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Bis zu vier Gilden kämpfen in Arcadia Quest um Ruhm und höchstes Ansehen, indem sie Monster töten, Aufgaben erfüllen und die jeweils andere Gilde daran hindern, besser zu sein. Denn eines kann man von dem Spiel mit Sicherheit sagen: kooperativ ist es nicht.

Nach dem sehr erfolgreichen und beliebten Arcadia Quest (2014) von CMON wurde im Jahr 2015 eine neue Kickstarterkampagne gestartet, welche eine Fortsetzung namens Inferno und die Erweiterung Pets anbot. Inferno kann als eigenständiges Spiel gespielt werden, wohingegen Pets als Erweiterung für Arcadia Quest und Arcadia Quest Inferno genutzt werden kann.

Ende 2018 hat Asmodee nun auch die deutsche Version auf den Markt gebracht.

Alle Neulinge, welche noch nie etwas von Arcadia Quest gehört haben, erfahren in den folgenden Zeilen etwas über den grundsätzlichen Spielablauf.

Alle Veteranen, welche sich bereits mit den Spielmechaniken auskennen, können direkt zum Punkt „Unterschiede zu Arcadia Quest“ springen.

Spielablauf

Arcadia Quest Inferno ist ein kampagnenbasierter Dungeoncrawler. Das bedeutet, man folgt einem Handlungsfaden und erlebt ein Szenario nach dem anderen, um so zum Endboss zu gelangen.

Aufbau des ersten Szenarios
Aufbau des ersten Szenarios

Hierzu werden die für das ausgewählte Szenario benötigten Teile zu einem Spielplan zusammengelegt und alle Aufbauanweisungen, wie die Platzierung von Gegnern, Gegenständen oder sonstiger Spielmaterialien, entsprechend dem beiliegenden Kampagnenbuch, befolgt.

Jeder Spieler erhält ein Gildentableau und drei Helden, welche entweder frei ausgesucht oder in späteren Spielen auch gedraftet werden können.

In den ersten Runden hat sich gezeigt, dass das eigene Team ausgewogen sein sollte und dass jeder zumindest einen Charakter haben sollte, der mehr als drei Lebenspunkte hat. Die Überlebenschance in den ersten beiden Szenarien fällt ansonsten recht gering aus.

Auf dem Gildentableau, unter dem Platz für die Charakterkarten, gibt es jeweils vier freie Inventarplätze, insgesamt also 12 Plätze. Darauf verteilt jeder Spieler beliebig seine Startausrüstung. Es sollte jedoch bedacht werden, dass ein Gildenmitglied nur kämpfen kann, wenn sein Inventar eine Kampfkarte enthält. Dazu aber später mehr.

Nach dem Aufbau beginnt der Startspieler und wählt eine von zwei Aktionen: Aktivierung eines Helden oder Ruhephase für seine Gilde.

Aktivierung eines Helden

Hier wählt der Spieler einen seiner drei Helden aus, der in der Runde „aktiv“ sein soll, und führt in beliebiger Reihenfolge eine Bewegung und einen Angriff aus.

Mit der Bewegung läuft der Charakter horizontal und vertikal über den Spielplan. Hierzu hat er drei Bewegungspunkte zur Verfügung, wobei er jeweils einen Punkt ausgeben muss, um:

  • Sich ein Feld weiter zu bewegen
  • Ein Portal zu nutzen
  • Eine Tür zu öffnen oder zu schließen, die an sein Feld angrenzt
  • Eine Höllensteinkarte in seinem Feld aufzudecken (nur in Inferno)

Bei der Bewegung gilt es auch, voll besetzte und blockierte Felder zu beachten.

Auf einem Feld können maximal zwei Charaktere (Helden oder Monster) stehen. Somit ist ein Feld mit zwei Charakteren voll besetzt und ein Charakter kann seine Bewegung dort nicht beenden.

Ist einer der beiden Charaktere ein Verbündeter, kann sich der aktive Charakter hindurchbewegen.

Bei einem blockierten Feld hingegen versperren zwei Gegner den Weg, wodurch sich der aktive Charakter nicht hindurchbewegen kann und auch die Sichtlinie unterbrochen wird (dazu später mehr bei Fernkampf).

