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Im kooperativen Familienspiel Spaceship Unity verkörpern wir die Rekrut*innen der Interplanetaren Allianz, die ein schrottreifes Raumschiff namens Unity durchs All steuern müssen und intergalaktische Abenteuer erleben. Wenn ein Föhn zum Antrieb wird, die Rollläden unseren Schutzschild darstellen oder das Bücherregal zur Datenbank wird, sind Kommunikationsschwierigkeiten noch das kleinste unserer Probleme.

Alle haben sie gesagt, wir sollen zur IPA, zur Interplanetaren Allianz gehen. Ruhm und Ehre würden uns dort erwarten, wenn wir erst einmal Teil dessen sind, das den intergalaktischen Frieden seit Jahrhunderten aufrechterhält. Wir würden nichts Sinnvolleres mit unseren Leben anfangen können, als dort mitzuwirken … Große Klasse … Dass wir aber in einem schrottreifen Metallhaufen, der irgendwann einmal ein Raumschiff gewesen sein muss, los geschickt werden, die Galaxis zu retten, hat uns dabei niemand gesagt. Sonst hätten wir uns definitiv anders entschieden. Ein Schreibtischjob klingt unter dieser Prämisse doch echt interessant …

Spaceship Unity ist ein lustiges, kooperatives Familienspiel für zwei bis vier Spielende.

Doch sei es drum, hier sind wir nun, auf der Unity und ruckeln durch die Galaxis. Wir sind einem Geheimnis, ja sogar einer Verschwörung auf der Spur, die den galaktischen Frieden bedroht! Mit den außerirdischen Feinden der Allianz im Nacken, versuchen wir, die Galaxie zu retten und dabei nicht drauf zu gehen. Nicht einfach, wenn der einzige fahrbare Untersatz, der uns vom sofortigen Tod durch Erstickung und Erfrierung bewahrt, unter unseren Füßen durchrostet. Werden wir es schaffen? Oder werden wir gemeinsam mit der Galaxie untergehen?

Spaceship Unity ist ein kooperatives Familienspiel für zwei bis vier Personen, in welchem wir in die Rolle von Rekrut*innen der Interplanetaren Allianz schlüpfen und eine fortlaufende Geschichte voller Abenteuer und Action erleben. Der Clou hierbei ist: Unsere Wohnung wird zum Spielbrett, unsere Möbel und Alltagsgegenstände zum Spielmaterial und wir selbst sind die Miniaturen. Gelingt es uns, den interplanetarischen Frieden in der Galaxie zu retten?

Spielablauf

Spaceship Unity erzählt eine fortlaufende Geschichte. Ähnlich wie bei einer Fernsehserie werden hierbei verschiedene Folgen gespielt (hier auch Storys genannt), welche wiederum in unterschiedliche Kapitel unterteilt sind. Welchen Teil der Geschichte wir hierbei zu Gesicht bekommen und was uns hierin passiert, hängt von unserem Vorankommen im vorherigen Abschnitt ab. Es sei an dieser Stelle aber gesagt: Dieses Spiel kann nicht verloren werden. Hierauf legten die Macher sehr großen Wert und es wird an vielen Stellen immer wieder erwähnt. Das Spielerlebnis und der Spaß sollen im Vordergrund stehen, ebenso die Story, die auch dann weiterläuft, wenn wir das ein oder andere Kapitel nicht erfolgreich abschließen konnten.

Die fortlaufende Geschichte umfasst mehrere Folgen, hier durch Story-Bücher dargestellt.

Bevor es jedoch losgeht, gilt es, die Spielfläche zu bestimmen. Hierbei wird klar definiert, welche Räume zum Spielfeld gehören sollen und welche nicht. Grundsätzlich kommt das Spiel sehr gut „nur“ mit dem Wohnzimmer, der Küche und dem Flur aus. Räume, die eher privater Natur sind, wie beispielsweise das Schlafzimmer oder das Büro, können vom Spiel ausgeschlossen werden. Wer möchte schon gerne, dass der Aktenschrank umsortiert oder in den Schlafzimmerschränken rumgewühlt wird?

Die Systemkarten bestimmen, was wo wie gemacht wird und welchen Bereich unserer Wohnung wir ins Spiel einbinden.

Wurde die Spielfläche klar eingegrenzt, kann es auch schon losgehen.

