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Ein Artikel von Roger Lewin und Johannes Weyrauch

Der Hype war selbst für Nicht-Comicfans unübersehbar: Black Panther war nicht nur der erste MCU-Film des Jahres 2018, sondern auch ein wichtiger Meilenstein für das afroamerikanische Kino. Bereits Monate zuvor hob die Presse die Bedeutung dieses Films hervor. Doch ist Black Panther ungeachtet der politischen Wirkung auch auf der Heimleinwand ein unterhaltsamer Superheldenfilm?

So viel Aufmerksamkeit außerhalb der Comicfachwelt hatte zuletzt höchstens Wonder Woman. Während bei Patti Jenkins’ Film vor allem hervorgehoben wurde, dass endlich eine Superheldin ihren eigenen Film bekommt, steht bei Ryan Cooglers Werk die Herkunft des Helden im Vordergrund. Gender und Rasse, zwei grundlegende Aspekte der Identitätsbildung, werden in den letzten Jahren auch in der Popkultur immer wichtigere Storyelemente. Zwar ist Black Panther nicht der erste schwarze Marvel-Titelheld auf der Leinwand (diese Ehre wurde Blade in den 90ern zuteil), aber der erste afrikanische Held im MCU, mit überwiegend schwarzem Cast. Wie in der Charaktervorstellung erwähnt, ging es in den Black Panther-Comics seit seiner Einführung 1966 immer um kulturelle Identitäten, Rassismus, das historische Afrika sowie die politische Repräsentation Schwarzer.

Harter und kritischer Stoff also, dessen Regisseur Coogler sich da angenommen hatte. Würde Black Panther unter der Last der Erwartungen zusammenbrechen? Könnten das (fast ausschließlich) schwarze Ensemble, die politischen Themen, die afrikanische Optik weiße Zuschauer abschrecken? Würde vor lauter realweltlicher Parallelen die Phantastik und damit der Unterhaltungswert geopfert? All diese Sorgen haben sich als unbegründet erwiesen. Black Panther ist eine spannende Comicverfilmung UND ein großer Fortschritt für die schwarze Kinokultur.

Story

Black Panther beginnt mit der Bitte des jungen T’Challa an seinen Vater, ihm die Geschichte Wakandas zu erzählen. Der Zuschauer bekommt eine Animationssequenz zu sehen, zu der König T’Chaka erzählt, wie vor langer Zeit ein Komet aus Vibranium in Afrika einschlug. Das außerirdische Metall veränderte die örtliche Fauna und gab große Mengen Energie an die Umgebung ab. Fünf Stämme kämpften um das mächtige Metall, bis ein Schamane die Stimme des Panthergottes Bast vernahm. Auf dessen Geheiß aß der Schamane eine herzförmige Pflanze, die durch das Vibranium verändert wurde. Die Pflanze verlieh ihm übermenschliche Kräfte, er wurde zum ersten Black Panther, der vier der fünf Stämme vereinte und als erster König von Wakanda herrschte. Nur der fünfte Stamm, die Jabari, lehnte den Black Panther ab und zog sich in die Berge zurück, wo er dem White Gorilla huldigte. In den folgenden Jahrhunderten wurde Wakanda dank des Vibraniums zu einer enorm wohlhabenden und technologisch fortschrittlichen Nation, die ihr Geheimnis aber strikt vor der Welt hütete. Von Kolonisierung, Krieg und Sklaverei verschont, übten die Könige von Wakanda im Verborgenen ihre Macht aus.

Die Handlung springt ins Jahr 1992 in Oakland, Kalifornien. Zwei schwarze Gangster planen in einem Apartment einen Überfall, als sie Besuch von Black Panther und seinen Leibwächterinnen erhalten. T’Chaka begrüßt den Gangsterboss herzlich, es ist sein jüngerer Bruder N’Jobu, als Undercoveragent Wakandas in den USA tätig. Doch im nächsten Moment wirft der Monarch seinem Bruder vor, dem weißen Verbrecher Ulysses Klaue beim Diebstahl von Vibranium geholfen zu haben. N’Jobu wollte mit überlegenen Vibraniumwaffen den amerikanischen Schwarzen zu einer Revolution verhelfen. Als er T’Chaka fragt, wie er davon wissen könne, gibt sich der zweite Gangster als Spion Wakandas zu erkennen.

