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Eine weitere dystopische Teenager-Geschichte versucht die Begeisterung der Zuschauer zu wecken. Das Themasteht seit Tribute von Panem hoch im Kurs. Die meisten floppen und einige schaffen es so gerade eben, den Erwartungen gerecht zu werden. Mit einem Einspielergebnis von knapp 55 Millionen konnte Divergent sich in dieser Kategorie platzieren.

Parallelen gibt es zu den Tributen einige. Eine jugendliche Darstellerin spielt die Hauptrolle, die Gesellschaft ist normiert und durchstrukturiert. Doch statt Distrikten finden sich hier Kasten als ordnendes Element. Nicht jeder ist zufrieden mit der Aufgabenverteilung und so beginnt ein Spiel um Intrigen und Verrat – was hoffentlich im Roman besser gelungen ist, als im Film.

Story

Fünf Kasten lenken das von einer Mauer geschützte dystopische Chicago einer nicht ganz so fernen Zukunft. Doch ist die Mitgliedschaft in einer Kaste an eine einzige im Alter von 16 Jahren getroffene Entscheidung gebunden. Wer genetisch rausfällt, wird gejagt. Manche passen nicht in diese Kasten und bestimmen ihr Schicksal selbst. Sie sind die Unbestimmten. Doch auch ihre Existenz muss geheim bleiben.

Zu den Kasten gehören die angstfreien Ferox, deren beständiges Rennen und Springen sie stellenweise in den ersten Minuten des Films schwachsinnig wirken lässt. Sie stellen die Polizei und Armee. Die friedlichen Amite sind für die Bestellung der Felder und die generelle Versorgung zuständig. Die wissenschaftlich orientierten Ken agieren selbstsicher und die Candor sind als Richter immer ehrlich und sprechen auch Wahrheiten unbeschönt und offen aus. Letztendlich gibt es noch die altruistischen Altruan (womit der Wortstamm hergeleitet wäre), die aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit die Regierung stellen.

Bei der Präsentation der Kasten fühlte ich mich durch die ungewollte Putzigkeit an die Häuser bei Harry Potter erinnert. Große Unterschiede existieren natürlich, doch kommt hier bereits die saubergeputzte, klinische Nüchternheit des Films zum Tragen. Dieses verstärkt sich im weiteren Verlauf des Films noch.

Shailene Woodley spielt Beatrice Prior, eine Altruan, die schon immer fasziniert war von den Ferox. Während ihres Eignungstests stellt sich heraus, dass sie mehreren der Kasten zugeordnet ist – sie ist eine Unbestimmte. Das ist jedoch ein Problem und so ändert ihre Testerin das Ergebnis des Tests in Altruan. So verwundert es dann nicht, dass Beatrice sich im Rahmen ihrer Benennungszeremonie für die Ferox entscheidet. Sie nennt sich fortan Tris. Ihr Bruder Caleb Prior (Ansel Elgort) entscheidet sich für die Candor und so sind ihre Eltern nun alleine.

Was nun beginnt, erinnert an ein typisches Teenager-Abenteuer-Bootcamp, wie zuletzt in Tribute von Panem (dort deutlich finsterer) und Percy Jackson (dort deutlich fantastischer) gesehen. Natürlich darf die übliche Romanze hier nicht fehlen und auch vereinzeltes Teenager-Gerangel ist Teil des Ganzen. Und um Druck aufzubauen, gibt es eine Rangliste, wo nur die Besten dann wirklich nach dem Training in die Reihen der Ferox aufgenommen werden. Hier wird massig Potential verschenkt, denn dieser Teil des Films plätschert nahezu belanglos vor sich hin und die erwünschten Spannungsmomente verpuffen. Dennoch verbirgt sich im Training ein Highlight des Films – ein „Capture-The-Flag“-Spiel in einem verlassenen Amüsierpark.

Da es ja irgendwie danach weitergehen muss, reichert eine Intrige die bislang belanglos vor sich herplätschernde Geschichte an. Nur soweit – Implantate steuern eine Fraktion, um sie als geistlose Fraktion für eine andere zu verwenden. Erstgenannte Fraktion wiederum will die derzeitigen Strukturen nicht weiter so hinnehmen.

Leider versaut es der Film hier komplett. Die Zusammenhänge sind hanebüchen, der Höhepunkt – dessen Spannungsbogen aus dem Nichts kommt – abgehastet, die Rollen ohne echte Tiefe und es schleichen sich reihenweise Unlogiken ein.

Schade.

Schauspielerisch leider eine Nullnummer.
Schauspielerisch leider eine Nullnummer.

