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Im Marvel Monthly behandeln wir diesmal neue Thor-Spin-offs: Loki ist der König von Jotunheim und zertritt die vierte Wand, um ein Held zu werden. Jane Foster hat den Krebs besiegt, ist nicht mehr als Thor unterwegs und stürzt sich in ihrer neuen Reihe auf eine andere Aufgabe: als Valkyrie.

Mit dem Ende des War of the Realms wird nicht nur die Thor-Reihe neu gestartet. Mit Jane Foster: Valkyrie startet eine komplett neue Comic-Reihe mit der Heldin, die vor kurzem noch als Thor unterwegs war. Sie übernimmt die Aufgabe von Brunnhilde, die mit allen anderen Walküren im Krieg gefallen ist. Dabei ist ihr noch gar nicht so genau klar, was zu diesen Aufgaben gehört. Im ersten Band kann der Leser dies mit Jane zusammen erkunden. Derweil will Loki selbst zum Held werden und lässt den Thron von Jotunheim unbesetzt. Er wurde von seinem Vater gefressen, konnte sich aber aus dessen Bauch befreien und ihn so töten. Nun sieht er sich selbst als Held und möchte ein Avenger werden, doch Nightmare hat es auf sein Erbe abgesehen. Wir haben uns beide Bände angeschaut und ihr erfahrt hier, ob diese Comics das Richtige für euch sind.

Jane Foster: Valkyrie #1 – Strahlender Todesengel

Jane Foster war Krankenschwester, als Thor als Dr. Donald Blake auf der Erde aktiv war. Als dieser unwürdig wurde, seinen Hammer zu heben, wurde sie selbst zum mächtigen Thor. Doch sie starb und wurde wiederbelebt. Bei den Walküren, die in der Schlacht um New York fielen, war dies nicht möglich, und somit bleibt deren Posten vakant. Zeit, dass Jane Foster wieder als Heldin aktiv wird, und zwar als Valkyrie. Ihre erste Mission: Das Schwert Drachenzahn wiederbeschaffen, das ihre Vorgängerin Brunnhilde führte und das im War of the Realms verloren ging. Doch schon bald bekommt diese mächtige Waffe ein Gegner in die Hand, von dem man sagt, dass er jede Waffe mit tödlicher Genauigkeit beherrschen kann: Bullseye. Wo er auftaucht, wird es Tote geben. Genau der richtige Job für einen neu ernannten Todesengel.

Dieser Comic ist ein Musterbeispiel, wie man einen neuen Helden einführt. Schnell lernt man als Leser*in ihre Hintergrundgeschichte und die neuen Fähigkeiten kennen. Die meisten hängen mit ihrer Waffe Undrjarn zusammen, die einst im ultimativen Universum Thors Hammer war. Diese All-Waffe kann sich nach ihrem Willen in alles Mögliche verwandeln, wie beispielsweise Flügel. Außerdem beherrscht sie den Walkürenblick und sieht, ob eine Person in akuter Lebensgefahr steckt. Dazu tauchen immer wieder neue Schurken auf, die sich ihr in den Weg stellen. All dies wird sehr humorvoll präsentiert und dürfte niemanden überfordern. Dabei ist es aber auch originell genug, damit auch alte Hasen am Ball bleiben.

Ein klassischer Superhelden-Comic

Alle Zutaten dieser Geschichte sind klassische Bestandteile eines Marvel-Comics. Jane bekommt sogar einen Sidekick: ein etwas derbes geflügeltes Pferd. Dazu darf Doctor Strange in diesem Comic die Jungfrau in Nöten spielen, die von unserer Heldin gerettet werden kann. Das könnte alles furchtbar öde und vorhersehbar sein, doch Jason Aaron schafft es, dass man das Interesse nicht verliert. Die Geschichte entwickelt sich und es passieren regelmäßig neue Wendungen, die der Erzählung neuen Drill geben. Sämtliche Nebenfiguren sind sympathisch und die Motivation der Heldin ist klar verständlich. Dieser Band hat keinen hohen Anspruch und auch keine tiefere Botschaft. Aber er ist ein Superhelden-Comic in Reinform, und damit erfrischend unterhaltsam.

