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In Sub Terra stürzt eine Gruppe von Höhlenforschern in den Tiefen einer unbekannten Höhle ab und muss den Ausgang finden, bevor das Licht der Taschenlampen schwindet und sie für immer im Dunkeln zurücklässt. Klingt nach dem Setting eines Horrorfilms – wir haben ausprobiert, wie gut das als kooperatives Brettspiel funktioniert.

Eine geheimnisvolle, bisher unerforschte Höhle. Was als aufregender Abenteuertrip beginnt, entwickelt sich zum Alptraum: Die Spieler sind Forscher, die einen Felsschacht hinunterstürzen und sich in tiefer Dunkelheit wiederfinden. Aus dem Plan, die Höhle zu erkunden, wird der Wunsch, sie nur schnell wieder zu verlassen, solange Licht und Kondition noch ausreichen. Außerdem lauern noch mehr Gefahren in den unbekannten Tiefen. Da heißt es: Ruhe bewahren und zusammenarbeiten.

Spielablauf

„Ich glaube, wir sind nicht allein hier unten!“, könnte eines der Mitglieder unseres Forscherteams nach dem Absturz sagen, denn die nur vom Licht der eigenen Taschenlampe erhellte Höhle sieht alles andere als einladend aus. Und tatsächlich lauern neben der Dunkelheit weitere Gefahren: Überflutung, Höhlenbeben, Einstürze, Gas, unwegsames Gelände und auch „Schrecken“ – Kreaturen, die uns durch die Höhle jagen.

Sub Terra – Gefahrenkarten
Sub Terra – Gefahrenkarten

Sub Terra ist ein kooperatives Legespiel. Es gibt kein vorgefertigtes Layout des Höhlensystems, stattdessen baut man sich die Gänge bei jedem Durchgang neu aus den Höhlenplättchen zusammen.

Sehr netter Effekt für eine tolle Spielatmosphäre: Wer eine Schwarzlichtlampe hat, kann das Spiel bei Dunkelheit mit Schwarzlicht spielen, da die Marker, Plättchen und auch der Würfel darauf reagieren und „leuchten“!

Sub Terra – Spielaufbau bei Dunkelheit mit Schwarzlicht
Sub Terra – Spielaufbau bei Dunkelheit mit Schwarzlicht

Zu Beginn wählt jeder Mitspieler einen Höhlenforscher aus. Es gibt insgesamt acht verschiedene Rollen, mit jeweils ganz unterschiedlichen Fähigkeiten, die es im Spielverlauf zu koordinieren gilt. Etwa die Anführerin, die andere Forscher mit Basisaktionen „fernsteuern“ kann, ähnlich wie der Logistiker aus dem kooperativen Klassiker Pandemie. Als Startausstattung erhält jeder Lebenspunkte und ein Spielertableau.

Alle Spieler starten gemeinsam auf dem Startplättchen, das eine Kreuzung darstellt. Das Ausgangsplättchen wird unter die letzten fünf Karten im Stapel mit den Höhlenplättchen gemischt. Somit sind wir gezwungen, fast die ganze Höhle zu erkunden, bevor wir den rettenden Ausgang erreichen. Neben einfachen Wegen, Kreuzungen, Sackgassen oder Abgründen sind viele unterschiedliche Gefahrenfelder auf den Höhlenplättchen abgebildet.

Abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad Normal, Erfahren und Experte sowie der Spieleranzahl werden mehr oder weniger Karten in den Gefahrenkartenstapel gemischt. Diese geben die Anzahl der Spielrunden vor. Mit Aufdecken der letzten Karte des Gefahrenstapels gehen uns „die Lichter aus“ und wir müssen in jeder Runde würfeln – bei Misserfolg werden wir von den Schrecken in der Höhle aus dem Spiel entfernt.

Sub Terra - Frisch in den Spalt gestürzt
Sub Terra – Frisch in den Spalt gestürzt

Wenn dann alle nötigen Gefahren- und Spielermarker neben dem Spiel bereitgelegt worden sind, kann die Partie losgehen. Ziel ist es, möglichst viele Forscher lebend aus der Höhle zu retten.

Jede Spielrunde gliedert sich in vier Phasen:

  1. Aktionsphase: Spieler führen nacheinander ihre Aktionen durch.
  2. Schreckensphase: In der Höhle vorhandene Schrecken werden auf die Spieler zubewegt.
  3. Gefahrenphase: Eine Gefahrenkarte wird aufgedeckt und ausgelöst.
  4. Endphase: Der Startspieler für die nächste Runde wechselt.