Angriffs- und Verteidigungswürfel
Angriffs- und Verteidigungswürfel

Als weitere Aktion kann der Spieler mit seinem aktiven Helden einen Angriff durchführen. Hierzu wählt er eine noch nicht deaktivierte Angriffskarte aus dem Inventar seines Helden und ein Ziel, welches er mit seiner Waffe treffen kann. Hier ist zu prüfen, ob sich das Ziel im Nah- oder Fernbereich befindet.

Der Nahbereich ist das eigene Feld sowie alle Felder, die direkt angrenzen und weder durch eine Wand oder Tür blockiert werden.

Der Fernbereich bemisst sich von der Mitte des eigenen Feldes bis zur Mitte des Zielfeldes. Sollte die Sichtlinie nicht durch blockierte Felder, Wände oder Türen unterbrochen werden, so kann das Ziel getroffen werden.

Dann werden die Angriffswürfel geworfen, wobei bei einem Nahkampfangriff alle Schwertsymbole und beim Fernkampfangriff alle Pfeil- und Bogensymbole als Treffer gewertet werden.

Kritische Treffer (Explosionssymbol) zählen ebenfalls als Treffer. Zudem darf für jeden kritischen Treffer ein weiterer Würfel geworfen und gewertet werden.

Möchte oder kann ein Spieler keinen seiner Helden aktivieren, so steht ihm die Ruhephase-Aktion zur Verfügung. In dieser darf er alle seine genutzten Karten reaktivieren, seine Ausrüstung neu ordnen und verstorbene Helden wiederbeleben.

Monster-Aktivierung

Während der Bewegung oder nach einem Angriff kann es zu einer Wächter-Reaktion kommen. Das ist eine Besonderheit von Arcadia Quest: Die Monster haben keine eigene Spielzugphase, sie reagieren lediglich auf die Aktionen der Spieler. Die Kontrolle über aktivierte Monster hat stets der Spieler zur Rechten des aktiven Spielers.

Sollte sich ein Held innerhalb des Nahbereichs eines Monsters zu einem anderen Feld bewegen, so darf das Monster angreifen. Hierzu nutzt es die auf der Monsterkarte angegebenen Angriffswürfel und der aktive Spieler seine Verteidigungswürfel, um anfallenden Schaden zu minimieren oder gänzlich zu negieren. Alle Schildsymbole und kritischen Treffer zählen als eine Abwehr. Auch hier darf pro kritischem Treffer ein zusätzlicher Würfel geworfen werden.

Monster- und Questkarten
Monster- und Questkarten

Auch nach einem Fernkampfangriff des aktiven Helden auf ein Monster wird eine Wächter-Reaktion bei allen Monstern, welche sich im Nahbereich befinden, ausgelöst.

Das angegriffene Monster selbst erhält eine Rückschlag-Reaktion, wodurch es sich, neben einem Gegenangriff, zusätzlich bewegen darf.

Ich werde hier jetzt nicht auf alle Feinheiten des Systems eingehen. Es soll lediglich genügen, um ein Gefühl für den Spielablauf zu bekommen.

Spielziel

In jedem Szenario müssen verschiedene Quests erfüllt werden. Manche beziehen sich auf Aufgaben innerhalb der Mission (zum Beispiel: Töte einen Feuerteufel), andere sind gegen die Mitspieler gerichtet (zum Beispiel: Töte Helden der Tigergilde).

Um ein Szenario zu beenden, muss einer der Spieler mindestens drei Quests erfüllt haben, wobei eine davon auf jeden Fall eine Quest des Szenarios sein muss.

Kampagnenbogen
Kampagnenbogen

Im Kampagnenbogen werden für jeden Spieler die eigenen Erfolge festgehalten (zum Beispiel: Wer sammelte die meisten Münzen, welcher Held starb am seltensten?). Für jeden Erfolg wird einer Gilde eine Medaille verliehen. Allerdings nur der Gilde, welche in einer Kategorie die meisten Erfolge erzielen konnte. Bei Gleichstand erhalten alle diese Gilden die entsprechende Medaille.