Die Zeichnungen haben durch die Kolorierung eine starke Plastizität. Man erkennt die Emotionen der Figuren gut und weiß in Actionszenen immer, was gerade passiert. Bei den Reisen in andere Welten ändert sich der Künstler, was sehr gut die unterschiedlichen Welten darstellt und nicht störend wirkt.

Falls es noch nicht klar geworden ist: Dieser Comic hat mir Spaß gemacht. Er ist erfrischend altmodisch und damit sicher nicht für jeden Leser geeignet. Man sollte hier keinen Meilenstein erwarten oder etwas, das sich radikal vom Mainstream unterscheidet. Doch wer des Superheldencomics noch nicht überdrüssig geworden ist, findet hier ein Werk, das gar nichts anderes sein will und dabei keinerlei Fehler macht.

Die harten Fakten

  • Autoren: Jason Aaron, Al Ewing
  • Zeichner: Cafu
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 16 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics, Amazon, idealo

 

Loki – Der Gott der zur Erde fiel

Loki hat bereits viele unterschiedliche Inkarnationen erlebt: Er war bereits ein Kind und auch schon eine Frau. Im ersten Avengers-Comic war er der Schurke, der die Helden zusammenführte. Aber er entwickelte sich und scheint am besten zu funktionieren, wenn er mit einer verschmitzten Miene Leute austrickst. Was liegt also näher als einem Comedy-Autor wie Daniel Kibblesmith (The Late Show With Stephen Colbert) die Verantwortung zu übergeben, einen neuen Comic zu schreiben bei dem Loki die Hauptrolle spielt?

Loki versucht sich in dieser Geschichte als ein etwas anderer Herrscher über Jotunheim, die Heimat der Frostriesen. Er regiert über dieses Land, seit er seinen eigenen Vater tötete. Das Recht des Stärkerem liegt ihm nicht – lieber will er klüger und genialer sein als alle anderen. Und so treibt er sich auf Midgard herum und versucht, Teil der Avengers zu werden. Dabei macht er auch einen Abstecher in das Haus der Ideen (so nennt sich auch Marvel gerne selbst) und gerät in eine Metaebene, bei der er sich fragt, warum das Buch von Wolverine so viel dicker ist als das Buch von Loki. Der Band ist dabei angenehm abwechslungsreich.

Eine verfranzte Erzählung

Trotzdem ist Kibblesmiths Erzählweise etwas zu verschachtelt. Es ist manchmal erfrischend, wenn nicht alles chronologisch erzählt wird, doch hier verzettelt sich der Autor, indem er aus den vielen Gedankensprüngen keinen übergeordneten Rahmen gibt. Es wirkt gar, als ob so versucht wird, die Erzählung komplexer wirken zu lassen, als sie eigentlich ist. Motivationen der Figuren bleiben dabei auf der Strecke, und leider zündet auch nicht jeder Gag.

Die Bilder sind gut gelungen und es sind immer wieder sehr hübsche Panels dabei. Als Stil wird hier der zeitgenössische Marvel-Stil bedient, wie man ihn in vielen Publikationen des Verlags findet. Das gefällt ohne außergewöhnlich zu überraschen.

In seiner Gänze haben wir hier einen gefälligen Comic mit sehr humorvoller Seite. Die Handlung ist dabei stark verfranzt und gewinnt dadurch nichts Aufregendes hinzu. Eher führt es dazu, dass einzelne Handlungen nicht abgeschlossen werden und es unklar ist, wann diese fortgesetzt werden. Außerdem fehlt mir bei allen Figuren eine erkennbare Motivation. Loki will ein Held werden, aber warum versucht er gleich ein Avenger zu werden und warum fragt er ausgerechnet Tony Stark? Und welche Bedeutung haben die Kinder von Eternity? Der Comic weiß zu unterhalten, aber ist wohl nur für Fans des Gottes der Geschichten ein absolutes Must-Read.

Die harten Fakten

  • Autor: Daniel Kibblesmith
  • Zeichner: Oscar Bazaldua
  • Seitenanzahl: 124
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics, Amazon, idealo

 

Artikelbild: Panini Comics,
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Alexa Kasparek
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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