleichen Wert haben, wird darum gewürfelt, wer in diesem Zug Priorität hat. Nachfolgend werden die eigentlichen Befehle erteilt. Jeder Spieler wählt in einem festen Abstand um seinen Kommandanten so viele Einheiten aus, wie die Befehlskarte es ihm ermöglicht. Diese Einheiten dürfen noch nicht sofort handeln, dies wird im nächsten Spielabschnitt, der sogenannten Aktivierungsphase, abgehandelt.

Dort können die Spieler ihre Einheiten abwechselnd Aktionen ausführen lassen, beginnend mit dem Spieler, der Priorität hat. Hierbei wählt man entweder eine Einheit, die zuvor einen Befehl erhalten hat, oder man versucht, eine andere Einheit zu aktivieren. Hierfür zieht man entsprechende Plättchen und versucht, eines mit dem Einheitentyp zu erwischen, den man aktivieren möchte. Hier gibt es beispielsweise Commander, Korps oder Unterstützungseinheiten. 
Man muss hier also taktisch abwägen: Will man eine Einheit aktivieren, der man vorher einen Befehl gegeben hat, oder doch riskieren, dass man vielleicht nur eine gerade nicht so nützliche Einheit nutzen kann?Grundsätzlich kann jede Einheit zwei Aktionen durchführen. Beispielsweise sich bewegen, angreifen, zielen oder Deckung suchen. Angreifen darf man dabei maximal einmal pro Aktivierung nutzen. Die Bewegung läuft recht intuitiv ab, je nach Bewegungsprofil benutzt man eine von drei verschiedenen Bewegungshilfen. Bei Infanterie darf man diese überall am Modell anlegen, Fahrzeuge haben an ihrer Front jeweils eine Aussparung, die benutzt werden muss. Hiermit wird geschickt die höhere Beweglichkeit von Infanterie gegenüber Fahrzeugen betont. Infanterietrupps lassen sich im Vergleich zu anderen Tabletops deutlich schneller bewegen. Man misst nur den Abstand für den Truppführer und kann dann in einem gewissen Radius die restliche Einheit platzieren. Da man Entfernungen beim Schießen auch vom Truppführer zum nächsten Modell misst, werden wohl oft die Anführer in die erste Reihe gestellt werden, während sich der Trupp dahinter, potentiell auch in Deckung, versammelt. Eine durchaus cineastisch anmutende Aufstellung. Beim Schießen greift man wiederum auf die Truppenkarte zurück und würfelt entsprechend Waffenwürfel. Diese unterscheiden zwischen Treffern und kritischen Treffern, wobei kritischen Treffern nicht ausgewichen oder diese durch Deckung verhindert werden können. Jedoch können durch die beiden genannten Verteidigungsmaßnahmen normale Treffer annulliert werden. Abschließend würfelt der verteidigende Spieler einen Verteidigungswürfel für jeden erfolgreichen Treffer und reduziert diese so ein letztes Mal. Alle Treffer, die so nicht verhindert werden konnten, werden von den Lebenspunkten abgezogen, „tote“ Modelle entsprechend entfernt.

Über diese Grundkonzeption hinaus haben einige Einheiten noch Sonderregeln. Manche ignorieren die Rüstung von Fahrzeugen, die sonst automatisch normale Treffer verhindern kann, andere erzeugen mit ihren Würfen mehr Treffer oder können besser verteidigen. All diese Effekte finden sich ebenfalls auf den Einheitenkarten und geben dem Spiel deutlich mehr taktische Tiefe.

Wenn beide Spieler alle Einheiten aktiviert haben, wird die Runde beendet. Die Befehlskarte vom Anfang wird zur Seite gelegt und kann nicht mehr in diesem Spiel verwendet werden. Im nächsten Zug wählen beide Spieler wieder eine neue Befehlskarte und der Zug beginnt von Neuem.
Über diese Grundregeln hinaus bietet Legion noch eine ganze Reihe weitere Regeln. So können Einheiten, auf die zu viel geschossen wurde, niedergewhalten werden und so nur noch zu weniger Aktionen in der Lage sein oder sogar in Panik vom Feld fliehen.