In der Gegenwart, kurz nach den Ereignissen von Captain America: Civil War, kehrt der trauernde T’Challa nach Afrika zurück. Wir erinnern uns: Der rachsüchtige Sokovianer Helmut Zemo wollte die Avengers spalten, indem er dem flüchtigen Bucky Barnes einen Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Wien anhängte. Bei diesem Anschlag kam T’Chaka ums Leben, und sein Sohn erbte den Thron sowie den Mantel des Black Panther. Doch es bleibt keine Zeit zum Trauern. Bei einem kurzen Abstecher nach Nigeria hilft T’Challa seiner Exfreundin Nakia dabei, entführte Frauen aus der Hand von Sklavenhändlern zu befreien. Die beiden kehren mit General Okoye, der Anführerin von T’Challas weiblicher Leibgarde Dora Milaje, nach Wakanda zurück. Die vermeintlich armseligen Bauernhütten sind nur eine Fassade für eine riesige, von Tarntechnologie verhüllte Großstadt.

Dort werden sie von T’Challas Mutter Ramonda sowie seiner frechen jugendlichen Schwester Shuri empfangen. Während Ramonda ihrem Sohn Mut für die kommende Krönungszeremonie zuspricht, zeigt Shuri ihm ihre neuesten Leistungen. Am Tag der Krönung steht es jedem Stamm von Wakanda zu, im rituellen Zweikampf Anspruch auf den Thron zu erheben. Vier Stämme lehnen dies ab, doch die Jabari schicken ihren Anführer M’Baku in den Kampf, der T’Challa nicht anerkennen will. Zwar wird ihm aus Fairnessgründen vorübergehend die Macht des Black Panther genommen, doch auch als normaler Mensch besiegt T’Challa seinen Herausforderer problemlos und überzeugt M’Baku, lieber aufzugeben, anstatt bis zum Tod zu kämpfen.

In London betrachtet der Amerikaner Erik Stevens eine Ausstellung im British Museum zu afrikanischer Kultur. Er weist die Kuratorin darauf hin, dass ein vermeintlich aus Benin stammendes Exponat in Wirklichkeit aus Wakanda stammt und aus Vibranium besteht. Daraufhin richtet er mit seinem Komplizen Ulysses Klaue ein Gemetzel unter den Museumswächtern an und stiehlt das Artefakt. Klaue plant, das Artefakt in einem illegalen Kasino in Südkorea zu verkaufen.

Als T’Challa davon erfährt, reist er mit Nakia und Okoye nach Busan. Im Kasino trifft er auf einen alten Bekannten, den CIA-Agenten und Antiterror-Spezialisten Everett Ross (ebenfalls ein bekanntes Gesicht aus Civil War). Ross hat es ebenfalls auf Klaue abgesehen, und gemeinsam schaffen sie es nach einer wilden Verfolgungsjagd, den Verbrecher dingfest zu machen. Doch Erik Stevens befreit seinen Partner gewaltsam und Ross wird beim Versuch, Nakia zu beschützen, schwer verletzt. T’Challa sieht keine andere Wahl, um Ross’ Leben zu retten, als ihn mitzunehmen und damit Wakandas Geheimnis preiszugeben.

