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Der Bericht über die Lootboxen auf dem Bal Du Masque war ein Aprilscherz. Die Veranstaltung, die wir dafür hergenommen haben, gibt es allerdings wirklich. Alles zum Ball Gesagte entspricht der Wahrheit, weswegen wir das Con hier noch einmal richtig vorstellen: Der Bal du Masque

LARP braucht neue Konzepte. LARP-Orgas scheuen auch vor großem Aufwand nicht zurück, um neue attraktive Spielanreize zu schaffen. Der diesjährige Bal Du Masque war für Twilight ein Testballon, um ein aus Computerspielen bekanntes Konzept fürs LARP zu adaptieren: Lootboxen. Ob und wie gut das funktioniert hat, lest Ihr bei uns.

Die Freusburg – Der Ort des Geschehens.

Lootboxen sind in der Computerspielwelt nicht unumstritten, darum ist es ein gewagter Schritt, diese Idee auch aufs LARP zu übertragen. Deshalb wurde der Feldtest auch nicht groß angekündigt, sondern still und heimlich durchgeführt. So wurde etwa nicht bei Ballbeginn bekanntgegeben, dass es Lootboxen geben würde. Stattdessen stand eine kurze Erklärung, was man gerade gefunden hat, direkt an den schön gestalteten Schatzkistchen: Mit den Kisten musste man zur Spielleitung gehen, die sich dann um die Bezahlung und die Abwicklung der Gewinne gekümmert hat.

Was sind Lootboxen überhaupt?

Als Lootboxen bezeichnet man in Computerspielen Kisten, welche in der Regel beim Erkunden der Welt an versteckten Orten gefunden werden können. Manchmal tauchen diese Boxen aber auch als Belohnung für den Abschluss von Spielaufgaben auf, oder als Gewinn bei Wettbewerben.

Die Kisten erscheinen im Inventar des Spielers, sind jedoch verschlossen und verraten auch nichts über ihren möglichen Inhalt. Sie können dabei von seltenen Waffen und Ausrüstungsgegenständen über alternative Skins für die Spielfigur bis zu ein paar Münzen der Spielwährung alles Mögliche enthalten, wobei der Wert des Inhaltes stark schwanken kann.

Um die Lootbox zu öffnen, muss der Spieler in der Regel echtes Geld einsetzen, wahlweise direkt oder über den Umweg eines Tausches in eine Spielwährung. Erst nach dem Bezahlen erfährt der Spieler, was in der Kiste war.

Der Bal Du Masque

Vor dem Ball wurde ein Tanztraining angeboten.

Der Bal Du Masque ist ein LARP-Maskenball, den das Twilight-Team jährlich im Frühjahr auf der Freusburg in Kirchen (bei Siegen) veranstaltet. Hier wird den Teilnehmern ein Programm aus historischen und historisierenden Tänzen geboten. Vor Spielbeginn gibt es ein Tanztraining  mit erfahrenen Tanzmeistern, in dem alte Tänze aufgefrischt und neue Tänze erlernt werden können. Die Tanzmeister führen auch durch den Abend und bieten vor jedem Tanz eine kurze Gedächtnisstütze.

Das Intime-Casino.

Im Gegensatz zu reinen Tanzbällen ist der Bal Du Masque ausdrücklich ein LARP-Maskenball, und auf den LARP-Aspekt legt Twilight viel Wert. Rund um das Geschehen in den zwei Tanzsälen finden sich auf dem Gelände der komplett angemieteten Freusburg viele weitere Attraktionen, beispielsweise ein Casino. Außerdem ist es möglich, Musiker und Tanzmeister direkt anzuspielen, um sie beispielsweise mit einem Glas Met dazu zu überreden, nach Ende des normalen Ball-Programmes noch einen Wunsch-Tanz zu spielen. Oder mehrere, bis früh in den Morgen.

Die Deko wurde bestimmt vom blauen Lager.

Außerdem wird jedes Jahr ein Spiel veranstaltet, um zu bestimmen, wer den nächsten Ball IT ausrichten darf. Dieses Jahr waren beispielsweise Mitglieder des Blauen Lagers des Drachenfestes federführend, und entsprechend war die Deko in Blau gehalten, die Flure wurden von Wasserspielen beleuchtet und als Eröffnungstanz wurde eine „Blaue Flagge“ getanzt.

Lootboxen auf dem Bal Du Masque

Im Rahmen dieser Mini-Spiele wurden dieses Jahr Schatzkarten unter die Spieler gebracht. Diese wurden hauptsächlich gebraucht, um eine Maske zu finden, die in der Abschlusswertung viele Punkte wert war.

Allerdings führten einige dieser Schatzkarten auch zu aufwendig gestalteten Holzkisten, die das Aussehen kleiner Schatztruhen hatten. Im Inneren der Truhen lag lediglich eine Notiz:

„Herzlichen Glückwunsch! Du hast eine Überraschungskiste gefunden!
Öffne die Schatzkiste, um zu sehen, welche Schätze sich in ihr verbergen!
(Du kannst die Schatzkiste für 30 Euro bei jeder unserer SLs öffnen lassen. Dann erfährst Du auch den Inhalt.)“

Eine größere Menge dieser Kisten waren in der Freusburg versteckt, vom Burghof bis in die Tanzsäle, und zu jeder Kiste führten zwei oder mehr Schatzkarten.

Was war in den Kisten?