Die Höhlenforscher können, neben ihren ganz individuellen Fähigkeiten, eine Reihe verschiedener Grund- und Spielaktionen durchführen; diese kosten meist ein oder zwei Aktionspunkte. Normalerweise hat jeder Forscher zwei Aktionspunkte pro Runde. Sehr wichtig ist das Bewegen und Erkunden der Höhle, was man einzeln – einmal bewegen, einmal neues Höhlenplättchen aufdecken – oder kombiniert erledigen kann. Letzteres spart einen Aktionspunkt und damit wertvolle Zeit, ist aber auch risikoreicher.

Wenn man seinen Zug auf einem Gefahrenfeld beendet und am Ende der Runde die entsprechende Gefahrenkarte aufgedeckt wird, kann es problematisch werden. Ansonsten können die Forscher rennen, heilen oder Spezialaktionen in der Höhle durchführen, etwa ein Seil anbringen oder verschüttetes Gelände freilegen. Manche Aktionen oder Ereignisse in der Höhle erfordern außerdem eine Fähigkeitenprobe; es wird gewürfelt, und nur bei einer 4, 5 oder 6 ist die Probe bestanden. Sind bereits durch Gefahrenkarten Schrecken in der Höhle, werden diese in der Schreckensphase bewegt. Glücklicherweise „gehen“ sie immer nur ein Feld in Richtung des nächsten Forschers. Treffen sie jedoch auf einen solchen, wird dieser sofort bewusstlos.

Sub Terra - Das Höhlensystem wird größer und die Gefahren mehren sich
Sub Terra – Das Höhlensystem wird größer und die Gefahren mehren sich

Jede Runde wird eine neue Bedrohung mit dem Aufdecken einer neuen Gefahrenkarte ausgelöst. Dies geschieht meist auf den Höhlenplättchen mit der entsprechenden Gefahrenabbildung, etwa Überflutung auf allen Wasserplättchen. Verliert ein Forscher alle Lebenspunkte, stirbt er nicht, wird aber bewusstlos und muss von einem anderen Forscher geheilt werden, bevor er wieder handlungsfähig ist. Nicht das Ende der Welt, jedoch kann dies wertvolle Zeit kosten.

„Es war eigentlich total gut, dass du einmal bewusstlos geworden bist, so hat unsere Gruppe sich wieder zusammengefunden!“ Dieses charmante Zitat einer meiner Mitspielerinnen in einer Testpartie bringt treffend auf den Punkt, dass Sub Terra das aus Horrorfilmen bekannte Prinzip, sich als Gruppe nicht zu weit voneinander zu entfernen, gut umgesetzt hat. Auch der Spannungsbogen verläuft dementsprechend. Gerade, wenn sich die Partie dem Ende zuneigt, steigt die Spannung, ob es alle noch rechtzeitig lebend aus der Höhle hinausschaffen.

Das Spiel ist einsteigerfreundlich, die Grundregeln sind zügig erklärt und Details, etwa Konsequenzen der unterschiedlichen Gefahren, kann man auch während des laufenden Spiels noch erläutern. Allerdings sind die Schwierigkeitsgrade eine echte Herausforderung. Der leichteste Grad Normal ist schon nicht einfach zu bewältigen, die beiden anderen Modi sind brachial schwer und mit etwas Kartenpech beißt man sich daran gleich mehrmals hintereinander die Zähne aus. Überhaupt ist der Glücksfaktor des Spiels für ein kooperatives Taktikspiel um die richtige Zusammenarbeit im Team leider ziemlich hoch.

Sub Terra - Die Charaktere
Sub Terra – Die Charaktere

Wenn ein Spiel schon nach wenigen Runden gar nicht laufen möchte, sollte man lieber noch einmal neu starten, da man die am Anfang verlorene Zeit nicht mehr reinholen kann. An dieser Stelle birgt Sub Terra leider doch ein hohes Frustrationspotenzial durch die zu vielen Glückselemente aus zufällig verteilten Gefahrenkarten, zufällig gezogenen Höhlenplättchen und noch zufälligeren Würfelergebnissen. Das kooperative Gameplay leidet somit unter dem deutlich überwiegenden Glücksfaktor. Immerhin ist durch das Prinzip Legespiel keine Partie wie die andere, dies ergibt einen ansehnlichen Wiederspielwert.

Übrigens kann man Sub Terra auch alleine oder zu zweit spielen, jedoch nehmen immer mindestens vier Forscherrollen an einer Partie teil. Bei zwei Spielern spielt jeder also zwei Forscher, im Solospiel übernimmt man vier Forscher. Spielmechanisch macht nur die Anzahl der Forscherrollen, nicht die der Spieler, einen Unterschied.

Sehr zu loben ist die Qualität der Spielanleitung. Diese ist übersichtlich aufgebaut und enthält neben den grundsätzlichen Regeln und Beispielen auch eine FAQ für Regeldetailfragen, wobei das Regelwerk ohnehin nicht besonders komplex ist. Außerdem gibt es einen Guide für Erstspieler, der ein paar Tipps zum Überleben gibt. So erklärt die Spielanleitung nicht nur die Regeln, sondern hilft beim Spieleinstieg. Angesichts der durchaus knackigen Schwierigkeitsgrade ist das aber auch dringend notwendig.