Diese Entscheidung erweist sich trotz Okoyes Kritik als sehr weise, denn der geheilte Ross schafft es nicht nur, Stevens’ Fähigkeiten zu analysieren, er unterstützt den König schließlich auch dabei, Wakanda vor seinem ärgsten Feind und die gesamte Welt vor einer Katastrophe zu bewahren …

Darsteller

Bei allen Schauspielern in Black Panther hat man den Eindruck, dass die Chemie untereinander perfekt stimmt. Das liegt zum einen an der Qualität der Schauspieler selbst, zum anderen aber auch an Cooglers Zusammenstellung. Es ist schlicht eine Freude zu sehen, wie lebendig die Dialoge sind und wie die vielschichtigen Charaktere aufeinandertreffen. Chadwick Boseman darf als Hauptcharakter natürlich am vielseitigsten sein: Von T’Challas gespielter Coolness, die sich sofort auflöst, als er auf Nakia trifft, über die Selbstzweifel, die er seiner Mutter gesteht, und die neckenden Wortgefechte mit dem vorlauten Technikgenie Shuri bis hin zu den Konfrontationen mit drei völlig unterschiedlichen Bösewichten zeigt Boseman sein Talent als Charakterdarsteller.

Doch der Film wird auch von den Nebencharakteren getragen, insbesondere von den weiblichen. Kaum ein Film der letzten 10 Jahre hatte so viele starke, selbstbewusste Frauen im Rampenlicht. Keine von ihnen ist bloßes Anhängsel des Helden oder allein dazu da, seine persönliche Entwicklung voranzutreiben. Nakia ist zwar die Angebetete von T’Challa, aber auch eine taffe Spionin, die für die Öffnung Wakandas zur Welt plädiert und mit der Waffe ihre Heimat verteidigt. Ramonda ist Mutter, aber auch ehemalige Königin und ergreift am Ende die Initiative zum Wohl ihres Sohnes. Okoye ist kein eindimensionales Actiongirl, sondern eine heimattreue Soldatin, die ihren König mit Rat und Tat unterstützt.

Shuri mag zwar die kleine freche Schwester sein, aber sie ist auch eine brillante Ingenieurin, die entgegen aller üblichen Hollywood-Teenagerklischees auch für Tradition und Familie kämpft. Ob sie die nächste Iron Man im MCU wird? Auch in den Comics schlüpft eine junge schwarze Frau in die Rüstung und wird zu Iron Heart.

All diese weiblichen Charaktere haben Persönlichkeit, Willenskraft und sind attraktiv, aber nicht übertrieben sexy. Keine von ihnen trägt aufreizende Outfits, sondern afrikanisch-modische, dem Stand angemessene Kleidung. Okoyes Dora-Milaje-Uniform etwa ist so cool, dass es mittlerweile unzählige Cosplays davon geben dürfte. Fanservice ist in Black Panther nicht vorhanden, es sei denn, man zählt T’Challas oberkörperfreie Ritualkämpfe dazu.

Die männlichen Nebencharaktere sind aber keineswegs farbloser als die Frauen. Winston Duke als M’Baku zeigt eine tolle Wandlung: Sein arroganter Machismo wird bei der Krönung prompt von T’Challa in die Schranken verwiesen, später darf er als ehrerbietender Staatsmann eine ganz andere Seite zeigen. Hier hat er auch einen der launigsten Dialoge im gesamten Film mit Martin Freeman alias Everett Ross. Unbedingt darauf Acht geben! Letzterer darf sich auch profilieren: Zwar wirkt Ross als einziger Weißer in Wakanda oft wie Alice im Wunderland und wird auch von den Wakandanern als Besonderheit angesehen. Er ist aber weit entfernt von einer Witzfigur. Als erfahrener Kampfpilot und CIA-Agent unterstützt er in jeder Szene T’Challa und seine Familie.

Im Gegensatz zu seinem Comic-Vorbild darf MCU-Ross gnädigerweise seine Hose behalten. Und wo wir bei schrägen Gestalten sind: Andy Serkis als Ulysses Klaue gibt einen wunderbar exzentrischen, gestörten Charakter ab, der fast wie der Joker von DC Comics rüberkommt. Ein Dieb und Mörder, der mit seinen Opfern spielt, während Verfolgungsjagden coole Musik laufen lässt und sich zu keinem Zeitpunkt aus der Ruhe bringen lässt.

