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Sound of Magic – hinter diesem eher nichtssagenden Titel verbirgt sich ein akustisches Rollenspielerlebnis für Smartphone oder Tablet. Dieses Spiel versucht nicht, den Spieler durch aufwendige Grafiken zu bestechen, sondern konzentriert sich auf das abenteuerliche Hörerlebnis. Dieses Konzept ist jedoch nicht ohne Risiko, denn es widerspricht den Spielgewohnheiten des modernen Spielers.

Manchmal erscheint es dem nostalgischen Rollenspieler, dass das klassische Spielerlebnis von früher durch die sich immer rasanter entwickelnden Grafikengines der Vergangenheit angehört. Vorbei scheinen die Zeiten zu sein, als man sein Hobby noch als Kopfkino bezeichnen und sich seiner großen Fantasie und Vorstellungskraft rühmen konnte.

Stattdessen liefern PCs, Spielekonsolen und in letzter Zeit auch mobile Geräte immer intensivere, buntere und aufregendere Spielwelten, die bereits eine fertige, nahezu perfekte Optik liefern und den Spieler letztlich mehr und mehr zum Konsumenten machen.

Mit Sound of Magic entscheidet sich Everbyte für einen völlig anderen Weg. Hier liegt die Konzentration ganz auf der Akustik. Der Spieler ist gezwungen, die Flügel seiner Fantasie wieder auszubreiten und sich seine Spielwelt selbst in seinem Geist zu erschaffen.

Geschichte

Klassisch ist auch die Geschichte von Sound of Magic. Der Spieler, der sich gerade noch den Kopfhörer auf die Ohren setzte und es sich auf dem heimischen Bett bequem gemacht hat, wacht in einer Kerkerzelle in einer generischen Fantasywelt namens Azalen wieder auf. Er ist bar jeder Erinnerung. Sein einziger Gefährte in diesen beengten Verhältnissen ist ein Kobold, der sehr an der Befreiung des Spielercharakters interessiert ist. Ist die Befreiung geglückt, streift die Spielfigur auf der Suche nach Erinnerungen durch die Welt Azalen.

Dabei stellt der Spieler sehr schnell zwei Dinge fest. Erstens: Er ist nicht nett. Seine Spielfigur ist kein Ausbund an Freundlichkeit und verfügt über ein recht niedriges Maß an Moral. Zweitens: Er ist ein Zauberer und erhält im Laufe des Spiels eine Vielzahl neuer und nützlicher Zauber.

Das Setting wirkt recht liebevoll entwickelt, strotzt aber nicht gerade vor Kreativität. Schon der Aufhänger des Spiels macht deutlich, dass den Spieler hier ein „Old-School“-Erlebnis, also ein Szenario, das ganz gut in die 1980er-Jahre gepasst hätte, erwartet. Aber diese Zeit feiert ja momentan eine Renaissance, was dem Spiel vielleicht zugutekommt.

Features

Grafik

ScreenshotDieses Spiel bietet ein besonderes grafisches Erlebnis, denn eine Grafik ist schlichtweg nahezu nicht vorhanden. Lediglich ein kleines, magisch wirkendes Geisterlicht tanzt auf dem Bildschirm zu den Wischgesten des Spielers.

Everbyte empfiehlt sogar, Sound of Magic mit geschlossenen Augen und Kopfhörern zu spielen. Dieses Konzept ist extrem gewöhnungsbedürftig und wird sicher nicht jeden Spieler begeistern.

Akustik

Sound of Magic setzt vollständig auf das Gehör und den Geist des Spielers. Man kann das Spiel blind und im Dunkeln spielen, am Spielerlebnis ändert sich nahezu nichts. Denn das Augenmerk liegt auf den hörspielhaft vorgelesenen Szenen, Dialogen und Rätseln. Das könnte seinen Reiz haben, wenn das Schauspiel der Stimm-Darsteller nicht so kindlich und streckenweise nervig wirken würde.

Ich selbst fühlte mich in die Zeit versetzt, als ich mit meiner Tochter Brettspiele wie Wer war es? spielte. Everbyte rühmt sich damit, ein Hörerlebnis für Jung und Alt geschaffen zu haben. Als Erwachsener fällt es jedoch schwer, die schauspielerischen Leistungen ernst zu nehmen. Für Kinder mag das besser funktionieren

Steuerung

Das Spiel lässt sich mittels einfacher Wischgesten über den Screen steuern. Diese werden im anfänglichen Tutorial spielerisch und simpel vermittelt. Die Steuerung ist so leicht, dass man zu keinem Zeitpunkt seinen Blick auf das Tablet lenken muss.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Everbyte
  • Plattform: IOS, Android
  • Genre: Rollenspiel
  • Releasedatum: 13.12.2018
  • Spielstunden: unbekannt, die kostenlose Demofassung umfasst 30 Minuten
  • Spieleranzahl: 1
  • Altersfreigabe: 0
  • Preis: Demo kostenlos, weitere Kapitel per In-App-Kauf verfügbar
  • Bezugsquelle: Apple Store, Playstore

 

Fazit

Der ganz große Wurf ist Everbyte mit dem von ihnen selbst als genial eingeschätzten Spielprinzip leider nicht gelungen. Sounds of Magic bedient sich eines sehr eigenwilligen Prinzips, das fast vollständig auf Grafiken verzichtet. Stattdessen setzt man auf klassisches Vorlesen. So mutet das Spiel denn auch wie ein vorgelesenes Solo-Abenteuer an, bei dem der Spieler zu gegebenen Zeitpunkten durch Wischbewegungen die Aktionen und Schritte seiner Spielfigur lenken darf.

Auch die Geschichte des Spiels an sich ist eher altbacken. Ein Mann wacht ohne Gedächtnis in einer Kerkerzelle auf und macht sich auf die Suche nach seinen Erinnerungen. Dabei entdeckt er, dass er echt kein netter Typ und obendrein Magier ist.

Könnte man als Rollenspieler der alten Schule den oben genannten Konzepten eventuell noch etwas abgewinnen, macht das kindgerechte Voice-Acting für mich schließlich die Spielerfahrung schwer erträglich. Die weiteren Kapitel werde ich mir sicher nicht per In-App-Kauf bestellen.

Artikelbild:  Everbyte

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