Auch können Einheiten mit Aufwertungskarten vor Spielbeginn verstärkt werden, die entweder dem Trupp mehr Modelle, potentiell auch mit anderen Waffen, oder besondere Ausrüstungsgegenstände hinzufügen. Nett gestaltet ist hier, dass wiederum auf den Einheitenkarten gekennzeichnet ist, welche Art von Aufrüstung die jeweilige Einheit überhaupt erhalten darf. Um hier eine Spielbalance zu gewährleisten haben alle Einheiten und Aufwertungskarten Punktkosten, so dass beide Spieler möglichst eine gleich starke Armee haben.

Der Regelkorpus ist insgesamt ordentlich gestaltet und nach einer ersten Eingewöhnungsphase nicht schwierig umzusetzen. Wenn man schon Erfahrungen mit solchen Miniaturenspielen hat, kann man sich viele Werte recht schnell merken. Unterschiedliche Stärken finden sich zudem in verschiedenfarbigen Würfeln wieder. Ohne Erfahrungen fühlt sich das Ganze unintuitiver an, durch die Einheitenkarten kann man aber immer alles gut im Blick behalten, ohne in irgendwelchen Regelwerken blättern zu müssen. 

Wilkommen bei den Sturmtruppen –  Erste Spielerfahrungen

Im Begleitheft findet sich eine mögliche Aufstellung für ein Testgefecht, das man auch ohne Problem auf einem handelsüblichen Küchentisch austragen kann. Durch die mitgelieferten Barrikaden muss man auch kein improvisiertes Gelände aus Büchern oder ähnlichen Gegenständen bauen, sondern bekommt alle Deckungsmöglichkeiten direkt mitgeliefert. Die eigentliche Ausstattung der Grundbox zeigt jedoch Schwächen. Die niedrige Anzahl von Würfeln fühlt sich beim Spielen störend an. Man muss innerhalb eines einzelnen Wurfes die Würfel wieder aufnehmen und nochmal werfen, da nicht genug eines Typs vorhanden sind. Das lähmt den Spielfluss merklich. Weiterhin funktionieren die Regeln zwar gut mit den Einheiten, man merkt jedoch sehr schnell, dass das Spiel klar auf größere Truppenkontingente ausgelegt ist. Die Mechanik der Befehle funktioniert bei nur vier aktivierbaren Einheiten nicht richtig, kann man doch um das zufällige Ziehen leicht herumspielen.
Möchte man über das Übungsgefecht hinausgehen und das richtige Beispielgefecht im Begleitheft spielen, hat man in der Grundbox schon nicht mehr genug Miniaturen. Bei einer kleineren Einstiegsbox wäre das vertretbar, bei dem schon recht stolzen Preis von fast 75,00 EUR ist dies aber unangebracht. Wenn man sich nach den ersten Gefechten mit den Punktkosten auseinandersetzt, wirken zumindest die Miniaturen aus der Grundbox nicht gut balanciert. Die Imperiumstruppen sind merklich teurer als die der Rebellen, ohne dass deren Vorteil so signifikant wäre, dass es diesen Preis rechtfertigen würde. Das kann schnell frustrieren. Wenn man tiefer in die Spielmechanik einsteigen möchte, braucht man zwangsweise mehr Miniaturen und im besten Fall auch Würfel. Ob einen dann die Grundbox mit ihren begrenzten Spielmöglichkeiten überzeugt, mehr Geld in die Hand zu nehmen, ist fraglich.

Möge die Macht mit dir sein? – Ein Resümee

Star Wars Legion ist auf keinen Fall ein schlechtes Spiel. Die Miniaturenqualität ist in Ordnung, die Bewegungsmechanik ist innovativ geregelt, die Spielmechanik eingängig. Leider hat die Grundbox einige Schwächen, die den Spaß, sowohl bei der Vorbereitung als auch beim eigentlichen Spiel, merklich schmälern. Wer ein Fan des Franchises ist und mehr Geld als das für die Grundbox in die Hand nehmen möchte, findet hier ein Spiel, das einen tief ins Lieblingsuniversum eintauchen lässt, mit vertrauten Einheiten und tollen Star Wars-Momenten. Wer aber nur ein kurzweiliges Brettspiel sucht, das in sich ohne weitere Erweiterungen funktioniert, ist wahrscheinlich bei anderen Produkten besser aufgehoben.  

Die harten Fakten:

  • Verlag: Fantasy Flight Games/Asmodee (deutsche Übersetzung)
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Grundbox
  • EAN: 4 015566 025868
  • Preis: 74,22 EUR (Amazon)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Artikelbild: © Fantasy Flight Games, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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