Und dann wäre da noch der große Bösewicht zum Schluss…

Über den Antagonisten

Erik Stevens alias Killmonger ist vermutlich der glaubwürdigste und vielschichtigste MCU-Bösewicht bislang. Als T’Chakas Neffe gehört er rechtmäßig zur königlichen Familie, wurde aber von seinem Onkel zurückgelassen. Ohne Privilegien, Reichtum und Einfluss wuchs er auf den dreckigen Straßen Oaklands auf, wo er seinen Hass auf Wakanda schürte und schließlich beim Militär auf erschreckende Weise kanalisierte. Als Kommandosoldat in Krisengebieten habe Killmonger, wie Ross erklärt, Tötungsraten erzielt und -methoden benutzt wie im Videospiel. Als Ein-Mann-Armee wurde er darauf geschult, Staaten gezielt zu destabilisieren und zu ihrem verwundbarsten Zeitpunkt einen Regimewechsel zu erzwingen. Taktiken, die die CIA in der realen Welt auch schon in Afrika eingesetzt hat.

Ironischerweise versucht Killmonger, seine von der Großmacht USA erlernten Fähigkeiten gegen den Westen einzusetzen. Seine Träume von einem vereinten, pan-afrikanischen Imperium Wakanda klingen nach einem faschistoiden Alptraum, der zu Recht von den wakandanischen Loyalisten bekämpft und abgewandt wird. Doch seine Vision, Rache zu üben für Jahrhunderte des Kolonialismus, Imperialismus und der Ausbeutung Afrikas, spricht gerade afroamerikanische Zuschauer an. Nicht, weil diese sich die Unterjochung des Westens und der restlichen Welt wünschen, sondern Gerechtigkeit für die erlittene (und immer noch präsente) Unterdrückung.

Dass Killmongers Vorgehen falsch ist, macht der Film unmissverständlich deutlich: Mit seinem diktatorischen Stil, seiner Respektlosigkeit gegenüber den wakandanischen Traditionen und seiner Mordlust schadet er vor allem Wakanda selbst. T’Challas Rede vor den Vereinten Nationen in der Mid-Credits-Szene macht deutlich, welcher Weg für Wakanda der richtige ist: Der Welt als Wohltäter, nicht als Eroberer zu begegnen. Dennoch bleibt Killmonger als stolzer, verletzter Krieger ohne Heimat, der am Ende den Tod der Gefangenschaft vorzieht, in Erinnerung. Womöglich wäre T’Challa in einer gespiegelten Situation ebenfalls zu einem Killmonger geworden. Michael B. Jordan bietet uns einen spannenden Bösewicht abseits der üblichen Erobererklischees, die leider schon zu häufig im MCU vorkamen.

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Inszenierung

Kostüm, Maske, Set-Designer und Komponisten haben alles gegeben, um dem Film ein authentisch afrikanisches Flair zu geben, das natürlich eine Illusion ist, da Wakanda eine fiktive Nation ist. Für die Kostüme wurden verschiedene zentral- und südafrikanische Stilelemente verwoben, ebenso für die unterschiedlichen Frisuren (besonders schön bei Nakia und Ramonda zu sehen). Bei der Filmmusik hat sich Komponist Ludwig Göransson, der regelmäßig mit Ryan Coogler zusammenarbeitet, von Musikern in Senegal und Südafrika beraten lassen. Zudem schrieb der gefeierte Hiphop-Künstler Kendrick Lamar ein Soundtrack-Album mit bekannten Größen des Hiphops und RnB. So flossen am Ende sowohl coole Rapbeats als auch traditionell afrikanische Trommelrhythmen in den Film ein.

Am beeindruckendsten ist aber das Design der wakandanischen Hauptstadt und des Palasts. Hier sprüht der Afrofuturismus der Comics förmlich aus jeder Szene. Elegante Tribal-Muster schlängeln sich auf hypermodernen Science-Fiction-Geräten, T’Challas Flieger erinnert an ein überdimensioniertes Insekt und die Wolkenkratzer Wakandas leuchten im Schwarz und Violett des Vibraniums, aus dem sie errichtet wurden. Nicht nur in Charakteren und Setting, auch in visueller Hinsicht hebt sich Black Panther vom Rest des MCU ab und setzt neue Maßstäbe.

