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Der Odinsohn ist nicht mehr würdig. Er kann Mjölnir nicht mehr halten. Also trat Jane Foster in seine Fußstapfen und trägt Hammer und Namen nun seit einiger Zeit. Doch ihre Krebserkrankung bringt sie um. In diesem Finalband entscheidet sich ihr Schicksal.

Jason Aarons Thor ist ein großer Lichtblick in Marvels Produkt-Portfolio. Seine Geschichten sind episch, konfliktreich und verzichten gleichzeitig nicht auf die ganz großen Themen. Panini hat sich sämtliche Legacy-Ausgaben seines Runs für ein extradickes Comic aufgespart. Dieser Band schlägt einen großen Bogen zu klassischen Sagas und seinen frühen Handlungsfäden. Da ihr bei uns bereits einen Überblick zu diesen Geschichten bekommen habt, seid ihr alle bereit für den Ritt auf der Regenbogenbrücke. Denn er lohnt sich!

Handlung

Der Mangog wurde geweckt. Eine fürchterliche Kreatur, die das Ende der Welt bedeuten könnte. Sein Hass auf Odin und Asgard ist grenzenlos. Derweil stellt sich Jane Foster einer wild gewordenen She-Hulk oder versucht Hercules im Armdrücken zu schlagen. Doch all das ist eigentlich zu viel für sie. Denn ihr Körper braucht eine Chemotherapie. Der Hammer verdrängt aber immer wieder jegliches Gift aus ihrem Körper. Erst nachdem Doctor Strange ihr sagt, dass die nächste Verwandlung ihren Tod bedeutet, lässt sie den Hammer liegen. Volstagg, Odinson und Heimdall müssen sich also ohne ihre Unterstützung dem Mangog stellen. Aber können sie ihn allein besiegen, oder brauchen sie die Hilfe von der mächtigen Thor?

Der Abschluss der Reihe ist monumental und eine wahre Heldensaga. Am Anfang braucht die Geschichte ziemlich, um in Tritt zu kommen, aber dann ist sie an Drama nicht zu überbieten. Ein bereits bekanntes Thema aus Aarons ersten Thor-Geschichte taucht wieder auf: Warum tun Götter nichts, wenn es ihren Gläubigen schlecht geht? Jane ist die Person, die diese Fragen ausspricht. Und so geht es nicht nur um diese Frage, sondern auch um ihre Wut, ihre Verzweiflung und das was sie am Leben hält. Es geht darum, ob sie es aushalten kann menschlich zu sein oder ob sie es so sehr liebt eine Heldin zu sein, dass sie bereit dafür ist ihr eigenes Leben zu opfern.

Charaktere

Um die Jubiläumsausgabe 700 zu feiern, beginnt dieser Band mit einer großen Menge an Protagonisten. Doch diese Geschichten passen nicht alle zusammen. Es wirkt wie eine Ansammlung loser Episoden. Selbst der Frosch-Thor Throg bekommt seinen eigenen Charakterplot. Das ist Fanservice, aber total unnötig. Keiner dieser Nebenfiguren kann wirklich überzeugen. Selbst Volstagg und Odinson bleiben schwach.

Denn hier geht es nur um eine Figur und das ist Jane Foster. Ich halte sie für eine der stärksten Figuren des Marvel-Universums und einen Charakter, der die Neuinterpretation wirklich gut getan hat. Der gesamte Band bekommt ab dem Augenblick einen Sog, an dem der Fokus ganz auf ihr liegt. Eine Frau, der es schwer fällt zu akzeptieren, dass sie nicht kämpfen darf. Dass sie einen anderen Kampf kämpfen muss, als sie es will. Dieser Konflikt ermöglicht eine andere Art der Erzählung über den Kampf mit einer Krebserkrankung.

Zeichenstil

Am Anfang hat jeder Charakter einen eigenen Zeichner bekommen. Doch nur einer vermag es wahre Kunstwerke zu formen: Russell Dauterman. Er begleitet die weibliche Thor seit ihren Anfangstagen und hat mit seinen fantasievollen Bildern großen Anteil am Erfolg der Serie. Und so sind die eigentlichen Thor-Geschichten nicht nur erzählerisch, sondern auch zeichnerisch am besten. Seine feine Linienführung, das tolle Panel-Design, die herausragende Kolorierung und die geschickt eingesetzten Unschärfe-Effekte ergeben ein ganz besonderes Bild, das lange in Erinnerung bleiben wird.

Erscheinungsbild

Das Cover des Bandes ist als Referenz auf Der Tod des Captain Marvel zu sehen. Der Kree Mar-Vell, der vor Carol Danvers den Titel Captain Marvel trug, war der erste Superheld, welcher der Krankheit Krebs erlag. Mir gefällt, dass Panini dies als Cover gewählt hat. Auch sonst macht der Band einen sehr guten Eindruck. Der Band liegt trotz seiner 220 Seiten gut in der Hand und lässt sich an einem Stück lesen. Bei Doppelseiten gibt es teilweise wieder das Problem, dass die Leimbindung in der Mitte Teile des Bildes verbirgt. Das kann der Verlag besser!

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Jason Aaron
  • Zeichner: Russell Dauterman, Valerio Schiti, Walter Simonson, Das Pastoras, Olivier Coipel, James Harren
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 220
  • Preis: 22 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Panini-Comics

 

Bonus/Downloadcontent

Wie üblich findet sich noch ein wenig redaktioneller Content und die Cover der US-Hefte am Ende des Bandes. Hier gibt es nichts zu meckern.

Fazit

Der Band startet leider etwas behäbig. Hier werden unnötige Geschichten über Charaktere, wie den zukünftigen Thor oder Loki erzählt, die gar nichts mit dem zu tun haben, was eigentlich erzählt werden soll. Doch ab dem dritten Kapitel geht es endlich wirklich um Jane Foster und dieser Abschluss ihrer Saga hat es in sich. Selten habe ich eine so gute Charakterstudie gelesen. Es ist die Geschichte einer krebskranken Frau, die unbedingt eine Heldin sein will. Selbst wenn sie das umbringt.

Wie auch in der Erzählung, so sind auch die Zeichnungen davon abhängig, ob der Fokus auf Jane Foster oder einer anderen Figur liegt. Die Seiten mit Nebenfiguren sind zu gewöhnlich, um herauszustechen. Dem ganzen Band hätte es gut getan, hätte man die anderen Figuren einfach weggelassen. Dennoch ist dies einer der besten Comics des Jahres und die genannten Mängel sorgen nur dafür, dass dies kein zeitloser Klassiker wird, sondern einfach nur ein wirklich tolles Buch, das ich jedem empfehlen kann, der sich für epische Sagen und Geschichten über das Sterben begeistern kann.

 

Artikelbild: © Panini Comics, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

 

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