Zu Beginn des ersten Spiels wird erst einmal die Einführung vorgetragen. Wir erfahren, wer wir sind und warum wir auf der Unity los ins All geschickt werden. Kurz darauf geht es auch schon mit dem ersten actionreichen Kapitel der ersten Folge weiter, welche uns bereits jetzt einen guten Einblick in die Funktionen und Mechanismen des Spiels gibt. Beim gesamten Spiel ist das jeweilige Story-Buch ein wichtiges Element, welches offen auf einem Tisch liegt und so zum Teil des Geschehens wird. Jedes in diesem Story-Buch enthaltene Kapitel gibt eigene Anweisungen zum Aufbau, erklärt mögliche Regeländerungen und treibt die Geschichte voran. Die kurzen Story-Texte bilden hierbei das Herz des Spiels. Durch sie erfahren wir, was passiert, wo wir gerade sind, was unsere nächsten Aufgaben sind und welche Konsequenzen es haben könnte, wenn wir scheitern. Es dient uns im gesamten Spielverlauf als Kommandobrücke, von welcher wir (in aufgedruckter Schriftform) unsere Befehle empfangen und Meldungen über Störungen der Systeme erhalten. Hierauf wird beispielsweise eine Sanduhr platziert, die in Form von unterschiedlich vielen Feldern, auf welche sie im Verlauf des Kapitels gesetzt wird, anzeigt, wie viel Zeit uns noch bleibt, um das Kapitel abzuschließen. Diese Sanduhr wird im Verlauf des Spiels auf andere Felder bewegt. Von Zeit zu Zeit wird sie so auf ein Störungsfeld platziert und gibt somit Aufschluss über die verschiedenen unschönen Geschehnisse auf der Unity. Es ist ratsam, dass immer eine Person abgestellt wird, um die Sanduhr und die sich im Laufe des Weiterrückens dieser ergebenden Störungen im Blick zu haben und die anderen Spielenden rechtzeitig über die notwendigen Schritte informieren zu können.

Eine Runde Spaceship Unity läuft über mehrere Kapitel einer Folge, die wir in unterschiedlicher Reihenfolge erleben.

Das Logbuch gibt Aufschluss darüber, was wir erreicht haben. Es speichert unseren Spielstand.

Mit welchem Kapitel wir starten, sagt uns unser Logbuch, in welchem wir die Fortschritte der vorangegangenen Kapitel niedergeschrieben haben. Am Ende jedes Abschnitts erhalten wir Infos, mit welchem wir weiterspielen dürfen. So läuft das Spiel weiter, bis uns ein Kapitelende die Info gibt, dass wir das Ende des Spiels, das sogenannte De-Briefing einleiten dürfen. Haben wir dieses abgeschlossen und alle wichtigen Dinge im Logbuch notiert, werden die Materialien weggeräumt und es kann, wenn gewollt, mit der nächsten Folge angefangen werden.

Gegliedert sind die verschiedenen Abschnitte der Story in sogenannte Action-Kapitel und Challenge-Kapitel.

Die Action-Kapitel sind, wie der Name es vermuten lässt, hektisch. Eine Sanduhr, die gnadenlos mitläuft, gibt unsere Zeitspanne in diesen Echtzeitphasen vor. In diesen müssen wir verschiedene Systeme des Raumschiffs bedienen, Störungen beheben und unsere Lebenserhaltung im Blick behalten und das alles gleichzeitig. Kurz gesagt: Es herrscht Chaos. Eine gut funktionierende Strategie zu finden, die uns hilft, besser durch diese Kapitel durchzukommen, ist nahezu nicht möglich. Selbst eine Aufteilung der Spielenden auf die verschiedenen Systeme ist nicht immer machbar, da es zum einen mehr Systeme als Spielende geben kann und zum anderen stellenweise mehr als eine Person für ein System benötigt wird.

Auf jeder Systemkarte ist genau beschrieben, um welchen Gegenstand oder Raum es sich handelt und welche möglichen Alternativen es gibt.

Aber das will das Spiel auch erreichen. Es soll hektisch werden und laut und alles durcheinanderlaufen. So wird die Geschichte der unerfahrenen Rekrut*innen auf dem alten, baufälligen Raumschiff nachvollziehbar dargestellt. Auf dem Weg zur Energieversorgung müssen wir über die Person hechten, die gerade den Sprungantrieb repariert. Kurz darauf gibt unser Navigationssystem den Geist auf, während wir eigentlich gerade dabei sind, den Beamer hochzufahren und das Kommunikationsgerät zu koppeln. Es ist unfassbar lustig, sehr hektisch und für sensible Nachbar*innen sicher kein Geschenk. In unserer ersten Runde beispielsweise klingelten gleich mehrere, teils besorgte, teils verärgerte, Nachbar*innen, um sich zu erkundigen, was wir nun wieder veranstalten.

Die Challenge-Kapitel hingegen sind wesentlich gesitteter und leiser. Sie geben uns die Möglichkeit zum Verschnaufen und Runterfahren, denn hier haben wir alle Zeit der Welt. Auch jetzt müssen verschiedene Aufgaben an den Systemen erfüllt werden, diese sind allerdings komplizierter. Nicht selten ist hierbei Köpfchen und logisches Denken gefragt. So muss beispielsweise ein willkürlicher Satz aus einem Buch, der über eine Zeile reicht, vorgelesen und dann gleich von einer anderen Person auswendig und komplett fehlerfrei vorgetragen werden. Dies war für uns schon eine knifflige Angelegenheit.

Ausstattung

Spaceship Unity kommt mit wenigen Materialien aus, da die Hauptutensilien in jedem Haushalt zu finden sind. Es gibt kein Spielbrett als solches, lediglich die Story-Bücher, die unsere Kommandobrücke darstellen, geben Aufschluss über zeitlichen Ressourcen, mögliche Regeländerungen oder -erweiterungen und den Spielaufbau.  