Auch das Genre von Black Panther ist fließend: Wir sehen eine Ode an Afrika in den Landschaftsaufnahmen Wakandas. Die Casinoszene und Shuris Briefing davor könnten 1:1 aus einem James Bond-Film stammen, allerdings nicht als Duplikat, sondern als Neuinterpretation (wer hat noch mal einen schwarzen Bond gefordert? So könnte er aussehen). Die Konfrontation mit den Bösewichten ist ein lupenreiner Politthriller, wie wir ihn auch schon mit Captain America: The Winter Soldier (deutscher Titel: The Return of the First Avenger) gesehen haben. Und der Kampf des Königs um sein Reich und seine Anerkennung hat schon Züge einer Shakespeare-Tragödie (siehe unten). Bisweilen vergisst man, dass man einen Superheldenfilm sieht. Aber nur für wenige Momente, denn die verschiedenen neuen Black-Panther-Anzüge sind einfach zu cool. Und deren Einführung recht humorvoll.

Erzählstil

Regisseur Coogler ist ein Geniestreich gelungen: Er bedient sich einer seit Jahrzehnten im Marvel-Fandom beliebten Comicfigur, um afrikanische Kulturen und schwarzes Selbstbewusstsein zu feiern. Gleichzeitig bleibt Black Panther auch für ein nicht-schwarzes Publikum nachvollziehbar. Eben weil die Kultur Wakandas nicht ausschließlich als exotisch und fremdartig präsentiert wird, sondern auch universelle menschliche Werte zeigt. Sicher, es gibt ausgefallene Kleidung und Schmuck, die wakandanische Bauweise, Gebrauchsgegenstände und Waffen vermengen Science-Fiction-Elemente mit afrikanischen Motiven. Die Menschen und ihre Aktionen jedoch sind für alle Zuschauer zugänglich: Da ist der Sohn, der in die Fußstapfen des Vaters treten muss, mehr als fähig, aber voller Selbstzweifel, der womöglich herausragendste Krieger seines Volkes, der jedoch prompt abgelenkt wird, wenn er seiner Exfreundin gegenübersteht.

Da ist die Offizierin, die Beraterin des Monarchen, gefangen in einem Zwiespalt zwischen militärischem Gehorsam und Vaterlandsliebe. Mutter und Schwester, die gleichzeitig ihrem König Respekt erweisen müssen, aber auch den Bruder oder Sohn vor seinen Schwächen bewahren wollen. Und ein ganzes Volk, das gezwungen wird, zwischen Isolation und Weltoffenheit zu entscheiden: Jahrhundertelang hat die Politik der Abschottung Wakandas Bürger und Wohlstand beschützt, doch die Welt ändert sich. Die Ereignisse von Civil War, aber auch die Auslandsmissionen der wakandanischen Spione (wie Nakia, die in Nigeria gegen Menschenhändler kämpft), sprechen eine deutliche Sprache. Wakanda hat die Möglichkeiten und das Geld, um in der Welt Gutes zu tun, aber sollte es das auch?

Diese zwiespältigen Probleme und die vielschichtigen Beziehungen der Charaktere untereinander machen den Film zu einer im MCU einmaligen Geschichte. CGI-Kämpfe und coole Science-Fiction-Gadgets sind dabei nur das Sahnehäubchen. Es ist keine Übertreibung, wenn manche Kritiker Black Panther mit einem Shakespeare’schen Epos vergleichen. Denn Shakespeare schrieb zwar über große Könige, dramatische Kriege und finstere Intrigen, konnte aber diese komplexen Stoffe immer in (für seine Zeitgenossen) allgemein verständlichen Worten ausdrücken. Genau das gelingt Ryan Coogler auch. Man muss Afrikas Kulturen und Geschichte nicht kennen, um die realweltlichen Hintergründe zu verstehen, noch lenken jene von der Grundgeschichte und deren Unterhaltungswert ab.

