Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Die traditionsreiche Feencon feierte ihr 30-jähriges Jubiläum: Es wurde ein großes Fest der Phantastik, in gemütlicher und warmer Atmosphäre, voller bekannter Gesichter, mit viel guter Laune und üppigem Angebot. Ganz so, wie es sein sollte – wenn man denn das Fernbleiben einiger großer Verlage ignorierte.

Tatsächlich fehlten einige Verlage, die sonst die Feencon besuchen. Neben Prometheus Games fiel vor allem die Abwesenheit von Ulisses und Pegasus auf. Beide befanden sich auf der zeitgleich stattfindenden Berlin Brettspiel Con, wo Ulisses den Unterbereich Ratcon Berlin verantwortete, während Pegasus dort neben viel Brettspiel auch die ersten Demos zu Shadowrun 6 anbot und erstmals die gedruckten Schnellstarter ausgab.

Dieser Umstand ist überaus schade, denn all diese Angebote hätten sich auf der ältesten Pen&Paper-Convention Deutschlands sicher sehr gut gemacht – vielleicht sogar besser. Dass es nicht einmal zumindest kleine Standpräsenzen der beiden gab, kann man nur bedauern.

Aussteller

Eine Vielfalt an Ausstellern war trotzdem gegeben. So waren im Bereich Pen&Paper-Rollenspiel beispielsweise der Uhrwerk Verlag (wieder einmal mit dem größten Stand von allen), die Redaktion Phantastik, Ultima Ratio, Aborea, Truant Spiele, NoReturn aka. Mannifest Games und erstmals auch System Matters anwesend.

Das Angebot der Feencon geht jedoch weit über (Tisch-)Rollenspiel hinaus, auch wenn die Gilde der Fantasy-Rollenspieler e.V. als Veranstalter das Hobby Rollenspiel im Namen trägt. So gehören beispielsweise IllustratorInnen und AutorInnen schon lange dazu und machen einen ebenso festen wie großen Bereich aus. Das Programmheft listet 21 Einträge bei AutorInnen und 10 bei KünstlerInnen. Das Aufgebot reicht von bekannten Namen, die hauptberuflich und professionell tätig sind, bis hin zu noch weitgehend unbekannten und/oder lokalen Personen.

Playmobil als Tabletop auf der Feencon.

Anlässlich des Jubiläums gab es als Besonderheit einen Softcoverband namens Feen- und Con-Geschichten mit dem Untertitel „Zauberhafte Erzählungen zauberhafter Menschen“. Auf 76 Seiten finden sich 13 Kurzgeschichten von langjährigen Ausstellern auf der Con – darunter sowohl Fantasy-Geschichten, als auch solche über das Rollenspiel und die Feencon selbst. Ab dem Mittag am Samstag konnte das auf nur wenige hundert Exemplare limitierte Buch am Eingang gegen eine freiwillige Spende erlangt werden. Hinsichtlich der Exklusivität sicher ein Sammlerstück, was kaum jemand wieder hergeben wird – und übrigens noch erhältlich: Ein paar Exemplare sind noch zu erwerben. Interessierte können sich diesbezüglich über die Homepage der Con an die Orga wenden.

Auch die anderen üblichen Bestandteile, wie man sie seit Jahren kennt, waren vorhanden:

Ein Teil der großen Playmobil-Tabletop-Platte.

Händler für Brett-, Karten- und Rollenspiel, viele Würfel, Fanprojekte wie MyFantasyWorld, Präsenzen anderer Cons wie der Niederrhein-Con oder Dreieich und nicht zuletzt das Außengelände mit den Juggern und etwas Met, Mittelalter und LARP. Dieses war leider eher spärlich bestückt, dennoch ergab sich insgesamt eine bunte Mischung von AusstellerInnen, die sich zu großen Teilen seit Jahren kennen, auch dank der Feencon.

So sehr die diese gerade auch davon lebt, über all die Jahre „zu bleiben, wie sie ist“, gibt es natürlich auch immer wieder etwas Neues. Hier kann man wohl getrost den Tätowierer Paint Studios Hürth nennen. Ein Tätowierer auf einer Con ist sicher ungewöhnlich, aber warum nicht? Tatsächlich fand dies einigen Anklang, wie Tätowierer Edgar erzählte. Und ja – es ließen sich Leute Feencon-spezifische Tattoos stechen. Da hat die Con, die ganz früher einmal Phancon hieß, scheinbar einige richtige Hardcore-Fans.

Programm

Mindestens ebenso wichtig wie die Masse an Ausstellern ist das Programm, insbesondere im Bereich (Rollen-)Spielrunden. Und davon gab es jede Menge: Im Untergeschoss, im Hof, draußen im Zelt, in Fluren und Räumen; überall wurde gespielt. Freie Tische waren ebenso selten wie Spieltische mit wenigen Spielern. So voll hat man die Feencon die letzten Jahre noch nicht gesehen, wenngleich sie nie schlecht besucht war oder wenig Spielangebot hatte.