Darsteller

Shailene Woodley stellt ihre Rolle an sich gar nicht schlecht dar, jedoch gelingt es ihr nicht genug Tiefe in die für sie schrecklichen Wendungen am Ende des Filmes zu bringen. Zu Anfang des Filmes und während des Trainings gelingt ihr die Darstellung einer zerbrechlichen und bis an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit gebrachten jungen Frau dennoch sehr gut. Gut, es gibt die eine oder andere Unstimmigkeit, aber über diese lässt sich hinwegsehen.

Theo James, Darsteller des Zielobjektes jugendlicher Liebe namens Four hingegen kommt gut zur Geltung. Es gelingt ihm, als bewunderte und respektierte Figur vom Zuschauer wahrgenommen zu werden. Dabei wechselt er zwischen emotionaler Härte und Zuwendung. Durch die Interaktion von Tris und Four kommt auch Shailene Woodley besser zur Geltung.

Ein Totalausfall ist wohl die bekannteste Schauspielerin, Kate Winslet. Die Anführerin der Ken lässt sämtliche Subtilität vermissen und agiert mit dem Feingefühl eines Holzhammers. Plakative Darstellung für die US-Zuschauer? Schade auch hier, denn von ihr kennt man deutlich Besseres. Und einen Versuch, ihre Darstellung mit der des Präsidenten aus Tribute von Panem zu vergleichen, sollte man tunlichst unterlassen.

Inszenierung

Zu klinisch sauber, sage ich. In einer Dystopie, deren Strukturen jenseits der Fassade zusammenbrechen, erwarte ich ein deutlich dreckigeres Setting. Dennoch sind die Kamerafahrten auf den Punkt genau und inszenieren die Schauplätze gekonnt.

Auch Ausleuchtung und musikalische Untermalung sind geschickt platziert. Sie holen aus dem Film noch das Beste heraus, was die dünne Geschichte versäumt hat.

Lediglich die Gesamtkomposition misslingt immer wieder. So gibt es eine Szene, wo eine ganze Fraktion unter Waffengewalt zusammengetrieben wird und ausgelöscht werden soll. Die unangenehmen Erinnerungen an die Pogrome des Dritten Reiches werden hierbei – vielleicht sogar absichtlich? – umschifft. Eine direkte Immersion des Zuschauers findet kaum bis gar nicht statt.

Erzählstil

Der Film wird linear aus der Perspektive von Tris erzählt– angereichert von einigen Cutscenes aus der Sicht anderer Akteure. Flashbacks und andere die Ebene wechselnde Erzähltechniken kommen nicht vor.

Preis-/Leistungsverhältnis

Die sogenannte Deluxe Fan Edition kommt mit einem Preis von ca 17 EUR in den Handel. Dafür gibt es die BluRay und einiges an Extras. Preislich mehr als fair.

Erscheinungsbild/Umfang

Divergent Fan EditionUns wurde eine Presse-BluRay zur Verfügung gestellt, daher können wir keine Aussage zur Ausstattung machen. Auf der BluRay im Handel sind neben dem Film die üblichen Extras zu finden.

Die harten Fakten:

  • Regie:Neil Burger
  • Darsteller:Shailene Woodley, Theo James, Kate Winslet, et al
  • Erscheinungsjahr:2014
  • Sprache:Deutsch etc.
  • Format:BluRay
  • Preis:ca. 17 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der deutschen Website des Filmes Divergent finden sich einige Zusatzinformationen zu den Rollen, Fraktionen und auch einige Wallpaper für PC und Smartphone.

YouTube

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Fazit

Die Jugend-Dystopie Die Bestimmung – Divergent hat viel Potential. Die Geschichte um die junge Protagonistin, die nicht in das Kastensystem passen will und ins Zentrum einer Verschwörung gerückt wird, ist an sich sehr reizvoll. Dennoch verpasst der Film es, den Zuschauer in den Bann zu ziehen.

Viele Szenen wirken zu klinisch, es fehlt der Schmutz des heraufziehenden Faschismus. Alles wirkt zu kantenlos. Dennoch gibt es Glanzszenen, wie die oben genannte Capture-The-Flag-Einlage oder das Zusammenspiel von Protagonistin Tris und Romanzen-Ziel Four.

In Summe kann der Film nicht überzeugen und sich vor allem nicht mit seinem großen Kontrahenten, Tribute von Panem, messen. Selbst wenn Divergent vor den Tributen veröffentlicht geworden wäre, hätte das nichts geändert.

Schauspielerisch findet sich alles von herausragenden Einzelmomenten bis hin zum Totalversagen.

Divergent ist sicher für Fans der Buchserie zu empfehlen und taugt auch gut als Ausleihfilm für einen Abend. Zu mehr jedoch leider nicht.

Daumen3maennlich

Artikelbilder: Concorde Home Entertainment

 

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