Apropos Unterhaltung: Wem die bisherigen MCU-Filme zu viel Slapstick-Humor enthielten, der wird hier eine andere Seite erleben. Zwar gibt es auch in Black Panther witzige Szenen und Dialoge, die Lachsalven durch den Kinosaal schickten. Aber diese sind nicht erzwungen, sie passen zur Szene und wirken nie deplatziert. Shuri, Klaue und M’Baku sind von allen Charakteren die coolsten Socken in der Story und jetzt schon Fandom-Lieblinge. Stan Lee ist natürlich auch wieder mit von der Partie.

Zuschauern mit afrikanischen Wurzeln bietet der Film noch eine weitere Perspektive, die man als nicht-Schwarzer nicht unbedingt nachvollziehen kann. Ein Film, der einen mehrheitlich schwarzen Cast hat, mit selbstbewussten, facettenreichen Charakteren, einer Handlung, die nicht auf stereotype schwarze Themen setzt (Armut, Kriminalität, Drogen, Sklaverei), vor einem Hintergrund, der afrikanische Kulturen als reichhaltig und schön darstellt, ist eine solche Ausnahme in Hollywood, dass auch schwarze Zuschauer, die mit Comics und Superhelden nichts am Hut haben, begeistert in die Vorstellungen stürmten. Die Äußerungen afroamerikanischer Fans in den sozialen Medien kann man nur mit dem Wort „Stolz“ zusammenfassen. Eine ähnliche Wirkung in schwarzen Communities hatte zuletzt die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten im Jahr 2008. Afroamerikaner sind in den USA immer noch marginalisiert und haben abgesehen von von ihrem sozialen Status mit Vorurteilen, Benachteiligung und Hassverbrechen zu kämpfen.

Auch in Hollywoodproduktionen gibt es oft nur einen Quotenschwarzen („token black character“), der als Sidekick des Helden, oder noch schlimmer, als Spaßmacher, nur eine Nebenrolle spielt. Weiße Zuschauer sind es gewohnt, dass der Protagonist eines Films, wenn nicht gar das gesamte Ensemble, dieselbe Hautfarbe wie sie haben. Black Panther setzt hier neue Maßstäbe und gibt schwarzen Zuschauern eine neue Sichtweise. Es ist nicht verwunderlich, dass selbst professionelle Kritiker, wie auf dem afroamerikanischen Kulturblog „The Root“, ihrer Begeisterung freien Lauf ließen.

Und diese vielversprechende Botschaft einer selbstbewussten, gleichberechtigten schwarzen Nation ist momentan bedeutungsvoller denn je. Nach etwas über 8 Jahren unter dem ersten schwarzen Präsidenten ist für die Afroamerikaner jetzt gefühlt ein Rückschritt in der Politik eingetreten. Auch darauf bezieht sich Black Panther augenzwinkernd. In einer Szene wird sinngemäß verkündet, dass in Krisenzeiten die Weisen Brücken bauen, die Narren jedoch Barrieren …

Erscheinungsstil und Extras

Wenig verwunderlich ziert die verkleinerte Version des Filmplakats das Cover. Während Bild und Schärfe gut bis sehr gut sind, verwundert die geringe Lautstärke. Selbst mit zugeschaltetem Smart Mode der Samsung-Soundbar mussten wir in unseren Tests doch ungewohnt hohe Lautstärke-Einstellung vornehmen.

Interessant bei BluRays sind natürlich immer die Extras. Neben dem obligatorischen Audiokommentar während des Films gibt es ungezeigte Szenen (die allesamt keine Auswirkung auf den Film haben), Featurettes (die für Marvel-Fans recht nett sind und mehr Hintergrund zu Wakanda und dem Black Panther bieten). Dem Comicfan wird hier Einiges bereits bekannt sein, alle anderen Betrachter werden hier den einen oder anderen Aha!-Effekt haben.

Dass es bei Marvel-Filmen eine bis siebenundzwanzig Nachszenen gibt, muss an dieser Stelle vermutlich nicht gesondert erwähnt werden. Im Fall Black Panther sind es derer zwei.