Das weitere Material besteht fast ausschließlich aus Pappkarten und -markern. Zwei Sanduhren, eine für das Spiel zu zweit und eine für das Spiel zu dritt oder viert sowie ein Block mit Logbuch-Zetteln sind ebenfalls vorhanden. Alle weiteren Spielmaterialien bietet unsere Wohnung.

Das Regelheft

Die Kapitelkarten führen uns durch die Aufgaben der verschiedenen Kapitel und geben weitere Story-Elemente preis.

Das 20-seitige Regelheft greift die ganze lustige und besondere Atmosphäre des Spiels auf. Eine kleine Einleitung umschreibt kurz die eigentliche Spielidee und motiviert bereits jetzt durch die Information, dass es kein Verlieren geben wird, da die Geschichte im Vordergrund steht. Weiter geht’s mit einer gut strukturierten Darstellung der Regeln, Besonderheiten des Spiels und wichtigen Informationen zur Handhabung. Beispielsweise wird stets drauf hingewiesen, dass wir nicht alles ernst nehmen sollen und Improvisation durchaus erwünscht ist. Wir haben keine Dunstabzugshaube im Haus? Nehmen wir einfach einen Föhn oder ein Handrührgerät, gar kein Problem.

Alle Regeln werden ausführlich und mit Bildern erläutert und anhand von Beispielen erklärt.

Gegen Ende der Anleitung befindet sich noch eine Seite mit wichtigen Hinweisen, die wir vor der ersten Runde unbedingt lesen sollen. Hierin werden Dinge wie zum Beispiel das Austauschen von Gegenständen angesprochen oder darauf hingewiesen, dass wir vernünftiges Schuh- oder Strumpfwerk tragen sollen, da sonst die Gefahr des Ausrutschens bestehen kann. Auf der letzten Seite werden alle Spielzüge und Regeln kurz zusammengefasst und führen nach dem ersten Lesen der Anleitung gut und einfach durchs Spielgeschehen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor*in(en): Jens Merkl, Ulrich Blum
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 60 – 120
  • Spieler*innenanzahl: (1) (2) 3 4
  • Alter: 10+
  • Preis: 50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus- und Downloadcontent

Auf der Seite vom Pegasus-Shop kann die Vorgeschichte, Spaceship Unity Season 0 als kostenloses Print & Play runtergeladen werden. Eine gute Option, um festzustellen, ob das Spiel wirklich etwas für eine*n selbst – sowie die eigenen Nachbar*innen – ist.

Fazit

Spaceship Unity macht einfach nur Spaß. Es ist hektisch, es ist laut und es ist ziemlich lustig.

Das Spiel nimmt sich selbst nicht allzu ernst, schafft es aber trotz alledem, eine spannende Geschichte voller Höhen und Tiefen, Witz und Überraschungen zu erzählen, während wir durch unsere Wohnung hechten, Bücherregale umsortieren oder wackelige Gegenstandstürme umherbalancieren. Dieses Familienspiel ist definitiv auch für die jüngeren Teilzeitheld*innen geeignet und bietet eine schöne Abwechslung zu den normalen Tischbrettspielen. Zudem ist es schnell aufgebaut und gespielt, da eine Runde maximal zwei Stunden dauert.

Allerdings ist es stellenweise ziemlich laut, da wir durcheinanderrufen, Dinge herunterfallen oder mutwillig geworfen werden müssen und alle wild hin und herrennen. Dadurch sollte auf die Uhrzeit geachtet und das Spiel spätestens um 22 Uhr beendet werden, den Nachbar*innen zu liebe. Es kann auch nicht schaden, diese vorher vorzuwarnen, dass es laut werden könnte.

Zudem, und man kann es nicht anders sagen, sieht die Wohnung danach aus als hätte eine kleine Bombe eingeschlagen. Bücher wurden umsortiert und in andere Räume getragen, das Besteck wurde quer durch die Küche geworfen (ja, das passiert wirklich), willkürlich zusammengeklaubte Gegenstände wurden in der Wohnung verteilt und am Ende stolpert man immer über das Staubsaugerkabel.

Auch ist der Wiederspielwert leider nicht sehr hoch. Selbst wenn wir es darauf anlegen, jedes Kapitel einmal erleben zu können, haben wir durch die kurze Spielzeit schnell alles entdeckt. Entfernt erinnert uns das Spiel deswegen an Detektiv– oder Escape-Room-Brettspiele, welche nach dem Spielen an Freunde, Bekannte oder Fremde weitergereicht werden können.

Aber dennoch, wir können wirklich sagen, es lohnt sich. Es ist ein wirklich schönes Spiel geworden, welches Kinder begeistert und auch für Erwachsene trotz seiner Seichtheit eine schöne Geschichte erzählt.

Wir freuen uns jetzt schon auf die 2023 erscheinende nächste Season und geben Spaceship Unity – Season 1.1 Vier von Fünf intergalaktischen Punkten.

  • Abwechslungsreich und lustig
  • Schneller Aufbau
  • Besonderes Spielerlebnis

 

  • Hoher Lautstärkepegel
  • begrenzter Wiederspielwert

 

Artikelbilder: © Pegasus Spiele
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Mareike Rathmann
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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