Zuletzt wird überprüft, wer welchen Prestigerang erringen konnte:

  • Wer dem Unterfürsten den letzten tödlichen Schlag versetzt hat, wird Arcadias Retter.
  • Wer die meisten Medaillen in der Kampagne gesammelt hat, gilt als die wahre Macht hinter dem Thron.
  • Wer beides geschafft hat, gilt als einzig wahrer Arcadianer.
Kampf um Ruhm und Ehre
Kampf um Ruhm und Ehre

Unterschiede zwischen Arcadia Quest und Arcadia Quest Inferno

Im Vergleich zum Vorgänger haben ein paar kleine Neuerungen den Weg ins Spiel gefunden, die ich hier gerne etwas näher erläutere.

Große Charaktere

Es gibt nun einige Monster, welche so groß sind, dass sie ein ganzes Feld allein einnehmen. Sie zählen somit wie zwei Charaktere. Hier müssen die Regeln für „Voll besetzt“ und „Blockiert“ beachtet werden.

Zudem können sie andere Charaktere „verdrängen“. Die Bewegung eines solchen Charakters wird dadurch niemals blockiert, sondern er verdrängt alle anderen Charaktere auf diesem Feld.

Verdammnis

Die Verdammnis bietet den Helden die Möglichkeit, mächtige Fähigkeiten oder besondere Vorteile zu nutzen (zum Beispiel hat mit dem Angriff eines verdorbenen Dreizacks der Spieler die Wahl, eine Verdammnis in Kauf zu nehmen, erhält dafür aber einen Angriffswürfel mehr).

Allerdings kann sich die angesammelte Verdammnis während des Szenarios auch gegen den Spieler wenden. So können Monster besondere Vorteile erhalten, wenn sie gegen einen Helden mit Verdammnis kämpfen (zum Beispiel mehr Angriffs- und Verteidigungswürfel). Oder Höllensteinkarten bestrafen Helden, welche Verdammnis angesammelt haben.

Als letztes muss jeder Spieler am Ende des Szenarios für je zwei Verdammnisplättchen eine Todesfluchkarte ziehen.

Man sollte sich daher gut überlegen, ob und wann man Verdammnis in Kauf nimmt und wann nicht.

Höllensteinkarten

Höllensteinkarten
Höllensteinkarten

Diese können von einem Spieler durch Ausgabe eines Bewegungspunktes aktiviert werden. Einmal aktiviert, muss der Effekt der Karte ausgeführt werden – ob gut oder schlecht.

Durch diese Karten kann es auch vorkommen, dass ein Monster aktiviert werden darf.

Somit reagieren Monster nicht nur mehr auf Angriffe oder Bewegungen, sondern können auch außerhalb dieser Regeln aktiviert werden.

Das Spiel wird dadurch weniger berechenbar, da auch mit Angriffen außerhalb des eigenen Zugs gerechnet werden muss.

Engel

In einigen Szenarien können Engel gerettet werden. Sollte dies einem Spieler gelingen, so schließt sich dieser Engel seiner Gilde an. Der Spieler muss dann entscheiden, welcher seiner anderen Helden auf die Ersatzbank muss.

Sollte jedoch niemand den Engel retten, so wird dieser verdammt und im späteren Verlauf der Kampagne wieder auftauchen, um sich an den Spielern zu rächen, da er der Verdammnis anheimgefallen ist.

Engel, welche als Schurken wieder auftauchen, sind richtig harte Gegner und können eine ganze Weile für Beschäftigung sorgen.

Erweiterung Pets (Tiergefährten)

Hier möchte ich noch kurz auf eine Erweiterung eingehen, welche in der Kickstarterkampagne angeboten wurde und nun bei Asmodee ebenfalls auf Deutsch erschienen ist.

Im Wesentlichen erweitert diese Box Arcadia Quest und Arcadia Quest Inferno um Tiergefährten und eine neue Kampagne. Hierfür bekommen die Spieler ein neues Tiertableau und dürfen sich zum Start der Kampagne ein Tierchen aussuchen.

