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Die Zeit der Lockdowns ist vorüber und die ersten Cosplay-Treffen und -Messen stehen vor der Tür – doch viele Cosplayende stehen vor einer großen Herausforderung: wie herauskommen aus dem Motivationstief? Wir haben ein paar Tipps und Tricks parat, um die Prokrastination zu besiegen.

Cosplayende hatten eine lange Durststrecke durchzustehen. Mit den Lockdowns durch die Corona-Pandemie waren Messen in den meisten Fällen untersagt und auch größere Gruppentreffen mussten nach hinten verschoben werden. Was blieb war zumeist nur das eine oder andere Fotoshooting mit genügend Abstand und der nötigen Vorsicht. Die langanhaltende Pandemiezeit hat viele Cosplayende dazu verdammt ihre Werke nur noch online zu präsentieren – Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram und Twitter wurden zu den wichtigsten Universen, um das Hobby noch mit anderen zu teilen. Das Ausbleiben persönlicher Begegnungen, die für viele aus der Szene essenziell sind, nagten schnell an der Motivation Cosplays umzusetzen. Denn wofür, wenn man es nirgendwo mit den Bekannten tragen konnte. So eine Phase kann schnell dazu führen, dass man in eine Spirale der Prokrastination fällt – das Phänomen, das auftritt, wenn man sich aufgrund von Motivationslosigkeit oder Ablenkung schwer tut essenzielle oder selbst gesteckte Ziele zu erreichen.

Diese Lockdown-Zeit neigt sich dem Ende zu und das Leben, wie auch die hobbybezogenen Veranstaltungen, laufen wieder an. Doch was tun, wenn man sich einfach nicht dazu aufraffen kann, das seit Monaten halbfertige Cosplay zu beenden oder sich wieder in einen der liebsten Charaktere zu verwandeln, um eine Convention zu besuchen? Es heißt, die Motivation und den Spaß für das eigene Hobby wiederzufinden.

Den Spaß wiederfinden

Hat man nach der Corona-Pause überhaupt noch Spaß an dem Hobby? Diese Frage ist wohl die wichtigste, die zu Beginn gestellt werden muss. Ist die Antwort nein, dann sollte man sich überlegen, ob man dem Ganzen noch eine Chance geben möchte oder lieber den Start in ein neues Hobby sucht. Das ist nicht schlimm und eine ganz normale Entwicklung. Wird die Antwort auf die Frage noch unsicher oder mit einem Ja beantwortet, dann lohnt es sich in jedem Fall wieder ins Cosplay einzutauchen.

Pläne machen und Ziele setzen

Es mag wohl der einfachste Rat sein, aber sich bewusst zu machen, was man erreichen will, ist der erste Schritt in Richtung Tat.

Am besten setzt man sich zu Beginn kleine Ziele, zum Beispiel ein einfaches Näh- oder Bastelprojekt, das man in absehbaren Stunden umsetzen kann. Nichts ist frustrierender, als sich direkt in einem endlosen Großprojekt zu verhaspeln, welches einem schnell den ersten Motivationsschub nimmt. Eine kontinuierliche Steigerung hilft dabei, wieder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu schöpfen und ein Zeitgefühl für die einzelnen Arbeitsschritte zu bekommen. Auf diese Weise kann man bei kommenden Cosplays wieder besser abschätzen wie viel Zeit und Arbeit man benötigt, sodass man womöglich den berühmten Concrunch (der Stress ein Cosplay kurz vor einer Messe fertigzustellen) in Zukunft vermeiden kann.

Den ersten Plan zu strukturieren und Schritte aufzuschreiben, ist eine gute Möglichkeit, einen Zeitplan für sich selbst zu setzen und sich Stück für Stück Aufgaben aufzuteilen. Beispielsweise kann man sich ein Zwischenziel, wie das Färben einer Perücke für den einen Tag und das Bauen eines Grundgerüsts für ein Schwert auf den anderen Tag, legen. Auch wenn man das Cosplay nicht selbst macht, kann ein Plan darüber bis wann man welche „Zutaten“ für das Kostüm braucht, hilfreich sein, um sich daran zu erinnern, was noch fehlt und was bereits vorhanden ist. Schritt für Schritt kommt man so ans Ziel und kann sich über kleine Erfolge freuen, bis man am Ende angekommen ist.

Um die wichtigsten Cosplayschritte und Checklisten festzuhalten, kann ein Notizbuch helfen. Foto © estee janssens | unsplash

Die geeignete Umgebung

Genau wie beim Lernen kann die richtige Umgebung wahre Wunder auf die Motivation ausüben. Gerade während der Pandemiezeit, in der sich viele im Homeoffice oder im Homeschooling befanden, verschwammen die Grenzen zwischen Arbeit auf der einen und Freizeit auf der anderen Seite – schließlich hat man alles mehr oder weniger in denselben Räumlichkeiten praktiziert. Wenn man den Platz hat, sollte man sich im besten Fall eine kleine Ecke einrichten, die man nur für die eigene Freizeit und das Hobby nutzt. Ein ganzer Hobbyraum ist zwar praktisch, aber kein muss.