Ausstattung

Im Spiel ist eine ganze Menge Material enthalten. Neben 64 Höhlenplättchen (66 mit Start- und Ausgangsplättchen), 31 Gefahrenkarten, 12 Regelübersichtskarten und 8 Tableaus mit den unterschiedlichen Forschern liegen auch einige Marker bei. Für die Anzeige der verschiedenen Gefahren, auf die wir uns bei unserem Höhlentrip einstellen müssen, stehen 12 für Geröll, 8 für Überflutung, 3 für die Schrecken, sowie weitere als Erinnerung für die Ereignisse Gas und Schrecken. Für die Anzeige der Spielelemente symbolisieren insgesamt 20 die Lebenspunkte, 6 Seile, 3 Sprengstoff und ein Startspielerplättchen gibt es außerdem. Natürlich sind darüber hinaus 8 verschiedenfarbige Spielfiguren sowie ein sechsseitiger Würfel im Spielumfang dabei.

Das komplette Spiel, vom Packungsdesign über die Höhlenplättchen bis hin zum Regelbuch, ist in dunklen Farben gehalten, vornehmlich grau, dunkelblau und schwarz mit Weiß als Akzentfarbe. So wirkt das Design sehr stimmig zum Setting und versetzt uns als Spieler direkt in die passend düstere Atmosphäre.

Sub Terra – Packungsinhalt
Sub Terra – Packungsinhalt

Erwähnt sei auch, dass zusätzlich zu den „normalen“ Markern aus Pappe mehrere dreidimensionale Plastikmarker für Geröll und Überflutung beiliegen, die man statt der Pappmarker für die entsprechenden Gefahren verwenden kann. Einzig die Spielsteine der Schrecken, die immerhin die gefährlichen Monster in der ewigen Finsternis der Höhle verkörpern, sind uninspiriert designt; es sind lediglich Holzsteine mit drei Strichen wie vom Kratzer einer Monsterklaue.

Der Preis von etwa 40 Euro ist für den Umfang eher am oberen Rand. Allerdings ist die Hochwertigkeit des Spielmaterials besonders zu erwähnen, nicht nur wegen der Lackierungsfeatures für den Schwarzlichteffekt. Die Beschichtung der häufig angefassten Höhlenplättchen und Gefahrenkarten ist sehr hochwertig, so dass auch nach häufigem Spielen die Qualität nicht leidet.

Auch die Box weiß unter Schwarzlicht mit Effekten zu glänzen
Auch die Box weiß unter Schwarzlicht mit Effekten zu glänzen

Die harten Fakten:

  • Verlag: Schwerkraft Verlag
  • Autor(en): Tim Pinder
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 60 Minuten
  • Spieleranzahl: 1–6
  • Alter: Ab 10 Jahren
  • Preis: ca. 40 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

Fazit

Sub Terra schafft es, das Genre Survival-Horror mit klaustrophobischen Höhlensettings perfekt einzufangen. Die in dunklen Farben gehaltene Spielgestaltung unterstützt die beklemmende Atmosphäre. Und zusätzliche Ideen wie die Lichteffekte, wenn man die Partie bei Dunkelheit und Schwarzlicht spielt, runden das Spielerlebnis passend ab. Die kooperative Abstimmung mit mehreren Spielern macht Spaß und lässt sich mit ihrem „Never-split-the-party“-Prinzip tatsächlich spielen wie ein interaktiver Horrorfilm.

Jedoch ist der Schwierigkeitsgrad, gerade für Gelegenheitsspieler, deutlich zu hoch angesetzt und der Glücksfaktor so enorm hoch, dass er durchaus frustrieren kann. Der enthaltene taktische Faktor des kooperativen Gameplays kann sich eben genau durch diesen großen Glücksanteil nicht so entfalten, wie es die verschiedenen Höhlenforscherrollen und -fähigkeiten eigentlich ermöglichen. Hier hätte eine etwas ausgeklügelte Spielmechanik dem Spiel gutgetan, wie die gezieltere Verteilung bestimmter Gefahrenkarten. So ist es eben vom Glück abhängig, ob die Spielpartie Spaß macht oder nervt. Trotzdem ist ein insgesamt schönes Gesamterlebnis für tapfere Höhlenforscher herausgekommen.

Also, warten bis es dunkel ist, Schwarzlicht an, passende Hintergrundmusik an und … seht zu, dass ihr überlebt!

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbild: © Schwerkraft Verlag, Bearbeitung: Roger Lewin
Fotografien: Thekla Barck

Dieses Produkt wurde vergünstigt zur Verfügung gestellt.

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