Die harten Fakten:

  • Regie: Ryan Coogler
  • Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Daniel Kaluuya, Letitia Wright, Andy Serkis, Martin Freeman etc.
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch
  • Format: BluRay, DVD, UHD 4K BluRay
  • Preis: 12,99 EUR – 28,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

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Fazit

Lob für Black Panther hat man schon in den Wochen vor seiner Veröffentlichung in allen relevanten Medien (und einigen irrelevanten) gelesen. Jetzt zum Home-Cinema-Start können die Betrachter des Films erneut mitverfolgen, wie verdient die Vorschusslorbeeren waren. Gibt es irgendwelche Wermutstropfen?

Ja, ein paar kleinere, die man spoilerfrei nur so ausdrücken kann: Einige Charaktere erhalten nicht genug Bildschirmzeit, allerdings nicht, weil sie sich nicht entfalten konnten, sondern weil man von ihnen nicht genug bekommen kann. Zudem wird das große Thema der zweiten Filmhälfte, Isolation gegen Globalisierung, etwas oberflächlich behandelt. Das ist aber in Ordnung, wenn man sich daran erinnert, dass man immer noch einen Actionfilm sieht und keine politische Dokumentation.

Wem der damalige Hype jetzt vielleicht wieder zu viel ist und wer aus reinem Zynismus das Ganze für zu schön hält, um wahr zu sein, der sollte einfach trotzdem Black Panther kaufen und sich angenehm überraschen lassen. Wer als Weißer unsicher ist, ob ein Film mit so starker schwarzer Thematik unterhaltsam sein kann, sollte auch zugreifen, denn er spricht jedes Publikum unabhängig von der Herkunft an.

Wer keine Superhelden mag, sollte sich dennoch den Silberling kaufen, denn die Handlung ist völlig anders als das, was man bisher von Marvel und DC gewohnt sind. Black Panther hat schon zu Kinostart das Marvel-Fandom hinaus Wellen geschlagen. Eine in jeder Hinsicht gelungene Comicverfilmung.

Gewinnspiel

Im Rahmen der Kooperation mit Marvel Studios haben wir die Freude, je einen von drei Datenträger verlosen zu können: Eine BluRay, eine DVD und eine UHD 4K BluRay. Um an der Verlosung teilzunehmen, müsst ihr folgende Frage beantworten und die Antwort per Mail an kontakt@teilzeithelden.de bis zum 03. August 2018 senden. Schreibt auch in die Mail, welchen Datenträger ihr euch wünscht. 

Wer ist die technikbegabte jüngere Schwester von Prinz T’Challa?

  1. Shuri
  2. Ramonda
  3. Okoye

 

Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.

Alle Gewinner wurden informiert und die Gewinne sind auf dem Weg. Viel Spaß auf den Spuren des Pantherkönigs!

Artikelbilder: Marvel Studios
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt

 

4 Kommentare

  1. Sonst schreiben ich keine Rezension, aber bei den vielen 1-Sterne Rezension muss ich meinen Senf dazu geben. Die 1-Sterne Rezensionen kann ich nicht nachvollziehen. Das ist ein Marvel Film mit mehr Fantasie und auf den Afrikanischen Kontinent bezogen. Mal wenig bis keine amerikanische Selbst Beweihräucherung. Überwiegend afroamerikanische Schauspieler. Sehr viel afrikanische Kultur. Die Effekte und Tricks sind super umgesetzt. Die Story ist natürlich absehbar (wie in jedem Marvel Film gewinnt das Gute und der Held am Ende, wen überrascht das wirklich?) Ich habe mich gut unterhalten gefühlt in einem gut umgesetzten Film mit guten Schauspielern und etwas anderer Kulisse. Trotzdem viele Gemeinsamkeiten mit anderen Marvel Filmen (Held mit Super Kräften, High-Tech Waffen/Flieger, Kampf Gut gegen Böse, der Böse bedroht die ganze Welt, etc.)

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