Um zu erfahren, was Twilight in den Kisten für die Spieler bereitgehalten hat, habe ich mit Mercedes von der Head-Orga gesprochen. Sie sagt, kleinere Kisten enthielten nützliche Dinge wie LARP-Wurfmesser oder IT-Geld. In einigen Kisten seien nützliche magische Gegenstände wie Heiltränke oder Unsichtbarkeitselixiere versteckt, in einer sogar die besondere Fähigkeit, einen beliebigen Twilight-Endgegner mit einem Wort der Macht direkt zu töten. Wieder andere Kisten enthielten OT-Gegenstände wie einen Gutschein, mit dem man beim Ticketkauf für ein Twilight-Con einmalig einen früheren Staffelpreis zahlen darf. Die Kiste mit dem Hauptgewinn enthielt zwei Tickets für den Bal Du Masque 2020.

Man habe das Geld für das Öffnen der Kisten zusammengenommen und davon verschiedene Gewinne bereitgestellt. Dadurch bietet nicht jede Kiste den exakten Gegenwert von 30 Euro. Die beiden Ball-Tickets und die Staffelpreis-Reduktion habe Twilight aus eigener Tasche beigelegt. Insgesamt wurden auf dem Ball neun der Kisten gefunden, darunter auch die mit den Ball-Karten.

Was hat Twilight davon?

Laut Mercedes gehe es bei den Lootboxen hauptsächlich um eine Belohnung für Plotjäger. Allerdings wollte man bewusst auch die Bereitschaft der Spieler testen, die Kisten vor Ort durch Bezahlen von OT-Geld freischalten zu lassen.

Freischalten oder nicht freischalten… das war hier gar keine Frage!

Das Konzept ist soweit aufgegangen: Keiner der Spieler, der eine der Kisten gefunden hat, hat danach die Freischaltung abgelehnt. Im Gegenteil: Einer der Spieler musste sich sogar Geld leihen, um die Kiste freischalten zu können … mit Erfolg, denn genau dieser Spieler hat die Ballkarten gewonnen.

Anmerkung des Autors: Durch den Wert der eingelagerten Preise ist es schon rein rechnerisch nicht möglich, mit der Aktion einen Gewinn zu generieren. Das wäre vielleicht möglich, wenn man hochpreisige Gewinne wie die Ball-Tickets weglassen und stattdessen mehr auf kostengünstig zu erwerbende Gewinne wie IT-Geld, weitere Schatzkarten oder einfache LARP-Utensilien setzen würde. Hier muss die Zukunft zeigen, in welche Richtung Twilight das Konzept weiterdenkt.

Fazit: Lootboxen im LARP – Top oder Flop?

Wird auch im nächsten Jahr der mysteriöse Maskenmann zu einem Ball mit Lootboxen begrüßen?

Wenn das Konzept der Lootboxen im LARP aufgeht, könnten LARP-Orgas es in Zukunft als weiteren Anreiz für ihre Spieler einsetzen. Wenn Schatzsuchen neben Intime-Schätzen auch OT-Gewinne beinhalten können, erhöht dies vielleicht die Motivation, sich an der Plotjagd zu beteiligen.

Der Bal Du Masque war ein ideales Pflaster für den Feldtest, da die Schatzsuche ein seit Jahren etabliertes Spielelement ist, welches lediglich minimal erweitert werden musste. Da die Spieler eh Tavernenkarten für die Getränke mit sich führen, ist auch die spontane Bezahlung einer Öffnung in den meisten Fällen kein Problem. Zumal auch schnell und unkompliziert mit EC- oder Kreditkarte bezahlt werden konnte.

Die Bezahlung mit Echtgeld für Spielgegenstände hat in der Computerspielszene eine große Diskussion ausgelöst. In der LARP-Variante erhält man für das Freischalt-Geld allerdings einen echten Gegenwert in Form von Spielutensilien, Vergünstigungen oder LARP-Tickets. Insofern ist die LARP-Variante des Lootbox-Konzepts eher mit einer Tombola zu vergleichen.

Twilight selbst sieht die Erprobung als einen ersten erfolgreichen Schritt. Der nächste Schritt ist, die Lootboxen bei einem der Wochenendcons einzusetzen und zu beobachten, ob sie dort genauso gut ankommen wie auf dem Bal Du Masque.

Bilder: © Kira Hagen, © merrydolla | depositphotos.com, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

 

 

 

 

Disclaimer:

Spoiler

Beim Bal Du Masque handelt es sich um eine echte Veranstaltung des Twilight-Teams. Alles zum Ball Gesagte entspricht der Wahrheit, besonders der LARP-Aspekt und die Schatzsuche. Lediglich die Lootboxen hat es niemals gegeben. Das Twilight-Team hat kein Glücksspiel veranstaltet. Die Veröffentlichung dieser Behauptung als Aprilscherz wurde mit Twilight abgesprochen.

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11 Kommentare

  1. Nach dem ich heute fast auf den „Live Stream Larp“ Artikel von der Drakenstein Orga reingefallen bin, lese ich mir das hier gemütlich in der Mittagspause durch und freue mich jetzt schon auf eure Kreativität!

  2. Ich gestehe: Ich habs auch geglaubt.
    Dazu eine kleine (lange vergangene) Anekdote von einem Phoenix-Spiel: Das Drachenei (Ein LARP-Ausrüster aus HH) hatte einen Stand aufgebaut und verkaufte Polsterwaffen. Eine Gruppe von drei Typen schaute sich Schwerter an. Armin vom Drachnei erlaubte sich einen Scherz: „Für fünzig Euro mehr ist es magisch!“, beriet er den Interessenten. Der dreht sich zu seinen Freunden um, sie beraten ein wenig, er kommt zurück und sagt: „Ok, das nehm ich.“
    Seitdem halte ich diesbezüglich nichts mehr für unmöglich.

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