Was geschah vor 15 Jahren, als eure Jugend durch den Tod eurer Eltern ein abruptes Ende fand? Findet es heraus bei Nightmare – Das Thriller Spiel aus dem Hause Noris Spiele. Könnt ihr den rätselhaften Mord von damals aufklären – und dabei vor allem euren eigenen verhindern?
Fünfzehn Jahre ist es her, dass ihr alles verloren habt – eure Eltern und euer Zuhause. Ihr seid in Pflegefamilien gegeben worden und habt euch euer eigenes Leben neu aufgebaut. Aber jetzt meldet sich euer Cousin Johnny mit neuen Informationen; er meint, er kann den Fall von damals aufklären. Also trefft ihr zum ersten Mal nach all der Zeit auf eure Geschwister, Cousins und Cousinen, und zwar ausgerechnet am Ort des schrecklichen Mordes: dem Anwesen der Familie Crafton.
Inhaltsverzeichnis
Spielablauf
Vorbemerkung: Selbstverständlich werden wir in dieser Rezension nichts spoilern, was über den Grundaufbau und ein paar generelle Anmerkungen zur Spielweise hinaus geht.
In bester Krimi-Spiel-Manier gilt es also zunächst einmal die fünf Charaktere zu verteilen. Alle haben einen Beruf, eine Persönlichkeit und ein paar Geheimnisse. Letztere dürft ihr keinesfalls mit den anderen teilen.
Und dann macht ihr euch auf ins Anwesen. Dieses wird dargestellt durch zehn Ortskarten, die vorher als Grundriss verdeckt ausgelegt werden. Gemeinsam werdet ihr euch von Raum zu Raum bewegen, um mehr über eure gemeinsame Vergangenheit herauszufinden. Als schwer traumatisierte Teenager habt ihr so einiges von damals verdrängt und schrittweise kommen die Erinnerungen durch Informationen und Rückblenden zurück. Dabei dürft ihr euch Notizen machen. Und dann gibt es da noch diese Augenbinden für alle …
Es ist eben kein reines Krimi-Spiel. Daher fordern die Spielanleitung und auch wir euch dazu auf: Spielt abends, verdunkelt euren Raum, stellt ein paar wenige Kerzen auf und lest die Texte im Kerzenschein oder mit (Handy-)Taschenlampen. Die richtige Atmosphäre zu schaffen und auch die Charaktere, ihre Eigenarten und Beziehungen ein wenig auszuspielen – das zusammen wird euch ein stimmungsvolles und vermutlich unvergessliches Erlebnis bescheren. Nehmt euch lieber drei statt der angegebenen zwei Stunden Zeit für ein entspanntes Spielerlebnis , auch wenn ihr natürlich, wie in den meisten Detektiv-Spielen, gegen die Zeit arbeitet. Daher wird euch das Spiel schon früh dazu auffordern, weise zu wählen, welche Teile der Ortskarten ihr genauer untersuchen wollt.
Gesteuert wird das Ganze von einer recht simplen, aber stimmungsvollen Web-App. Diese holt uns zu Beginn in die Geschichte, spielt Hintergrundmusik, dient als Zeitanzeiger und gibt gelegentlich Anweisungen. Was es zum Beispiel mit den Masken und diesem geheimnisvollen Umschlag auf sich hat, soll und kann an dieser Stelle nicht verraten werden.
Ausstattung
Die Spielmaterialien sind insgesamt aus solider Pappe. Die Illustrationen sind einfach, doch recht stimmungsvoll gehalten, die Fotos zwar etwas aufgesetzt, aber mit einer gehörigen Portion Selbstironie: gerade so, wie man es von Krimi-Dinnern und Escape Rooms gewöhnt ist und erwartet. Die Masken sind aus recht einfachem Filz und dadurch etwas lichtdurchlässiger als vergleichbare Schlafmasken aus anderen Spielen. Da wir aber empfehlen, in einem möglichst dunklen Raum zu spielen, sind sie absolut ausreichend – zumal man ja sowieso meist die Augen geschlossen hält.
Die Web-App ist funktional, der Ton sorgt für die entsprechende Atmosphäre und die Audioaufnahmen sind gut gemacht. Zwischenzeitlich wird der Grund-Score etwas repetitiv, aber das fällt nur selten auf, weil ihr die meiste Zeit mit Diskutieren beschäftigt seid, welche Aktion ihr als nächstes probieren und erleben wollt.
Es gibt eine Handvoll Bögen, auf die man etwas schreiben sollte. Um das Spielmaterial aber unversehrt zu lassen, haben wir diese in Plastiktütchen gepackt und mit Folienstift beschrieben.
Die harten Fakten:
- Verlag: Noris Spiele, Identity Games International BV
- Autor*in(nen): Team Identity (Markus Müller, Andrea Hofbeck)
- Erscheinungsjahr: 2020
- Sprache: Deutsch
- Spieldauer: 120 Minuten
- Spieler*innen-Anzahl: 4 5
- Alter: 16+
- Preis: ca. 20 EUR
- Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo
Bonus/Downloadcontent
Wer nicht die oben genannte Folien-Lösung wählt, findet Material zum Zurücksetzen des Spiels online, damit sich auch noch andere daran erfreuen können.
Fazit
Escape– und Detektiv-/Deduktionsspiele sind als feste Genres aus der Brettspielwelt nicht mehr wegzudenken. Puzzle, Bücher, Adventskalender – die Formate, den Ausweg zu finden und den Mordfall aufzuklären, werden immer vielfältiger; aber nicht alles da draußen ist Gold. Hier jedoch ist ein gekonnter Genre-Mix geglückt, der zu überraschen und euch ein paar Stunden vorzüglich zu unterhalten weiß.
Es ist sicherlich ratsam, Nightmare mit ein paar Leuten zu spielen, die etwas Rollenspielerfahrung oder einfach Lust an Schauspielerei haben, um ein wenig in andere Rollen zu schlüpfen. Wenn man rein deduktiv von Information zu Information geht, verliert das Spielerlebnis sicherlich eine ganze Menge. Da viele Hintergrundinfos aber aus der Perspektive von zwei bis drei Personen erzählt, ergänzt und kommentiert werden, bietet es sich an, mit den entsprechend verteilten Rollen zu lesen. Ein TZH-Teammitglied fand das Spielerlebnis zu viert auch bereits sehr gut, wir möchten euch aber raten, wenn möglich in voller Besetzung zu fünft für einen schaurig-schönen Abend in die alte Villa zurückzukehren.
Mit 20 Euro etwas teurer als die meisten aktuellen Escape-Rooms für ein Einmal-Abenteuer, bietet aber auch ein paar Stunden Gruselspaß und lässt sich nach dem Spiel weiterverschenken oder kaufen. Zudem ist es ein durch beigefügtes Material und App absolut gerechtfertigter Preis. Das Alter ab 16 ist sicher gut gewählt. Es wird nicht allzu explizit, aber es sollte klar sein, dass hier mit Horrorelementen und Mord gespielt wird. Wer also gar nichts mit dem Genre anfangen kann, sollte auch besser nicht von der geneigten Spielgruppe genötigt werden. Für alle, die sich gern mal gruseln und Spaß am Lösen von Fällen haben, geben wir eine klare Kaufempfehlung.
- Sehr atmosphärisch
- Guter Genre-Mix aus Rätseln und Gruseln
- Sehr interessant für Rollenspieler*innen
- Man sollte die richtigen und am besten fünf Leute dabei haben
Artikelbilder: © Noris Spiele
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Alexa Kasparek
Fotografien: Daniel Hoffmann
Dieses Produkt wurde privat finanziert.
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