Diese Tiere können niemals angreifen, aber bewegen sich zu den regulären Bewegungsregeln. Zudem ist das Aufnehmen von Erkundungsmarkern oder Höllensteinkarten nicht möglich.

Allerdings lösen Tiere keine Wächter-Reaktionen aus und sie besetzen kein Feld. Sie zählen niemals gegen das Limit von zwei Charakteren pro Feld.

Der Vorteil der Tiere sind ihre Fähigkeiten, die die Helden der eigenen Gilde unterstützen.

Daher kommt noch ein Hauch Taktik hinzu, da man die Tiere der anderen immer im Auge behalten und sein eigenes Tierchen so nützlich wie möglich platzieren sollte.

Zudem können sie ganz regulär von anderen Charakteren getötet werden, wodurch der Bonus durch deren Fähigkeit bis zur Wiederbelebung wegfällt.

Am Ende jedes Szenarios steht es den Spielern frei, ihr Haustier aufzuwerten, damit die Fähigkeiten stärker werden und die Lebenskraft steigt.

Ausstattung

Wie von CMON gewohnt, ist die Qualität der Komponenten hervorragend. Die Miniaturen sehen klasse aus, die Pappmarker haben eine gute Dicke und Größe und die Spielkarten sind ebenfalls ordentlich. Von dieser Warte aus gibt es kaum etwas zu beanstanden.

Auch die Spielpläne sehen nun etwas farbenfroher aus, was der Übersicht – in meinen Augen – zugutekommt. Im Vorgänger Arcadia Quest sind die Pläne etwas eintönig und man kann leicht übersehen, wo sich Türen und Wände befinden. Das ist in Arcadia Quest Inferno etwas besser geworden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Asmodee, CMON
  • Autor(en): Thiago Aranha, Guilherme Goulart, Eric M. Lang, Fred Perret
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Spieldauer: 60 – 120
  • Spieleranzahl: 2 3 4
  • Alter: 13+
  • Preis: 90,00 EUR (Arcadia Quest Inferno) / 40,00 EUR (Arcadia Quest Pets)
  • Bezugsquelle: Arcadia Quest: Inferno, Pets Erweiterung

 

Bonus / Downloadcontent

Auf BGG hat ein Fan eine Einzelspieler-/Kooperativ-Variante hochgeladen. Allerdings benötigt man hierzu zusätzlich das Spiel Masmorra: Dungeons of Arcadia. Es handelt sich dabei um einen Ableger in der Welt von Arcadia, welcher auf der Basis von Würfeln funktioniert.

Fazit

Inhalt der Box
Inhalt der Box

Arcadia Quest ist ein launiger und kurzweiliger Vertreter seines Genres. Und auch der Nachfolger Inferno bietet den gleichen Spaß, nur mit neuen Charakteren und kleinen zusätzlichen Mechaniken, die das Spiel nicht unnötig aufblähen oder verkomplizieren.

Besonders das Element der Verdammnis nötigt stellenweise interessante Entscheidungen ab, da diese einen zwar stärker machen kann, aber im Laufe des Spiels seinen Tribut einfordern.

Auch die Erweiterung Pets bietet mit seinen tierischen Begleitern und der eigenen Kampagne einen Anreiz zur Ergänzung der Grundspiele. Ich würde es zwar nicht als „must have“ bezeichnen, aber mit den Tieren lassen sich interessante neue Taktiken ausprobieren, und verbessern lassen sie sich auch noch.

Wer Arcadia Quest noch nicht sein Eigen nennt, könnte daher auch gleich zum Nachfolger Inferno greifen, sofern er einen größeren Ärgerfaktor durch die Infernokarten möchte oder mit den Entscheidungen durch die Verdammnis liebäugelt.

Die Arcadia-Veteranen, welche den Vorgänger schon mochten, werden auch mit Inferno ihre Freude haben. Zudem könnte Pets hier eine sinnvolle Ergänzung sein, da man dadurch seinen Kontrahenten noch besser Steine in den Weg werfen kann.

mit Tendenz nach unten, für die, die kompetitive Dungeoncrawler nicht mögen.

 

Artikelbild: Asmodee, CMON, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestelllt.

 

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