Hat man eine kleine, heimelige Ecke mit einem Schreibtisch, kann man alle Materialien, Werkzeuge und Schminksachen in dem „Hobbybereich“ sortieren, je ordentlicher und systematischer, desto besser. Hat man das, was man braucht stets griffbereit, spart man sich viel Zeit. Gleichzeitig bietet ein aufgeräumter Platz immer den Platz, den man braucht, um die nächste Rüstung oder das nächste Kleid anzufertigen.

Im Internet sieht man immer wieder Menschen, die aus ihren Desk Setups, also ihrer Tisch-Ausrüstung, eine ganze Ästhetik machen. Von pastelliger Kawaii Deko bis zum minimalistischen, klinischen Arbeitstisch findet jede*r ein Design, das gefällt. Dabei finden sich auch gute Tipps zum Gestalten von cleveren Sortierungsmöglichkeiten von Werkzeugen und Materialien, die man ganz leicht mit beispielsweise IKEA-Möbeln umsetzen kann. Auf diese Weise kann man sich ein eigenes kleines Hobby-Paradies schaffen, in dem man sich gern aufhält.

Ein unaufgeräumter Schreibtisch kann schnell dazu führen, dass man den Überblick verliert. Foto © jasmin schreiber | unsplash

Von Selfcare und Pausensnacks

Genug zu trinken? Check. Ein paar Lieblingssnacks? Check. Genügend Pausen zwischendurch? Check! Genau so sollte es im besten Fall sein, denn was auch immer man tut und vor allem über längere Zeit tut, man sollte sich immer genügend Nervennahrung und vor allem genügend zu Trinken beiseitestellen. Was beim Lernen hilft, das kann auch in anderen Lebensbereichen ein guter Rat sein. Denn wenn man sich bei der Arbeit an einem neuen Cosplay übernimmt und, beispielsweise aus Zeitdruck, dazu tendiert, sich über längere Zeit an einen Schreibtisch oder eine Werkbank zu ketten, dann kann das negative Gefühle, Kopfschmerzen oder gar einen Burn-out zur Folge haben. Und ja, das kann auch bei einem Hobby passieren. Daher ist es gut auch beim eigenen Hobby kleinere Pausen einzulegen und vor allem auf den eigenen Körper zu hören. Das gilt auch auf einer Messe, wenn mal die Batterien aufgebraucht sind.

Was kann ich? Was will ich lernen?

Gerade für diejenigen, die besonders gerne basteln und nähen, ist ein guter Tipp einmal die eigenen Stärken und Schwächen zu finden, um sich weiterzuentwickeln. Irgendwo gibt es immer das eine oder andere, was man üben kann, sei es eine neue Technik, die Nutzung eines neuen Materials oder das Üben von all den Dingen, die man sich zuvor nicht getraut hat. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Sprung über den Schatten, um das erste Mal eine aufwendige Perücke zu schneiden und zu stylen? Oder man knüpft sich zum ersten Mal ein Kettenteil selbst? Besser zu werden in dem was man liebt und sich stetig weiterzuentwickeln bringt Glücksgefühle und zeigt gleichzeitig, dass der beste Meister die Übung ist.

Perfektion ist nicht alles

Gerade, wenn man mit gewissen Techniken und Arbeitsschritten noch nicht so vertraut ist oder sich nach langer Pause wieder ans Cosplayen traut, ist es wichtig sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Man muss nicht perfekt sein und das Cosplay muss kein handwerkliches Meisterwerk sein, denn am wichtigsten ist es, dass man sich selbst darin wohl fühlt und mit der Freundesgruppe gemeinsam Spaß haben kann. Denn Cosplay hat einen großen Vorteil: Auf einer Messe kann man das Hobby gemeinsam mit anderen Menschen ausüben, neue Leute kennenlernen und die Fandoms zusammen feiern, die man gerade selbst gut findet. Daher ist es wichtig gerade zu Anfang nicht zu frustriert darüber zu sein, wenn mal etwas nicht klappt. Dann nimmt man sich mehr Zeit für ein Kostüm und fokussiert sich auf den Prozess und die Zeit auf einer Convention.

Gemeinsam statt allein

Zu zweit ist man weniger allein und für viele Menschen ist die pure Anwesenheit einer anderen Person, die ebenfalls an etwas arbeitet, ein Motivator. Wer also Schwierigkeiten hat, sich alleine dazu aufzuraffen, an einem Cosplay zu arbeiten, kann sich mit jemandem kurzschließen, der*dem es vielleicht ähnlich geht. Auf Twitch gibt es ebenfalls Cosplaykanäle, denen man als alternative zur physischen Anwesenheit, neben der eigenen Arbeit zusehen kann.

Eine neue Episode beginnt

Jeder einzelne Tipp ist am Ende natürlich davon abhängig, wie die persönliche Prämisse ist und was für einen selbst am besten funktioniert. Was bei einer Person klappt, um die Motivation zu heben, das kann bei einer anderen wieder ganz anders aussehen und diese Person wiederum ablenken. Und ganz egal wie man es angeht, eins sollte man niemals vergessen: Ein Hobby ist ein Hobby und man macht es allen voran für sich selbst.

 

Artikelbilder: © matthew henry, © estee janssens, © jasmin schreiber | unsplash
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Sabrina Plote

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