Dieser subjektive Eindruck trügt nicht: Laut der Orga waren im Vorfeld 198 Programmpunkte vorangemeldet, gegenüber 119 im Vorjahr. Auch besuchermäßig wurde ein ähnlicher Sprung gemacht: Nach erster grober Schätzung am Samstagabend dürften gut 50% mehr Besucher als im Vorjahr anwesend gewesen sein.

Für 10 EUR Eintritt für beide Tage gab es auch abseits von Tischrollenspiel einiges an Programm. So gab es einige Brettspiel- und Tabletopdemos, beispielsweise zu Battletech, Freebooters Fate und anderen. Einsteiger in dieses Hobby konnten zudem kostenfrei das Bemalen von Miniaturen erlernen, während jene, die dies schon können, an Bemalwettbewerben teilnehmen konnten. Stichwort Tabletop und Wettbewerb: Auch dieses Jahr gab es wieder Turniere.

Zum einen die Deutsche Battletech-Meisterschaft, welche auf der Feencon definitiv gut aufgehoben ist – immerhin ist Battletech schon seit Jahren dort, und nicht nur einmal fand hier die Europameisterschaft statt. Als zweites Turnier fand das auf 140 Spieler ausgelegte „Bonner Mega Tournament 40.000 Teambash Summerbash“ statt – ein Warhammer 40.000-Großturnier, welches von der Tabletop Community Bonn auf angenehm abwechslungsreichen Platten ausgetragen wurde. Unterstützt wurde das Turnier von Games Workshop selbst, die im Vorfeld für das Turnier geworben hatten und auch in NRW ansässige Spielclubs direkt kontaktiert hatten. So langsam zeigt sich die neue Politik des Branchenriesen, die Clubs stärker zusammen bringen und ihre Aktivitäten fördern will.

Hinsichtlich der vielen Autoren überrascht es wohl nicht, dass es auch einige Lesungen gab. Knapp 40 solcher gab es – auch hier eine Steigerung gegenüber den Vorjahren. Lediglich der Bereich Workshops war mit sechs Einträgen recht mager bestückt, da wäre etwas mehr wirklich schöner gewesen.

Die Rollenspielerkomödie Nerds 4 Fame auf der Feencon.

Mit Schreib-Workshops, einer Filmvorführung (des deutschen Rollenspieler-Films Nerds 4 Fame), einer Vorstellung mit Diskussionsrunde zum Buchprojekt Roll Inclusive!, einem Verlags-Panel von Truant und Hypnose gab es durchaus einige interessante Programmpunkte. Als Neuheit zum Jubiläum gab zudem erstmals Musik-Auftritte: Andy Edge und Synthonie, die am Samstagabend im kleinen Saal auftraten, vor der traditionellen Feuershow nach Sonnenuntergang im Außenbereich.

Fazit

Handgefertigte Waren auf der Feencon.

Insgesamt und auch nach Meinung vieler Besucher und Aussteller war die Jubiläumscon nicht nur eine gute und gewohnt angenehme Feencon, sondern eine der, wenn nicht sogar die beste seit Jahren. Ein deutliches Mehr sowohl an vorangemeldeten Programmpunkten als auch an Besuchern spricht für einen verdienten Erfolg der Veranstaltung, obwohl die Kaffee-Flatrate inzwischen 15 EUR kostet, die Hüpfburg fehlte und Unwetter das sonst angenehme und nicht zu heiße Wetter störte. Außerdem wurde im Laufe der Zeit die alte Stadthalle in Bad Godesberg trotz Durchzug warm und stickig. Ein üppiges Angebot an Programm und Ausstellern, eine wunderbare Vielfalt und eine familiäre Atmosphäre, die sowohl von den Besuchern als auch den vielen (Klein-)Verlagen, Hobbyisten, Künstlern und freiwilligen Helfern ausgeht, macht diese Con aus.

Handgefertigte Kunstwerke von Funkelkram.

Hier spürt man an jeder Stelle, dass diese Con mit Liebe handgemacht ist und eine vierstellige Zahl an Besuchern ein Festival der Phantastik zelebriert. Auch wenn es stickig ist, wenn es nicht so hochprofessionell und auf Hochglanz poliert ist wie einige teure Messen, und noch immer an der einen oder anderen Stelle verbessert oder ausgebaut werden könnte: Die Feencon 2019 war nicht nur irgendeine Feencon, sondern insgesamt die Beste der letzten Jahre.

Insofern, völlig verdiente Worte an die älteste Con der Szene: Herzlichen Glückwunsch zum 30. Geburtstag, und vielen Dank für eine tolle Jubiläums-Con. Wir sehen uns am 4./5. Juli 2020 wieder, wenn wir die nächsten 30 Jahre einläuten!

 

Fotografie Feencon-Tattoo: Edgar Tibori, sonstige Fotografien: Michael Fuchs, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein